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Ausgabe:

1881

Spalte:

321-323

Autor/Hrsg.:

Metz, Adolf

Titel/Untertitel:

Die antipetrische Rede des Apostels Paulus (Gal. 2, 14 - 21) dialektisch erörtert 1881

Rezensent:

Zimmer, Friedrich

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Theologische Literaturzeitung.

Herauscreo-eben von D. Ad. Hamack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheinl Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. HLnrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 14. 2. Juli 1881. 6. Jahrgang.

Metz, Die antipetrinifche Rede des Apoftels

Paulus (Zimmer).
Jungmann, Dissertat. selectae in historiam

eccles. T. I. (A. Hamack).
Goldziher, Le culte des saints chez les Mu-

sulmans (Socin).
Roget, Ilistoire du peuple de Geneve depuis

la Reforme jusqu'a l'Escalade (Stähelin).

Zeilfchrift für Kirchengefchichte hrsg. von

Brieger (Schürer).
Nippold, Die Theorie der Trennung von Kirche

und Staat (Köhler).
I'fleiderer, KantifcherKriticismus undenglifche
Philofophie (Gottfchick).

Glock, Die chriftliche Ehe und ihre modernen

Gegner (Koehler).
Gefangbuch für die evang.-lutherifche Kirche

im Königreich Polen (Bertheau).
Luthardt, R., Die Felle des Kirchenjahres in
liturgifchen Vefpern (Schloffer).

Rei, Der Gott des Chriftenthums (Thünes). ' Debes, DasChriftenthumPeflalozzi-s(K.Strack).
Rougemont, F. v., Man mufs wählen (Thönes). Ein Brief des Herrn Prof. D. Weingarten an
Mücke, Vom ewigen Leben (Härtung). den Redacteur.

Metz. Lic Adolf, Die antipetrinische Rede des Apostels

Paulus (Gal. 2, 14—21) dialektifch erörtert. Hamburg
1881, Nolte. (37 S. 4-) M. 2. 50.

Diefe Stelle, der inhaltlich wie dialektifch bedeutend-
ften eine, aber auch mit Recht unter die fchwierigften

Heidenchriftenthums der Glaube an Chriftus auf Grund
der Ueberzeugung, dafs nur durch ihn die Gerechtigkeit
erlangt werde. Zu eben diefer Ueberzeugung aber haben
auch wir uns bekannt. Folglich find wir nach deinem
Urtheil ebenfalls duagxwloi (S. 9). — Statt Satz 4) trete
fofort der auf Grund eines Analogiefchluffes daraus ge-
der paulinifchen Briefliteratur gerechnet, harrt noch immer J wonnene Satz ein: Chriftus wird uns Juden Veranlaffung,
einer Erklärung, die allfeits befriedigen könnte. Denn dafs wir unferen von Natur glücklicheren Zuftand ver-
auch die zuletzt von Holften mit grofsem Scharffinn : laffen und Sünder (religionslofe Leute) werden gleich
verfuchte Deutung der inhaltfchweren Worte wird mehr den Heiden (S. Ii). — Ift es bei diefer Erklärung wirkbewundert
als gebilligt werden. Und von den c. 60 mir j lieh möglich zu fagen: ,die wenigen Sätze V. 15—17
bekannt gewordenen Erklärungen hat mich wenigftens j find geeignet, uns die dialektifche Schlagfertigkeit des
bisher keine überzeugen können. Um fo dankenswerther 1 Paulus in befonders hellem Lichte zu zeigen' (S. 11)?
erfcheint da jeder neue Vcrfuch, dies Räthfel endlich zu Ich meine, man müfste das gerade Gegentheil daraus
löfen. — Der Verf. findet die Schwierigkeit der Stelle • folgern. — Den, wie ich glaube, einzig zum Ziele füh-
,nicht fowohl in der lexikalifchen Bedeutung der Worte i renden Weg hat fich der Verf. verfperrt dadurch, dafs
oder in der grammatifchen Structur der Sätze, als in er V. 17 zu V. 15. 16 zieht, während er zu V. 18 ge

