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Ausgabe:

1881 Nr. 23

Spalte:

540-543

Autor/Hrsg.:

Van de Sande Bakhuyzen, W. H.

Titel/Untertitel:

Over de toepassing van de conjecturaal-kritiek op den tekst des Nieuwen Testaments 1881

Rezensent:

Gebhardt, Oscar

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539 Theologifche Literaturzeitung. 1881. Nr. 23. 540

in dem Sinn: ,ihr werdet nach Hadadrimmon gefchleppt
werden' {sc. um dafelbft als qedescköt proflituirt zu werden
); 5, 9b fei mit LXX tojiiPi ftatt "ifcn zu lefen; zu 5,26
erachtet St. die Erklärung von sikkut und kijjnn als af-
fyrifche Götternamen [sakkut und kaivann) nicht für ge-
fichert, will vielmehr lieber bei der Deutung diefer Worte
als Appellativa flehen bleiben. Minder verftändlich ift
dem Referenten, wie fich St. der Anerkennung des
CnNian als eines Perf. consec. verfchliefsen konnte (zumal
unter Beachtung des zweifellos coordinirten -»nbarn in
V. 27, das ohnedies ganz in der Luft fchwebt). So oft
man die Stelle unbefangen lieft, wird jedesmal der Eindruck
wiederkehren, dafs jenes Perfectum fyntaktifch
keine andere Faffung zuläfst; die Beziehung der Ausfage
auf die Zeit des Wüftenzugs würde nothwendig iNTDrr
fordern. Bezüglich der Frage übrigens, wie Arnos 5, 25
möglich war, wenn dem Propheten bereits ein auf Mofe
zurückgeführtes Opferritual nach Weife des Prieftercodex
vorlag, hat fich der Herausgeber ebenfo in ein kluges
Schweigen gehüllt, wie Hitzig felbft. 6, 2 ift nnn von
dem berühmten Hamath in Syrien zu verliehen; 6, 10
ift mit Hieron. ftatt iDIOn zu lefen ib-iot {et comburet
eum); 7, 4 ift Nip abfolut ,ausrufen, verkünden', 8, 8
*is?3 einfach Schreibfehler für »lifs. Jona 4, 8 conjicirt
St.1 für rrnzpin = rxriri, d. i. (von cnn Sonne) etwa
,heifs, glühend'. Micha 1,2 fucht St. bezüglich der Berührungen
mit 1 Kön. 22, 28 die Priorität auf Seiten des
Propheten (Hitzig umgekehrt); 1, 11 ift bJ2Nn ma nicht
,Nachbarfchaft' (Hitzig), fondern n. pr. loci; ftatt l'rnjq*
fei mit dem Targum irnun zu lefen (,nimmt weg feine
Lieblichkeit'). 2, 4 ftatt mit LXX hfSi oder fijj*

(das Land wird vermeffen, um dem Feinde ausgetheilt
zu werden). 2, 7 mit Ew. Cafp. "iTONri (als Ausruf: ,das
Gerede!'); die Verfe 2, 12 fg. ftanden'vielleicht urfprüng-
lich hinter 4, 8; 3, 6 lies rroorn ftatt des als Verb gemeinten
rTOpnj. — Hab. 2, 17 fies mit LXX Chald. Syr.
Hier. ^nrr.'. "in Vorbemerkung 1 zu Zephanja erklärt
fich der Herausgeber (fehr mit Recht) gegen Hitzig's
,Berichtigung' von 2 Kön. 23, 5 ff. aus 2 Chron. 34, 3 ff.
Zeph. 1, 4 fei DTOrSrt (= Pfaffen, von den Götzen- und
Höhenprieftern) aus dem Syrifchen herübergekommen.
In Vorbemerkung 2 zu Plaggai und Zacharja befteht St.
(gegen Ezra 4, 1—5) auf der Annahme, dafs der Tempelbau
nach allen zuverläffigen Nachrichten im 2. Jahre
des Darius überhaupt erft begann (nicht blofs fortgefetzt
wurde). Zach 3, 9 und 4, 7 wird jetzt richtig vom
Giebelftein (Hitzig: Grundftein) gedeutet. In den Vorbemerkungen
zu Zach. II u. III (Cap. IX—XIV) nimmt St.
die Anfetzung diefer Capitel im 3. Jahrh., wie fie neuerdings
von Stade geltend gemacht worden ift, vorläufig
zu Protocoll, verharrt aber feinerfeits bei der Anfetzung
von 9—11 im 8. Jahrh., während 12—14 (von Hitzig aus
der Zeit Manaffe's datirt) den 2 Kön. 24, 1 ff. erwähnten
Ereignifsen entfpreche, alfo in die Zeit Jojakim's gehöre.
St. kennt die Aufftellungen Stade's ,erft aus deffen Gie-
fsener Programm über das Volk Javan (1880), noch nicht
aus der eingehenden Abhandlung über den ,Deutero-
zacharja' in der Ztl'chr. für die altteftam. Wiffenfchaft
(Jahrg. I, 1881, p. 1—96). Ohne uns hier über die kri-
tifche Frage entlcheiden zu wollen, möchten wir doch
bemerken, dafs eine Widerlegung Stade's jedenfalls auf
folche Auskünfte verzichten müfste, wie die von St. zu
Zach. 9, 13 vollzogene Befeitigung von yp durch die
Conjectur Q-nan ">:a; das Zeugnifs des Targum allein
vermag doch in folchem Falle die durch die LXX ge-
ficherte Tradition nicht zu entkräften, und warum der
völlig plane maforethifche Text fchon ,durch die doppelte
Anrede an Zion und Javan verdächtig' fein foll,
vermag Ref. nicht abzufehen. — 12, 11 ff. hält der Herausgeber
die Beziehung auf die Adonisklage für möglich,
fofern man nur bei rimmön die Bedeutung ,Granatapfel'
feilhalte und den ganzen Namen aus den Berührungen
erkläre, die zwifchen diefer Frucht und dem Adonis

(als deffen eigentlicher Name nur Hadad zu betrachten
wäre) ftattfänden.

