Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1881 Nr. 5

Spalte:

114

Autor/Hrsg.:

Ohly, Emil

Titel/Untertitel:

‚Wachet, stehet im Glauben!‘ Sammlung von Konfirmations-Reden 1881

Rezensent:

Sachsse, Eugen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

H3

Theologifche Literaturzeitung. 1881. Nr. 5.

114

,er kennt das arm Gemachte' — .gleich wie das Gras
von Rechte'; warum nicht wie im Eif. Entwurf? Rechte
ift zudem falfche Lesart ft. Rechen, was noch heute im
Volksmunde die Steinreihen zwifchen den Feldern bedeutet
, auf welchen das Gras fchnell dorrt; Nr. 499, 9
,der Schwangern ihr Entbinder'; Nr. 575, 7 .fchlagen
oft nur kleine Drüfen'; das Lied verdient Verkürzung;
Nr. 582, 5 .zuckerfüfs und gallenbitter' müfsten eben fo
gut befeitigt werden, wie in andern Liedern .Zucker',
während freilich Nr. 593, 13 .verzuckert' belaffen worden
ift. Nr. 595, 5 müfste die falfche Auslegung der Hiob-
ftelle ,eben diefe Haut' wie in andern Gefangbüchern
unbedingt geändert werden; aus andern Gründen Nr. 611,
5 .Drachen' und ,der Löwe brüllt', etwa wie im Berk
Entwurf, der doch auch ziemlich ftreng an den Originalen
fefthält.

Doch wir beenden unfere Beanftandungen; es mögen
diefelben ein Mafsftab deffen fein, was nach unferer Anficht
in fehr vielen von uns nicht angeführten Liedern
befeitigt und geändert werden müfste.

Zum Schluffe wollen wir nur noch auf einige Unrichtigkeiten
hinfichtlich einiger Lesarten und dann der
Angabe der Lieder und ihrer Verfaffer hinweifen. Nr.
425, 3 ift wieder die falfche, fchon fo oft gerügte Lesart
,als er urfprünglich war' zu finden, während Kinkart
den gegen die Arianer gerichteten Zufatz zum kleinen
Gloria ganz richtig überfetzt hat: ,Dem ewig höchften
Gott, als'es anfänglich war', wodurch das trinitarifche
Verhältnifs als ein von Ewigkeit her beftandenes bezeugt
werden foll. Nr. 429, 1 und 488, 9 findet fich ,du ftarker
Zebaoth', während Zebaoth ohne einen Zufatz wie .Herr'
oder ,Gott' nicht wohl als Gottesname gebraucht werden
darf.

Das Lied Nr. 5, das im Entw. anonym fteht, ift von
M. Schirmer; Nr. 122 ift eine freie Uebcrarbeitung einzelner
Strophen von Lavater, Danneil und Sturm
zu einem Ofterliede durch Diterich; das Tauflied Nr.
187 ift nicht von Bornfchürer, fondern von dem 1686
als Paftor zu der Tann verftorbenen Johann Herbart;
Nr. 241, hier ohne Angabe des Verfaffers, ift von Lavater
; Nr. 280, hier anonym, ift von S. von Birken ; Nr. 297
ift nicht, wie angegeben, von G. Arnold, fondern die
freie Bearbeitung eines holländifchen Originals von
Lodenftein durch B. Craffelius. Nr. 375 ift urfprünglich
von einer Wittwe Katharina Grofsmann als ein
Akroftichon auf ihren Taufnamen gedichtet zu ihrer
Tröftung und von ihrem Sohne Burkhard Grofsmann,
Bürgermeifter in Jena, überarbeitet, wird fonft fälfehlich
dem Generalfupcrintendenten Adam Kefsler in Coburg
zugefchrieben; Nr. 393 ift ein Lied von Mich. Franck;
Nr. 484 ift von Jof. Stegmann; Nr. 561 mufs wohl
Selnekker zugefchrieben werden. — Neumark ift nicht,
wie im Verzeichnifs der Dichter angegeben ift, zu Mühlhaufen
, wohin fein Vater erft fpäter zog, geboren, fondern
zu Langenfalza in Thüringen.

Wir find zu Ende. Das Bemerkte, dem vieles Andere
hätte hinzugefügt werden können, wird wohl die Noth-
wendigkeit einer gründlichen Revifion und Ueberarbeitung
gezeigt haben, und wir hoffen, dafs mit diefer Aufgabe
zunächft ein derfelben vollkommen Gewachfener werde
betraut werden. Der Ausfall diefer Gefangbuchsange-
legcnheit ift nicht blofs für die Hannöverifche Provinzial-
kirche von Wichtigkeit, fondern übt naturgemäfs eine
pofitive oder negative Rückwirkung auch auf weitere
Kreife. Wer aber die Wichtigkeit und Bedeutung der
Gefangbuchsangelegenheit zu würdigen weifs, der wird
nur auf das lebhaftefte wünfehen können, dafs fie zunächft
für Hannover zu einem befriedigenden Ende geführt
werde.

