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Ausgabe:

1879 Nr. 4

Spalte:

92

Autor/Hrsg.:

Wiese, L.

Titel/Untertitel:

Ueber das Verhältniss der Kunst zur Religion. Ein Vortrag 1879

Rezensent:

Lindenberg, H.

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9i

Theologifche Literaturzeitung. 1879. Nr. 4.

92

zogen werden können, nach einem neuen Ausgangspunkt, diefen auseinander zu fetzen. Der grofse Reichthum an

nach einem noch nicht benutzten Schriftwort u. drgl. allerlei Beziehungen wird das Verftändnifs diefer Be-

Namentlich für die Textwahl wird die vorliegende Saram- trachtungen nur den Gebildeten möglich machen, und

lung manchem vielbcfchäftigten Geiftlichen reiche An- : auch für folche bedürfte mancher prägnante Ausdruck

regung bringen , denn nur wenige der gebräuchlich- der Deutung, zumal die Sprache oft gewunden ift, und

ften Bibelfpruche find mehr als einmal benutzt, und faft die bildlichen Ausdrücke, Gegenfätze u. dergl. nicht immer

allen Reden liegt ein Schriftwort zu Grunde. Einige vor- nach einheitlicher Anfchauung gewählt find,

züglich geeignete Stellen haben wir allerdings vermifst, jfcjßj aS A< Wächtler.
■/.. B. Pfalm 10 v. 0. PL 23, 1—3, wahrend andere, welche

lieh für diefen Zweck nicht gerade fehr empfehlen, aus- : .... T^ T ... ,, , .... ■ . n ■■

führiieh behandelt find, z. B. dürfte der Inhalt der tief- Wiese> Dr- L- Ueber das Verhaltniss der Kunst zur Reli-

finnigen Bitte: Bf. 102, 25. ,Ich fage, mein Gott, nimm gion. Ein Vortrag. Berlin 1878, Wiegandt & Gne-

rnich nicht weg in der Hälfte meiner Tage' am Grabe 1 ben. (35 S. 8.) M. — 60.

eines kleinen Kindes doch wohl kaum zu feinem Rechte | der Kunft und der R on Gemdnfame ift die

kommen. Die in der Sammlung mitge hefiten 72 Reden , Erhebung über die irdifche Kn|e und Unbefriedigtheit

und Gebete flammen augenfch.e.nhch alle aus der Praxis , hmauf > ^ R jon der und deg Friedens;

und haben daher wirklich I^fch« Werth zumal es • der wefentHche Unterfchied liegt darin, dafs die Religion
für diefes Gebiet paftoraler 1 hatigkeit an guten Multern
fehlt. Durch feine ausgedehnte Verbindung mit Amts-
genoffen, als Redacteur einer homilctifchen Vierteljahrs

den ganzen Menfchen umfafst, während die Kunft nur
eine Seite des menfehlichen Geifteslebens befriedigt.
Die Kunftreligion der Griechen gab keinen Troft und

fchnft, Ift es dem Herausgeber gelungen, eine fehr reich- ^ kcine Wirk Dic chrfftlfche Kirche

haftige &mmluM zu Stande zu bringen, und dafs die ■ mufste fldj im Anf def hddnifchcn Kunft gegenüber
mitgetheilten Reden von mehr als 30 verfchiedenen Pre- , ablehnend verhalten, als einer Stütze des Götzendienftes,

ligern flammen, bezeugt, dafs die fchöne Sitte, auch
über den Kindergräbern ein Wort des Troftes und der

konnte aber auf die Dauer der Kunft nicht entbehren.
Das Mittelalter ift die Blüthezeit der kirchlichen Kunft,

1 loffnung zu fprechen, ziemlich weit verbreitet ift. lhe ein- j ^ j dnzelne Künftler ter dem Kinflufs der dA
zelnenReden find in den verfch.edenftenGegendenDeutfch- e Zejt bcherrfch,.n,|en Gedanken ftand. Die Kampf

lands gehalten und behandeln alle möglichen Fälle fowohl
nach Alter (von dem achttägigen Kinde bis zu der Con-
firmandin), Krankheit und Todesart des Kindes, wie nach
dem Stande der Eltern; ja, aus Steiermark ift eine Rede

zeit der Reformation war der Kunftentwicklung ungün-
ftig, wie es denn überhaupt eine proteftantifche Kunft
im confeffionellen Sinne nicht geben kann. Dafs es

crem orancie «erlern; ja, aus oieiermarK in eine iveue heutzut an einem Auffchwung der kirchlichen Kunft
am Grabe eines unehelichen - - todtgebornen Kin- , ^ ^feinen Grund in dem Mangel einer Einheit des
des' mitgethefit, bei der wir allerdings fragen inochten, rdj iöfen Gejftes. Der "Künftler bedarf es, den Puls-
fur wen diefelbe gehalten worden ift? Die meiden Reden | frfdV dner ^ Gemdnfchaft in der er fteht mit.

