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Ausgabe:

1880

Spalte:

273-277

Autor/Hrsg.:

Matzat, H.

Titel/Untertitel:

Chronologische Untersuchungen zur Geschichte der Könige von Juda und Israel 1880

Rezensent:

Schrader, Eberhard

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von Prof, Dr. E. Schürer in Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J, C. HiXiriclis'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

jvo. 12. 5- Jum" l88°- 5- Jahrgang.

Matzat, Chronologifche Unterfuchungen zur
Gefchichte der Könige von Juda und Israel
(Schräder).

Rohling, Das Salomonifche Spruchbuch, überfetzt
und erklärt (Baudiffin).

Kihn, Theodor von Mopfueftia und Junilius
Africanus als Exegeten (Möller).

Juniiii Africani instituta regularia divinae legis
ed. Kihn (Derf.).

Lüthi, Die Bernifche Politik in den Kappelerkriegen
(Stähelin).

Douen, Clement Marot et le Psautier huguenot,
z tomes (Riggenbach).

Philippi, Kirchliche Glaubenslehre, 6. Bd.
(Kraufs).

Zeitfchrift für praktifche Theologie, herausg. von
Baffermann und Ehlers, 2. Tahrg.
(Kraufs).

Wiener, Die Frauen, ihre Gefchichte, ihr Beruf
und ihre Bildung (Fay).

Strack, Gefchichte der weiblichen Bildung in
Deutfchland (Derf.).

Matzat, Dir. H., Chronologische Untersuchungen zur Geschichte
der Könige von Juda und Israel. Weilburg 1880,
Buchdr. von H. Zipper. (24 S. 4.)
Seit der Entdeckung der affyrifchen Eponymenliften
und der Erkenntnifs der Discrepanz ihrer chronologifchen
Ausfagen mit den entfprechenden biblifchen, fo wie
diefe letzteren vorliegen oder wie fie wenigflens überwiegend
verftanden find, hat es an Verfuchen nicht geeinen
doppelten Ahab, nur dafs vom erften Hazael
nichts die Infchriften berichten, vom zweiten Hazael
nichts die Bibel weifs, und dafs von einem anderen
Israeliten (Sir'lai) Ahab (der freilich dem Verf. ein unbekannter
Achabbu' ift), als dem Gegner des biblifchen
Benhadad auch die Bibel nichts berichtet! Dazu ift ja
des Verf.'s Hazael II (= Chazailu), alfo der Vater
Benhadad's III nach der Bibel der Mörder Benha-
dad's II, und wurde ,König an feiner Statt'. Nun

fehlt, einen Ausgleich der Discrepanzen zu erreichen, j follen gar zwifchen der Ermordung des Benhadad und

fei es nun, dafs man an den affyrifchenEponymenliften
rüttelte (Unterbrechungs-Hypothefe Oppert's und Schäfers
), fei es , dafs man bei den Ausfagen der hebräifchen
Königsbücher die Hebel einfetzte und deren Zuverläffig-
keit in Frage Hellte, bezw. dafs fie, fo wie fie vorlägen,
zu verftehen feien, beanftandete (Brandes, 'Wellhaufen,
lNeteler). Mit dem Anfpruche nun, unter Beibehaltung
der biblifchen Zahlenangaben und unter gleichzeitiger
Wahrung der Continuität der affyrifchen Ar-
chontenliften die Concordanz zwifchen Bibel und Monumenten
zu erzielen, tritt der Verfaffer der obigen Abhandlung
in die Schranken. Niemand wird leugnen,
dafs diefes eine des Schweifses der Edlen werthe Aufgabe
ift. Ob aber dem Verfaffer die Eöfung derfelben
gelungen? — O ja, die äufsere Zahlenconcordanz wird
wohl, wenigflens für den erften Anblick, zu Stande gebracht
, aber es gefchieht diefes, fo meinen wir, um den
Preis der Darangabe der fachlichen Ausfagen und
hiftorifchen Berichte der Bibel ebenfowohl wie der
Monumente. Und ob diefer Preis dem Bibelgläubigen
wie dem Hiftoriker nicht am Ende doch ein bischen zu
theuer bedünken wird?

