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Ausgabe:

1881

Spalte:

369-371

Autor/Hrsg.:

Dillmann, August

Titel/Untertitel:

Exodus und Leviticus. 2. Aufl 1881

Rezensent:

Stade, Bernhard

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheint , „ Preis

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 16.

30. Juli 1881.

6. Jahrgang.

Di 11 mann, Exodus und Leviticus (Stade).
Langen, De commentariorum in epistolas

Paulinas, qui Ambrosii . . . nomine feruntur,

scriptore (Overbeck).
Kawerau,] ohann Agricola von Eisleben (Moller).
Seifert, Die Reformation in Leipzig (Kolde).

Nebe, Die Kirchenvifitationen des Bisthums

Halberftadt (Köhler).
Maurenbrecher, Die preufsifcheKirchenpolitik

und der Kölner Kirchenftreit (Köhler).
Proteflantifche Zeitftimmen (Köhler).
Dorner, Syftem der chriftlichen Glaubenslehre.

2. Bd. (Schultz).

Schmitt, Unterf. über den letzten Gewifsheits-
grund des Offenbarungsglaubens (Thönes).

Wiener, Das evangelifche Pfarrhaus (Krauts).

Stämmler, Das Ruhegehalt der emeritirten
Geiftlichen in Preufsen (Köhler).

Kap ff, Cafualreden (Löber).

Vorträge, hrsg. vonFrommelund Pfaff(Kraufs).

Dillmann. Prof. Dr. Aug., Exodus und Leviticus. Für die

2. Aufl. nach Dr. Aug. Knobel neu bearbeitet.
IKurzgefafstes exegetifches Handbuch zum Alten
Teft. 12. Lfg.] Leipzig 1880, Hirzel. (VIII, 639 S.
gr. 8.) M. 10. 80.
Das Erfcheinen diefes Buches ifl: allfeitig mit Spannung
erwartet worden. Es begreift fleh das ebenfo aus
der Berückfichtigung und Theilnahme, welche jede Arbeit
des Verf.'s zu finden beanfpruchen darf, als aus den Er-
eignifsen, welche zwifchen diefem Commentare und feinem
Vorgänger, dem Genefiscommentare, liegen. Di 11 -
mann's Bearbeitung der Genefis vom Jahre 1875 bezeichnet
ganz entfehieden gegenüber den älteren Commen-
taren fowohl als in der Gefchichte der Pentateuchkritik
einen erheblichen Fortfehritt. Die antiquarifche Unter-
fuchung wird auf eine viel breitere Bafis geftellt, als es
in den früheren Commcntarcn, wenn wir von dem trefflichen
Tuch's abfehen, gefchehen ift und ebenfo überlegen
war das Buch durch die Genauigkeit der philolo-
gifchen Methode. Für den Fortfchritt aber, welchen das
Buch in der Pentateuchkritik bezeichnet, genügt es an zwei
Punkte zu erinnern: es war ein Verfuch gemacht worden
, das engere Verhältnifs aufzuhellen, welches zwifchen
dem zweiten Elohiften und dem Jahwiften ohne Zweifel
befleht, und es war mit Nachdruck die Verfchieden-
heit des Redactors vom Jahwiften wieder geltend gemacht
, hierin wie in andern Punkten die Unterfuchung
wieder mit Recht zu den Refultaten Hupfeld's zurückgelenkt
worden.

Gleichzeitig aber hatte J. Wellhaufen feine Unter-
fuchungen über den Hexateuch geführt, welche ein Jahr
fpäter erfcheinend den Anftofs zu einem völligen Scenen-
wechfel auf dem Gebiete der altteftamentlichen Theologie
geben follten. Auch Wellhaufen ging von Hupfeld
aus, gelangte aber in Hauptpunkten zu diametral
verfchiedenen Anflehten. Während Dillmann die Quellen
der Genefis in der Reihenfolge: erfler Elohift (Ge-
fetzesfehrift, A), zweiter Elohift (ifraelitifches Erzählungsbuch
, B), Jahwift (judäifch-prophetifches Buch, C) anfetzt
und den letzten den zweiten benutzen läfst, ift für Well -
häufen der Jahwift (J) die ältefte pentateuchifche Quelle,
welche mit dem zweiten Elohiften (E) bezw. beftimmten
andern kleinem Stücken durch einen befondernRedactor zu
einem Gefchichtswerke vereinigt ward, in welches fpäter
das Deuteronomium, zu allerletzt der erfte Elohift, eine
exilifche Schrift, Aufnahme fand. Wellhaufen rechtfertigte
feine, die ftichhaltigen Refultate Hupfeld's mit denen
Grafs und Kuenen's verfchmelzende, eindringende
Dctailunterfuchung in ausführlicher Ueberficht in der Ge-

