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Ausgabe:

1881

Spalte:

208-209

Autor/Hrsg.:

Hoffmann, Georg

Titel/Untertitel:

Auszüge aus syrischen Akten persischer Märtyrer 1881

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Theologifche Literaturzeitung. i88r. Nr. 9.

208

Synthese, dement ä son tour Fun des Clements constitutifs
d'une synthesc nouvelle. Elle s'est debarrassee dans le cours
de son developpement d'un certain nombre de donnces trop
exclnsives; eile s'est simplifice; mais eile a gar de cepen-
dant les contradictions internes inherentes a son principe'
(p. 180). Der Verf. findet überall die Uebereinftimmung
zwifchen Philo und dem 4. Evangeliften gröfser als die
Unterfchiede. Ref. kann ihm hierin nicht zuftimmen
und mufs bereits die Methode beanftanden, nach welcher
der Verf. verfahren ift. Der Logosbegriff ift ihm der
Schlüffel zum Verffändnifs des johanneifchen Chriften-
thums und der johanneifchen Theologie. Von ihm aus
beleuchtet er alles im Evangelium. Aber diefen ,Logos'
kennen wir ja bei Johannes wenig mehr als feinem Namen
nach. Es heifst daher das Helle mit dem Dunkeln
beleuchten wollen, wenn man von ihm ausgeht. Ift es
fchon bei Feftftellung von Juftin's Theologie irreführend,
die Logoslehre in den Mittelpunkt zu ftellen, fo kann
man der johanneifchen Theologie ganz und gar nicht
gerecht werden, wenn man ,la doctrine du logos' zum
Rahmen des Ganzen macht.

Giefsen. Adoli Harnack.

Pohl, Dr. Otto, Das Ichthys-Monument von Autun, erklärt.
Mit 1 lith. Taf. Berlin 1880, Kamiah. (22 S. gr. 4.)
M. 2. —

Die im Jahre 1839 auf dem Friedhofe Saint-Pierre
l'Estrier bei Autun gefundene fragmentarifche Ichthys-
Infchrift fleht nicht nur inhaltlich, fondern auch hinficht-
lich der Anzahl der Conjecturen, die fie veranlafst hat,
in der chriftlichen Epigraphik einzigartig da. Von den
II Verfen, aus denen fie befteht, find nur 6 mit vollkommener
Sicherheit zu lefen. Die übrigen haben bis
zur jüngften Vergangenheit herab eine lange Reihe von
Conjecturen hervorgerufen, die unter fich in dem Grade
von einander abweichen, dafs man fchon daraus die Er-
kenntnifs gewinnen könnte, eine zuverläffige Wiederher-
ftellung der Infchrift fei überhaupt ausgelchloffen. Die
Abhandlung von O.Pohl über das Monument, wie viel Vortreffliches
diefelbe auch bietet, hat bei Ref. diefeUeber-
zeugung nicht aufzuheben vermocht. In epigraphifchem
Takte und theologifchecn Verftändnifse zeigt fich diefer
jüngfte Bearbeiter der Infchrift feinen Vorgängern zweifelsohne
überlegen. Wo er unter den vorgefchlagenen
Conjecturen auswählt, wählt er faft ausnahmslos die
beftc und weifs diefelbe vielfach neu zu begründen.
Ref. ftimmt den Ausführungen im Allgemeinen zu; hier
und da indefs erregen ihm die Lefungen des Verf.'s Bedenken
. Z. 1 bzw. das zweite Wort in derfelben wird von
allen Auslegern und auch von dem Verf. ergänzt:
1X&YOX OvQaviov 9dON VEN02 u. f. w. f-Jtiov (oder
uyiov, wie Kirchhoff u. A. wollen) dürfte richtig fein.
Dagegen zur Aufnahme von ovoaviov ift die Lacune
nicht ausreichend, wenn man nicht eine aufsergewöhn-
liche Zufammenfchiebung der Worte annehmen wollte,
wozu aber der übrige Satz der Infchrift kein Recht giebt.
Auch ift ovQctviog ein wenig paffendes Epitheton zu
l%&vg. Ebenfowcnig können wir dem Verf. folgen, wenn
er Z. 2 mit Anfchlufs an Garrucci, Kirchhoff*u. A. lieft:
XPH2E AABllv nrjyrjN' AMBPOTON Eb BPOTEOIS.
Hier dürfte, ftatt mnyr,v, tcorjv richtiger fein. Aaßcov nr/-
yiqv ift ein fehr fchiefer Ausdruck. Die folgenden Genitive
&E2TlE21£ir ) tATioN würden dann die Ccorj
näher als die durch die Taufe erlangte Wiedergeburt
beftimmen. — Z. 5 entfeheidet fich der Verf. mit Recht
für die Lesart äyuov und begründet fie eingehend und
mit Glück gegen Kirchhoff, der diefelbe, nach dem Vorgange
von Wordsworth, durch ctyiwv erfetzen wollte.
Dagegen hat in Z. 11 die Lefung Garrucci's: 'lyllvog er
det7tv(<> immer noch eine gröfsere Wahrfchcinlichkeit für
fich als die von-Pitra und dem Verf. aufgenommene: |

'fy&vog «gi/Wj (,im Frieden des Ichthys'). Denn gerade
bei altchriftlichen Gaftmahlsdarftellungen, mögen fie nun
das Abendmahl oder allgemein die himmlifchen Freuden
fymbolifiren, ift der Fifch ein fehr beliebtes Object.

