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Ausgabe:

1880

Spalte:

377-380

Autor/Hrsg.:

Weber, F. W. T. (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

C. P. Tiele’s Kompendium der Religions-Geschichte. Ein Handbuch zur Orientirung und zum Selbststudium, übers. u. hrsg 1880

Rezensent:

Baudissin, Wolf Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schür er in Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 16. 31. Juli 1880. 5. Jahrgang.

Tiele's Kompendium der Religions-Gefchichte,
überf. und hrsg. von Weber (Baudiflin).

Sabatier, Memoire sur la iiotion hebräique de
l'esprit. — Berger, L'ange d'AstartÄ, dtude

Kautzfeh, Johannes Buxtorf der Aeltere. Rec-
torats-Rede (Herrn. Strack).

1657, in polnifcher Sprache verfafst, deutfeh
bearb. von Alt mann (Bertheau).
Poole, A history of the Huguenots of the dis-
persion at the recall of the edict of Nantes
(Schott).

The Imitation of Christ: being the auto-
.espru. — nurger, x.ange u J»»»» graph manuscript of Thomas a Kempis, de

sur la seconde inscription d üum-el-Awamid ° F f . .* ..

,D ,.,r ; v Imitatione Christi, reproduced in facsimile c„.- _ ■ , „ „

(Baudiffm). _..... frnm thp llr VnheanV Schwarz und Curtman Lehrbuch der Erziehung
, ein Handbuch für bitern, Lehrer
und Geiftliche, hrsg. von Freienfehner,
8. Aufl. r. Thl. (K. Strack).

Wünfche, Der jerufalemifche Talmud in feinen | from the etc- (Bertheau).

haggadifchen Beftandtheilen, zum erflen Male j Wengierski, Chronik der evangelifchen Ge-
in's Deutfche übertragen (Herrn. Strack). meinde zu Krakau von ihren Anfängen bis

Tiele's, Dr. C. F., Kompendium der Religions-Geschichte. I gen über Religionsgefchichte an den Univerfitäten be-

Ein Handbuch zur Orientirung und zum Selbftftudium, fürworte, nicht im minderten das Wort reden will der

überfetzt und hrsg. v. Lic. Dr. F. W. T. Weber. Ber- 1jeidrer der -rch"eiz theilweife eingeführten Behandlung
.. 00 , , . , ,VI , diefes Gegenftandes auf Gymnaüen und niederen Schu-

Im 1880, Schieiermacher. (XI, 299 S. 12.) M. 3. 6b; kn (ygl Theol Literaturztg. 1880 C. »).

cart. M. 4. — Das holländifche Original unter einem dem Inhalte

Unter der von mir genauer verfolgten Literatur ift 'mehr entfprechenden und wohl nur aus praktifchen Rück-

fichten veränderten Titel: Gescläedenis van dengodsdienst
tot aan de heerschappij der wereldgodsdiensten (Amfterdam
1876) ift bereits in diefer Zeitfchrift von einem anderen
Referenten (1876 C. 660 f.) befprochen worden. Eine
englifche von dem Verf. verbefferte Ausgabe ift 1877 unter
dem Titel Outlines of the history of religion ^London,
Trübner & Co.) erfchienen. Auch die deutfche Ausgabe
verdankt dem Verf. neue Beiträge; namentlich find die
Paragraphen über die fpätere Entwickelung des Brah-
manismus gänzlich umgearbeitet. Eine fehr nützliche
Zuthat des Uebcrfetzers find die in den früheren Ausgaben
ungern vermifsten Paragraphenüberfchriften und
das Regifter. Das Buch ift nicht nur den Studirenden,
an welche es fich zunächlt wendet, und den der Religionsgefchichte
ferner Stehenden zu empfehlen, fondern
auch Jedem, der lehrend mit diefer Disciplin fich be-
fchäftigt. Auch ihm werden die reichen Literaturan-

