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Ausgabe:

1881

Spalte:

5-6

Autor/Hrsg.:

Otto, Jo. Car. Th. Eques de (Ed.)

Titel/Untertitel:

Justini, philosophi et martyris, Opera quae feruntur omnia. Tom. III, Pars I: Opera Justini subditicia. Editio tertia plurimum aucta et emendata 1881

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Thcologifche Literaturzeitung. 1881. Nr. 1.

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Justini philosophi et martyris Opera quae feruntur
omnia. Ad optimos libros mss. nunc primum aut
denuo collatos rccensuit, prolegomenis et commentariis
instruxit, translatione latina ornavit, indices adjccit
Jo. Car. Th. Eques de Otto. Tom. III. Pars I. Opera
Justini subditicia. Fragmenta Pseudo-Justini. Editio
tertia plurimum aucta et emendata. Accedunt speci-
mina lithogr. duorum codicum mss. [A. u. d. T.: Corpus
Apologetarum Christianorum saeculi secundi.
Vol. IV.J Jenae 1880, Fischer. (LV, 223 S. gr. 8.)
M. 5. 50.

Diefe neue Auflage des 4. Bandes des Corp. Apolog.
umfafst diefelben Schriften, welche in dem 4. Band der
älteren Ausgabe enthalten waren, nämlich die Expositio
Rcctae Fidei, die Epistula ad Zcnam et Sercnum und die
Co)ifutatio Dogmatmn Aristotelis, fowie die Prolegomcna
für fämmtliche pfeudojuftinifche Schriften, auch für die, p
welche im 5. Bande zum Abdrucke gelangen werden. Histona S P. N. Benedict, a SS. pontificibus Romanis Gre-
Denfelbcn kommt unter den Schriften des byzantinifchen j gono L descnpta et Zachana graece reddita, nunc
frühen Mittelalters ein befonderer Werth an fich nicht | primum e codicibus saeculi VIII. Ambrosiano et
zu; indeffen verdienen doch einige eine erhöhte Auf- ! Cryptensi-Vaticano edita et notis illustrata cura Ab-
merkfamkeit um ihrer erftaunlich weiten Verbreitung batis Jos. Cozza-Luzi. Tusculani 1880. (Rom, Spit-
willen und weil fie frühzeitig für Schriften des Märtyrer 1 u__.._, n rvwir ,s, c q lvr .
Juftin gehalten worden find, ja augenfcheinlich die echten »oever.) (XXX11, 181 S. gr. 8.) M. 5. -
Schriften verdrängt haben. Dies gilt namentlich von der j Diefe werthvolle Publication des gelehrten Abtes
Expositio Rcctae Fidei, einem fehr verftändigen, lesbaren | des Bafilianerklofters von Grotta Ferrata zur 1400jährigen
Tractat über die Trinität und die Incarnation. Derfelbe ; Geburtsfeier des h. Benedict verdient auch diesfeits der
ift feit c. 600 fehr viel gelefen und bereits als juftinifch j Alpen Beachtung zu finden. Die Historia S. Benedicti,

frühe fchon der 3. Theil ein felbftändiges Anfehen erhalten
. Der Herausgeber hat dies Alles nicht bemerkt;
und doch ift die richtige Einficht in diefe Gefchichte des
Tractats auch für die Textesconftitution nicht gleichgültig.
Diefe ift übrigens wenig anders ausgefallen als in der
früheren Auflage. Zu den Texteszeugen gehört auch der
i. J. 1870 verbrannte Argentoraten$is von welchem K. J.
Neu mann auf der Tübinger Univ.-Bibliothek eine alte
Abfchrift zu finden das Glück hatte (Ztfchr. für K.-
Gefch. IV, 2 S. 284 f.); doch ift gerade die Expositio in
ihr nicht enthalten, wohl aber der Diognetbrief. — Auch
für die Confutatio und die Epist. ad Zcnam find bisher unbenutzte
Codd. verwerthet. Hoffentlich dringt der rüftige
Verf. in Bälde durch den Wuft der pfeudojuftinifchen
Schriften durch und befchenkt uns mit einer neuen Auflage
des Tatian.

Giefsen. Ad. Harnack.

citirt worden (von Leontius Byz., Anaftafius, Nicephorus
CPit. u. A.); auch die orthodoxen Syrier haben ihn frühzeitig
gekannt und überfetzt (f. Mö fing er, Momun. Syr.
II [1878] p. 9 bei v. Otto zu c. 11; eine fyrifche Ueber-
fetzung [Handfchrift saec. X] erwähnt v. Otto p. XXI
sq.). Die Abfaffung des Tractats fällt in die Zeit zwifchen

wie fie in den Dialogen Gregor's enthalten ift, wird hier
aus einem Cod. Bobb. nunc Ambros. saec. VIII diploma-
tifch treu mitgetheilt. Cozza macht es wahrfcheinlich, dafs
die Vorlage diefes Cod. Bobb. eine zur Zeit Gregor's felbft
gefchriebene Handfchrift gewefen ift (p. XVI sq.); jenen,
von welchem auch die Palaeographical Society ein Spe-

