Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1881 Nr. 17

Spalte:

412-413

Autor/Hrsg.:

Phly, Emil

Titel/Untertitel:

„Kindlein bleibet bei Ihm!“ Sammlung von Taufreden 1881

Rezensent:

Löber, Richard

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

4ii

Theologifche Literaturzeitung. 1881. Nr. 17.

412

Chriftenthums' Bd. I. Der Verf. wendet fich aber an
einen weiteren Kreis, an jeden Gebildeten', er redet im
Tone der Converfation, ruhig, ohne ausfahrend oder
denunciatorifch zu werden. Auch fchachtelt er nicht
den ,Unglauben' in die bekannten dürftigen Kategorien
ein, fondern fucht den Befonderheiten gerecht zu werden
. Diefe Vorzüge haben dem Werke die weite Verbreitung
gefichert: als Ref. einft im Kreife würdiger
Franciskanermönche an der Grenze zwifchen der Schweiz
und Italien verkehrte, wufsten diefe ihm kein befferes
Buch zu empfehlen als Vofen's Apologetik. Der milde
Geift, der das Buch durchweht, und der durchgehende
Recurs auf das Gewiffen und die Menfchenwürdc hat
es werthvoll gemacht, und fo mag ihm neben den
rohen Apologeten eine ftillere und würdigere Miffion
in der römifchen Kirche befchieden fein. Die neue
Bearbeitung durch Herrn Rheinftädter ift eine eingreifende
, hat aber den Charakter des Buches nicht geändert
. Wir hören jetzt namentlich viel von Darwin,
Häckel, Hartmann u. f. w. Unfere in der evange-
lifchen Theologie hergebrachte Apologetik wird an
Unterfuchungen wie die, ob die Füfse der Affen ,Stütz-
füfse' oder nur .Greiffüfse' find, keinen Anftofs nehmen.
Sie lehrt ja auch, dafs die Fntfcheidung in folchen Fragen
für die Wahrheit der chriftlichen Religion belangreich fein
kann: Doch das find fchliefslich nur Excurfe. Der
Verf. bietet Befferes.

Giefsen. Adolf Harnack.

Zeglin, Präpar.-Anft.-Vorft. J. G., In deinem Lichte sehen

wir das Licht. Pädagogifchc Aphorismen. Gütersloh
1881, Bertelsmann. (VIII, 200 S. 8.) M. 2. 40.

Wefs Geiftes Kind das vorliegende Schriftchen ift,
fagen fchon die erften Worte des Titels, zu deren Erläuterung
wir folgende Worte aus der Vorrede hinzufügen
: ,In der That: nur eine in Gottes Wort gegründete
Pädagogik vermag das Wefen der Erziehung und der
Natur des Kindes recht zu erkennen. Nur, wo der
Geift des Herrn ift, da ift Klarheit des pädagogifchen
Blickes. Die Furcht des Herrn ift auch der pädagogifchen

