Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1881 Nr. 24

Spalte:

563-564

Autor/Hrsg.:

Schornbaum, Joh. Wolfg.

Titel/Untertitel:

Reformationsgeschichte von Unterfranken 1881

Rezensent:

Kolde, Theodor

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

563

Theologifche Literaturzeitung. 1881. Nr. 24.

564

Abfchnitt,Buchdruck un(j Universität' ganz übergehen. Da
zeigt fich denn, dafs in Tübingen in der ganzen Zeit faft nur
gelehrte Sachen gedruckt wurden; deutfche Schriften
giebt es nur 25 und unter diefen, wenn man von den
theologifehen Streitfchriften abfieht, nur 7 als populär
zu bezeichnende; humaniftifche Werke find es 58, theologifche
48, mathematifche 6, hiftorifche und juriftifche
je 5, medicinifche 2, ein logifches, ein kabbaliftifches.
So, wenn man den ganzen Zeitraum ins Auge fafst;
nimmt man aber die obgenannten Zeitabfchnitte für fich,
fo fallen auf Otmar faft lauter theologifche Sachen, alle
Tübinger Publicationen der theologifehen Facultät [Biel,
Summenhart]; nach ihm verfchwindet fie vom literari-
fchen Markt, und hat fich namentlich an der theolog.
Strtitliteratur, welche Luther's Auftreten hervorgerufen,
nicht betheiligt. Unter Ansheim's 56 in Frage kommenden
Drucken ift keine theologifche Schrift mehr,
dagegen gehören 53 dem Humanismus an, darunter für
den grieenifchen Unterricht 4 Lehrbücher, für den he-
bräifchen 3 (Adrian, Reuchlin, Aldus). Das Bild ändert
fich wiederum total beiMorhart: von $2 gelehrten Werken
in 12 Jahren nur noch 5 humaniftifche Schriften, dagegen
wieder 36 theologifche, alle aufser 3, von katho-
lifchem Standpunkt aus, nicht weniger als 31 davon find
eigentliche Streitfchriften gegen die Reformation von
Fck, Cochläus, Köllin, Schatzger u. f. w. und dies, trotzdem
dafs der Drucker fich der Sache Luther's zuneigte
und ohne dafs die Tübinger Theologen fich dabei betheiligten
. Grund: alle übrigen Preffen Südweftdeutfch-
lands Fanden bereits im Dienfte der Reformation, in
Württemberg war das Landesregiment noch katholifch,
alfo auch die Univerfität und die Prcffe dafelbft. Auszuführen
, wie vom Jahre 1535 an fich faft das Gegen-
ftück des Bisherigen zeigt, fiel aufserhalb der Grenzen,
die fich der Verf. gefleckt hatte, noch weiteres anzuführen
fiele über die Grenzen einer Anzeige. Das Werk
felbft ift von der Verlagshandlung prächtig ausgeftattet:
S. 78 ein Facfimile des Titels von Reuchlin's Augen-
ipiegel, vorne ein Bild des berühmten Mathematikers
Stöffler (j 1531) nach einem der alten Drucke; S. 10.
17 'ff. 32 t. die verfchiedenen Drucker- und Verlegerzeichen
etc. Zum Schlufs nur eine kleine Berichtigung:
S. 91, 4 fchreibe Petrus Nigri, eine Klage: über die
feltfame Mode, auf den Titelblättern keine Interpunktion
mehr anzubringen und eine Frage: woher flammt das
durch Aldus Manutius als Druckverzierung fo beliebt
gewordene Epheublatt (f. auch S. 132. 138 und den Titel
vorliegenden Werks), das fich fchon in der älteften grie-
chifchen Bibelhandfchrift, dem berühmten Codex Vatica-
nus, am Ende der Pfalmen findet ?

Münfingen, Württemberg. E. Neftle.

1. Stark, Dekan J. G., Die Reformation in Bayern und den
angrenzenden Pfalzen. Eine fpecialgefchichtliche Abhandlung
. Hof 1881, Grau & Co. (IV, 52 S. gr. 8.)
M. —. 80.

2. Schornbaum, Pfr. Joh. Wolfg., Reformationsgeschichte

von Unterfranken. Nördlingen 1880, Beck. (V, 231 S.

8.) M. 2. 25.
An guten Arbeiten über die Kirchengefchichte
Bayerns, fpecieller die Reformationsgefchichte, ift gerade
kein Ueberflufs vorhanden, und allgemach beginnt man
dies auch in weiteren Kreifen zu fühlen und fich eingehender
mit den Anfängen evangelifchen Kirchenthums
in Bayern zu befchäftigen. Durch eine Preisaufgabe
der philofophifchen Facultät in München hiezu angeregt
hat F. Roth in einer in diefer Zeitfchrift fchon
befprochenen trefflichen Arbeit (Augsburgs Reformationsgefchichte
1517—1527, München 1881) die erften
Kämpfe um die Reformation in Augsburg dargeftellt.
Daran reihen fich die beiden vorliegenden Schriften an.
Ueber die erftgenannte ift nicht viel zu fagen. Obwohl

