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Ausgabe:

1879

Spalte:

169-177

Autor/Hrsg.:

Liber duodecim Prophetarum. Textum masoreticum accuratissime expressit, e fontibus masorae varie illustravit

Titel/Untertitel:

notis criticis confirmavit S. Baer 1879

Rezensent:

Strack, Hermann L.

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schürer in Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hüarichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 8. 12. April 1879. 4. Jahrgang.

Liber duodecim Prophetarum. Textum masore-
tieum accuratissime expressit etc. Baer. I'rae-
fatus est Delitzsch (Strack).

Kleinert, Abrifs der Einleitung zum Alten
Teftament in Tabellenform. An Stelle der
3. Aufl. von Ilertwig's Einleitungstabellen
neu bearbeitet (Baudiffin).

Gothein, Politifche und religiöfe Volksbewe- Grafen Zinzendorf und Herrnhut bis 1760

gungen vor der Reformation (Kolde). gegenüber (Pütt).

Hoffmann, Gefchichte der Inquifltion. Nach j Za ."' ^fchichte des Sonntags vornehmlich in

den heften Quellen allgemein fafslich darge- ! „ der alten, f5'rche (Meier)'

ftellt 2. Bd. (Plitt) i (jare,s uncl Zorn, Staat und Kirche in der

Schweiz, 2. Bd. (Koehler).

Körner, Die kurfächfifche Staatsregierung dem Hafe, Des Culturkampfes Ende (Koehler).

Liber duodecim Prophetarum. Textum masoreticum ac-
curatissime expressit, e fontibus masoraevarie illustra-
vit, notis criticis confirmavit S. Baer. Praefatus est
edendi operis adjutor Franc. Delitzfch. Leipzig
1878, B. Tauchnitz. (X, 102 S. gr. 8.) M. I. 20.

herrfchende Citirungsformel: ,x Codices bei Kennicott
und y Codices bei de Roffi' hat, weil unwiffenfchaftlich
[leider freilich noch nicht entbehrlich] aufzuhören. Aus den
forgfältig gefchriebenen Manufcripten find die maffo-
rethifchen Bemerkungen zu excerpiren, gleichfalls nach
einem beftimmten Plane (hierbei könnte Frensdorff s Wör-

Auf dem Gebiete der Textkritik des Neuen Tefta- terbuch wefentliche Dienfte leiften, vgl. Theol. Litztg.
mentes herrfcht feit vier Jahrzehnten (Tregelles, Tifchen- 1 1876, Sp. 633 ff.). Mit Hülfe diefer Bemerkungen wäre
dorf, aufserdem vgl. .Bibeltext des N. T.' in Herzog- ein mafforethifcher Kanon aufzuftellen, an dem dann

Plitt II, 433. 434- eine aufserordentlich rege Thätigkeit,
durch welche die älteren, ihrer Zeit recht fchätzenswerthen
Arbeiten von Joh. Mill, J. J. Wetftein, Joh. Alb. Bengel,
J. J. Griesbach antiquirt worden find. Ganz anders, und
zwar weit weniger gut, fleht es auf dem Gebiete der

der Befund in den Texten der Handfchriften geprüft
wird. Herltellung eines der urfprünglichen Maffora con-
formen Textes ift das erfle zu erftrebende Ziel. Bezüglich
der Wörter, für welche keine maffor. Notiz vorhanden
, gilt die Autorität der mit der Maffora am genaueften

Textkritik des Alten Teftaments. Der erfte mit Be- | übereinftimmenden Handfchriften. Da die MalTora all-
nutzung von Handfchriften angefertigte textkritifche ! mählich entftanden, wird als fefler Punkt die Anficht
Commentar zum ganzen A. T., bekannt unter dem von j des Aharon ben Afcher gefetzt, deffen Autorität die
feinem Herausgeber ihm beigelegten Namen Minchath nach ihm lebenden jüdifchen Gelehrten für normativ er-
Schaj (in der zu Mantua 1742. 1744 gedruckten Bibel), [ klären. Demnächft erhebt fich die Frage: Wie fland es
ift, obwohl fchon im Jahre 1626 zum Drucke beftimmt, vor Ben Afcher? Ueber feine Zeit zurück führen uns:
bis jetzt der einzige geblieben. Die Variantenfammlung 1 1) die Stellen, betreffs deren er mit feinem Gegner Ben
von Kennicott ift ohne Kritik gemacht, die von de j Naphthali einig war, 2) die Handfchriften, welche älter
Roffi nicht mit Anwendung des Mäfses von Kritik, wel- [ als die genannten Gelehrten find, und die, welche nicht
ches alle philologifch irgendwie gefchulten Gelehrten 1 von ihrem Einfluffe zeugen, 3) die in den Randnoten
jetzt mit Recht beanfpruchen. Bei den auf den Penta- ! vieler Codices erhaltenen Lesarten jetzt verloren gegan-
teuch bezüglichen fchätzbaren Arbeiten von Salomo ! gener Muftermanufcripte. Eine dritte Periode lernen
Dubno und Wolf Heidenheim find zuwenig Handfchriften [ wir kennen durch Sammlung der zwifchen den oftländi-
benutzt worden; auch haben die chriftlichen Gelehrten, , fchen (babylonifchen) und den weftländifchen (paläftini-

