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Ausgabe:

1880

Spalte:

415-416

Titel/Untertitel:

Evangelisches Missions-Magazin. Neue Folge. Herausgegeben im Auftrag der evangelischen Missionsgesellschaft in Basel von Johannes Hesse 1880

Rezensent:

Wurm, Paul

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung. 1880. No. 17.

416

die erfte Liebe dahin fei, und ermuntert kräftig zu den
erften Werken. Zwifchen diefen beiden flehen gehaltvolle
Predigten von Dürfelen, Thelemann, von dem
Herausgeber Karl Krummacher, von Hugendubel und
Weber. Die Sammlung ift in der Abficht veranftaltet,
den Jünglingsvereinen neue Freunde anzuwerben und
ihre alten Freunde frifch und wacker zu machen, fagt
der Herausgeber, jetziger Präfes des rheinifch-weflfäli-
fchen Jünglingsbundes, in dem Vorwort, welches wohlgeeignet
ift, auch diejenigen über die Sache der Jünglingsvereine
zu orientiren, welche denfelben bis jetzt
aus Mifstrauen fern geftanden haben. Seit einigen Jahren
erleben diefe Vereine in den weltlichen Provinzen eine
neue Blüthezeit und dort üben fie an manchen Orten
einen kräftigen Einflufs auf das fittliche und kirchliche
Leben der erwachfenen Jugend aus. Bei uns im Often
hat zwar der Jünglingsbund vor kurzem fein 25jähriges
Jubiläum gefeiert, aber wenn es auch in dem letzten
Jahre hier und da mit der Vereinsfache vorwärts gegangen
ift, fo hat der Bund doch früher beffere Tage ge-
fehen. Möchte das Schriftchen überall die Ueberzeugung
verbreiten helfen, dafs es eine grofse und gute Sache
ift, durch folche Vereine Heimftätten für unfere männliche
Jugend zu gründen und zu pflegen, in denen die-
felbe zu fittlich ernftem Leben und Streben auf chrift-
licher Grundlage in chriftlicher Liebe und Geduld angeleitet
und vor der Entfremdung von der Kirche bewahrt
wird. Schablonen für folche Vereine darf es
nicht geben; Liebe zur Jugend wird allerorten das befte
thun müffen und wird auch helfen, nach den localen Be-
dürfnifsen die rechte Enge und Weite für den Verein
zu finden.

Der Herausgeber ftellt eine zweite Sammlung in
Ausficht, wenn diefe erfte in weitern Kreifen Anklang
finden follte; wir können nur wünfchen, dafs er in diefer
Abficht beftärkt wird , zumal es neben diefen feierlich
feftlichen Predigten, welche faft den Verdacht allzugrofser
Geiftlichkeit in den Vereinen erwecken könnten, der eingehenden
Behandlung der Lebensaufgaben chriftlicher
Jünglinge für ihren Beruf und Stand bedarf, welche fie
davor bewahre, dafs ihr Glaubensleben ein unkräftiges
Geniefsen werde, und ihnen helfe, fie tüchtiger zu machen
zu ernfter und treuer Arbeit in diefer Welt.

Halle a/S. A. Wächtler.

Evangelisches Missions-Magazin. Neue Folge. Herausgegeben
im Auftrag der evangelifchen Miffionsgefell-
fchaft in Bafel von Johannes Heffe. Jeder Jahrgang
in 12 Heften von 3 Bogen; dazu als Anhang
in jedem Jahrgang 4 Bogen Bibelblätter, herausgegeben
von der Bibelgefellfchaft zu Bafel. Bafel,
Verlag der Miffionsbuchhandlung. Preis des Jahrgangs
im Buchhandel 5 M.

DasEvangelifcheMiffionsmagazin ift die ältefte
deutfehe Zeitfchrift, welche über das ganze evangelifche
Miffionswerk der neueren Zeit fortlaufenden Bericht er-
ftattet hat. Schon im Jahr 1816 erfchien das erfte Heft, von
dem damaligen Basler Miffions-Infpector Blumhardt
redigirt. Später trat fein Nachfolger Wilh. Hoffmann
in die Redaction ein. Die Zeitfchrift beftand aus Vierteljahrsheften
, von denen eines den Jahresbericht der
Basler Miffion enthielt, die anderen in einem regelmäfsigen
Turnus die verfchiedenen Miffionsgebiete eingehend behandelten
, nebft einer Miffionszeitung, welche die neue-
ften Nachrichten in der Kürze mittheilte. Dem Mif-
fionsmagazin ift es hauptfächlich zu verdanken, dafs die
deutfehen Miffionsfreunde über die Arbeiten der Engländer
und Amerikaner ganz anders orientirt find als
umgekehrt. Im Jahr 1857 übernahm Dr. Oftertag die
Redaction. Es begann eine neue Serie. Die Zeitfchrift
wurde nach Inhalt, Schreibart und Ausftattung völlig