Wir übergehen die chronologifche Lifte der Könige
von Juda und Israel und die Rechtfertigung der bezüglichen
Anfätze des Verf.'s (S. I—6), bei denen wir freilich
wohl zu mancher Einzelheit ein Fragezeichen zu
fetzen hätten, und wenden uns zu dem von den ,Monu-
menten' handelnden 2. Abfchnitt S. 6 ff.; übergehen aber
auch hier die Bemerkung über den unfehätzbaren Mefa-
Stein S. 6 f., deffen chronologifche Angaben in ihrer
Unbeftimmtheit für die genauere Chronologie, um die
allein es fich in diefer Ausführung handelt, nichts austragen
, und wenden uns fofort zu dem, uns in medias
res führenden zweiten Unterabfchnitt: ,Benhadad von
Damascus und Ahab von Israel' (S. 8 ff.). Bekanntlich
differirt hier der biblifche Anfatz von dem der Infchriften
um dreifsig und mehr Jahre. Nach den traditionellen
biblifchen Anfätzen ftarb Ahab 897 (nach dem
Verf. 880 , während nach den Infchriften Achabbu
Sir'lai noch 854 im Bunde mit dem Damascener be-
fiegt wird. Wie fich der Verf. die Sache zurecht legt?
— Nach ihm gab es einen doppelten Hazael und

der Thronbefleigung diefes Hazael zwei Regierungen
von über 30 Jahren insgefammt zwifcheninneliegen (die
des Hazael I und die des Rimmon'idri), von denen die
Bibel uns kein Wort berichtet hätte und die durch die
biblifche Darfteilung pofitiv ausgefchloffen werden, während
anderfeits die lange Dauer der Herrfchaft des Hazael
gut zu feiner thatenreichen Regierung fich fügt
(übrigens bezieht fich 2 Kön. 13, 3 bereits auch auf
feinen Nachfolger Benhadad). Der Verfaffer fchliefst
feine bezügliche Expofition befriedigt mit den Worten:
,womit Alles in Ordnung ift' — der Ref. hat
nichts dawider, wenn man nur den biblifchen Bericht
ausnimmt, der vielmehr gründlich in Unordnung
gebracht ift. — Der folgende, dritte Abfchnitt (S. 9—21)
behandelt die Phul-Frage und was damit zufammenhängt.
Der Verf. erkennt die Identität des biblifchen Phul mit
dem infehriftlichen TiglathPilefer (II) an, betrachtet Phul,
der fich als Herrfcher feit 745 den Namen Tiglath-Pilefer
beilegte, als einen General und hohen Würdenträger unter
denbeidenfrüherenKönigen: AfurdanilundAfurnirar,
und meint (S. 14), dafs derfelbe nach den Aufftänden in den
Jahren 763—759 in diefem letzterenjahre (759^ die höchfte
Gewalt, aber noch nicht den Königstitel erlangt habe.
Gegen 752 habe er in Nordfyrien dortige Verbündete des
Königs Afarja von Juda gefchlagen; im Jahre 752 fei er
bis Samaria vorgedrungen und dort von Menahem durch
den bekannten Tribut abgefunden; auch Hiram von
Tyrus und andere fyrifche Könige hätten Tribut gekittet
, 745 habe er dann zu der Gewalt auch den Titel
eines Königs von Affyrien erlangt und habe fich feit-
dem Tiglath-Pilefer genannt. 742 habe ihm unter anderen
Königen Alias von Juda nach Arpad Tribut ge-
fandt, während der Affyrerkönig 734 nochmals nach
Syrien und Paläftina gekommen fei. Monumental
gerechtfertigt follen diefe Anfätze durch die Annahme
werden, dafs die Annalen Tiglath-Pilefer's ftatt von
dem wirklichen Regierungsantritt desfelben (745) vielmehr
von dem J. 759, dem letzten Aufftandsjahre
unter Afurdanil zu datiren feien, alfo dafs 758 = Jahr I,
742 = Jahr XVII des Phul ' (= Tiglath-Pilefer) fein
würde (S. 15). Wer fich etwas näher um diefe Dinge
gekümmert hat, wird die gänzliche Unmöglichkeit diefer

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