mit faft alleiniger Ausnahme von Franz Delitzfch, den
in ihnen gefammelten Stoff nicht verwcrthet. Erft in
den letzten beiden Jahrzehnten ift auf dem in Rede

fchen) Juden ftreitig gewefenen Lesarten. Bei diefer Sammlung
ift Vorficht geboten, da wir jetzt wiffen, dafs auch
die Orientalen über viele Lesarten nicht einig waren

flehenden Gebiete mancherlei Neues publicirt worden. (Ztfchr. f. d. gef. luth. Theol. 1875, S. 609). Für die
Da indefs die Zahl der Arbeitenden eine fehr geringe, | vierte Stufe bieten Talmud und Midrafch Material,
die Erreichung wirklich brauchbarer Refultate aber mit Obgleich das Ergebnifs der mühfamcn vom Ref. in den
außerordentlichen Schwierigkeiten verbunden ift, darf es i Trolegomcna cntica in V. Test. Hebr. (Lpz. 1873), Buch
nicht Wunder nehmen und wird es von Einfichtigen [ U, bef. S. 70 ff. 94 ff. angeftellten Unterfuchung wefent-
nicht getadelt werden können, wenn auch die neueren hch ein negatives war, ift Ref. doch der Anficht, dafs
Leiftungen noch nicht allen Anforderungen genügen, namentlich feit durch Rabbinowicz (f. Theol. Litztg. 1878,
welche wir an Arbeiten ftellen, die fich auf die Text- j bp. 252) zuverläffigere Talmudlcsarten vorliegen, weitere
kritik des N. T. beziehen. Ehe eine wirklich gute kri- j Porfchungen auf diefem Gebiete wünfehenswerth find,
tifche Gefammtausgabe des A. T. ins Werk gefetzt Die fünfte und letzte Stufe, welche mittels der fogenann-
werden kann, ift eine Menge mühfamer Vorarbeiten zu ten .niederen Kritik' zu erreichen ift, ift die, welche uns
erledigen. Erftlich bedürfen wir einer Ueberficht über den altteftamentlichen Text im Zeitalter der älteften
das vorhandene Handfchriftenmaterial (Zahl, Aufbe- J Ueberfetzungen aus eben diefen Ueberfetzungen kennen
wahrungsorte, äufsereBefchreibung, Schriftcharakter, Her- lehrt. Gröfste Behutfamkeit, völliges Vertrautfein mit
kunft, Daten). Dann hätte eine von wirklich Kundigen der Anfchauungsweife , aus der diefe Ueberfetzungen

[Kennicott's Gehülfen waren zum Theil imperiti et artis
eriticae plant rüdes] nach einem beftimmten Plane auszuführende
Vergleichung ftattzufinden. Hierdurch wäre
es möglich, die aus noch vorhandenen Codices abge-
fchriebenen I Iandfchriften auszufondern und die anderen

nach dem gefundenen Verwandtfchaftsverhältnifs in ver- unternommen ift, ja' dafs nicht einmal diefe Grmidfatze
fchiedene Gaffen zu theilen. Die bisher immer noch feit lange als zu befolgend hingeftellt find, möchte wohl
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hervorgegangen find, und manche andere Eigenfchaft
ift erforderlich, um Unterfchätzung cinerfeits, Mifsbrauch
andererfeits zu verhüten.

Dafs bisher eine nach diefen Grundfätzen angefertigte
Ausgabe des ganzen A. T. weder vorhanden noch