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Ausgabe:

1880 Nr. 6

Spalte:

142-143

Autor/Hrsg.:

Redenbacher, Wilh.

Titel/Untertitel:

Epistel-Postille. Predigten über alle Sonn- und Festtags-Episteln des Kirchenjahres. Nach dessen Tod hrsg. von Theod. Redenbacher 1880

Rezensent:

Fay, Friedrich Rudolf

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141 Theologifche Literaturzeitung. 1880. Nr. 6. 142

fpiegelt hat. Sollte jener Zweck erreicht werden, dann
hätte der Stoff begrenzt und (wie auch in dem Haupt-
theil gefchehen) mindeftens auf die Zeit feit der grofsen
Kirchentrennung befchränkt werden muffen. Damit wäre
dann Raum gewonnen, um noch andere Stimmen, be-
fonders aus den Kreifen der gefchilderten Berufsart fei-

Mathe, Bertha, geb. Hüffell, Jungfrauenbrevier. Gebete
in Freud' und Leid, für Sonn- und Fefttage. Nebft
einer Auslefe religiöfer Dichtungen. 2. Aufl. Stuttgart
(1879), Levy & Müller. (VIII, 174 S. 16.) geb
M. 3. 60.

ber zu Worte kommen zu laffen. Eine Regiftrirung von rjas Büchlein enthält eine Reihe von Gebeten für

einzelnen Stellen, die noch hätten berückfichtigt werden , das Leben der Jungfrau nach feinen verfchiedenen Ver-

können, wiirde den hier geftatteten Raum überfchreiten
Aufgefallen ift dem Ref., abgefehen von dem bereits
erwähnten Defiderat, dafs die deutfche dramatifche Literatur
unberückfichtigt geblieben ift, vor Allem aber,
dafs unter den Culturländern Dänemark gänzlich fehlt,
deffen Literatur gerade über die Stellung des Pfarrers
ziemlich reiche Ausbeute geliefert hätte,

hältnifsen, nebft paffenden Gedichten zu einem jeden,
meift von neueren Dichtern. Ein frifcher, poetifcher,
zugleich tief religiöfer Zug geht durch das Ganze, ohne
Sentimentalität. Zuweilen find fie doch nicht frei von
Reflexion, wie wenn gleich in einem der erften Gebete
die Empfänglichkeit der Jugend im Vergleich mit dem
fpäteren Leben gefchildert wird. In der Beftimmung
Kufle H. Lindenberg. ! der einzelnen Fälle ift zu viel Cafuiftik. Es giebt Gebete
,bcim Verlaffen des Vaterhaufes, um eine Stelle

1. Jacobi. em. Paft. Dr., Geistliches Vademecum. Prak-
tifche Winke für evangelifche Prediger und die, fo es
werden wollen. Nebft einem Anhang von kirchlichen
Feft Gebeten. Meifsen 1879, Klinkicht & Sohn. (III,
107 S. 8.) M. 1. 20.

2. Kolde, Pfr. A., Die Krankenkommunion. Agendarifchcs
Hilfsbuch für angehende Geiftliche. Gütersloh 1879,
Bertelsmann. (70 S. 8.) M. — 80.

Im ,Geiftlichen Vademecum' bietet der Ver-
faffer, von dem fchon neulich eine Schrift ,Der Mutter
Grab' erwähnt wurde, eine kurze Paftoraltheologie, wie
fie ihm in 51 jähriger Amtserfahrung entftanden ift. Mag
man im einzelnen z.B. gleich auf den erften Seiten, wo die

als Gouvernante anzutreten', Gebete einer Stieftochter,
einer Lehrerin an einer Schule u. f. w. Es will mir
Rheinen, als ob allgemeinere Gebete mit dem Reichthum
von Beziehungen, die fie der Sache nach in fich
tragen, wirkfamer fein müfsten, als jene Individualifirungen,
die den einzelnen Fall doch nicht ganz treffen können. —
Warum heifst es doch im ,Befiehl du deine Wege': den
Sternen, Wolken, Winden bezeichnet er die
Bahn? Trotz jener Ausftellungen darf wiederholt werden
, dafs Verf. faft durchgehends den rechten Ton getroffen
hat, wovon auch die bereits erfchienene zweite
Auflage Zeugnifs ablegt.

Leipzig. Härtung.

