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Ausgabe:

1881

Spalte:

393-394

Titel/Untertitel:

Opuscules et Traité d‘Abou‘l-Walid Merwan Ibn Djanah de Cordowe 1881

Rezensent:

Stade, Bernhard

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheint preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 17.

13. Auguft 1881.

6. Jahrgang.

Derenbourg, Opuscules et Trait£s d'Abou'l-
Walid Merwan Ibn Djanah (Stade).

Höhten, Das Evang. des Paulus (Weiflenbach).

Koffmane, Die Gnofis nach ihrer Tendenz und
Organifation (A. Harnack).

Ewald, Der Einllufs der (toifch-ciceronianifchen

Moral auf die Darftellung der Ethik hei Am-

brofius (A. Harnack).
Hoffmann, Julianos der Abtrünnige (liaethgen).
Keller, Gefchichte der Wiedertäufer zu Münfter

(Krafft).

Hern an, Die Erfcheinung der Dinge in der
Wahrnehmung (Kaftan).

Deifenberg, Theismus und Pantheismus
(Thönes).

Vofen, Das Chriftenthum und die Einfprüche

feiner Gegner (A. Harnack).
Zeglin, In Deinem Licht fehen wir das Licht

(K. Strack).
Ohly, Taufreden (Löber).

Opuscules ef Traites d'Abou'l-Walid Merwan Ibn Djanah de j die für die Ueberfetzung nöthige Arbeit eethan ift. Im

Cordowe. Texte Arabe public avec une traduetion
frangaise par I. Derenbourg et H. Derenbourg.
Paris 1880, Imprime' par autorisation du Gouvernement
. (CXXIV, 400 S. Lex.-8.)

Die Anzeige diefer trefflichen Ausgabe der kleineren
Schriften Ibn Ganäl/s hat fich wider den Willen des
Ref. etwas verzögert. Doch denkt er, dafs Bücher von
der Gediegenheit des vorliegenden und fo durchweg auf
genaues Studium berechnet eine folche Verzögerung
ohne Schaden ertragen. Die Ausgabe ift in ihrer Ac-
curatheit, in der erfchöpfenden Herbeiziehung alles zum
Verftändnifse des Schriftftellers nothwendigen philolo-
gifchen Materiales muftcrgiltig. Wir empfangen zunächft
eine auf umfaffendfter Quellenbcnutzung ruhende, alle
ffreitigen Punkte forgfaltig und vorfichtig befprechende
Einleitung über Abul-Walid (hebräifch R. Jona oder
R. Merinos, geb. zu Cordova zwifchen 985 und 990),
feine Stellung innerhalb der fpanifch-jüdifchen gramma-
tifchen Schulen, namentlich über feine Stellung zu Ibn
Chajjug, feine Lehrer, Freunde, Gegner und fonftige
Zeitgcnoffen. Hieran fchliefst fich die Analyfe feiner
Werke, fowohl der kleineren (Kitäb al-mustalluk, Risälat
at-taubih, Risälat at-takrib zuat-taslul, Kitab at-taschwir^
Kitäb at-taswija) als des grofsen Hauptwerkes Kitab at-
tattkih mit feinen beiden Theilen der Grammatik {Kitab
al-lumd hebr. Mapifl "ISO) und des Lexikons (Kitäb al-
asiif). Das Kitab at-taschwir fehien ebenfo verloren zu
fen wie die Rasdil cr-rifäk feines Gegners, des R.Samuel
ibn Nagdilah, durch welche es veranlafst worden
war. In der Petersburger 2. Firkowicz'fchen Sammlung
haben fich jedoch Fragmente beider wiedergefunden
;f. Zeitfchrift f. d. a. t. Wiff. S. 155), welche die Herausgeber
in der Einleitung unter Beigabe einer franzölifchen
Ueberfetzung veröffentlichen. Aufserdem geben fie ein
Facfimile der Petersburger Handfchrift des Kitab at-
taschwir und Bellen den Inhalt diefes Buches auf Grund
der erhaltenen Citate zufammen. Den Schlufs der Einleitung
bildet eine Befchrcibung des für die Ausgabe benutzten
handfchriftlichen Materiales und der hebräifchen

Ueberfctzungen.

