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Ausgabe:

1882 Nr. 13

Spalte:

294

Autor/Hrsg.:

Godet, F.

Titel/Untertitel:

Commentar zu dem Brief an die Römer. 2. Thl. Kapitel 6 - 16 1882

Rezensent:

Schürer, Emil

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Seite 1

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293 Theologifche Literaturzeitung. 1882. Nr. 13. 294

felben, ja mit gröfserem Rechte könnte es freilich auch Haram in Jerufalem felbft fteht. So find es die ver-
heifsen: Bethlehem und das örtliche Judäa. Denn die ( fchiedenften Cultur-Epochen, durch die wir an der Hand
Darfteilung wendet fich von Bethlehem aus der Wüfte 1 diefes trefflichen Werkes geführt werden, und deren cha-
Judäa's zu, befchreibt die Gegend am todten Meere und ! rakteriftifche Eigenthümlichkeit überall zu lebendiger

bei Jericho und geht erft dann zu den Ortfchaften
im nördlichen Judäa (Michmas, Gibea Saul's etc.) über.
Ein weiterer Abfchnitt, der hier nicht mehr zu Ende

treuer Darftellung gebracht wird. Möchte das Werk
in immer weiteren Kreifen die verdiente Aufnahme und
Unterftützung finden.

gefuhrt ift (S. 207-248), behandelt Das Gebirge von Gj f Schürer

Juda und Ephraim', alfo zunachft die auf dem Ge-

birge von Juda und an deffen weftlichen Ausläufern lie- , Qodet. Prof. Dr. F., Commentar zu dem Brief an die Rügenden
Ortfchaften (Bethhoron, Emmaus etc. etc.), und mer Deutfch bearb Diaconus P Wunder-
dann das Gebirge von Ephraim bis Silo und bis zum v^-.^r < < tj oo l
Jakobsbrunnen, alfo das famaritanifche Gebiet. — So- llch' 2" ThL Kapitel 6-16. Hannover 1882, Meyer,
wohl der Text als die Illuftrationen ftehen auf der glei- (335 S. gr. 8.) M. 6. —

chen Höhe wie in den früheren Lieferungen. Beide zu- , Das franzöfifche Original diefes Commentares hat
fammen geben ein höchft lebendiges Bild des heutigen j Ref. jn Nr. 2 diefes Jahrgangs eingehend befprochen und
Paläftina's. Alles ift dabei in gleicher Weife berückfich- ; charakterifirt. Eben dort ilt auch bereits die erfte Hälfte
tigt. Treffliche Landfchaftsbilder, Anflehten ganzer der deutfehen Ueberfetzung erwähnt, die noch von dem
Städte und Ortfchaften wechfeln mit meifterhaft aufge- verdorbenen Pfarrer E. R. Wunderlich, dem Ueber-
nommenen Architekturftücken: chriftlichen Kirchen, Ka- fetzer der früheren Commentare Godet's, bearbeitet war
pellen, Mofcheen, Gräbern, Brunnen,Thoren, Brücken etc. Auf dem Titel diefer zweiten Hälfte ift dagegen Dia-
Die Natur des Landes, feine eigenthümliche Vegetation, Conus P. Wunderlich als Ueberfetzer genannt; doch
die am häufigften vorkommenden Thierarten werden uns
ebenfo lebenstreu vorgeführt, wie das Treiben der heutigen
Bevölkerung in Handel und Gewerbe, Induftrie,

wird man durch kein Vorwort darüber orientirt, in welchem
Verhältnifs die beiden Träger des gleichen Namens
zu einander ftehen. Die Ueberfetzung lieft fich
Ackerbau und Viehzucht Der V eranfehauhchung diefes | gutj und giebt! foweit ich verglichen habe, den Sinn des
Kulturlebens find theils befondere Illuftrationen gewid- Originales richtig wieder. Bei wörtlicher Anführun^ deu t-
met, theils dient dazu auch die in den Landfchaftsbil- j fcher Autoren follten die betreffenden Worte Bichtaus
dem fehr forgfaltig behandelte Staffage. Ueberall ift es . dem Franzöfifchen zurücküberfetzt, fondern nach dem
echt orientahfehes Leben, in das wir uns hineinverfetzt
fühlen. Man wird allerdings beim Betrachten diefer Bilder
nicht gerade mit befonderem Refpect vor dem Fleifs
und der Rührigkeit der Bevölkerung erfüllt. Es ift vielmehr
die träge Befchaulichkeit und Genügfamkeit eines
dürftigen Dafeins, die als herrfchender Grundton er-
fcheint. — Was aber diefen Bildern noch einen befon-
dern Werth verleiht, ift dies, dafs fie uns nicht nur das

