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Ausgabe:

1880

Spalte:

497-499

Autor/Hrsg.:

Nestle, Eberardus

Titel/Untertitel:

Veteris Testamenti Graeci codices Vaticanus et Sinaiticus cum textu recepto collati 1880

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schür er in Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 21. 9. October 1880. 5. Jahrgang.

Vetus Testamentum Graece juxta LXX inter- das Neue Teftament, 2., 8., IO., 13., 14.

pretes, ed. Tifchendorf. Ed. VI, recogn. J Abth., in neuen Aufl. (Schürer).

w n,eft1^ s^ür^r m n ■ „nv« v, i Lommatzfch, Luther's Lehre vom ethifch-re-

Nellle, Vetens Testamenti Graeci Codices Va- ! .. .... ' . , _,. , , ,

. ' : k. . . , . ,__11 ,. ligiofen Standpunkte aus und mit befonderer

timniK t*t .Sinaitiriis cum textu recento collati ...... " . _ . .

iieruckfichtigung feiner lheone vom Geletze

ticanus et Sinaiticus cum textu recepto collati
(Derf.).

Revel, Storia letteraria dell' Antico Testamento
(Netlle).

Meyer, Kritifch-exegetifcher Kommentar über

dargeftellt (Kattenbufch).

Hoffmann, Leben und Wirken des Dr. Ludwig
Friedrich Wilhelm Hoffmann, II (Lindenberg).

Charles Kingsley, Briefe und Gedenkblätter,
hrsg. von feiner Gattin, deutfche Ausg., 2 Bde.
(Lindenberg).

Ilofmeier, Die heiligen Sacramente, Predigten,
2. Abth.Das Sacrament des Altars (Lindenberg).

Kehr, Gefchichte der Methodik des deutfchen
Volksfchulunterrichts, I, und 2. Bd. (K. Strack).

Vetus Testamentum Graece juxta LXX interpretes. Textum laffen. Aber nicht genug! In der 4. Aufl. (1869; wurde

Vaticanum Romanum emendatius edidit etc. etc. diefes Verfahren abermals beliebt, und in der 5. Aufl.

Cond, de Tifchendorf. Ed. VI. Prolegomena ' ll875) desgleichen!! Inzwifchen war aufser dem Sinai-

„ . ,. . ,. . 2. ... . ticus auch der Vattcanus genauer bekannt geworden,

recognovtt, collattonem cod.cis Vahcani et Smait.ci | In den Jahren l868_l872 erfchien in 5 Bän&den Folio

adjecit Eberardus Neftle. 2 tomt. Lipsiae 1880, die neue Prachtausgabe des Vaticanus von Vercellone

Brockhaus. (LXXXI, 684 u. 803 S. gr. 8.) M. 15. — und Cozza, die uns zum erflenmale mit dem Text des

, ,,»xÄ ■„ T~~i__i- n j- ii i- Vaticanus in zuverläffiger Weife bekannt macht. Als

Nestle, Eberard., Velens Testamenti Graec. cod.ces Vatica- nun im j l88o abermals eine neue Aufl. der Tifchen-

dorf'fchen Septuaginta nöthig wurde, fcheint es die Ver

nus et Sinaiticus cum textu recepto collati. Supple
mentum editionum quae Sixtinam sequuntur omnium,
in primis Tifchendorfianarum. Lipsiae 1880, Brockhaus
. (V, 187 S. gr. 8.)

lagshandlung doch für angemeffen gehalten zu haben, ihren
Lefern die Schätze des Sinaiticus und Vaticanus nicht länger
vorzuenthalten. Ein in befonderem Mafse hierzu geeigneter
Gelehrter, Herr Dr. Neftle, fand fleh bereit, die mühevolle
Die Gefchichte der Tifchendorf'fchen Septuaginta- ' Arbeit einer Collation des Sinaiticus und Vaticanus mit

dem Tifchendorf'fchen (= flxtinifchen) Texte vorzunehmen
. Aber was ift nun das Refultat von all' diefer
Mühe und Arbeit? Die Tifchendorf'fchen Stereotypplatten
find noch immer nicht genügend abgenützt, und fo
erfcheint denn der Text diefer längft antiquirten Stereotypplatten
vom J. 1850 auch in einer 6. Aufl. vom
Jahre des Heils 1880 abermals auf dem Büchermarkt,
als ob feit ihrer erftmaligen Herftellung in der gelehrten
Welt gar nichts pafflrt wäre. Herr Dr. Neftle aber
darf feine mühevollen Collationen ganz befcheidentlich
als Beilage mittheilen. Und um diefem Allem die Krone
aufzufetzen, hat die Verlagshandlung fleh bis jetzt noch
nicht entfchloffen, diefe Collationen wenigftens feparat
in den Buchhandel zu geben. Denn der oben unter

