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Ausgabe:

1881

Spalte:

365-366

Autor/Hrsg.:

Natorp , A. (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Evangelische Bruderliebe. Vorträge über die Aufgaben und Arbeiten des evangelischen Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung 1881

Rezensent:

Möller, Wilhelm

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung. 1881. Nr. 15.

366

Evangelische Bruderliebe. Vorträge über die Aufgaben
und Arbeiten des evangelifchen Vereins der
Guftav-Adolf-Stiftung, hrsg. von Confift.-R. Pfr. A.
Natorp. 2. Bd. 3. u. 4. Heft; 3. Bd. 1—4. Hft.
Barmen, Klein. (8.) M. 3. 65.

Inhalt: II. 3. a) Die Winterkönigin, von Prof. Dr. Paulus Caffel.
Eine nach einem freien Vortrage erweiterte gefchichtliche Skizze,
b) Die Guflav-Adolfs-Gemeinden der Rheinpfalz, von Pfr. J.
Schneider. (58 S.) 1879. M- —• 8o- "— 4- Das Evangelium
in Hohenzollern. Von Stadtpfr. E. Hermes. (33 S.) 1880.
M. —. 60. — III. 1. Die Evangelifation Böhmens und Mährens
vor und nach der Reformationszeit. Von F. A. Ruhmer.
(37 S.) 1880. M. —. 50. — 2. 3. Der Guftav-Adolf-Verein im
Gewände der Dichtung. Von A. Natorp. (109 S.) 1880.
M. 1. —. — 4. Bilder aus der Oberlaufitzer Reformationsgefchichte.
I. Von Pfr. H. J. Scheuffler. (55 S.) 1881. M. —. 75.

Das den Zwecken des Guftav-Adolfs-Vereins dienende
Unternehmen, von dem wir bereits früher (1879,
Nr. 5; 1880, Nr. 2) berichtet haben, wird, wie das Er-
fcheincn der obigen Heftchen zeigt, rüftig fortgefetzt.
Man kann fich darüber nur freuen, auch im Intereffe der
Beförderung der Bekanntfchaft mit den Schickfalen der
protcftantifchen Kirche in unferem evangelifchen Volke.
Bedingung hierfür wird fein, dafs wirklich etwas von ge-
fchichtlichem Werth, und dafs dies in anfchaulicher Weife
und den Formen edler Popularität geboten wird. Die
Verfchiedenheit der Gegenftände wie der Vcrfaffer bewirkt
nun freilich, dafs diefen Anforderungen in fehr verfchie-
dener Weife entfprochen ift. Wenn Paulus Caffel die
Geftalt der Winterkönigin, ihr und ihrer Familie Schickfal
zeichnet, fo fehlt es dabei nicht an Schlaglichtern und anziehenden
gefchichtlichen Ausblicken, aber das Ganze ift
in jenem vornehm und geiftreich fein füllenden zerhackten
Stil hingeworfen, der das Gegentheil aller wahren
Popularität ift und wenigftens nach des Referenten Gefühl
an Impertinenz ftreift; zumal wenn fich damit fo
offenbare Flüchtigkeit verbindet, wie es hier an verfchie-
denen Stellen der Fall ift. Der in demfelben Heft an-
gefchloffene Bericht Schncidcr's über die G.-A.s-Ge-
meinden der Rheinpfalz ift fchlicht und fachlich, hat aber
mit dem zerftückelten Stoff zu ringen. Sehr ansprechend
und frifch im Ton und im Ganzen fehr glücklich in
Auswahl und Ausführung ift ,Das Evangelium in Hohenzollern
' von Hermes. Dagegen bietet Ruhmer in feinem
erbaulichen Vortrage über die Elvangelifation Böhmens
und Mährens vor und nach der Reformatonszeit
doch gar zu wenig wirkliche gefchichtliche Aufklärung
über diefes fo reiche Gebiet. Eigenthümlich ift der Ver-
fuch des Herausgebers in einem Doppelhefte den Guftav-
Adolf-Verein im Gewände der Dichtung vorzuführen,
indem er dabei der Gefchichte des Vereins folgend
allerlei poetifchc Erzeugnifse, die fich auf Guftav Adolf
und auf die Gründung des Vereins, dann auf fein Arbeitsgebiet
, feine Leiltungen und feine Erfolge in fehr
verfchiedener Weife beziehen, ,mufivifch' zufammenftellt
und durch gefchichtliche und andere Erläuterungen verknüpft
. Die Steinchen, welche der Verf. hier zufammen-
fügt, find allerdings, wie er fich felbft nicht verbergen
kann, von aufserordentlich verfchiedenem Werth. Welch
eine Abftufung von dem unvergleichlichen Kleinod,
Luther's neuem Lied von den Märtyrern in Niederland,
an dem Feldliedlein Guftav Adolfs und dem rührenden
und treuherzigen Exulantenliede der Salzburger vorbei
und hinab bis zu Allem dem, was auf Guftav-Adolfs-
Feften und Fefteffen gereimt worden ift! Wer wollte
nicht gern auch des gemüthvollcn Gerok hübfehes Lied
vom Guftav-Adolfs-Becher (S. 6b), oder desfelben ,Der
Schwede hats gethan' (S. 75) lefen, oder fich die hifto-
rifchen Lieder (S. 5 ff.), welche mit A. N. unterzeichnet,
ebenfo wie das warm empfundene von den verfunkenen
Städten CS. 45) wohl dem Herausgeber auf Rechnung
zu fetzen" find, gefallen laffen. Allein es ift doch etwas
zuviel Reimerei aufgenommen, die weit unter Mittelgut

fleht und die ihre Beftimmung'erfüllt hat, wenn fie einmal
in einer Feftftunde gern mit angehört worden ift.
Anzuerkennen aber bleibt, dafs der Herausgeber es ver-
ftanden hat, gefchickt gefchichtlich zu erläutern. In dem
zuletzt angeführten Hefte begegnet uns Scheuffler wieder
mit einem recht inftruetiven Bilde aus dem ihm vertrauten
Gebiete der Oberlaufitz. Wir empfehlen das
Unternehmen im Intereffe der Guftav-Adolfs-Vereinsfache
zur weiteren Verbreitung.

Kiel. W. Möller.

Bibliographie

von Dr. Caspar Rene Gregory.

Ccutfcbc flitcranir.

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