'/Atphnpn li/»n rilliTh nvrrlQ rirrpc M intrp lpt1 anT rt.»ti Snp. I ° - - 1 -__ — ... .. — ,.

zeichnen fich durch forgfältiges Eingehen auf den Specialfall
und durch knappe Raffung bei aller Wärme aus,
während einzelne durch zu grofse Allgemeinheit der Gedanken
und durch eine überflüffige Wortfülle fich gerade
für folche Fälle und auch für den Zuhörerkreis an einem
Kindergrabe weniger empfehlen.

Halle a/S. A. Wächtler.

zuempfinden. — Das find die wefentlichen Grundgedanken
diefes Vortrags. Sie find nicht gerade neu, aber
in anziehender Form und mit Wärme dargeftellt. Eine

eingehende Behandlung des u ml äffenden Thema's wird
Niemand von einem populären Vortrag erwarten.

Nuffe. H. Lindenberg.

Hülle, Pred. E., Das innere Leben. Betrachtungen zur
Erbauung und Belehrung. Berlin 1877. (Verlag des
Evang. Vereins.) (IV, 172 S. gr. 8.) M. 1. 50.

Unter dem etwas anfpruchsvollen Titel find 43 kurze
Betrachtungen vereinigt, welche zwar alle in einer, wenn
auch mehr oder weniger feften, Beziehung zu dem Gebiete
des inneren Lebens flehen, aber weder untereinander
in einen gliedlichen Zufammenhang gebracht find,
noch durch ihre Reihenfolge einen Ueberblick über die
Geftaltung des chriftlichen Lebens ermöglichen. Der
Verf., welcher die Entftehung des Buches aus den Betrachtungen
an der Spitze des von ihm redigirten ,Evang.
kirchl. Anzeigers für Berlin' fchwerlich hat verhüllen
wollen, hätte durch ein einleitendes Wort und durch
zweckmäfsige Gruppirung der einzelnen Betrachtungen
den Werth der Sammlung wefentlich erhöhen können.
Das Verhältnifs, in welchem die Sammlung zu dem
Titel fteht, kehrt nicht feiten bei den Ueberfchriften der
einzelnen Betrachtungen wieder, aber dies bringt der
urfprüngliche Zweck der Betrachtungen mit fich, und
es wäre ungerecht, wenn man verlangen wollte, dafs jede
derfelben den in der Ucberfchrift genannten Gegenftand
auf vier Seiten erfchöpfen follte. Wenn zwifchen dem
Zweck der Erbauung und der Belehrung unterfchieden
werden Poll, fo dienen die Betrachtungen der letzteren
mehr als der erfleren. Der Verf. ift bemüht, in der Darlegung
der einzelnen Gegenftände fowohl die Berührungspunkte
der chriftlichen Wahrheit auf dem ethifchen Gebiete
mit den geiftigen Zeitftrömungen der Gegenwart
hervorzuheben, als auch klar und entfehieden fich mit

Bibliographie

von Dr. Caspar Rene Gregory.
JDeutfcfoc Literatur.

Joel, M. , Die Angriffe d. Heidenthums gegen Juden u.
Chriften in den erflen Jahrhunderten der rümifchen Cäfaren.
Vortrag. Breslau, Schleuer. (31 S. gr. 8.) — 75.

Vander navolginge cristi ses bocke. Aus dem Codex m:
f. der Bibliothek d. Benedictinerftiftes Schotten zugleich
m. e. ,vijften boeck van Qui sequitur' nach der Hdfchr.
der Maatschappij van nederl. letterkundc zu Leiden hrsg.
v. C. Wolfsgruber. Wien, Gerold's Sohn. (XL, 336 S.
8.) 6. -

Tibus, A., Gründungsgefchichte der Stifter, Pfarrkirchen,
Klöfter u. Kapellen im Bereiche d. alten Bisth. Münfter
m. Ausfchlufs d. ehemal. frief. Theils. t. Thl. Die vom
h. Liudger gegründeten Kirchen. 5. Hft. Münfter, Regensberg
. ;S. 827 996. gr. 8.1 I. 75.

Pols, C., Die lutherifche Gemeinde in Elberfeld. Ein Beitrag
zur Elberfelder Stadtgefchichte. 2. Thl. Elberfeld
1878, (Langewiefche). (IV, 83 S. gr. 8.) 1. 60

Weitbrecht, G., Ift m. dem Tode alles aus? Vortrag.
Stuttgart, J. F. Steinkopf. (24 S. gr. 8.) — 2

Schäfer, Th., Die weibliche Diakonie in ihrem ganzen Umfang
dargeftellt. Vorträge. I. Bd.: Die Gefchichte der
weibl. Diakonie. Hamburg, Oemler. (XIV, 237 S. gr. 8.

3. 6b.

Mahn, Die Pflege der Entlaffenen. [Kleine Bibliothek f.

innere Miffion. 8. Hft.] Dresden. Leipzig, Buchh. d.

Vereinshaufes. (28 S. gr. 8.; — 20.

Noack, C, KirchengefchichtlichesLefebuch, enth. e.Sammig.