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Ausgabe:

1881 Nr. 15

Spalte:

358-361

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Hermann

Titel/Untertitel:

Das Verhältnis der christlichen Glaubenslehre zu den anderen Aufgaben akademischer Wissenschaft 1881

Rezensent:

Herrmann, Wilhelm

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Theologifche Literaturzeitung. 1881. Nr. 15.

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vcrifche Gefangbuch ohne den im J. 1792 hinzugefügten
Anhang enthält, finden fich 806 und zwar fall immer unter
denfelben laufenden Nummern auch in dem lüneburger
Gefangbuch, wenn auch im Texte theihveife überarbeitet;

ben gearbeitet haben. Jedenfalls aber ift die Arbeit auch
fchon in ihrer vorliegenden Geftalt ein dankenswerther
Beitrag zur hymnologifchen Literatur. Ift ihr Umfang
namentlich im Vergleich mit den bekannten Hülfsbüchern

die übrigen 236 Lieder des lüneburger Gefangbuches find zu andern Landesgefangbüchern, wie fie z. B. Adler zum

gröfstentheils aus den in den Jahren 1765 und 1766 er-
fchienenen Gefangbüchern von Diterich und Zollikofer genommen
, theihveife entflammen fie anderen neueren Sammlungen
oder find (12) hier zum erften Mal gedruckt.
Ueber die Entftehungsgefchichte diefer beiden Gefang-

bayerifchen, Rambach zum hamburgifchen Gefangbuche
lieferten, ein recht bedeutender, fo ift auch der Plan,
nach welchem fie angelegt ift, ein weit umfaffenderer,
und fie bietet dabei eine fo grofse Anzahl neuer Angaben
und urkundlicher Beweife für fchon bekannte, wie

bücher, fowie über die zu ihnen gehörigen und in ihrem 1 man fie in den fonft ähnlichen Werken nicht findet. Das
Geltungsgebiete noch in Gebrauch befindlichen Choral- einzige Werk neuerer Zeit, mit welchem wir trotz des
melodienbücher enthalten die erften 32 Seiten des uns verfchiedenen Zweckes und der verfchiedenen Anlage
vorliegenden Werkes genaue Angaben. das Bode'fche feinem Inhalte nach wohl vergleichen

Der eigentliche Inhalt diefes Werkes befteht aber können, ift das Fifcher'fche Kirchenliederlexikon (vgl. in
aus biographifchen Mittheilungen über die Verfaffer der diefer Zeitung 1878, Sp. 641 ff., 1880, Sp. 38 ff.), welches
Lieder und der Melodien, die fich in den genannten Ge- hinfichtlich der Lieder felbft freilich meift ausführlichere,
fangbüchern und Choralbüchern befinden, fowie in biblio- j namentlich auch ihre Verbreitung betreffende Angaben
graphifchen Nachweifen über die erften Drucke diefer enthält, aber dabei in den bibliographifchen Notizen über
Lieder und Melodien. Es liegt in der Natur der Sache, I die erften Drucke nicht fo genau ift, und betreffs der
dafs die Angaben über die Dichter und Lieder einen Dichter fich an bedeutend kürzeren Angaben genügen
gröfseren Raum einnehmen, als diejenigen, welche fich ' läfst. Dafs unfer Verfaffer bei wiederholter Angabe derauf
die Verfaffer und das erfte Vorkommen der betreffen- j felben Werke eine Raumerfparung durch Verweifungen
den Melodien beziehen. S. 33 bis 177 des vorliegenden hätte eintreten laffen können, hat er fchon felbft beWerkes
enthält die Angaben über die Liederdichter; bei merkt; vgl. Vorrede S. VI.

jedem der alphabetifch geordneten Namen werden aufser Im ganzen find Druck und Correctur zu loben. Dafs

den biographifchen Angaben diejenigen Werke genannt, es bei einem folchen Werke nicht ohne Verfehen abgeht,
in welchen die geiftlichen Lieder des Betreffenden zuerft ift fclbftvei ftändlich, doch haben wir verhältnifsmäfsig
gedruckt find. S. 178 bis 400 folgen dann die Angaben | wenig Druckfehler bemerkt. Wir notiren beifpielsweife
über die Lieder, welche in der Reihenfolge und mit An- zu S. 35, dafs Albert wohl 1655 oder 1656 ftarb; zu S.
gäbe der Nummer, unter der fie fich in diefen Gefang- , 38, Z 7, dafs Anton Ulrich im J. 1714 ftarb und 81 Jahre
büchern befinden, mit ihrer Anfangszeile genannt wer- 1 alt ward; S. 82. Z. 3 v. u. lies Hancke ftatt Hamann;
den; bei jedem Liede ift dann, foweit das thunlich war, ; S. 84, Z. 6 v. u. Com. ftatt Conr., (Cornelius, nicht Con-
das Jahr, in welchem es gedichtet oder zuerft gedruckt rad). Die Angabe S. 85, Z. 4 beruht wohl auf einem
wurde, und der Name des Dichters genannt, und fodann Mifsverftändnifs; ebenfo was S. 95 bei Job über den
werden die Werke, in welchen es zuerft erfchien, ange- < Gebrauch feines eigenhändigen Manufcriptes durch Freyführt
und über abweichende Angaben referirt, auch, was linghaufen gefagt ift; die letztere Angabe findet fich
etwa zur Gefchichte des Liedes dient, hinzugefügt. In ; zwar ebenfo bei Koch, Gefch. d. Kirchenlieds u. f. f.
ähnlicher Weife folgen dann von S. 401 bis 436 die An- 3. Aufl. Band IV, S. 389, aber fie ift auch hier wahrgaben
über die .Sänger' und die .Weifen'. Den Schlufs fcheinlich nur ein Mifsverftändnifs deffen, was Kirchner
bilden Verzcichnifse der Lieder über kirchliche Perikopen, i in feiner Nachricht von den Liederverfaffern des Frey-
über andere Bibeltexte, über Gebete u. f. f. und über j linghaufen'fchen Gefangbuches fagt. In den bio«ra-
lateinifche Texte, Berichtigungen und ein alphabetifches phifchen Mittheilungen ltimmt die Angabe über das&er-
Liederverzeichnifs. [ reichte Lebensalter mitunter nicht zu dem genannten