fie der Verf. eine fpecialgefchichtliche Abhandlung
nennt, ift he doch nichts weiter als ein fehr kurzer und
inhaltlich zuweilen recht dürftiger Abrifs der Gefchichte
der evangelifchen Kirche in Bayern, wofür dem Verf.
nur ziemlich alte Darftellungen (die meiften der citirten
Werke gehören dem vorigen Jahrhundert an) zu Gebote
ftanden. Anders verhält es fich mit der Schrift von
Schornbaum, dem neben einzelnen trefflichen Vorarbeiten
auch archivalifches Material, wenn auch in be-
fchränktem Urnfange, vorgelegen hat. Freilich möchte
man fogleich mit dem Verf. über den Titel ftreiten,
denn von einer einheitlichen Reformationsgefchichte des
jetzigen bayerifchen Kreifes Unterfranken, in deffen Regierung
zur Reformationszeit fich vier geiftliche Stifter,
vier Grafen und eine fehr grofse Anzahl von reichsunmittelbaren
Rittern fich theilten, kann natürlich nicht die
Rede fein. Infolge deffen bietet der Verf. unter jenem
Titel eben nur eine Reihe kleiner unzufarnmenhängender
Bilder von der Reformation und Gegenreformation jener
Bisthümer, Graffchaften etc., die in dem jetzigen Kreife
Unterfranken lagen oder doch hineinragten, ein Verfahren,
wobei zahlreiche Wiederholungen wohl nicht zu vermeiden
waren. Die Schrift zerfällt in 11 Abfchnitte.
1. Das Hochftift Würzburg. 2. Die Fürftabtei Fulda.
3. Das Erzftift Mainz. 4. Das Bisthum Bamberg. 5. Die

j Graffchaft Henneberg (mit 5 Unterabtheilungen). 6. Die
Graffchaft Reineck. 7. Die Graffchaft Wertheim. 8. Die

I Graffchaft Caftell. 9. Die Markgraffchaft Ansbach. 10.
Die Reichsritter- und Ritterkantone Rhön -Werra und
Baunach. 11. Die Reichsftadt Schweinfurt und die Reichsdörfer
Gochsheim und Sennfeld. Den weitaus gröfsten
Raum nehmen die Würzburg und Fulda betreffenden
Capitel ein, während der Verf., wie zu erwarten, von
einzelnen kleinen Landfchaften nur auf wenigen Seiten
zu erzählen weifs, wobei der Abfchnitt über Ansbach
wohl etwas zu dürftig ausgefallen ift. Die Vorarbeiten
von Sixt, Engelhardt, Heller, Löhe, Medicus u. a. hat
er fleifsig benutzt und es verftanden, unter Plerbeizieh-
ung des reichen, in den verfchiedenen Organen der hifto-
rifchen Vereine zerftreuten Materials anfehauliche Bildchen
zu zeichnen und mit grofsem Fleifs an der Hand
der Localgefchichte den Spuren evangelifchen Kirchen-
thums felbft in den kleinften Orten nachzugehen, wenn
auch nicht immer mit der nöthigen Kritik, fo wenn z. B.
S. 5 zum Beweis evangelifcher Predigt in Würzburg zu Beginn
des fechzehnten Jahrhundert die epistol. obsair.vir.<y.)
als Quelle citirt werden. Als befonders dankenswerth
verdient erwähnt zu werden, dafs der Verf., während er
für die ältere Zeit das vorliegende Material nur gefchickt
verwerthet hat, die äufsere Gefchichte der evangelifchen
Kirche in den angegebenen Gebieten bis in die neuefte
Zeit heraufführt und darin manches Intereffante bietet;
nur möchte man wünfehen, dafs gerade diefe Mfttheil-
ungen reicher wären und nicht blofs einen ftatiftifchen
Charakter trügen. Am Schlufs giebt der Verf. ein Orts-
regifter mit Bezeichnung derjenigen Ortfchaften, die
wieder katholifch geworden find, wogegen er ein Per-
fonenregifter vermiffen läfst.

Erlangen. Th. Kolde.

1. Gundert, H., Die evangelische Mission, ihre Länder, Völker
und Arbeiten. Calw 1881, Vereinsbuchhandlung.
(VIII, 359 S. 8.) cart. M. 2. — j geb. M. 2. 40.

2. Burkhardt's, Dr. G. E., Kleine Missionsbibliothek. 2.

Aufl., gänzlich umgearbeitet und bis auf die Gegenwart
fortgeführt von Dr. R. Grundemann. 4. Bd.:
Ozeanien. 3 Abthlgn. u. Regifter. Bielefeld, Vel-
hagen & Klafing. (gr. 8.) M. 10. 20.
Inhalt; I. Der Indifche Archipel. (V, 281 S.) 1880. M. 3. —. — II.

Polynelien, Neufeeland u. Mikronefien. (VII, 352 S.) 1881.

M. 3. 60. — III. Melanefien u. Auftralien. (290 S.) 1881. M. 3.—;

Regifter (63 S.) M. —. 60.