umgeftaltet und dem Gefchmack der Zeit mehr ange-
pafst. Sic erfchien jetzt in Monatsheften; die Jahresberichte
fielen weg; der Stoff war wo möglich nach dem
Intereffe der Gegenwart ausgewählt und die Darfteilung
fo fchön, dafs die gelben Hefte in vielen Häufern Eingang
fanden, wo man bisher kein Miffionsblatt gelefen
hatte. Allein dasjenige Publicum, welches nur fchöne
Literatur oder ethnographifche Belehrung fuchte, wandte
fich bald wieder anderen Zeitfchriften zu, und die ideali-
firende Miffionsfchriftltellerei bekam eine fcharfe und
nicht ganz unverdienteLection durch Langhans, welche
nicht überhört wurde. Mittlerweile hatte Oftertag aus
Gefundheitsrückfichten die Redaction des Magazins niederlegen
müffen, und Dr. Gundert war an feine Stelle
getreten, der wie nicht leicht ein anderer den ungeheueren
Stoff der einfehlägigen Literatur beherrfcht und bei
aller Gewandtheit in der Form doch aller Schönfärberei
feind ift und nüchtern urtheilt. Ihm ift in Miffionar Johannes
Heffe ein jüngerer Mitarbeiter ebenbürtig zur
Seite getreten , und derfelbe hat jetzt die Redaction
übernommen. Dabei hat die Basler Miffionsbuchhandlung
auf die Ausftattung in den letzten Jahren noch
mehr verwendet. An die Stelle der Holzfchnitte find
Tonbilder getreten; Papier und Druck entfprechen allen
Anforderungen der Eleganz. Trotzdem ift die Abonnentenzahl
gefunken, und in dem Invaliden- und Witwenfond
der Basler Miffion, für welchen der Reinertrag benimmt
ift, macht fich die Einbufse bemerklich. Jeder
unparteiifche Lefer wird finden, dafs der Gehalt des
Miffionsmagazins in den letzten Jahren nicht abgenommen
hat. Nur die Concurrenz der vielen Blätter, namentlich
die Entftehung von Warneck's Allgemeiner Miffi-
onszeitfehrift, hat die Abonnentenzahl herabgedrückt.
Warneck's Zeitfchrift hat allerdings eine gröfsere Man-
nichfaltigkeit der Mitarbeiter und des Stoffs für fich;
aber es ift beim Miffionsmagazin nicht nur die Ausftattung
fchöner und der Preis billiger, fondern auch in Bezug
auf den Inhalt ergänzen fich beide Zeitfchriften vielfach
; namentlich giebt das Miffionsmagazin mehr miffions-
gefchichtlichen Stoff. Dabei hat der Jahrgang 1879 auch
eine Reihe von apologetifchen Artikeln aufgenommen
unter dem Titel: ,Die Miffion in den Augen der Welt',
in welchen freundliche und feindliche Urtheile von Reifenden
über Miffionsftationen, die fie befuchten, mitge-
theilt und zum Theil berichtigt werden. Die dem Miffionsmagazin
angehängten Bibelblätter enthalten zuweilen
fehr anfprechende Erzählungen über die Wirk-
famkeit des Bibelworts in der Heimat oder in fremden
Ländern. Vielleicht dürfte die Fortdauer des Miffions
magazins neben der Warncck'fchen Zeitfchrift noch berechtigter
erfcheinen, wenn die Lefer mit den Arbeiten
der Basler Miffion etwas mehr auf dem Laufenden erhalten
würden. Der Herausgeber fagt zwar im Vorwort
zum Jahrgang 1879: ,Es ift nicht Organ der Basler Mif-
fionsgefellfchaft wieder Heidenbote, fondern eine allgemeine
Miffionszeitfchrift im weiteften Sinn des Worts1;
allein es gilt nun einmal als ein folches Organ, und es
hätte vielleicht eine gefichertere Stellung, wenn es neben
dem Blick auf alle evangelifchen Miffionsarbciten von
der Basler Miffion etwas mehr mittheilen würde, was
Gebildete intereffirt, während der Heidenbote möglichft
populär gehalten werden follte. Die Bilder haben ver-
hältnifsmäfsig wenig Werth, da fie oft in fehr lofem
Zufammenhang mit dem Inhalt flehen. Viele Lefer
würden wohl nichts vermiffen, wenn nicht jedes Heft
ein Bild enthielte, und es wären damit gewifs die Her-
ftellungskoflen verringert.

Möffingen bei Tübingen. P. Wurm.