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Ausgabe:

1881

Spalte:

537-540

Autor/Hrsg.:

Hitzig, Ferd.

Titel/Untertitel:

Die zwölf kleinen Propheten erklärt. 4. Aufl. besorgt von Heinr. Steiner 1881

Rezensent:

Kautzsch, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheinf Preis
alle 14 Tage. . Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark

No. 23. 5- November 1881. 6. Jahrgang.

Hitzig, Die zwölf kleinen Propheten, beforgt I Kloft ermann, Die Gemüthsftimmung d. Chriften I Nieifen, Die Waldenfer in Italien (Möller),
von Steiner (Kautzfeh). in Rom. 5, I—11 (Schürer). J Comba, Valdo ed i Valdesi avanti la riforma

1 Vogel, De Hegesippo qui dicitur Josephi in- 1
terprete (Schürer).
Ebert, Allgemeine Gefchichte der Literatur des
Mittelalters im Abendlande, 2. Band (Möller).
Kayfer, Beiträge zur Gefchichte der älteften
Kirchenhymnen (Bertheau).

Van Manen, Conjecturaal-kritiek, toegepaft op
den tekst van de Schrieften des N. T. (v. Gebhardt
).

Van de Sande Bakhuyzen, Over de toepas-
sing van de conjecturaal-kritiek op den tekst
des N. T. (v. Gebhardt).

(Möller).

Flügel, Die fpeculative Theologie der Gegenwart
(Gottfchick).

Vaihinger, Commentar zu Kant's Kritik der
reinen Vernunft (Gottfchick).

Berichtigung und Erwiederung.

Hitzig, Dr. Ferd., Die zwölf kleinen Propheten erklärt.

4. Aufl., beforgt von Prof. Dr. Heinr. Steiner.

[A. u. d. T.: Kurzgefafstes exegetifches Handbuch

zum A. Teft. I. Lfg.] Leipzig 1881, Hirzel. (X, 433 S.

gr. 8.) M. 7. 50.
Hitzig's Commentar zu den kleinen Propheten, den
der neue Herausgeber mit Recht als einen feiner beften
bezeichnet, war in erfter Auflage 1838, in dritter 1863
erfchienen. Man begreift, dafs fleh der Herausgeber bei
diefem zeitlichen Abftand von der letzten Auflage ernft-
lich zu fragen hatte, ob das Werk ,auch heute noch
brauchbar fei oder blofs noch der Gefchichte der Exe-
gefe angehöre, fo dafs eine neue, frifch eingreifende Arbeit
an feine Stelle zu treten hätte'. Er beantwortet
indefs die Frage dahin: ,was gut daran ift, hat auch jetzt
noch nicht ausgedient, und deffen ift fo viel, dafs eine
gänzliche Umarbeitung des Buches eine Undankbarkeit
gegen feinen urfprünglichen Autor wäre'. Ref. mufs
dem infofern beiftimmen, als die Frage bei diefem Commentar
offenbar ganz anders ftand, als z. B. bei dem
Commentar zum Ezechiel; eine Neubearbeitung der kleinen
Propheten in .gedrängter Kürze' hätte in der That
den gröbsten Theil des exegetifchen Stoffes von Hitzig
herübernehmen müffen. Dazu kam, dafs fleh der Herausgeber
an verfchiedenen Stellen von einem fchärferen
Eingreifen dispenfiren konnte, weil er gewiffe Aufftel-
lungen der neueren Kritik (nachexilifche Anfetzung des
Prieftercodex, des Joel und Deuterofacharja) nicht zu
aeeeptiren vermochte. Abgefehen davon hat er fleh
jedoch keineswegs auf eine blinde Wiedergabe der
1 litzig'fchen Vorlage befchränkt. Vielmehr kann ihm
Ref. nach einer Durchficht aller von ihm herrührenden
Aenderungen und Zufätze (die S. VI des Vorworts keineswegs
vollftändig aufgezählt find) bezeugen, dafs er
feine Aufgabe innerhalb der durch die Pietät gezogenen
Schranken in fehr verftändiger und der Tendenz des
,kurzgefafsten exegetifchen Handbuchs' wohl entfprechen-
der Weife gelöft hat. Bezüglich der feit 1863 erfchie-
nenen felbftändigen wiffenfehaftlichen Auslegungsfchrif-
ten hat der Herausgeber das frühere .Syftem beibehalten
und nur citirt, wenn die Meinungen anderer, namentlich
der neueften Ausleger aus irgend einem Grunde Beachtung
verdienten oder wenn es galt, erttfehiedene Irrthu-
mer zurückzuweifen. — Kleinere Zufätze . . . find meift
ohne befondere Bezeichnung gelaffen. Ebenfo ift ftill-
fehweigend manches Citat berichtigt, vervollftändigt oder
mit neueren Ausgaben in Uebereinftimmung gebracht
worden'. Die Rabbinen find etwas häufiger genannt;
alle erheblicheren Zufätze und Aenderungen find durch