beigetreten. Die faft eingefchlafene Arbeit auf dem Gebiete
des A. T.'s hat im Zufammenhang mit den von
Wellhaufen gegebenen Anregungen unleugbar einen lebhaften
Auffchwung genommen, von welchem wir hoffen
wollen, dafs er andauern möge. In weiteren Kreifen ift
das Gefühl für die fpeeififch-theologifche Aufgabe der
altteftamentlichen Wiffenfchaft wieder erwacht — galt
fie früher weit mehr, als man eingeftehen mochte, als ein
von den Vätern ererbtes, für die heutige Theologie
eigentlich überflüffiges, lediglich aus älteren Formen
der Theologie erklärliches Anhängfei derfclben, welches
man wie vieles andere, da es nicht fchadete, mit weiter-
fchleppte, fo entdeckte man jetzt von Neuem, dafs nicht
ein völliges Vacuum zwifchen der orientalifch-philolo-
gifchen Disciplin des A. T.'s und der theologifchen des
N. T.'s liege, fondern ein breiter Strom von Gedanken
beide untrennbar verknüpfe.

Man mufste daher darauf gefpannt fein, wie der
Altmeifter der äthiopifchen Wiffenfchaft, der muftergül-
tige Exeget aus Ewald's Schule fich zu den Refultaten
Wellhaufen's und zu der von ihm ausgehenden Bewegung
in der Fortfetzung des Genefiscommcntares {teilen
werde. Dillmann hat nun in dem hier zu befprechenden
Buch klipp und klar Stellung genommen: erbeharrt auf
der Meinung, dafs der zweite Elohift älter fei als der
Jahwift und Hellt ebenfo in Abrede, dafs beide einen be-
fondern Redactor gehabt haben, wie dafs der in feiner
Ordnung ziemlich vollftändig erhaltene erfte Elohift erft
fpäter in das fo entftandene Buch hineingearbeitet worden
fei. Er Hellt weiter in Abrede, dafs die Gefetze
des erften Eäohiften hinter Ezechiel gehören ; die älteften
Gefetze findet er bei B. Lev. 17—26 find nach ihm vor
ihrer Aufnahme in den Pentateuch niemals eine Sammlung
für fich gewefen. Sie find vom Redactor zufammenge-
fetzt aus zweierlei Bearbeitungen eines älteren, vollftändig-
eren Codex, welchen D. mit S (Sinaigefetz) bezeichnet. Er
erklärt es für widerfinnig, dafs man erft in Babylonien
und im Exil die priefterlichen und gottesdienftlichen Gefetze
aufgefchrieben habe, läugnet aber nicht, dafs das
Gefetzbuch erft nach dem Exile und zu Esra's Zeit feine
letzte Geftaltung und Ordnung bekommen habe. Er verlangt
, dafs der zweite Elohift und Jahwift reinlicher als
früher gefchieden würden — worauf übrigens auch Well-
haufen von jeher aufmerkfam gemacht hat.

Ref. bekennt den Commentar Dillmann's zu Exodus
und Leviticus mit grofsem Nutzen gelefen zu haben
und meint, dafs derfelbe den warmen Dank aller derer
verdient, welche mit der Exegefe des Pentateuchs fich
befchäftigen. Denn wir treffen in ihm jene auf reichfter

Belefenheit ruhende Umficht in der Herbeiziehung, jene
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fchichte Ifraels Eine grofse Zahl, wo nicht die Mehr- Genauigkeit in der Sichtung und Verwendung des exe
zahl der arbeitenden altteftamentlichen Theologen ift ihm getifchen und antiquarifchen Materiales, durch welche der

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