Weisheit Anfang.---Es wird auch für die Arbeiter

auf pädagogifchem Gebiete bei dem Pfalmworte verbleiben
müffen: Bei dir ift die lebendige Quelle und
in deinem Lichte fchen wir das Licht.' — Der
Verf. hat den Beweis geliefert, dafs diefe Worte Wahrheit
enthalten und dafs es eine lügenhafte Behauptung
ift, ein bibelgläubiger Theolog könne kein tüchtiger Pä-
dagog fein. Die entwickelten pädagogifchen Anflehten
find alle der Art, dafs ihre Beachtung der Schule nur
zum Segen und Gedeihen gereichen würden, wenn fie
allgemeine Anerkennung fänden. Wir bedauern, dafs
wir dies nicht im Detail nachweifen können, indem wir
alsdann zu viel Raum in Anfpruch nehmen müfsten.
Wir haben nämlich nicht ein zufammenhängendes Ganze
vor uns, fondern, wie der Titel fagt: ,Pädagogifchc Aphorismen
' in 38 Nummern von verfchiedenem Umfang. Die
längffe Betrachtung mit der Ueberfchrift: ,Das deutfehe
Volk und das Evangelium' ift zunächft nicht pädagog.
Inhalts, verdient aber von allen Schulmännern, befonders
von folchen, welche in der deutfehen Gefchichte zu unterrichten
haben, gründlich ftudirt und beherzigt zu werden
. Der Verf. weift im Einzelnen nach, wie das deutfehe
Volk befonders für das Chriftenthum disponirt war,
und welchen wohlthätigen Einflufs dasfelbc, und befonders
auch die Reformation auf unfere Culturentwickelung,
fowie auf die Geftaltung unferer politifchen und focialen
Verhältnifse gehabt hat. Dabei wirft er einen Blick auf
die aufserdeutfehen katholifchen Staaten Europa's, um
zu zeigen, wie diefelben durch Verwerfung der Reformation
und Verfolgung deren Anhänger gefchädigt worden
find. Bei der Bearbeitung diefer Betrachtung hat
der Verf. den 10. Jahrgang der von Dr. Kramer herausgegebenen
,Miffionsnachrichten u. f. w. der Miffionsan-
ftalt zu Halle' benutzt. Offen bekämpft derfelbe einige
pädagog. Verirrungen der Gegenwart, z. B. die heut
zu Tage weit verbreitete Sucht, mit Hintanfetzung des
alten Grundfatzes ,non tnulta seid tnultum' fich möglichft
bald in alle Weiten und Breiten zu verneigen, um nirgends
heimifch zu werden. Befonders beherzigenswerth
erfcheint uns auch, was er über die Lehrervereine in
Note 3 fagt. Er ift der Anficht, dafs Lehrer-Confcrenzen,
wenn fie gut geleitet werden und die Mitglieder den
redlichen Willen haben, einander zu dienen mit der Gabe,
die jeder empfangen hat, Segen mannigfacher Art ftiften
können; aber er warnt diefelben vor dem Beftreben,
Rumor zu machen, fich überwiegend mit der äufscren
Verfaffung der Schule, mit der focialen Stellung der
Lehrer und mit der Dotationsfrage zu befchäftigen.
Auch thue der Lehrerverein gut, die politifchen Parteifragen
und Parteikämpfe fo wenig als möglich in den Kreis
feiner Betrachtungen zu ziehen. Wie nothwendig es
aber dem Lehrer fei, fich in feinem Berufe weiter zu bilden
, zeigt der Verf. in verfchiedenen Betrachtungen.
Wir nennen noch einige Punkte, welche der Verf. berührt
: Schulgcbete, Kirchcnbefuch von Seiten der Schüler
, Botanifiren, Methodenfeligkeit, Leitfäden, Berufsfreudigkeit
, Exemplar traliunt u. f.w. In der Betrachtung
,Heilsgefchichtc und Heilslehre' wird darauf hingewiefen,
wie die biblifche Gefchichte die Grundlage des ganzen
Religionsunterrichtes bilden müffe. Noch bemerken
wir, dafs die einzelnen Betrachtungen in geiftreicher
Weife abgefafst und darum geeignet find, die Aufmcrk-
famkeit des Lefers zu feffeln.

Lang-Göns. K. Strack.

Ohly, Pfr. Emil, ,Kindlein bleibet bei Ihm!' Sammlung von
Taufreden. In Verbindung mit Freunden hrsg. Wiesbaden
1881, Niedner. (VI, 192 S. 8.) M. 2. 50; geb
M. 3. —

Diefe zum Theil von weithin bekannten Geiftlichen
herrührenden und eine gewiffe vorbildliche Bedeutung
in Anfpruch nehmenden Taufreden laffen zwar oft ein
tieferes Eingehen auf das Wefen der Taufe, insbefondere
der Kindertaufe, vermiffen, und auch den Patben wird
nicht fo das Gewiffen gefchärft, wie man erwarten mufste.
Aber mit grofscr Umficht und Gewandtheit werden die
äufseren Lebensumftände verwerthet, in welche das betreffende
Kind mit feiner Geburt eingetreten. Freilich
verliert fich hiebei die Rede bisweilen in allgemeine,
religiös-gefärbte Herzensergiefsungen, die mit der Taufe
nicht mehr in einem nachweisbaren Zufammenhange
flehen. ,Ein dichter, undurchfichtiger Schleier liegt gebreitet
über diefes Kindes Zukunft; doch aber und trotzdem
find wir als Chriften ganz getroft über diefelbe.
Friftet Gott ihm das Leben, fo wird es ihm an fonnigen
Tagen und an Rofenpfadcn durchaus nicht fehlen, aber
auch Angft und Pein wird über es hereinbrechen' u. f. w.
Diefer Ton wird in vorliegender Redenfammlung fehr
oft angefchlagen. Auch vergifst man bisweilen, Zeuge
einer kirchlichen Handlung zu fein, wenn der Täufer
etwa bei der an die Taufe fich anfchliefsenden Ausfeg-
nung der Wöchnerin die agendarifchen fchlichten und
doch weihevollen Segensworte verdrängt durch allerlei
perfönliche, mit behaglicher Breite zum Ausdruck gebrachte
Reminifcenzcn. p. 126 wird die Mutter des Kindes
angeredet mit den Worten: ,Welch ein liebliches
Bild ift es, meine Thcure, nicht nur für deinen Gatten,
dem du über alles lieb bift, fondern auch für uns, dich
zu fchauen, diefes Knäblcin auf deinen Muttcrarmen!
So manchesmal haft du, getrieben von deiner Kinderliebe
und auch wohl mit einem ftillgehcgten Wunfeh für
deine eigne Zukunft, fremde Kinder auf diefen deinen
Armen liebevoll und fanft gewiegt. Wir find defs Zeugen
und ich nicht der letzte, deffen Kindern du durch