Diefe Ueberficht zeigt, dafs wir es mit einem Nach- j Geburts- und Todesjahre; vgl. z. B. bei Bahrdt S. 41,
fchlagebuch zu thun haben, welches vorzüglich denen bei Siegmund v. Birken S. 45, bei Breithaupt S. 50, bei
dienen foll, die das hannoverifche und das lüneburger Craffelius S. 55, u. f. f.; hier liegt der Fehler meiftens
Gefangbuch benutzen. Aber auch über den Kreis diefer in der Berechnung des Lebensalters. S. 193, Z. 3, follte
hinaus^wird das Buch fich bald unter den Hymnologen ; das Citat wohl richtiger heifsen Koch III, 114, da die
zahlreiche Freunde erwerben. Denn es ift eine Arbeit Angabe im achten Bande doch nur aus diefer frühern
unermüdlichen Flcifses, und die vielen taufend anfehei- j flammt.

nend fo trockenen Notizen, die es enthält, bezeugen
eine Kenntnifs| der hymnologifchen Literatur und eine
Gabe für dergleichen literarifche Unterfuchungen, wie
wir fie wohl feiten finden. Befonders hat fich der Verfaffer
auch dadurch verdient gemacht, dafs er bei den

Hamburg. Carl Bert he au.

Schmidt, Herrn., Diak. Prof. def., Das Verhältniss der
christlichen Glaubenslehre zu den anderen Aufgaben akademischer
Wissenschaft. Gotha 1881, F. A Perthes
Büchern, welche er citirt, durch ein Sternchen andeutet, (IV ?6 S sr 81 M 80 '
... • 'r ,L/i :_ j„ Uo.,a rrohahr unH durch ein Pv' $ sr- °-> m- ~~- °°-

wenn er fie felbft in der Hand gehabt, und durch ein
eingeklammertes Sternchen, wenn die Angabe auf ver- j Diefcs Schriftchen verdankt feine Entftehung einem
lafslichcr Mittheilung beruhe, fowie dadurch, dafs er bei i perfonhehen Bedürfnis des Verf.'s. Das wäre ganz in
allen Büchern, die er aus öffentlichen Sammlungen be- der Ordnung, wenn es fich um das Bedürfnifs handelte,
nutzt hat, angiebt, aus welcher er fie entliehen hatte. das Refultat einer nützlichen Arbeit mitzutheilen. Aber
Seine Arbeit gerade jetzt zu veröffentlichen, wurde zu einer folchen hat dem Verf. jetzt die Zeit gefehlt,
der Verf. dadurch veranlafst, dafs ein neues Gefangbuch Er redet trotzdem über die Aufgabe und Methode der
für die Provinz Hannover (oder einen Theil derfelben?) be- j ehnfthehen Glaubenslehre, weil er durch äufsere Verarbeitet
wird • in dem Entwürfe zu demfelben (vgl. Nr. 4 ! haltnifse dazu genöthigt zu fein glaubt. Es ift nicht zu
u. c des diesjährigen Jahrg. diefer Zeitung, Sp. 84 ff. u. ! verwundern, dafs der Verf. es in Folge deffen nur zu
HO ff) glaubte er das bisherige hannoverifche Gefang- ; einer , mehr thefenartigen Darftcllung' gebracht hat. Aber
buch nicht genug berückfichtigt, und fo wollte er in dem es könnte auffallen, dafs er dabei die Hoffnung ausvorliegenden
Werke, an welchem er fchon jahrelang ge- fpneht, feine unter folchen Umftänden ans Licht gekom-
arbeitet einen Beitrag zur Kcnntnifsnahme und Würdig- menen Sätze würden nicht nur von einer Einheitlichkeit
ung desfelben bieten. Ohne diefen Anlafs würde er lieber feiner Grundgedanken Zeugnifs ablegen, fondern auch
noch einige Jahre weiter an gröfserer Vollendung desfel- 1 da und dort neue Anregung geben und auf Gefichts-