Ausgabe illuftrirt in fehr intereffanter, aber wenig er
baulicher Weife die Geduld des bücherkaufenden und
bücherzahlenden Publicums gegenüber den Herren Verlegern
. Urfprünglich war diefe Ausgabe ein ganz nützliches
Unternehmen. Von den Haupthandfchriften der
LXX war damals nur der Alexandrinus genauer bekannt.
Vom Vaticanus exiftirte keine auch nur halbwegs zu-
verläfflge Collation, und die Anfertigung einer folchen
wurde von den eiferfüchtigen Bibliothekaren nicht ge-
ftattet. Da nun der Text der flxtinifchen Ausgabe vom
J. 1587 zu einer Art von textus receptus geworden war,
und zwar wegen feiner relativen Güte nicht mit Unrecht,
fo war es ganz angemeffen, dafs Tifchendorf den Text
der flxtinifchen Ausgabe wiedergab, und in den Anmerkungen
unter dem Text die Varianten des Alexandrinus, j befonderem Titel aufgeführte Separat-Abzug ift bis jetzt
fowie der Bruchftücke des cod. Ephraemi und des Fride- 1 nicht im Buchhandel und dem Ref. nur durch die Güte
rico-Auguftanus notirte. Der fo hergeftellte Text wurde des Herrn Dr. Neftle zugekommen. Das Publicum foll
ftercotypirt (1850) und zunächft in einer 2. Aufl. (1856) alfo offenbar gezwungen werden, um in den Befltz der
wieder abgedruckt. Nun entdeckte bekanntlich Tifchen- j werthvollen Collationen zu kommen, auch den alten,

völlig antiquirten Text als intereffante Rarität noch
einmal zu bezahlen.

Nach diefer Leidensgefchichte der Tifchendorf'fchen
Septuaginta haben wir zur Empfehlung der Arbeit Dr.

dorf im J. 1859 den codex Sinaiticus, der auch einen
grofsen Theil des griechifchen Alten Teftaments enthält.
Man durfte billig erwarten, dafs in einer neuen Ausgabe
der LXX neben den Varianten des Alexandrinus nun

auch die des Sinaiticus mitgetheilt würden, und zwar Neftle's nur noch Weniges hinzuzufügen. Wereinmal felbft
um fo mehr, als ja der Friderico-Auguftanus, der nichts ; verflucht hat, auch nur ein paar Seiten zu collationiren,
anderes als ein früher aufgefundenes Bruchftück des Si- , wird annähernd ermeffen können, was für eine ungeheure
naiticus ift, in der Ausgabe bereits berückflehtigt war.
In der That prangen auf dem Titel der 3. Ausgabe
vl86b) die ftolzen Worte ratione etiam Jiabita thesauri Si

Arbeit diefen 187 Seiten, die in engem Druck nichts als
Text-Varianten enthalten, zu Grunde liegt. Und fo fehr
es auch zu bedauern ift, dafs diefe Varianten nicht da
naitic'i nuper inventi. Bei näherer Befichtigung erweift fleh j erfcheinen, wo fie allein hingehören, nämlich unter dem
das aber als reine Marktfchreierei. Denn in Wahrheit j Text, fo dankenswerth ift es doch, dafs man nun ein fo
befchränkt fleh diefe ,Berückfichtigung' des Sinaiticus auf 1 bequemes Hülfsmittel hat, um fleh jederzeit über den
eine Notiz in den Prolegomenis (p. XCV sq.). Vom j Text der beiden wichtigften Septuagintahandfchriften zu
Text des Sinaiticus erfährt man einfach gar nichts. | orientiren, namentlich wenn man fleh an einer Univer-
Herausgeber und Verleger haben es vorgezogen, die fltät befindet, welche nicht in der glücklichen Lage ift,
alten Stereotypplatten unverändert wieder abdrucken zu j die theure römifche Ausgabe des Vaticanus erwerben

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