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Ausgabe:

1880 Nr. 8

Spalte:

192-194

Titel/Untertitel:

La vérité chrétienne et le doute moderne. Conférences données à Paris pendant l‘Exposition universelle 1878 par la Société de Londres pour la défense du christianisme 1880

Rezensent:

Krauss, Alfred

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igi Theologifche Literaturzeitung. 1880. Nr. 8. 192

recht gefchehen und er hatte fich felbft Unrecht gethan;
fein Charakter, ohnehin nicht 'feft, hatte in R. Schaden
gelitten'. Das Streiten gegen feine Feinde gab er auf,
aber er wirkte nun im Stillen gegen fie. Die Angelegenheit
der Kirchenordnung kommt hinzu, obwohl hier
Funck nur im Hintergrunde fteht. Neu ift meines Wif-
fens, was der Verf. aus den Acten über eine ,Fried-
handlung' mittheilt, woraus fich ergiebt, dafs nach längerer
Verhandlung zwifchen Funck und der Königsb. Geift-
lichkeit, wie es fcheint im Herbft 1558, es zu einer Art
förmlichen unterfchriebenen Friedensfchluffes gekommen
ift, dem Funck eine revocirende Erklärung über eine
Pfingften 1552 gehaltene Predigt, welche befondern An-
ftofs erregt hatte, hinzufügte (S. 267 ff.) Mit diefem
nicht öffentlichen Zugeftändnifse hoffte F. um den in
Riefenburg verfprochenen Widerruf vor der Gemeinde
herumzukommen; aber vergeblich. Ehe es auf Drängen
des Adels foweit kam, dafs er ihn (1563) noch leiften
mufste, fehen wir Funck 1560 in Kurland in dem dem
Herzoge verpfändeten Amte Grobin und in Liebau als
kirchlichen Vifitator; dann auf der bekannten Reife in

La verite chretienne et le doute moderne. Conferences don-
nees ä Paris pendant l'Expofition universelle 1878
par la Societe de Londres pour la defense du christia-
nisme. Avec une preface par Edmond de Pressense.
Paris 1879, Sandoz & Fischbacher. (XII, 320 pp. 8.)

Diefe neun Vorträge, von hervorragenden Profefforen
und Pfarrern der reformirten Kirche Frankreichs und
der franzöfifchen Schweiz während der letzten Parifer
Weltausftellung gehalten, gewähren ein zu charak-
teriftifches Bild vom Zuftande der Apologetik in diefen
Kreifen, als dafs nicht jeder einzelne Vortrag in Kürze
fkizzirt und befprochen werden dürfte.

In der Vorrede ftellt Edmund von Preffenfe den
Pofitivismus, der gerade in neuefter Zeit fo mächtig auflebt
und fich fo zahlreiche Jünger erwirbt, als einen
überwundenen Standpunkt hin. Als die Frage, auf die
fich fchliefslich Alles zufpitze, betrachtet der Verf. das
Dilemma: Chrift oder Materialift. Auch in den folgenden
Vorträgen felbft lieben es die Redner, möglichft Alles
in dilemmatifche Form zu bringen und den Zuhörer auf

Deutfchland, um fich Zeugnifse feiner Orthodoxie zu j diefe Weife zu einer ihnen günftigen Entfcheidung zu

holen (1561). Hierher gehört ein bisher unbekannter I zwin<>en

BriefPfeffingens (S 276 f Der Verf. ftellt nun feft, ! Doumergue von Paris weift im erften Vor-

dafsK deffen erfte Frau 1559 geftorben gerade damals, d- JpMmenütU als die zugleich wiffen-

wo er lieh definitiv von Oliander s Lehre losfagte, deffen r 1 <u- u j u -rJ- 1 u c a- vr 4.1 a-

Tochter, die Wittwe des Leibarztes Andr. Aurifaber hei- , f haftliche und chrffthehe nach, um auf die Nothwendig-

rathete (S. 278). Mein Bedenken gegen die Angabe, , eit v™ünfüfT^Ä^ ÄT^f 5 cS

dafs F. Öfiander's Eidam gewefen (M. "Leben Ofiander's - ^tffa ucb Bub^nd' d£V Vhriftenthum als die wiffen-

c P, . a (r ,,„j T7„r?„wi 0 A r a__i • ir fehafthehfte aller Hypothefen herauszubringen. Allein

S. 344 A. 0 und Keal-Rncykl. a. a. O. Anm.) ging alfo , . -r ,.u Pr u c c a- ^ ;„

•4. i-u nK», k»4^i,t; ,4 A o u ua v ru • die erkenntnifstheoretifchen kragen, auf die es hier in

zu weit, ich war aber berechtigt, die herkömmliche Mei- n. T - • 1__4. 1,1 -u u tw m^A^rna

u 1 Sm„u j.,/-,. v r 1 u • tu nr erfter Linie ankommt, bleiben unberührt. Der moderne

nung zu bekämpfen dafs F. fchon beim Leben Ofian- z .f , bekommt ein'; fchöne Reden und Erzählungen

ders in diefem -erhaltnifs zu ihm geftanden, oder gar, | zu h die ef wohf zuvor fchon kannte und die ihn

wie es gemeiniglich angefehen wurde, fchon als fem , , ' fchwerlich beruhigen werden.
Tochtermann nach Preufsen gekommen fei. — Das r ■ , r> j u -j

fünfte Capitel ift dem Auftreten des Schwindlers Paul r , Viel fachlicher fpneht Pfarrer I ozzi in den beiden