450 und 600, d. h. alfo in die Periode, in welcher nament- j eimen gegeben, befchreibt er mit wünfehenswerther Ge
lieh die CPitanifche Kirche den traditionellen Stoff revidirt j nauigkeit nach den Angaben Ceriani's. Nach der Hand-
und fich — im monophyfitifchen Kampf — eine Chrefto- j fchriftenprobe erweift fich der Codex fehr verwandt mit
mathie aus den Schriften der Väter theils zurechtgelegt, ! dem anderen, welcher das fog. Muratorifche Fragment

theils erfunden hat. In den Umkreis diefer ,Kcrnfchriften'
gehört auch die "Ex&eoig. Der Herausgeber hat fich ein
grofses Verdienft erworben, indem für die neue Auflage

enthält. Es ift auffallend, dafs bisher die Herausgeber
der Dialoge diefe Handfchrift nocli nicht verwerthet
haben. Cozza hat in feiner neuen Ausgabe auch die

das handfehriftliche Material erftaunlich vermehrt worden | jüngeren Zeugen zur Vergleichung herbeigezogen
ift. Es wird über 23 griechifche Handfchriften (saec. X — Ein ungleich gröfseres Intereffe bietet aber die

XVI) der Expositio nun berichtet, von welchen 12 colla- j Handfchrift, aus welcher Cozza die von Paplt Zacharias
tionirt worden find; über die II anderen werden theil- [ verfafste, griechifche Ueberfetzung der Dialoge, refp. der
weife ausreichende Mittheilungen gemacht. Der Heraus- j Vita S. Benedicti, hat herausgeben können. Diefelbe
geber hat fich auch um die Claffification der Handfchriften j (Majuskelhandfchrift, o/im Cryptofcri: nunc Vatic. Graec.
bemüht; indeffen wären hier noch eingehendere Unter- ; 1666) ift nämlich datirt und zwar auf den 21. April d.
Eichungen erwünfeht gewefen. Die ältefte Handfchrift 1 J. 800, ift alfo überhaupt die ältefte genau datirte
(D), welche auch v. Otto mit Recht zu Grunde gelegt griechifche Handfchrift, welche wir befitzen (f.
hat, enthält das erfte und letzte Capitel der Schrift (nach Gardthaufen, Griech. Paläographie S. 344, wo fie noch

nicht verzeichnet ift). Wunderbar, dafs fie fo lange hat

v. Otto'fcher Eintheilung) nicht und denfelben Defect
haben BG und mindeftens 5 der nicht collationirten Handfchriften
. Die fehlenden Stücke können auch entbehrt
werden; umgekehrt aber beweift der Anfang, wie er^ in
den übrigen Handfchriften ficht (l/.avüg zbv y.ara lovöuiwv
xaCElhjvuv E7iel%övTEg slsyxov), dafs die Expositio nur
der pofitive Schlufs eines polemifchen grofsen Werkes
fein will. In D etc. ift eben c. 1 wegefchnitten, um die
Schrift als felbftändige erfcheinen zu laffen. Es fetzen aber
die älteften Citate nicht nur eine Capiteleintheilung bereits

verborgen bleiben können. Zwar haben Einzelne, wie
Cozzazeigt,um fie gewufst; aber öffentlich ift bisher nicht
auf fie aufmerkfam gemacht worden. Cozza nimmt an,
dafs Nilus fie aus Calabrien, alfo wohl aus Roffano, nach
Mittelitalien gebracht hat; indeffen ift dies nicht ficher;
aber fehr wahrfcheinlich ift es allerdings, dafs fie aus
Grofsgriechenland ftammt, woher ja Grottaferrata den
gröfsten Theil feiner griechifchen Handfchriftenfchätze
erhalten hat. Cozza hat 6 Zeilen des Codex und die

voraus, die fich theilweife auch in den Handfchriften findet, Unterfchrift facfimilirt; es wäre fehr zu wünfehen , dafs

ein gröfseres Stück aus ihr publicirt würde; denn fie ift
für die Gefchichte der griechifchen Schrift von gröfstem
Werthe, ja ein wahrer Schlüffel. Interpunction, Ac-

fondern fie bezeichnen auch die Expositio als drittes Buch
(fo ift auch bei Anaftaf. Prcsb. [Mai, Nov. Collect. VII, 1 p.
29.v. Otto p. 35 n. 2] zu lefen; denn löyog öt/.azog (I) =

TQlTOS ('"))• Das urfprüngliche Werk umfafste alfo 1) einen cente, Spiritus finden fich bereits, auch die Anfänge der
Inyog xaza 'lovöuiwv, 2) einen loyog xa3>' 'ElHvav, 3) j Worttrennung, wenn ich nicht irre. Die Handfchrift

einen löyog zijg niozewg. Der letztere ift bald allein ab- wird eröffnet durch zwei bisher unbekannte akroftichifche

gefchrieben worden, da die beiden erften Theile nach der griechifche Epigramme auf Gregor I. und Zacharias.

Mitte des 6. Jahrhunderts kein befonderes Intereffe mehr Beide hat der Herausgeber zufammen mit einer lateini-

hatten; durch die Weglaffung des 1. Capitels hat fehr fchen Ueberfetzung feines Confrater Rocchi mitgetheilt