Circelli kenntlich gemacht, Ausführungen aber, die der
Herausgeber weder ftreichen noch verantworten wollte,
in eckige Klammern eingefchloffen. Die etymologifchen
Notizen, durch welche der Herausgeber nicht feiten die
kühnen Aufftellungen Hitzig's erfetzt oder auf das richtige
Mafs zurückführt, weifen ihn als einen wohlge-
fchulten Semitiften aus; von textkritifchen Conjec-
turen wird ein behutfamerer Gebrauch gemacht, als dies
bekanntlich bei Hitzig der Fall war. Die Angaben aus
dem Bereich der Naturgefchichte find insbefondere nach
Triftram's Natural history of the biblc (Lond. 1877) re-
vidirt und ergänzt.

Im Nachfolgenden geben wir nun eine Ueberficht
über diejenigen Aenderungen, refp. Conjecturcn des Herausgebers
, die u. E. befondere Erwähnung verdienen:
Hof. 2, 1—3 ftand wohl urfprünglich hinter V. 25; 6, 8
lieft St. ona riipr ,geftreift von Blut'; 6, 11 mit Hieron.
nttj für tvo, aber nicht als Imper., fondern als Particip
(,auch dir ift eine Ernte bereitet'); 8, 13 überfetzt St. wieder
,die Opfer meiner Gaben' (Hitzig: meines Abfcheus);
Ii, 5: .nicht follte es nach dem Lande Aegypten zurückkehren
'; 11, 9 ftatt "iisja, da alle Erklärungen unbefriedigt
laffen, 153b oder i-;'3b; 12, 4 fr. ift Jacob nicht als
,warnendes Beifpiel', fondern als .ideales Vorbild' eines
folchen genannt, der den göttlichen Segen fchwer hat
erkämpfen müffen (5b bezieht fleh nach St. auf 1 Mof.
28, 11 ff., das Flehen in 5» auf 1 Mof. 28, 20 sq.). 13, 15
n'-ic .bringt Frucht, ift fruchtbar' (ftatt Hitzig's Zurück-
führung auf-ine, Aefte treiben); 14, 3 i*)b (Frucht unferer
Lippen) ftatt d-i1e.

In den Vorbemerkungen zu Joel bleibt St. (befon-
ders wegen des fchriftftellerifchen Charakters) bei der
Anfetzung zwifchen 874 und 851, zumal ihn die dem Bereiche
der Pentateuchkritik entnommenen Argumente für
die nachexilifche Abfaffung nicht zu beirren vermögen
— fo wenig, wie die .apokalyptifchen Heufchrecken' von
Merx, gegen deffen Aufftellungen der Herausgeber überhaupt
meift zu Gunften Hitzig's Stellung nimmt. Cap.
1,4 fei nicht von verfchiedenen Arten von Heufchrecken
die Rede, fondern es liege nur eine Variirung des Ausdrucks
zu rhetorifchem Zwecke vor, um das Zerftör-
ungswerk als ein mit fyftematifcher Vollftändigkeit
durchgeführtes zu fchildern; 1, 17 ift milaa als nomen
loci von "Ua .hinfehütten' zu faffen, alfo etwa ,Korn-
fchütte'; 2, 23 erklärt fleh St. entfehieden gegen die Um-
fetzung des Frühregens in einen .Lehrer zur Gerechtigkeit
'. — Arnos 1, 5 geht )19 ma wohl auf Djubb 'Adln in
der Nähe von Malula; 2, 13 kehrt St. zu Hitzig's früherer
Conjectur p-sa und p^pn zurück, lieft 3, 11 aab"; für n-ap ?
und erneuert zu 4, 3 die Lefung der erften Auflage, aber

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