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Ausgabe:

1880

Spalte:

401-404

Autor/Hrsg.:

Revue de l’histoire des religions, publiée sous la direction de M. Maurice Vernes avec le concours de MM. A. Barth

Titel/Untertitel:

A. Bouché-Leclercq, P. Decharme etc. 1. année. Tome 1. 6 nrs 1880

Rezensent:

Baudissin, Wolf Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schür er in Giefsen.
Erfcheint - Preis

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hilirichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 17. 14. Auguft 1880. 5. Jahrgang.

Revue de l'histoire des religions, publiee sous
la direction de M. Maurice Vernes, T. L
(Baudiffin).

Revel, Manuale per lo studio della lingua he-
braica, compilato e autografato (Neftle).

Liber Psalmorum, textum masoreticum accu-
ratissime expressit etc. S. Baer, praefatus
est Fr. Delitzsch (Herrn. Strack).

Lemme, Die religionsgefchichfliehe Bedeutung
des Dekalogs (Herrn. Schultz).

Schulz, Die Beweife für das Dafein Gottes und
die Gotteserkenntnifs (Gottfchick).

Ziemfsen, Anthropologifcbe Grundgedanken

über Urfprung und Ziel der Religion. 1. Thl.

(Gottfchick).
Wer nicke, Die Religion des Gewiffens als

Zukunftsideal (Gottfchick).
Eucken, Ueber Bilder und Gleichnifse in der

Philofophie (Gottfchick).
Oehler, Ich und mein Haus wollen dem Herrn

dienen, Sammlung von Traureden (Wächtler).
Jünglingsfeft-Predigten, hrsg. vom Comite

des Rheinifch-Weftfälifchen Jünglingsbundes

(Wächtler).

Evangel ifches Miffions - Magazin, Neue

Folge, hrsg. von Heffe (Wurm).
Burkhardt's Kleine Miffions-Bibliothek, 2.

Aufl., umgearb. von Gründemann, 3. Bd.

II u. III (Wurm).
Miffionsbilder, Neue Serie: Afien, in 10

Heften (Derf.).
Miffionsgefchichte in Heften, 10. Hft.

(Derf.).

Kalkar, Gefchichte der chrifllichen Million
unter den Heiden, I. Thl. (Derf.).

Plath, Eine Reife nach Indien (Derf.)

Dörpfeld, Der didaktifche Materialismus
(K. Strack).

Unter dem Schatten der Palme, Geiftliche
Lieder von A. D. (Lindenberg).

Revue de l'histoire des religions, publiee sous la direction
de M. Maurice Vernes avec le concours de MM.
A. Barth, A. Bouche-Leclercq, P. Decharme etc.
1. annee. Tome 1. 6 nrs. Paris 1880, Leroux. (Nr. 1.
16b S. m. 1 Taf. gr. 8.) 25 fr.

Gleichzeitig ungefähr mit dem vor kurzem an diefer
Stelle befprochenen Compendium der Religionsgefchichte
ift die erfte Lieferung der erften religionsgefchichtlichen
Zeitfchrift erfchienen. Diefelbe foll 6 Mal jährlich ausgegeben
werden. Das jährliche Abonnement beträgt
für das Ausland 30 Francs.

Die mir vorliegende erfte Nummer beginnt mit einer
Einleitung des Herausgebers (S. 1 —17). Den Hauptinhalt
diefer Einleitung kann man in den Worten zu-
fammenfaffen, welche grofsgedruckt auf dem Umfchlag
zu lefen flehen: La Revue est purement historique; eile
exclat tont travail presentant un caractere polemique ou
dogniatique (vgl. S. 17). Das erfte Princip ift einer
hiftorifchen Zeitfchrift unentbehrlich; indeffen auch die
Gefchichte will bcurtheilt fein, und ich fche nicht ein.

feiten Fufs zu faffen vermöchten, und als ob diefe ganze
lange gefchichtliche Entwickclung, für welche die Menfch-
heit ihre edelften Kräfte zerarbeitet und ihr reinftes Blut
vergoffen hat, an ihnen vorüberzöge, ohne dafs an irgend
einer ihrer Phafen das Auge des Beobachters mit fym-
pathifchem Wohlgefallen haften bliebe? Nach S. 6 fcheint
der Blick auf allen diefen Phafen mit gleicher ,achtungsvoller
Sympathie' ruhen zu follen. Ob der Herausgeber
dies wirklich für möglich hält? Die Beurtheilung
,des inneren Werthes der Syfteme' bleibt, fo fagt er,
der Philofophie der Gefchichte übcrlaffen (S. 8). Aber
weshalb foll denn in diefer Zeitfchrift keiner der Mitarbeiter
verrathen, dafs auch er feinerfeits über Gefchichte
philofophirt, was doch dem Hiftoriker überhaupt unbenommen
ift und ihn erft zu einem wirklichen Hiftoriker
macht?