Der Ausgabe der vier erhaltenen kleineren Schriften
(Kitäb al-vutstalhik S. I—246, Risälat al-tanbih 247—267,
Risälat at-takrib ivat-tashil S. 268—342, Kitab at-taswija
S. 343 —379) haben die Herausgeber eine forgfältige fran-
zöfifche Ueberfetzung hinzugefügt, welches Verfahren ja
fchon von J. Derenbourg bei der Herausgabe des Manuel
du Icctcur eingcfchlagen worden ift. Es verdient dasfelbe
allgemeine Nachahmung. Für den Herausgeber bedeutet
es keine Ivrfchwerung der Aufgabe, da mit einer forgfäl-
tigen Vorbereitung eines Schriftftellers zum Drucke auch

I Gegcnthciliftcs für den Herausgeber die befte Gelegenheit,
feine Ausgabe zu rechtfertigen. Für die Benutzung der
Ausgabe aber ift nichts wichtiger, als dafs nicht jeder,
der diefelbe an die Hand nimmt, gezwungen wird, einen
guten Theil der vom Herausgeber geleifteten Arbeit
nochmals für fich zu vollbringen.

Giefsen. Bernhard Stade.

Holsten, C., Das Evangelium des Paulus dargestellt. Teil
I. Die äufsere entwicklungsgcfchichtc des paulinifchen
evangeliums. Abteilung 1. Der brief an die gemeinden
Galatiens und der erfte brief an die gemeinde
in Korinth. Berlin 1880, G. Reimer. (XX, 498 S. gr. 8.)
M. 8. -*-

In einer Zeit der Viel- und Scichtfchreiberei auf
allen literarifchen Gebieten ift es eine wahre Geifleser-
quickung, einem durch und durch folid gearbeiteten und
auf eindringenden Studien beruhenden Werke zu begegnen
. Als ein folches wird jede unbefangene Kritik, die
,ihre fchärfe nicht am gemüt, fondern am gedanken gewinnt
' (p. XVI), das Holften'fche, der Jenenfer theolog.
Eacultät gewidmete Buch auch bei ftarkem Diffenfe und
trotz mancherlei Ausftellungen bezeichnen müffen.

Im Untcrfchiede von feiner früheren Schrift: ,Zum
Ev. desPaulus und des Petrus' (1868), einerZufammen-
ftellung von Einzclauffatzen, will Holften in feinem
neuen Buche: ,das Ev. des Paulus' in gefchloffenem Zu-
fammenhange ,den erften verfuch einer durchgefür-
ten genetifchen darftellung des paulinifchen Ehrbegriffes
, einer inneren ent wi ekel u ngsgefchi c hte
des religiöfen bewufstfeins des Paulus wagen' (p. VII).
Den erften Verfuch. Denn Pfleide rer hat bei gleichem
Streben, ,die organifche entwicklung der paulinifchen
gnofis aus ihrer einheitlichen wurzel heraus'
nur einleitungweife als Abrifs gegeben, ift aber ,in
der darftellung des Ehrbegriffes felbft in die principiell
von ihm überwundene form (sc. verftändige Anordnung
der zerftreut liegenden paulinifchen Gedankenwelt nach
den gewöhnlichen locis) zurückgetreten' (p. VI). Alfo
der ,Genefis'des paulinifchen Lehrbegriffs will Holften
nachfpüren. Diefelbe vollzieht fich nach feiner bekannten
Anficht nicht innerhalb des Zeitraums der auf die
Tübingifche Vierzahl reducirten paulinifchen Briefe
felber als ,fortentwicklung feines chriftlichen bewufstfeins
', fondern die chriftliche Entwicklung des
Paulus zum Apoftel Jefu und zum religiöfen Denker (aus
dem jüdifchen Bewufstfein heraus) wie der diefelbe bedingende
entfeheidende innere Kampf mit dem Judenthum
lagen in allem Wefentlichen abgefchloffen ,feinem

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