Skalichius gewidmet. Sehr charakteriftifch für den Her- ' folgenden Vortragen über die Erde und den biblifchen

4»_ . _ 1 c-u u-_r.u ^1.4- M.4 A..r...„«,i ...... NT.....^ ^. c:_

zog ift der Brief (S. 290), in welchem er, veranlafst

durch das, was er von den hohen Gaben und dem felt-

famen Gefchicke des jungen Mannes gehört, denfelben

zu fich ein- und damit fich aufladet. Wie Scalich und

Funck zufammenfteckten, zeigt die Verwendung des

erfteren für F. in deffen pecuniären Nöthen (295 ff.),

j:_ a_«. — ;5t5 .....4. 4 J' 1 moderne Zweifel nicht aufgeklart, ob die Natur nicht

Schöpfungsbericht. Mit Aufwand von einer Menge Ein-
zelkenntnifsen zeigt er, dafs die geologifchen Daten fich
in präcifefter Form in den mofaifchen Worten zufam-
mengefafst finden. Ein Widerfpruch fei um fo weniger
vorhanden, als wir unter den fechs Tagen eben fo viele
Perioden zu verftehen hätten. Darüber aber wird der

und umgekehrt die Art, wie F. den religiöfen Schwinde- ' moderne ^weitei ment auigeKiart, od aie iNatur not
leien und der kabbaliftifchen Geheimnifskrämerei Sca- 1 möglicher Weife durch zufällige Umftande oder fpontane
lieh's fecundirt (306 f.); eine für Funck's Charakter fehr ' ^vorludon zu ihiy jetzigenGeftalt gelangen konnte. Dem
gravirende Mittheilung, falls man nicht etwa annehmen 1 Verfaffer aber fei es zum Lobe geiagt, daß er felber
darf, dafs auch er von Sc. bezaubert war. Ein von am ^chluffe feines zweiten Vortrages ausfpricht die
Hase mitgetheilter Brief Funck's (325) zeigt, dafs diefer Bibel fei kein geologifches Lehrbuch und der Beweis
auch bei jenem überaus thörichten Mandate des alters- : für ihren wefentlich religiöfen und ethifchen Zweck dürfe
fchwachen Herzogs für Scalich (2. Juni 1565) betheiligt ' mcht von ihrer Auseinandersetzung, mit dem jeweiligen
war, welches der freche Intriguant ihm ablockte. Manche -tande der Naturwiffenfchaftcn abhangig gemacht wer-
andere Einzelheiten übergehe ich, nur noch auf ein paar den> fo erfreulich auch der Nachweis der Uebereinft.m-
neu erfchloffene Einblicke in das wahrhaft fromme Herz ! mung zwifchen beiden fein möge.

Albrecht's weife ich hin (S. 235 u. 270 ff.) — Des Verf.'s Eine glänzende rhetonfehe Leiftung, das Wort im

Darfteilung beftätigt auf's Neue, dafs in der That Funck I beften Sinne gemeint, bietet uns der Herausgeber des
fein reichlich Theil dazu gethan hat, die Kluft zwifchen i Ganzen, Edmund von Preffenfe, über die königliche
dem alten Herzog und feinen Unterthanen insbefondere Würde des Menfchen. Mit grofsem Gefchick fafst die

,den alten Rathen' zu vertiefen. Im letzten Cap. (An
klage auf Landesverrath u. Tod F.'s) hat der Verf. neben
den bisher bekannten Quellen auch bereits den Bericht
der polnifchen Commiffion benützt, welcher mit einigen
zugehörigen Documenten von Pawinski publicirt ift in:
De rebus ac statu Ducatus Prussiae 1566—1568, Warfchau

Apologie nicht die naturwiffenfehaftliche, fondern die
ethifche Seite an. Man athmet ordentlich auf, wenn ein
Apologet endlich einmal fich auf dasjenige befinnt, worin
feine Stärke befteht. Einigen Zoll freilich müffen wir
auch hier noch dem wie ein Gefpenft herumfchleichen-
den Darwinismus bezahlen. Aber im Ganzen hält der

1879. Doch ift das daraus Gefchöpfte nicht von fehr 1 Apologet feine Pofition correct ein. Er greift nicht den

grofsem Belang. — Ein häfslicher lapsus ift S. 126 ftehen
geblieben: J. Funck fiebat! S. 276 Z. 5 v. o. ift ftatt
.Aufleben' zu lefen .Aufgeben', S. 291 Z. 3 v. u. ftatt
.Wittenberg' .Württemberg'.

Kiel. W. Möller.

Gegner mit unzureichenden Mitteln auf fremdem Boden
an; fondern er treibt ihn mit überlegener Macht aus
einem ihm nicht zukommenden Gebiet hinaus.

Von der Beftimmung des Menfchen handelt im
fünften Vortrage Profeffor Godet aus Neuchatel, ruhig,
gedankenreich, den Gegenftand völlig beherrfchend. Es
wird zu erweifen gefucht, dafs der Menfch überhaupt
eine Beftimmung haben müffe und auch wirklich habe,