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Ausgabe:

1880

Spalte:

443

Autor/Hrsg.:

Baum, Mathilde

Titel/Untertitel:

Johann Wilhelm Baum. Ein protestantisches Charakterbild aus dem Elsaß. 1809 - 1878 1880

Rezensent:

Holtzmann, Heinrich Julius

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Seite 1

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443

Theologifche Literaturzeitung. 1880. No. 18.

444

ner zu S. 190: die Denkfchrift Caraffa's vom J. 1532
liegt in ihrer ganzen Ausdehnung gedruckt vor in Ri-
vista Cristiana 1878, S. 281 ff.; S. 309, A. 1 mufs es
Primaporta und nicht Primaposta heifsen. Endlich fei
noch bemerkt, dafs der mehrfach begegnende Name
,Grofsinquifitor' auf die Verhältnifse des römifchen S.
Uffizio nicht pafst. Der dort an der Spitze flehende
Cardinal hat keine eximirte Stellung, fondern rangirt
mit den übrigen Inqiiisitores generales völlig gleich; er
ifl nur Vorfitzender der Commiffion refp. Congregation,
deren äufsere Leitung er hat, und läfst, wie das die
Acten der Inquifition felbft zeigen, in allen Fällen von
den übrigen Cardinälen das Urtheil unterzeichnen, falls
nicht etwa die Angelegenheit einem Einzelnen von ihnen
übertragen worden ift.

Bonn. Benrath.

Baum, Mathilde, geb. Bockel, Johann Wilhelm Baum. Ein

proteftantifch.es Charakterbild aus dem Elfafs. 1809—
1878. Bremen 1880, Bruns. (171 S. gr. 8.) M. 1. —

Nicht jeder Wittwe ift es gegeben, dem heimgegang-
enen Gatten ein liebevolles Denkmal in einer zu fo
Vielen fprechenden Form zu errichten und damit zugleich
der Zeitgefchichte eine höchft willkommene Bereicherung
zuzuführen. Aus unmittelbarer Erfahrung darf
der Unterzeichnete es bezeugen, welch' einen grofsen,
aufmerkfamen und fympathifchen Leferkreis diefe, aus
dem ,Deutfchen Proteftantenblatt' abgedruckte, Biographie
eines verftorbenen Collegen, des wohlbekannten Ver-
faffers der Lebensbefchreibungen von Beza, Butzer und
Capito, im Elfafs gefunden hat, und zwar nicht zum
wenigften unter den Eingewanderten. Bringt fie doch
vor Allem aus den unvergefslichen entfcheidungsfchweren
Tagen, welche jetzt gerade zehn Jahre hinter uns liegen,
nicht wenige Züge von draftifcher und packender An-
fchaulichkeit, überdies des Neuen und Intereffanten genug
aus vorhergehender und nachfolgender Zeit. Vor
Allem aber thut fie das Ihrige, um dem Dahingefchiede-
nen felbft ,das Immergrün eines liebenden Andenkens'
zu fichern — dem Manne von klarem Geift und geradem
Willen, mit der heitern Stirn und dem glücklichen Reichthum
des Herzens, welchem auch der Unterzeichnete
fchon da und dort Worte dankbarer Erinnerung nachzurufen
in der Lage gewefen ift.

Strafsburg i/E. H. Holtzmann.

Naville, Erneft, Christus. Sieben Reden. Leipzig 1880,
Haeffel. (236 S. 8.) M. 3. —

Diefe Vorträge, Ende 1877 in Genf, Anfang 1878 in
Laufanne gehalten, fchliefsen fich an die bekannten Vorträge
desfelben Verfaffers über das ewige Leben, über
den himmlifchen Vater und über die Pflicht an, und bezwecken
ebenfalls die Stärkung und Klärung des chrift-
lichen Glaubensbewufstfeins in gebildeten Laien. Der
Stand der Frage, Chriftus als Lehrer, als Tröfter, als
Erlöfer, als Gefetzgeber und als Herr und endlich ein
Schlufswort bilden den Inhalt der heben Vorträge. Der
allgemeine Charakter folcher franzöfifchen Conferences ifl
bekannt. Klar und durchfichtig, gerade fo tief, dafs auch
ein unbewaffnetes Auge auf den Grund fehen kann, Ci-
tate, welche den in den lettres und sciences einigermafsen
bewanderten Mann nur angenehm an fein eigenes Wiffen
erinnern und doch auch zugleich bekunden, dafs der
Conferencier ein noch viel gelehrterer Herr ift, und dabei
nicht mehr Rhetorik, als zur Belebung des Gegenftandes
erfordert wird. Man kann formell immer fehr viel lernen.
Sachlich aber auch wird jeder chriftlich gefinnte Menfch
diefe ruhigen, ernften und warmen Vorträge hochfchätzen.
Theologen erfahren wohl nicht viel Neues daraus, werden
wohl auch manche Schwierigkeiten eher umgangen