Redenbacher, Wilh., Epistel-Postille. Predigten über alle
^^^^^BM^^^^r^ Sonn- und Fefttags-Epifte.n des Kirchenjahres. Nach

wird, anderer Meinung fein, das Ergebnifs eines fo lan- deffen Tod hrsg. von Pfr. Theod. Redenbacher
gen 'Amtslebens, durch das wir von der Schule her auf j Erlangen 1878, Deichert. (VI, 474 S. gr. 8.) M. 5. —
allen feinen Stationen und nach allen feinen Beziehungen 1 Redenbacher's Name ift bekannt! Wir verdanken
hier geführt werden, verdient jedesmal Beachtung Er j dem trcfflichen Manne viele gute Jugendfchriften, fowie
hat mit warmem Herzen und eingehendem Verftandn.fs dn VQn chriftiicher Weltanfchauung und patriotifchem
in feinem Beruf geftanden. Nur merkt man es ihm an, Gdfte durchdrungenes Lefebuch der Wcltgefchichte. Ein
dafs das held desfelben ein nur wenig bewegtes gewefen Jahr VQr feincm)&arn ,4- Juli lg;6 erfolgtai Tode hat er
,ft. Auch ift der; feinere pfychologifchcMlhck nicht eben fdbft noch cjlu, Evangeljen_poftille herausgegeben, jetzt
feine eigentümliche Gabe Dem im Amt befindlichen m> yon feinem Söhft^ Theodor Redenbacher, Pfarrer
Ge.fthchen wird nicht viel Neues geboten aber der An- in Kolmbach, beforgt, die Epiftel-Poftille erfchienen:
fanger zumal in Sachfen, dürfte dem Buchlein mancher- ein fchönes Andenken an einen würdigen Prediger des
lei verdanken. - Indem ich mich anfehicke, diefe Worte Evangeliums der fich nicht blols durch fein Wortj fon.
zu fchreiben erfahre ich, dafs der Verf. geftorben ift. dern auch wje man aus d bi hifchen Anhange
Möchte das letzte Vermächtnis eines treuen Geifthchen , (& ecfieht durch fein ganzesFLeben als furchteine
freundliche Aufnahme finden . lofon Zeu Chrifrj erwiefen hat. In der berüchtigten

Wenn die erfte der genannten Schriften das ge- , Kniebeugungsgefchichte war R. ,vorne dran unter denen,
rammte Amtsleben umfafst, fo bezieht fich die andere wdche ^ dVfchneidjgen Waffe des evangelifchen Zeug-
nur auf ein befonders fchwicnges Stuck derfelben, die5 nifses in Wort und Schrift da fich vernehmen liefsen'

Krankencommunion. Bei kurzer Vorbereitung auf | (Si } Er verlor daruber'fdne Stdle in Sulzkirchen
eine folche vermag fie gute Dicnfte zu leiften, weniger und lebte zwei Jahre | ohne Amt mit feiner zahl-
als Agende Der agendar.fche Gebrauch der Gebete , rdchen FamiHe in Nürnb* für feinen Unterhalt, wie
wird durch das Uebereinanderdrucken der beiden Pro- j es fchdnt) hauptfachlich a^f den Ertrag fdner Scbrift.

nomina, fo oft eins vorkommt , ™) fehr er- ffellerei angewiefen. Zu Anfang des Jahres 1846 berief ihn

V fie 'hr/ König hnedrich Wilhelm IV in fein Land und verlieh ihm

die Pfarrftelle in Sachfenburg in Thüringen. Später, als

fchwert. Man überlaffe doch folche kleine Aenderungen
dem Gebrauch, ftatt das Auge zu verwirren. Zu den
Bemerkungen über Vermeidung von Anfteckung möchte
hinzuzufügen fein, dafs der Geiftliche von feinen Vor-
fichtsmafsregeln wenig merken laffe, weil er fonft ein
gut Stück feiner Wirklamkeit auf den Kranken und deffen
Umgebung einbüfsen kann.

Leipzig. Härtung.

die Zeiten fich änderten, kehrte R. in feine alte Heimat
zurück, wo er von 1852—1860 in der zerftreuten Gemeinde
Grofsh aslach, dann bis zu feinem Ende in dem
kleinen, ihm fehr angenehmen Dornhaufen im Segen
wirkte. ,Sein letztes Werk aber war fein Evangelien-
predigtbuch und die Sammlung und Bearbeitung der (vor-
ftehenden) Epiftelpredigten, gleichfam noch ein Vermächt-
nifs und Andenken für feine Gemeinde und für alle, die
ihn kennen' (S. 473).

Die ihn nicht kennen, erlaubt Ref. fich hinzuzufetzen,
mögen ihn kennen lernen, denn R. verdient es! Sein
Standpunkt ift derjenige pofitiven, chriftlichen Glaubens
mit lutherifcher Farbimg, doch ohne confeffionelle Schroffheit
, wie fich am klarften aus der Reformationsfeftpredigt