Vergleichende Mythologie und ,biblifche Kritik' (der
Herausgeber wird meinen was wir als biblifche Theologie
zu bezeichnen pflegen, wozu die eigentliche Bibelkritik
als Vorausfetzung gehört) follen neben einander
behandelt werden (S. 2 f.). Das ift von dem ufurpirten

wie irgendwelche Polemik in einer die verfchiedenen Standpunkte gänzlicher Unparteilichkeit aus richtig; denn
Religionen behandelnden Zeitfchrift zu vermeiden ift. | es ift wahr: was uns heilige Literatur, ift den Indern

Abficht des Herausgebers ift dabei, eine Parteinahme
für irgend eine der vielen Religionen der Welt zu ver
meiden. Sie follen alle als glcichwerthige Gröfsen behandelt
werden. Entweder läfst fleh das nicht durchführen
oder der Zeitfchrift ift das Prognoftikon zu ftellen,
dafs fie vielleicht ganz nützlich, aber auch recht langweilig
ausfallen wird. Denn was ift uns fchliefslich damit
gedient, dafs wir fehr viele Einzelheiten über fehr
viele einzelne Religionen erfahren, wenn wir nicht zuletzt
die Gefammtbildcr von diefen verfchiedenen Religionen
unter einander vergleichen und abwägen dürfen ?
Uebrigens will wohl im Grunde jener allgemeine Satz
etwas Specielleres befagen, dies nämlich, wie mir nach
dem einleitenden Programm fcheinen möchte: die Zeitfchrift
hat keinen chrifllichen Charakter. Ich hätte
nicht unbedingt Etwas dagegen. Möge uns die Redaction
religionsgefchichtliche Darftellungen etwa auch von bud-
dhiftifchem Standpunkt aus bringen oder von irgend einem
andern; aber eben nur von irgend einem — denn welchen
Eindruck der Oede und Leere werden wir fchliefslich
gewinnen, wenn es uns fo fcheint (Anderes ift
nicht möglich), als ob alle die Mitarbeiter dieler Zeitfchrift
aufscrhalb des Gebietes, welches diefelbe behandelt
, ftänden, nirgends in diefem Gewirre der Religionen

und Chinefen profane und umgekehrt. Aber praktifch
kann ich diefe Verbindung nicht finden. Es giebt (in
Frankreich freilich weniger als bei uns) Organe genug,
welche ausfchliefslich den biblifchen Studien dienen.
Was übrig bleibt aus den andern Religionsgebieten liefert
Stoff genug für eine befondere Zeitfchrift. Bei folcher
Arbeitstheilung wird Jeder Beffercs zu leiden im Stande
fein. Dafs in diefer Zeitfchrift die Bibelkritik nicht im
Dienftc einer beftimmten chrifllichen Gemeinfchaft betrieben
werden foll, verficht fleh nach dem vorher Bemerkten
von felbft. Um ja nicht mifsverftanden zu werden,
findet der Verf. für gut, S. 10 feiner Geringfehätzung des
Proteftantismus Ausdruck zu geben. Es ift nicht ganz
unrichtig, dafs ,die proteftantifche Theologie feiten die
Vergangenheit erforfcht ohne das Vorurtheil, in derfelben
ihre Lieblingsideen wieder zu finden'; nur trifft diefer
Vorwurf die Theologen und nicht die Theologie. Dafs
der Herausgeber die biblifche Gefchichte nicht erklärt
wünfeht nach den Principien des vulgären Rationalismus
(S. IO f.), ift erfreulich, aber heutzutage nicht mehr verwunderlich
. — Während die biblifche Religion in den
Kreis der Unterfuchung gezogen werden foll, wird die
Kirchengefchichte und Dogmengefchichte verftändiger
Weife ausgefchloffen , fo dafs das Unterfuchungsfeld

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