In einem Schlufsabfchnitte handelt der Verf. über
,Compofition und Zweck der Infchrift'. Vorausgeht eine
kurze Darlegung der kirchlichen und religiöfen Verhält-
nifse der älteften gallifchen Gemeinden. Hinfichtlich der
Compofition der Infchrift fpricht fich der Verf. mit
Wordsworth dahin aus, dafs V. 1—6 einem andern, älteren
Verf. angehören, als V. 7—11, genauer, eine alte
liturgifche Formel find. Die Gründe, welche für die
chronologifche Zweitheilung angeführt werden, find
durchfchlagend. Dafs aber in V. 1—6 ein Stück einer
altkirchlichen gallifchen Liturgie vorliegt, läfst fich nicht
wahrfcheinlich machen. Eher könnten die Worte Reifte
eines alten Hymnus fein. Nach Analogie anderer Grab-
infehriften zu fchliefsen, ift wohl die todte Mutter als
diejenige gedacht, welche jene Worte an die Ueberleben-
den, insbefondere an ihren Sohn Pectorius richtet. Diefer
antwortet V. 7—II, mit unmittelbarer Anknüpfung
an die vorhergehenden Worte.

Auf die wichtige Frage, welcher Zeit die Infchrift,
bzw. die beiden Theile derfelben angehören, ift der Verf.
nicht eingegangen. Gerade hier wäre eine forgfältige Re-
vifion früherer Aufftellungen vonnöthen.

Der gut ausgeftatteten Abhandlung ift eine Repro-
duetion der durch Garrucci vcranlafsten photographifchen
Nachbildung der Infchrift beigegeben, wodurch der Verf.
feine Lefer zu Danke verpflichtet, da die Garrucci'fche
Schrift (Melanges cPEpigraphic ancienne, Paris 1856) feiten
geworden ift.

Leipzig. Victor Schultzc.

Hoff mann, Georg, Auszüge aus syrischen Akten persischer
Märtyrer, überfetzt und durch Unterfuchungen zur
hiftorifchen Topographie erläutert. [Abhandlungen
für die Kunde des Morgenlandes 7. Bd. Nr. 3.] Leipzig
1880, Brockhaus' Sort. in Comm. (V, 325 S. gr. 8.)
M. 14. —

Diefes Werk enthält einen höchft bedeutfamen Beitrag
zu einer neuen Sammlung der Acta martyrum
orientalinm, die vorausfichtlich leider noch lange auf fich
wird warten laffen. Der Verf. hat die fyrifchen Hdfchr.
des britifchen Mufeums ausgebeutet und theilt eine Reihe
von Legenden in deutfeher Ueberfetzung mit. Diefelben
handeln von Märtyrern des 4—7. Jahrhunderts in den
Euphrat- und Tigris-Ländern. In der Vorrede macht
der Verf. auf Mittheilungen aufmerkfam, welche der in
Rom erzogene chaldäifche Erzbifchof von'Amädia, Geor-
gius Ebedjefu Khayyath, über neuerdings zugänglicher
gewordene neftorianifche Sammlungen von Heiligenleben
gegeben hat {Romac 1870, de propag. fide). Die reichen
Anmerkungen und Excurfe, mit welchen der Herausgeber
feine Publication begleitet hat, ,vermeiden mit wenig
Ausnahmen gefliffentlich jede hiftorifche Ausbeutung
und Beurtheilung des in den Texten enthaltenen Stoffs.
Sie befchränken fich meiftenthcils auf geographifche
Orientirung'. Der kirchen- und dogmenhiftorifche Ertrag
diefer Legenden ift aber auch, foweit Ref. darüber ein
Urtheil abgeben darf, ein nicht eben grofser. Die Phan-
tafiegebilde der chriftlichen Orientalen vom fchwarzen
Meere bis zu den abeffynifchen Bergen find ftereotyp
und barbarifch. Die Vorgänge, die fich unter ihnen ab-
gefpielt, find es freilich nicht minder; aber eben deshalb
find die Grenzen zwifchen beiden fchwer zu ziehen. Nur
fehr vereinzelt läuft einmal — von geographifchen Angaben
abgefehen — eine bcachtenswerthe Notiz mit unter.
Im Eingange des Martyriums des Mär Bchnäm heifst es
(S. 17): ,Diefer Zeuge ftarb im J. 663 Alexanders zur
Zeit des frevelhaften Königs Julianos. Die Edikte des