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Ausgabe:

1881

Spalte:

220-221

Titel/Untertitel:

Neudrucke deutscher Literaturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Nr. 4, 18 u. 28 1881

Rezensent:

Wächtler, August

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rium hat gegen den Druck nichts einzuwenden gehabt,
und die Cenfur in Dorpat hat denfclben gcftattct; der
Herausgeber bezeugt: ,die Predigten empfehlen fich felbft
durch ihre fchriftgetnäfse Wahrheit, durch ihre Einfachheit
und Tiefe, durch ihre Kenntnifs des menfchlichen
Herzens und durch ihr Eingehen auf die verfchiedenen
Zuftände und Bedürfnifse desfelben, befonders auf das
,Eine, was noth thut'. Wir können dies Urtheil nur be-
ftätigen, namentlich durch Einfachheit und Tiefe zeichnen
die Predigten fich aus; es find keine homiletifchen
Kunftwcrkc, aber reife Gaben eines tüchtigen homiletifchen
Charakters von fclbftändiger und durchgebildeter
Innerlichkeit, welche ohne allen fremden Schmuck, namentlich
auch ohne Citatc, auftreten; daneben ift das
Buch ein erfreuliches Zeichen für die Stammesverwandt-
fchaft der Brüder im fernen Nordoften, welche mit uns
denfelben theuern Glauben empfangen haben.

Halle a. S. A. Wächtler.

Beck, Pfr. Heinr., Homiletische Lektionen zur kirchlichen

Vorlesung aus den Werken der Väter und Erbauungs-
fchriftfteller der evangelifchen Kirche. Nach der Ordnung
des Kirchenjahres zufammengeftellt und bearbeitet
, i. Hälfte. Advent bis Trinitatis. Erlangen
1881, Deichert. (VIII, 244 S. gr. 8.) M. 2. —

Ueber Entftehung und Zweck diefer Schrift fpricht
der Herausgeber fich im Vorworte dahin aus, dafs er
die reiche ältere evangelifche Erbauungsliteratur für die
Lefegottesdienfte, welche in der bayerifchen Landeskirche
üblich find, habe zugänglich machen wollen. Dazu hat
er aus den Werken der älteren Erbauungsfchriftfteller
von Luther bis Bengel und Rieger Betrachtungen über
folche Schriftftellen ausgewählt, welche mit den evangelifchen
Perikopen des betreffenden Sonntages in Verbindung
flehen, und diefelben zum Gebrauch für die
Gemeinden unferer Zeit bearbeitet. Mit Recht hat er
fich dabei nicht von dem hiftorifchen, fondern von dem
praktifchen Intereffe leiten laffen, und die Umarbeitung,
welche nur die Form, nicht den Inhalt der Stücke geändert
hat, kann als eine wohlgelungene bezeichnet werden
. Die Länge der einzelnen Betrachtungen hat durchaus
das richtige Mafs für folche Lectionen. Die vorliegende
erfte Hälfte umfafst die Zeit des Kirchenjahres
von Advent bis Trinitatis. Ueber den Inhalt derfelbcn
bedarf es keiner nähern Angaben; wer die ältere evang.
Erbauungsliteratur in der Gemeinde meint benutzen zu
können, der findet in diefem Buche eine gute Auswahl
aus ihren vorzüglichften Erfchcinungcn. Ueber Einzelheiten
wollen wir nicht mit dem Verf. rechten, nur die
in den von Chr. Scriver herrührenden Abfchnitten wiederholt
behandelte ,hochtröflliche Lehre' von der Vermählung
der Seele mit Chrifto dem Bräutigam fähen wir
lieber nicht in dem Buche, welches fonft gefunde und
fchriftgemäfse Betrachtungen bietet.

Halle a. S. A. Wächtler.

Pank, Superint. Paft. O., Das zeitliche Leben im Lichte des

ewigen Wortes. Predigten. XXI—XXX. Berlin 1880,
Fr. Schulze's Verl. (IV u. S. 241—357. gr. 8.)
M. 2. 50.

Das letzte Heft diefer Predigtfammlung dürfen wir
mit ebenfo grofser Freude zur Anzeige bringen wie die
beiden erften. (Vergl. Th. L.-Z. 1879. Nr. 20. 1880. Nr. 8.)
Die hier behandelten Thematabringen die bcgonneneXeihe
von Betrachtungen in angemeffenfterWeife zumAbfchlufs
und zeigen in ihrer Auswahl und Faffung, wie der Verf.
die Aufgabe mit eigenthümlich feinem und finnigem Ver-
ftändnifs und mit forgfältigem Fleifs zu Ende geführt
hat. Nachdem im vorigen Hefte das Familienleben im

