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Ausgabe:

1881

Spalte:

507-508

Autor/Hrsg.:

Meuss, Wodurch haben wir in der Gegenwart

Titel/Untertitel:

besonders als Theologen, uns der Wahrheit unseres Christenglaubens zu versichern? Vortrag 1881

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung. 1881. Nr. 21.

508

Calvin verdunkelte es theilvveife, mehr noch der Puri- pflichtung der GeifUichen und bei ihrer akademifchen

tanismus, der Methodismus und der Pietismus. Je reiner j Vorbildung die angegebenen Gefichtspunkte zu verwer-

wir es aber ausgemalten, defto weniger Streit zwifchen then feien.

Staat und Kirche. ,Mit ihm gehört uns die Zukunft und Die Ausführungen des Verf.'s find fo fummarifche

die Welt der freien Gefittung'. und darum noch immer fo abftracte, dafs es zur Er-

Alle vier Vorträge find frifch und formell gut ge- j örterung der eigentlichen Schwierigkeiten gar nicht

fchrieben. Auf Widerlegung der mannigfachen zum kommt. Der Vortrag wird daher wohl mehr durch feine

Widerfpruch reizenden Stellen laffe ich mich nicht ein. erbauliche Haltung als durch die einzelnen Rathfchläge

Es liegt in der Natur der Sache, dafs was zum Denken zur Verficherung des Glaubens bei den fchon Verficher-

anrcgt, auch zur Debatte geftellt werden könnte. ten wirkfam fein.

Strafsburg i. E. Alfred Kraufs. Giefsen. Adolf Harnack.

Meuss, Confiftor.-R. Prof. Dr., Wodurch haben wir in der Bibliographie

Gegenwart, besonders als Theologen, uns der Wahrheit von Dr Caspar Rene Gregory,

unseres Christenglaubens zu versichern? Vortrag, auf

der Paftoral-Conferenz zu Liegnitz am 8. Juni gehal- iDcutfcbe JLtteratur.

ten, in theilvveife erweiterter Geftalt hrsg. Breslau Degenhart, J., Kritifch-exegetifche Bemerkungen zu Cicero's
1881, Köhler. (47 S. 8.) M. -. 80. SÄ^Si ^SET 8/^ J

Nicht die alten Bekenntnifse der Kirche als Lehr-
gefetze, auch nicht die Schrift als unfehlbare Regel der
Wahrheit, noch weniger freilich die Axiome der modernen
Weltanfchauung können als der für fich hinlänglich
klare Ausgangspunkt der Verftändigung und Selbftver-
ficherung über den chriftlichen Glauben gelten. Vielmehr
mufs uns diefer Glaube felbft eine Gewifsheit mit
fich bringen. Das, was die entfcheidendflen Objecte des
Glaubens auszeichnet, enthält auch die Bürgfchaften für
ihre Wahrheit — nämlich ihr idealer Gehalt, ihre
praktifche Kraft, ihre hiftorifche Facticität. Der
Verf. legt in feinem Vortrage diefe drei Stücke des weiteren
dar. Unter dem idealen Gehalt verfteht er die
Eindrücke des Erhabenften und Unvergleichlichen, welche
Alle empfangen, die fich in die h. Gefchichte, nament
lieh in die Gefchichte Jefu, verfenken, felbft die Männer
der Proteftantifchen Kirchenzeitung(l). Sie würden noch
ftärker wirken , meint der Verf., wenn nicht den Theologen
heutzutage eines befonders mangelte — das ift

Reufs, E., Die Gefchichte der heiligen Schriften alten Te-
ftamentes. I. Hälfte. Braunfchweig, Schwetfchke & Sohn,
1881. (XV, 400 S. gr. 8.) 7. —

Knabenbauer, J., Erklärung d. Propheten Ifaias. Freiburg
i/Br., Herder, 1881. (IX, 718 S. gr. 8.) 10. —

Breeft, E., Johannes der Täufer. Biblifche Studie. Leipzig,
Lehmann, 1881. (V, 140 S. 8.) 2. —

TJräfeke, J., Der Brief an Diognetos, nebft Beiträgen zur
Gefchichte d. Lebens u. der Schriften d. Gregorios v.
Neocaefarea. Leipzig, Barth, 1881. (VIII, 207 S.

. gr- »•) 3- -

Fifeher, O., Bonifatius, der Apoftel der Deutfchen. Nach
den Quellen dargeftellt. Leipzig, T. O. Weigel, 1881.
(VII, 295 S. gr. 8.) 6. —

Friedrich, J., Beiträge zur Gefchichte d. Jefuiten-Ordens.
[Aus: ,Abhandlgn. d. k. bayer. Akad. d. WifT.'] München,
Franz in Comm., 1881. (89 S. gr. 4.) 2. 70.

