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Ausgabe:

1880

Spalte:

25-26

Autor/Hrsg.:

Fricke, Gust. Ad.

Titel/Untertitel:

Das exegetische Problem im Briefe Pauli an die Galater C. 3, 20 auf Grund von Gal. 3, 15 - 25 geprüft 1880

Rezensent:

Schürer, Emil

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schür er in Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 2. 17- Januar 1880. 5. Jahrgang.

Fricke, Das exegetifche Problem im Briefe J Natorp, Adolf Ciarenbach und die evangelifche | Huyffen, Zur idealen Seite der Pädagogik (K.

Pauli an die Galater C. 3, 20 (Schürer).
Westrik, De echtheid van den tweeden brief

aan de Thessaloniceiisen (Holtzmann).
Weifs, Lehrbuch der biblifchen Theologie des
Neuen Teftaments, 3. Aufl. (Wohl. Schmidt).
Bauer (Bruno), DasUrevangelium und die Gegner
der Schrift: Chriflus und die t'äfaren (Overbeck
).

Petri deGodis Dyalogon de conjuratione Por-
caria, heiausg. von Perlbach (Tfchackert).
Brofch, Papft lulius II. und die Gründung des

Kirchenflaates (C. Müller). (Bertheau).

Diafpora am Niederrhein (Möller).
Kogge, Die Friedens- und Gnadenkirchen in

Schlefien (Dvrf).
Scheuffler, Hans Fabian von Ponickau (Derf.).
Steinmeyer, Der Begriff des Kirchenregirnents
[Beiträge z.nr prakt. Theologie V.] (Keehler).
Förlter, Von den Pflichten der Geldlichen etc.
(Möller).

Bienengräber, Ich und mein Haus wollen

dem Herrn dienen (Wetzel).
Fifcher, Kirchenlieder-Lexicon, 2. Hälfte

Strack).

Huyffen, Fünf Kapitel zur idealen Seite der

Pädagogik (Derf.).
Vilrnar, Zum Verftämlnifs Goethe's, 4. Aufl.

(Lindenberg).
Kraufe, Die Gefetze des menfchlichen Herzens

(Pünjer).

Kant, Die Religion innerhalb der Grenzen der
blofsen Vernunft |Reclam'fche Ausg.) (Pünjer1.

Pichte, Die Beflimrnung des Menfchen [Reclam
'fche Ausg.] (Derf.).

Fricke, Prof. D. Gufl. Ad., Das exegetische Problem im
Briefe Pauli an die Galater C. 3,20 auf Grund von
Gal. 3, 15—25 geprüft. Leipzig 1880, Edelmann.
(52 S. gr. 8.) M. 2. —

das Vorurthetl aufgiebt, dafs 6 ds fttatet^g svng ovTt s'aitv
nothwendig heifsen müffe: Ein Mittler hat immer zwifchen
zwei Parteien zu vermitteln. Die Worte heifsen vielmehr
an unferer Stelle: Ein Mittler oder Bevollmächtigter fetzt
immer eine Mehrheit von Auftraggebern voraus. Wenn
Einer allein (ich an eine andere Partei wenden will, fo
bedarf er keines Mittlers. Wohl aber ift ein folcher

Unter erfchöpfender Berückfichtigung der einfehlägi

gen Literatur und auf Grund eingehendftcr und gründ
R , n r , 'j j ■ f j ■ 1 ic. u nothtg, wenn eme Mehrheit von Auftraggebern lieh an

hchfter Entwtckelung des Gedanken-Zufammenhanges . .r»» , „ . &p . Jr"