mir feit lange nicht ein fo nützliches und fo nothwen-
diges Handbuch begegnet wie das vorliegende Ein
wiffenfehaftlichen Anfprüchen genügendes Compcndium
der Religionsgefchichte gab es bis j'etzt meines Wiffens
weder in der deutfehen noch in einer fremden Literatur,
und doch war ein folches dringend nothwendig zu einer
Zeit, wo die Wichtigkeit der religionsgefchichtlichen Studien
immer mehr erkannt wird und, wenn auch nur fehr
allmählich, die Einficht fich Bahn bricht, dafs es namentlich
ein nothwendig zu befeitigender Mangel unteres traditionellen
theologifchen Lehrplanes ift, wenn darin
der allgemeinen Religionsgefchichte ein Bändiger Platz
noch nicht eingeräumt worden. In Deutfchland macht
hierin, fo viel ich weifs, nur Württemberg eine rühmens-
werthe Ausnahme. In theologifchen Candidatenprüfungen
der Schweiz ift (ich weifs nicht ob überall) ebenfalls die
Religionsgefchichte obligatorifch. Dafs in Holland eigene

Lehrftühle für allgemeine Religionsgefchichte errichtet gaben, welche fich fo ausreichend nirgends zufammen-

worden find (neuerdings auch einer am College de France
und ein zweiter an der katholifchen Univerfität zu Pa
ris), kann Ref. einftweilen noch nicht billigen. Diefe

geftellt finden, willkommen fein. Natürlich konnte und
wollte der Verf. darin nicht vollftändig fein. Es wäre
unnütz gewefen, wenn er alle Spccialunterfuchungen

Disciplin befchäftigt fich mit einem fo weiten und zum i über hebräifche, gnechifch-rdmifche und germanifche
Theil fo unficheren Gebiet, dafs fie meines Erachtens Religion angegeben hatte. Diefe Literatur lafst fich
beffer von Vertretern eines linguiftifchen oder theolo- j anderweitig finden Moghchfte Vollftandigkeit der Li-
gifchen Specialfaches gehandhabt wird, wie erfteres der teraturangaben erftrebte der Verf. mit Recht nur in
Fall ift bei den feit vielen Jahren weitberühmten reli- jenen Partieen, für welche es derartige Zufammenftell-
gionsgcfchichtlichen Vorlcfungen in Tübingen. Solche ungen noch kaum giebt. In folchen Fallen find auch

Specialiften, einen kleinen Bereich jener grofsen Disciplin
ficher bcherrfchend, werden von da aus eher den feften
hiftorifchen Takt gewinnen und behalten für das Ganze
als ein Anderer, welcher die allgemeine Religionsgefchichte
als fein eigentliches Fach zu vertreten hat.
Jedenfalls ift die Disciplin nur da in guten Händen, wo
ihr Vertreter auf einem linguiftifchen Gebiete wirklich
gefchult ift, weil kein Anderer das volle Bewufstfein der
Ünficherheit befitzen kann, welche überall ftatt hat, wo
es fich um Reconftructionen gefchichtlicher Verhältnifse
aus Documenten erftorbener Sprachen handelt. Diefe
Bemerkungen gelten in keiner Weife dem Verf. vorliegender
Schrift als dem Vertreter der allgemeinen Religionsgefchichte
in Leiden, würden auch auf ihn nicht
paffen, da er eben von fpeciellen Gebieten jenem grofsen
fich zugewendet hat. Noch möchte ich hinzufügen, dafs

kleine Specialunterfuchungen nicht vergeffen worden.

Da die Claffification der Religionen und die Anordnung
des Stoffes bereits in der Befprechung des hollän-
difchen Originals mitgetheilt worden, habe ich dies nicht
zu wiederholen. Auch ich befinde mich mit dem Ueber-
fetzer in der Lage, ,den dogmatifchen Standort des Ver-
faffers in Bezug auf das Chriftenthum und feine offen-
barungsgefchichtliche Vorbereitung' nicht zu theilen.
Ebenfowenig kann ich hinfichtlich der Anfänge der Religion
mit ihm übereinftimmen. Der Verf. läfst jedoch,
wie der Ueberfetzer mit Recht rühmt, alle fpeculative
Tendenz fo gänzlich zurücktreten hinter einer rein ge-
fchichtlich-objectiven Betrachtung (S. V f.), dafs Jeder
von anderem Standpunkt aus feiner geschichtlichen
Darfteilung Vertrauen fchenken darf. — Mit nicht geringer
Entfagung hat der Verf., wenige Fälle ausgenom-

ich, wenn ich die allgemeine Einführung von Vorlefun- I men, fich unficherer Combinationen enthalten (fo z. B
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