| engeren Sinne behandelt war, werden in diefem folche
J Lagen und Verhältnifsc im zeitlichen Leben des Chriften
I betrachtet, welche mit jenem in loferer Verbindung flehen,
und fodann, dem Anfang mit ,des Menfchen Wiege' ent-
fprechend, die letzten Dinge im zeitlichen Leben des
Chriften. Der fcharfe und liebevolle Blick des Vcrf.'s
für die Schwierigkeiten und Gefahren des chriftlichen
Lebens in unferer Zeit ilt verbunden mit einer tiefen und
freudigen Erkenntnifs feines vollen Werthes und feiner
ungebrochenen Schönheit; aber die ideale Anfchauung
läfst ihn doch die Dinge nicht anders anfehen, als fie in
Wirklichkeit und Praxis fich geftalten, fo dafs die Predigten
weder fcntimental und überfchwänglich, noch
nüchtern und trivial werden. Es ift wirklich unfer gegenwärtiges
bürgerliches Leben mit feinen Vorzügen und
mit feinen Schäden, welches in das Licht des ewigen
Wortes gefleht ift. So werden behandelt: ,die einfam
Gebliebenen', ,die einfam Gewordenen', ,reich und arm',
,Verwandte und Freunde', ,herrfchen und dienen', ,das
graue Haupt', ,das Teftament', ,die Sterbeftunde', ,d,is
Grab' und zum Schlufs ,noch eine Confirmation'. In
ungezwungener Weife werden die behandelten Fragen
mit der Zeit des Kirchenjahres, von den letzten Trini-
tatisfonntagen bis üftern, in Zufammenhang gebracht.
Ein Beifpiel, welches nach allen erwähnten Seiten als
Beleg gelten kann, mag die Predigt über ,das Teftament
' fein. Diefelbe ift in der Paffionszeit gehalten.
Zwei Schriftftellen dienen als Text: Die Botfchaft des
Jefajas an den todtkranken Hiskias und der andere Theil
der Einfetzungsworte Matth. 26, 27. 28. Dem Verf. ifl
es nicht darum zu thun, die in dem Texte enthaltene
Wahrheit zu entwickeln, zu einem Urtheile zu gehalten
und dann nach den verfchiedenen Seiten auszulegen, fondern
der Text dient ihm hier wie öfter als Parallele zu den
thatfächlichen Verhältnifsen unferes zeitlichen Lebens,
welche er mit dem Lichte des göttlichen Wortes beleuchten
will; aber die Wahrheit und Heilswahrhcit,
welche das Schriftwort enthält, wird dabei überall ge-
wiffenhaft benutzt. Jefajas fordert den Hiskias auf, fein
Teftament zu machen, und Jcfus macht fein Teftament.
Beide follen uns helfen, unfer Haus recht zu bcftellen.
So ergiebt fich als Thema, wenn anders diefe Bezeichnung
hier zutrifft, die Bitte: ,Herr, lafs mich bei Zeit
mein Haus behellen', 1. mein zeitlich Haus durch mein
Teftament. 2. mein ewig Haus durch dein Teftament.
Die Ausführung geht forgfältig auf alle Verhältnifse ein;
kurze aber treffende Züge aus der Gefchichte des chriftlichen
Lebens und aus der feelforgerlichen Erfahrung
machen die Mahnung eindringlich, und überall kommt
,das ewige Wort', auch bei den fcheinbar kleinen und
unbedeutenden Dingen, zu feinem vollen Recht. Wir
wiederholen den Wunfeh, dafs die Predigten eine weite
Verbreitung finden; namentlich für gebildete Familien
bilden fie ein werthvolles Hausbuch; unfere Empfehlung
der früheren Flefte hat der Verleger mit vielen andern
zufammen oft genug abgedruckt, möchte er den dabei
ausgefprochenen, aber nicht mit abgedruckten Wunfeh,
dafs der Preis für die Predigten geringer werden möchte,
nicht überfehen haben; der Verbreitung fleht derfelbc
(30 Predigten auf 337 Seiten M. 7.50) fehr im Wege.

Halle a. S. A. Wächtler.

Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII.
Jahrhunderts. Nr. 4, 18 u. 28. Halle, Niemeyer. (8.)
k M. —. 60.

Inhalt: 4. Martin Luther: An den chriftlichen Adel deutfeher
Nation. (VI, 80 S.) 1877.

18. Derf.: Sendbrief an Papst Leo X. Von der Freiheit eines Chriften-
menfehen. Warum des l'apfts und feiner Jünger Bücher von 1).
Martino Luther verbrannt feien. (XII, 54 S.) 1879.
28. Derf.: Wider Hans Worft. (VI, 74 S.) 1880.

Die .Neudrucke u. f. w.' follen eine Anzahl wichtiger
Erfcheinungen aus der poetifchen und profaifchen