Doch genug der Einzelheiten. Wir brechen hier ab
mit dem nochmaligen Bemerken, dafs wir auch den
übrigen Commentaren Hitzig's, wenn einmal feine Eigenart
und das Stichhaltige aus feiner Exegefe nach Kräften
confervirt werden foll, nur ebenfo pietätvolle und
zugleich verftändige Herausgeber wünfehen können, wie
ihn der hier vorliegende gefunden hat.

Tübingen. , E. Kautzfeh.

1. Van Manen, Dr. W. C., Conjecturaal-kritiek, toegepast op
den tekst van de Schriften des Nieuwen Testaments.

Haarlem 1880, De Erven F. Bohn. (Leipzig, Har-
raffowitz.] (352 S. gr. 8.)

2. Van de Sande Bakhuyzen, Leeraar Dr. W.H., Over de
toepassing van de conjecturaal-kritiek op den tekst des
Nieuwen Testaments. Haarlem 1880, De Erven F.
Bohn. [Leipzig, Harraffowitz]. (VIII, 319 S. gr. 8.;
(Verhandelingen rakende den natuurlijken en geopen-
baarden godsdienft, uitgegeven door Teylers Godge-
leerd Genootfchap. Nieuwe Serie. Negende deel.
Stuk 1. 2.)

Den Orgien, welche im vorigen Jahrhundert die Con-
jecturalkritik gefeiert, ift feit etwa fünfzig Jahren, fofern
es fich um die Schriften des Neuen Teftaments handelt
, eine nur zu gründliche Ernüchterung gefolgt. Wer
einmal Bowyer's Critical conjectur es and observations on
the New Testament (4. Aufl. London 1812) im Original
oder in der deutfehen Bearbeitung des Giefsener Pro-
feffors Joh. Chr. Fr. Schulz (Leipzig 1774. 1775, 2 Bände
von zufammen 605 Seiten!) durchmuftert hat, wird das
begreiflich finden. Auf ein Zehntel ihres Umfanges re-
ducirt, hätte die Sammlung Nutzen ftiften können; fo
diente fie nur dazu, die Conjecturalkritik zu discreditiren.
Man gewöhnte fich eben daran, unter Conjecturen blofse
Einfälle zu verliehen, Eintagsblüthen eines zweifelhaften
kritifchen Scharffinns, welche, wie Griesbach einmal bemerkt
, bei niemandem Beifall fänden als nur bei ihren
Urhebern. Blicken wir auf Deutfchland und England,
fo ift dies noch heute die herrfchende Anficht. ,Obgleich
diefe Auskunft' urtheilt Reufs auch in der neueften
Auflage feiner Gefchichte der hh. Schriften N. T. (§ 398)
,in der Theorie nicht unbedingt zu verwerfen ift, wegen
der grofsen Lücke am Anfange der kritifchen Zeugenreihe
, fo verliefs man fie doch mit Recht immer mehr
bei dem wachfenden Vorrath zuverläffiger Hilfsmittel,
und fand deren {sc. der Conjecturen) Anwendung eben-
fowenig nothwendig in der kritifchen Praxis als räthlich
aus dogmatifchen Gründen', und Scrivener durfte, ohne
auf mehr als vereinzelten Widerfpruch zu ftofsen, 1874
{Introductiori1 p. 433) fchreiben: ,/t is now agreed among
competent judges tkat Conjectnral Emendation must never
be resorted to, even in passages of acknoivledged difßculty1.
Ja, abgefehen von verfchwindenden Ausnahmen (vgl.
Tifchendorf zu Hebr.- 11, 37) haben weder Tifchen-
dorf noch Tregelles es der Mühe werth gefunden, in
ihren grofsen kritifchen Ausgaben Conjecturen auch nur
zu erwähnen. Anders in Holland. Angeregt durch den
Altmeifter Cobet und feine Schüler, ift im Vaterlande
Valckenaer's das Intereffe für Conjecturalkritik ftets ein
reges geblieben , wie es fall alle exegetifchen Arbeiten
aus holländifcher Feder bezeugen. So kann es denn
nicht überrafchen, dafs auch die Verfaffer der beiden
oben genannten Preisfchriften mit aller Entfchiedenheit
für das Recht und die Nothwendigkeit der Conjectur zur
Herftellung des urfprünglichen Textes des N. T. eintreten.

Die Dreitheilung beider Schriften ift durch die For-
mulirung der Preisaufgabe bedingt, welcher zufolge eine
Abhandlung über die Anwendung der Conjecturalkritik