deutfehen Originale felbft gegeben werden. So viel
ich fehe, ift diefes Verfahren zwar in der Regel (z. B.
S. 289 zweimal), aber doch nicht ganz confequent z. ß!
S. 93. 248- beobachtet worden. In dem Citat aus Reufs
S. 289, follte es ftatt ,fo gefchickt' heifsen ,gefchickt
fo'. In Betreff" des Inhaltes verweife ich auf meine
frühere Anzeige. Nur eine Aeufserlichkeit fei noch er-
wähnt. Auch bei diefem Buche ift wieder einmal, wie
heutige Palaftina lebendig vor Augen fuhren, fondern j man es jetzt oft lieht, die Rückfeite des letzten Blattes
auch die Gefchichte von mehr als zwei Jahrtaufenden durch Buchhändlerannoncen verunftaltet während die
an uns vorüberziehen laffen. Von der Gefchichte Ifraels Vorderfeite desfelben Blattes noch vom Texte des Bu-
in der vorchrifthchen Zeit find freilich faft keine, oder ches eingenommen wird. Diefe ganz abfeheuliche Un
doch nur ganz wenige Spuren erhalten (vgl. z. B. die fltte kann nicht oft und ftreng genug gerügt werden
Siloa-Infchrift S. 112); hier mufs die Schilderung der ... f

hiftorifch-merkwürdigen Orte und Gegenden für den j "leisen.____ E< Schürer.

Mangel directer Cultur-Refte entfehädigen. Etwas mehr | _ ,. _ .....

,ft fchon aus römifcher Zeit erhalten, z. B. Brücken, Pauli Orosii histor.arum adversum paganos libri VII. Acce-
Aquäducte, Befeftigungsarbeiten, die grofse Säulenftrafse d't eiusdem liber apologeticus. Recensuit et com-
von Sebafte, die hoffentlich eine der nächften Liefer- mentario critico instruxit Carolus Zangemeister,
ungen bringen wird, und Aehnliches. Doch bietet auch [Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum vol V 1
in diefer Beziehung das Weftjordanland verhaltnifsmafsig Wjen gg Q w, g (XXXIX, 819 S gr'8)

Weniges im Vergleich mit den grofsartigen romifchen _ ' lAAA4A< öiy a gn °->

Ruinenftädten des Oftjordanlandes. In reichfter Fülle ift

dagegen die chriftliche und die muhammedanifche Cultur Vorliegender Band der Wiener Sammlung der la-

vertreten, und zwar die chriftliche fowohl der byzanti- teinifchen Kirchenfchriftfteller reiht fich feinen Vor-
nifchen als der Kreuzfahrer-Periode. Wer ein Bild von ; gängern würdig an. Für die Herftellung des Textes
der geiftertödtenden Oede byzantinifchen Mönchslebens der historia adv. paganos hat Zangemeifter einen fehr
gewinnen will, der betrachte hier die an die einfame reichen Apparat benutzt. Unter den zu Grunde geleg-
ifteile Felswand geklebten Mauern des merkwürdigen ten Handfchriften unterfcheidet er zwei Familien Die
Klofters Mar Saba (S. 161 ff.) oder die rohen Eremiten- erfte ift vertreten durch den alten cod. Lanrcntianiis
höhlen im Kidronthale (S. 167) und im Berg Quarantana />/. 65, 1 (Z.) saec. VI exeunte, den cod. Bona/iesc/an^ensn
bei Jericho (S. 188 ff.), die in erfchreckender Weife uns ; bat. pnncipis de Buerstenberg No. 18 saec. VIII(D), cod
deutlich machen, dafs für diefes chriftliche Anachoreten- Bobicnsis (jetzt Ambrosian. D. 23 Sup.) saec. VIII init
thum chriftliche Frömmigkeit gleichbedeutend war mit j (/?), welcher nur den Anfang bis II, 13, 7 enthält und die
abfoluter Verleugnung aller Cultur. Andere Bilder, wie j Fragmente eines codex ,divi Remach in Srab/dnno' saec.
die der Grabeskirche zu Jerufalem und der Geburts- [ Vitt (S), im ganzen 12 Blätter und Blattfragmente, zwei
kapellc zu Bethlehem, geben uns Zeugnifs von der nai- zu Druffel (No. 19609), die andern früher ebenfalls zu
ven Zuverficht, mit welcher die heilige Legende alle [ zu Bruffel und dort von Pertz abgefchrieben, aber jetzt

Localitäten der biblifchen Gefchichte zu bezeichnen
wufste, und zugleich von der (labilen Pracht des byzan-
tinifch-katholifchen Cultus. Auch die Gefchichte der

verloren, und fieben im Brit. Mufeum cod. Add. 24144.
Davon ift L mehrmals, zuletzt von Burfian und du Ricu
collationirt und von Zangemeifter wiederholt eingefehen.

Kreuzfahrerzeit ift durch fpecielle Baudenkmale vertreten ! B von du Rieu, Studemund und Paul Krüger collatio
(vgl z. B. S. 230). Und nicht gering ift endlich die nirt und von Zangemeifter eingefehen, V> von Zange

Zahl der muslimifchen Cultusftätten, an deren Spitze das

meifter, die noch vorhandenen Fragmente von S theils