Müller, H., Die Reftauration des Katholicismus in Strafsburg
. Differtation. Halle, 1881. (30 S. 8.)

die Meditation, befonders aber ihr Intenfivum, die Con- Criegern, H. F. v., Johann Arnos Comenius als Theolog.
templation. Die praktifche Kraft des Glaubens bewährt 1 Ein Beitrag zur Comeniusliteratur. Leipzig, C. F. Winter,
fich in der inneren Erfahrung. Die Reformatoren find | 1881. (VII, 396 S. gr. 8.) 6,

von der Heilserfahrung ausgegangen, die Scholaftik hat
Formeln an ihre Stelle gefetzt. Auf jene ift erft der
Spener-Francke'fche Pietismus wieder zurückgelenkt.
Das ganze altkirchliche Bekenntnifs zu dem dreieinigen
Gott erwächft der gläubigen Dogmatik neu aus der
Wurzel der Erfahrung, namentlich aber die Lehren von
der wefentlichen Gottheit und von dem blutigen Sühnopfer
Chrifti. Ritfchl's Abweichungen hier find eben
auf feine Abzüge an dem biblifchen Gottes- und Sündenbegriff
zurückzuführen. Andererfeits will der Verf. die
Ivrfahrungen des einzelnen gläubigen Subjects auch nicht
ifolirt wiffen. An P'rank wird getadelt, dafs feine Ausfuhrung
zu fehr auf die Spitze einer für das chriftliche
Bewufstfein feiten in voller Schärfe ausgeprägten That-
fache wie der der perfönlichen Wiedergeburt geftellt fei,

Das Eifenacher Attentat auf die theologifche Facultät der
Univerfität Jena im Jahre d. Heils 1881, urkundlich dargeftellt
. Jena, Deiflung, 1881. (68 S. 8.) — 80.
Des Michel Unterfuchung betr. das Recht d. deutfchen Reichsbürgers
auf Religionsfreiheit u. deffen Stellung zur römi-
fchen Kirche. Berlin, Schleiermacher, 1881. (IV, 127 S.
8.) 1. -
Holften, C., Die proteftantifche Kirche u. die theologifche
Wiffenfchaft. 54 Thefen, f. den XIII. Proteftantentag auf-
geftellt. Berlin, Haack, 1881. (29 S. gr. 8.) — 50.
Minghetti, M., Staat u. Kirche. Autorif. Überfetzg. aus dem
Ital. nach der 2. durchgefeh. Aufl. Gotha, F. A. Perthes,
1881. (XV, 318 S. gr. 8.) 6. —
Schubach, M., Für den fyftematifchen Religionsunterricht
an den deutfchen Gymnafien. Zur Abwehr gegen Prof.

während es vielmehr auf den durch das Evangelium er- Dr. Alb. Stöckl's: ,Der moderne Religionsunterricht an
worbenen Neubefitz der Menfchheit überhaupt, vornehm- den deutfchen Gymnafien'. Coblenz, Schuth, 1881. (20 S.

lich(!) im Schofse der chriftlichen Gemeinde, ankomme.
Das dritte Stück, die hiftorifche Facticität, wird ausgeführt
unter Hinweis auf die Thatfache der Exiftenz der
h. Schrift und der Kirche. Beides find originale Schöpfungen
, die eine göttliche Urfache fordern. Mag die
Kritik an der Schrift noch foviel abftreichen, mag fie in

gr- 8.) _ — 50.

Albertus, J., Die Sozialpolitik der Kirche. Gefchichte der
fozialen Entwickelg. im chrifti. Abendlande. Regensburg,
Puftet, 1881. (X, 715 S. gr. 8.) 6. —

Gaspar, F., Selbftbetrachtungen eines gläubigen Weifen üb.
die chrifti. Liebe. Luxemburg, Schamburger, 1881. (III,

der Gefchichte der Kirche noch fo Vieles auf Profanes ! 259 S. 8.) 2. 60.

zurückführen, es bleibt immer noch genug übrig, was | Kämmlitz, A. T. H., Paulus, der Apoftel Jefu Chrifti. Ein
eine fides historica dem Chriften ermöglicht. So fleht i Lebensbild, einzig auf dem Grunde d. Neuen Teftaments,

uns für die Wahrheit des Chriftenglaubens der dreifache
Prüfftein zu Gebote, der Idee, des Lebens, der Gefchichte
. Der Verf. zieht am Schlufs einige praktifche
Folgerungen aus dem Gefagten und fucht zu zeigen,

f. gebildete Lefer entworfen. Frankenberg, Rofsberg,
1881. (in S. gr. 8.) 1. 80.

Nippert, L., Beweife f. den göttlichen Urfprung der heil.
Schrift u. Leitfaden zur chrifti. Glaubens- u Sittenlehre f.

wie in der Amtsthätigkeit, in der ordinatorifchen Ver- | Theologie-Studirende, Ermahner, Sonntagsfchullehrer u.