Friedberg. Dr. Schwabe.

Hofacker, Pfr. L., Ein güldenes Jubiläum, oder Gefchichte
der 50jährigen Wirkfamkeit der evang. Gefellfchaft
in Stuttgart. Feftfchrift. Stuttgart 1880, Buchh. der
ev. Gefellfchaft. (VI, 255 S. gr. 8.) M. 1. —

Auf Anregung des Pfarrers Hahn traten zu Efslingen
im Jahre 1830 einige Männer zufammen, um einen Verein
zur Verbreitung kleiner religiöfer Schriften zu gründen.
Der Verein beftand nach 2 Jahren aus etwa 100 Mitgliedern
. Er hatte bereits 16 kleinere Tractate und eine
gröfsere Schrift: ,Die Gefchichte der Kirche Chrifti' herausgegeben
. Ferner gründete er ein erbauliches Blatt,
das wöchentlich erfchien unter dem Titel: ,Altes und
Neues aus dem Reiche Gottes.' Dazu legte er eine chrift-
liche Leihbibliothek an. Statt des urfprünglichen Namens
,Efslinger Tractatverein' legte er fich mit der Ausdehnung
feiner Wirkfamkeit den Namen ,Evangelifche Gefellfchaft
' bei. 1835 wurde der Sitz der Gefellfchaft nach
Stuttgart verlegt. 1846 ftellte fie einen Stadtmiffionar
und mehrere Colporteure an, welche aufser dem Verkaufe
der Schriften auch durch Hausbefuche innere Miffion
trieben. Getragen vom Vertrauen des fchwäbifchen Pietismus
dehnte der Verein feine Wirkfamkeit immer weiter
aus und zog allmählich fall alle Gebiete der innern Miffion
in den Bereich feiner Thätigkeit. Befuche der unter
Katholiken zerftreuten Evangelifchen, Pflege der Armen
und Kranken, Ausbildung chriftlicher Lehrer, Jünglingsvereine
, Verforgung armer Wittwen, das find die Arbeiten
des Vereins, die zur Zeit von einem theologifch gebildeten
Vorfteher und mehreren Stadtmiffionaren ausgeführt
werden. Seit 1859 befitzt der Verein in Stuttgart
ein eigenes Haus mit einem grofsen Saale.

Das etwa ift die Entwicklung des Vereins, welche
der zeitige Secretär in obiger, bei Gelegenheit des 50-
jährigen Jubiläums herausgegebenen Schrift einfach und
i anfehaulich darfteilt.

Im zweiten Theil giebt er kurze Lebensfkizzen von
18 Männern, welche fich an den Arbeiten des Vereins
in hervorragender Weife betheiligt haben. Wir zweifeln
nicht, dafs diefe nicht nur den Freunden derfelben willkommen
fein werden, fondern auch in weiteren Kreifen
anregend und erbauend wirken können.

Hamm. Sachfse.

Ohly, Pfr. Emil, ,Wachet, stehet im Glauben!' Sammlung
von Konfirmations-Reden. In Verbindung mit Freunden
hrsg. Wiesbaden 1880, Niedner. (VI, 387 S. 8.)
M. 4. — ; geb. M. 5. —

Den in Nr. 1 r des vorigen Jahrgangs diefer Zeitung
angezeigten Grab- und Traureden hat der unermüdliche
Herausgeber nunmehr eine Sammlung Confirmations-
reden folgen laffen. Diefelbe enthält 61, meift ganz ausgeführte
Confirmationsreden. Unter den Verfaffern finden
wir die Namen Dr. Gerok, Dr. Diegel, Müllenfiefen, Nebe,
Quandt, Kübel, Krummacher, Köftlin Wir glauben, dafs
jüngere Geiftliche die vorliegende Sammlung mit Nutzen
gebrauchen werden und beziehen uns im Uebrig'en auf
das in Nr. 11 des vorigen Jahrgangs Gefagte.

Hamm. Sachfse.

Dickmann, Oberpfr. Dr. F., Pastoralbibliothek. Sammlung
von Cafualreden. 1. Bd. Gotha 1880, Schloefsmann.
(VIII, 345 S. gr. 8.) M. 4. 80.

Schon wieder eine Sammlung Cafualreden! wird
mancher fagen und den Kopf fchütteln. Indefs das häufige
Erfcheinen folcher Sammlungen weift auf ein Bedürfnifs
hin. Es ift nicht zu leugnen, dafs die Cafualrede in
unfern Tagen eine hervorragende Bedeutung hat. Für
viele Familien ift fie der einzige Weg, auf dem das Wort