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dem dialektifchen Verhältnifs der Begriffe, dafs durch
die ungemeine Kürze noch mehr verdunkelt wird' (S. 2).
Infolge deffen verzichtet er auf nur einigermafsen eingehende
fprachliche Bemerkungen und befchäftigt fich

hört. Die naturgemäfse Erklärung von nKgctßäzrjv euetv-
xbv avvimävn) — nagaßclvza, ich beweifc, dafs ich durch
das v.agalvaca (vofiov) mich am Gefetz verfündigt habe,
weift der Verf. zurück mit dem merkwürdigen Grunde:

fall ausfchliefslich mit einer logifchen Entfaltung der j Jedenfalls will er doch in feiner Rede die Rückkehr
Gedanken. Dies zum Theil mit Glück. Wenigftens V. 1 zum Gefetz an Petrus tadeln; das würde er dann an
14 ift bisher noch nicht fo vielfeitig und eindringend ent- 1 u. St. damit begründen, dafs Petrus durch folche Rückwickelt
worden. Aber die reconftruirende Methode der : kehr einen früheren Fehler eingeftehe, m. a. W. (?j er
Exegefe, die der Verf. wie von Hofmann und Hol- würde Petrus auffordern in einem Fehler zu beharren,
ften — objectiver als jener, klarer, aber auch weit breiter j um ihn nicht eingeftehen zu müffen.' Wäre diefes nugu-
als diefer — anwendet, leidet an der gefährlichen Ein-
feitigkeit, dafs man, frei von dem Hemmfchuh — aber
auch dem Richtgeleis der analytifchen (philologifchen)
Methode leicht von dem fprachlich zuläffigen abkommt

z.B. kann keine irreale Bedingung; einführen, fo wenig wie
Rö. 4, 2; vtUq fleht nie für dvxi u. dgl. m. — V. 15 — 17
fafst der Verf. zufammen: auf Grund eines dem Petrus
und Paulus gemeinfamen Vorderfatzes (V. 15 f., werde

ßaxrjv eiiavxdv oivioxdvio richtig gefafst, fo hätte fich
wohl ergeben müffen, dafs diefes Begründung (ydg) der
in V. 17 geftellten Bedingung ti tvQttrijuv duagxui?.oi
fein will, ydg alfo nicht das u»; yivoixo, wie allgemein
und feinen eigenen Gedanken folgt, die aber im Text gar angenommen wird, erklären kann. Hier liegt der Haupt-
nicht liegen und nicht liegen können. An diefer Gefahr ift ) fehler der Metz'fchen Erklärung, die deshalb auch mit
der Verf. nicht unverfehrt vorbeigekommen: ä-ugeü-rßitv , Holften die falfche Auffaffung von duagTiolög (.religionslos
', .Heide', Holften: .naturfündig') theilt." Uebri-
gens folgt die Erklärung in V. 18 diefem, in V. 19 in
Bezug auf die Anknüpfung Lipfius (den Ton auf diu
vouov legend): ,Die Wiederaufrichtung des Gefetzes ift
erfterem aus feinem gegenwärtigen Verhalten ein Satz Uebertretung des Gefetzes (V. 18), weil die Zerftörung
abgeleitet V. 17), der eine Läfterung Chrifti enthält, j eine Wirkung des Gefetzes felbft war'. — Viel Staub
Vollftändig müfste der Schlufs lauten: I) Wir (du und wirbelt der Verf. zur Erklärung von V. 19 und 20 auf.
ich) Richen unfere Rechtfertigung allein durch den Glau- Für tyid uxxtüavav führt er durch Combination von Rö.
ben an Chriftus; 2) desgleichen thun die Antiochenifchen i 7, 18 und 8, 3 ein: /; neig* uov duagxiag dnt&avev; da die
Heidenchriften; 3) die letzteren find nach deiner Mein- oagS nicht mehr exiftirt, kann fic auch nicht mehr be-
ung duagralni — Heiden, religionslos; 4) folglich find fchränkt werden follen, folglich ift das Gefetz für mich
auch wir" ebenfo duugxodoi wie diefe fS. 10). Satz 3 > gegcnftandslos = vö(ua cczztVavnv.: Um öia vouov zu
folge daraus : Bevor fie gläubig wurden, waren diefelben erklären, wircl es auf die Formeln d vöuog dnh.xvivt ue
von Natur üuaoxwlni. Hebft du jetzt die Tifchgemein- = (Rö. 7, 4) d vouog £#aväxaos ut (V. 20») diu toi orav-
fchaft mit ihnen, noch nachdem fie bekehrt find, auf, fo gov xov Xgiaxov gebracht und erklärt: das Gefetz hat
erklärft du damit, dafs du fie auch jetzt noch für ccuccv- durch feinen Fluch Chrifti Tod bewirkt. In diefem hat
Voioi hältft. Nun ift aber das conftitutive Merkmal des | es aber uns, die wir in Chriftus vertreten waren und mit

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