als gelöft finden. Naville fucht zu zeigen, dafs das Chri-
ftenthum an der Perfon Jefu Chrifti und der wahre Fort-
fchritt der Menfchheit am Chriftenthum hängt. Mit gro-
fsem Gefchick wird die Geftaltung der focialen Verhältnifse
durch das Chriftenthum den focialen Zuftänden
aufserhalb des Chriftenthums gegenübergeftellt. Der
kirchliche Standpunkt ifl, mit deutfchem Parteinamen ausgedrückt
, der der gläubigen Union. — Die deutfche
Ueberfetzung ifl im Ganzen recht gelungen. Ich notire
nur S. 21 Z. 6 ob., wo ,als er nicht ifl' lauten follte:
,als er ifl'. (Das ,nicht' ifl Gallicismus). Und dann
S. 81 Anm. 1. Epiktets ,Manuel'. Entweder follte es im
Deutfchen heifsen ,Manual' oder, was üblicher und richtiger
wäre, ,Enchiridion'.

Strafsburg iE. Alfred Kraufs.

Monrad, Bifchof Dr. D. G., Glaube und Vergebung. Deutfch
von A. Michelfen. Gotha 1880, F. A. Perthes (V,
177 S. 8.) M. 2. 40; geb. M. 3. 20.

Es ifl nicht der norwegifche Philofoph, fondern der
Bifchof von Lolland und Falfler, deffen Büchlein uns in
einer durch Michelfen in Lübeck beforgten Ueberfetzung
vorliegt. Zur ausführlichen Befprechung in einer theolog-
ifchen Literaturzeitung liegt kein Grund vor. Ein herzlich
frommer und wohlmeinender Seelforger bietet uns
in freier Auswahl der ihm befonders wichtig erfcheinen-
den Lehrftücke vom Standpunkte orthodoxen Lutherthums
eine vornehmlich auf das Praktifche gerichtete
populäre Dogmatik dar. Im Dänifchen lautet, wie uns
die Vorrede belehrt, des Büchleins Titel: Glaube, Taufe,
Werk, Vergebung. Diefer Titel ift, auch formell, dem
Inhalt entfprechender, als die vom Ueberfetzer gewählte
deutfche Ueberfchrift. Für beflimmt umgrenzte Kreife
mag die Schrift, die recht hübfeh ausgefluttet ifl, ein
liebes und gewifs wohlthätig wirkendes Erbauungsmittel
fein. Wiffenfchaftliche Bedeutung befitzt fie nicht, und
auch die in der deutfchen Ausgabe vom Verfaffer felbft noch
beigefügten Stellen aus den Kirchenvätern find viel mehr
Verftärkung des asketifchen als des wiffenfehaftlichen Elementes
in dem Büchlein.

Strafsburg IE. Alfred Kraufs.

Thilo, Oberconfift.-R. Chr. A., Kurze pragmatische Geschichte
der Philosophie. 2. verb. u. verm. Aufl. (In
2 Thln.) 1. Thl. Gefchichte der griechifchen Philo-
fophie. Cöthen 1880, Schulze. (XII, 403 S. gr. 8.)
M. 6. 75.

Es ift erfreulich, dafs binnen wenigen Jahren eine
zweite Auflage diefes verdienftvollen und zweckmäfsigen
Werkes nöthig geworden. Ref. hat, feitdem er es in
diefen Blättern befprochen, Gelegenheit gehabt, den
Werth desfelben praktifch zu erproben, und es hat fich
ihm dabei fein anerkennendes Urtheil im vollen Umfange
bewährt. In der neuen Geftalt ift das urfprünglich
mit dem felbftändigen zweiten Theile in die Welt getretene
Buch einheitlicher geworden, fofern die in beiden Theilen
getrennt flehenden Vorbemerkungen über Philofophie
und ihre Richtungen jetzt dem erflen vorausgefchickt
find. Möchte in dem für den Auguft verfprochenen
zweiten Theile auch die Gefchichte der mittelalterlichen
Philofophie etwas eingehender berückfichtigt werden, als
das bei einer Gefchichte der modernen Philofophie in
der erften Auflage der Fall fein konnte. Die zweite
Auflage des vorliegenden erften Theiles nennt fich mit
Recht eine verbefferte und vermehrte. Abgefehen von
einer Reihe flofflicher, kritifcher, orientirender Zufätze
zu Thaies, den Eleaten, Sokrates, Plato, den Stoikern,
und einer Ueberarbeitung des Abfchnittes über Plutarch,
haben befonders die Abfchnitte über Ariftoteles und