eine andere Partei wenden will. Wo alfo ein Mittler

thätig war, da ift immer auf eine Mehrheit von Auftrag

der ganzen Stelle wird uns hier ein neuer fcharffinniger
Verfuch dargeboten, das vielberufene ,Problem' Gal. 3, 20
zu löfen. Der Verf. geht von der ohne Zweifel richtigen
Anfchauung aus, dafs ,die Momente V. 19 und 20 nicht
das Gefetz verherrlichende Momente find, fondern
depotenzirende' (S. 29), und zwar im Gegenfatz zur Ver-
heifsung {Inayyitkia). Während die Verheifsung unmittelbar
durch Gott felbft gegeben ift, ift das Gefetz nur gegeben
dt dyytlcov und tv yeigi (xeoitov. Was diefe letztere
Thatfache zu bedeuten hat, hebt Paulus eben V. 20
hervor: h di utoierjg hög nun i'aciv, 0 de Deng tig tar.iv.
Aber wie find diefe Worte zu verliehen ? Auch Fricke
erkennt mit vielen Auslegern an, dafs wir darin die Prä-
miffen eines Syllogismus zu erkennen haben, deffen Con-
clufio fehlt, indem diefelbe dem Lefer überlaffen bleibt.
Den Sinn des Syllogismus fafst er aber folgendermafsen
(f. S. 30. 41—43): Der Begriff des Mittlers fetzt minde-
ftens zwei zu vermittelnde Seiten voraus. Gott aber ift
Einer, d. h. er erfcheint in der dem Abraham gegebenen
Verheifsung überall als Einer, als der Eine, Handelnde,
Verheifsende, als der fouverain feine Gnade verkündende
(fo dafs alfo hieb« nicht zwifchen Zweien vermittelt wurde,
fondern lediglich Gott allein als der Handelnde auftritt).
Demnach —■ fo lautet der Schlufs — find das Gefetz, das
sv "/sigi iieotcou gegeben ift, und die Verheifsung, die
durch Gott allein gegeben ift, zwei einander entgegengefetzte
Principien.

Ref. kann fich von der Richtigkeit diefer Erklärung
nicht überzeugen. Sie fcheitert vor allem daran, dafs
die Worte 6 de i/tög sJg lotiv nicht den angegebenen
hiftorifchen Sinn haben können. Sie drücken lediglich
eine allgemeine Wahrheit aus, und können unmöglich
den Sinn einer hiftorifchen Ausfage haben, wofür Fr.
fie nimmt, indem er umfehreibt: In der dem Abraham gegebenen
Verheifsung tritt Gott als Einer, als allein-han-
delnder auf. —■ Die richtige Erklärung der nur fcheinbar
fchwierigen Worte ift, wie mir feheint, zweifellos die bereits
durch Vogel (Stud. u. Krit. 1865) und Klöpper
(Zeitfchr. f. wiffenfchaftl. Theol. 1870) gegebene. Alle
Schwierigkeiten fchwinden nämlich fofort, fobald man

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gebern zu fchliefsen. Da nun eben das Gefetz sv yeigi
fUditov gegeben ift, fo kann es nicht von Gott, dem
Einen, fondern nur von einer Mehrheit, den Engeln, gegeben
fein. Was in V. 20 gefagt wird, dient alfo lediglich
dazu, die Ausfage zu erhärten, dafs das Gefetz dt'
ayyiXiov gegeben fei. Diefe Behauptung findet Paulus
auch noch bi (tätigt durch die Thatfache, dafs es iv yitgi
jitoimv gegeben fei. Eben daraus — fo will er fagen
— fieht man, dafs es von einer Mehrheit, alfo den
Engeln, herrührt.

So gefafst bieten die Worte nicht die geringfte
Schwierigkeit. Und man wird diefer Erklärung zuge-
ftehen müffen, dafs fie, abgefehen von der nothwendig
zu ergänzenden Conclufio, nichts in die Worte einträgt.

Giefsen. E. Schürer.

Westrik, T. F., De echtheid van den tweeden brief aan
de Thessalonicensen of nieuw onderzocht. Proeffchrift.
Utrecht 1879, Kemink & Zoon. (XI, 227 S. gr. 8.)

Vorliegende Schrift, mit welcher der Verfaffer den
Doctorgrad bei der theologifchen Eacultät zu Utrecht
erlangt hat, bietet in der Einleitung (S. 1-9) eine Dar-
ftcllung des Standes der Kritik. Vergeffen find hier
unter den Beftreitern der Echtheit beider Briefe Noack
(Der Urfprung des Chriftenthums, 1857, II, S. 313 f.)
und Holllcn (Jahrbb. für prot. Theol. 1875, S. 425 f.
1876, S. 58 f., 282 f. 1877, S. 731 f.), unter den Beftrei-
tern der Echtheit des zweiten Mayerhoff (Der Brief
an die Koloffer, 1838, S. IX) und der Unterzeichnete,
deffen betreffende Arbeit (Schenkel's Bibel-Lexikon,
V, 1875, S. 503 f.) der Verf. jedoch kennt. Der von
mir verbuchte Nachweis der Conftruction des zweiten
Briefes mit Mitteln des erften (S. 508 f.) wird ignoiirt,
wörtliche und fachliche Berührungen beider Briefe jedoch
an auffallenden Orten zugegeben (S. 65 f. 68).
Die Bemerkung, dafs es genug Verfe im erften Briefe
giebt, die im zweiten nicht wiederkehren (S. 80 f.), ver-

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