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Ausgabe:

1879

Spalte:

77-78

Autor/Hrsg.:

Gess, Wolfg. Friedr.

Titel/Untertitel:

Christi Person und Werk nach Christi Selbstzeugniß und den Zeugnissen der Apostel. 2. Abth. 2. Hälfte 1879

Rezensent:

Weiß, Bernhard

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Theologifche Literaturzeitung. 1879. Nr. 4. 78

wiedergefunden hat, aus welcher fie Bensly 1875 edirte I als die andern Schriften fein foll und auch glücklich in

(S. 107, vgl. Lit.-Ztg. I, 43 ff.), fondern bereits ein halbes ; der Zeit Domitian's untergebracht wird; aber die Art,

Jahrhundert früher in einem Manufcript der Univerfitäts- wie Gefs fich mit der gefchichtlichen Auffaffung des

bibliothek zu Alcalä de Henares. Dort wurde es näm- Buchs abfindet, ift doch auch gar zu oberflächlich. Auch

lieh im Jahre 1826 von dem (1840 verftorbenen) Orien- fonft fehlt es nicht an Stellen, wo es der Verf. mit wich-

taliften John Palmer, der fpeciell darauf reifte, entdeckt tigen Fragen fehr leichtnimmt. Der Geift ift perfönlich

und abgefchrieben. Aus feinem Nachlafs edirte es J. gefafst, weil Gnade nur von Perfonen ausgehen kann

S. Wood im Journal of PJiilology Vol. VII (1877) S. (S. 509); der Sohn Gottes hat diefen Namen wegen feiner

264 ff. Palmer felbft hatte fich an dem Belitz der werth- Wefensgleichheit, weil Prädicatc, die 2, 18 fich an 6 vioe,

ollen Blätter genügen 1 äffen und fomit auch hierdurch 1 t. U. fchliefsen, 1, 14 mit einem göttlichen Prädicat

feinen Ruf bewährt als den eines Mannes, der in mehr verbunden find (S. 576); fehr leicht findet fich der Verf.
Sprachen zu fchweigen verftand, als irgend jemand in , S. 584 auch mit dem taufendjährigen Reich ab. Schliefs-
ganz Europa (Wood S. 265). lieh werden noch die Anfchauungen der Briefe mit denen

Halle O Gebhardt j des Evangeliums und beider mit denen der Apokalypfe

_' _._ ' _L_ j verglichen. Ein Schlufsabfchnitt zeigt, dafs die Logos-

Gess, Confift.-R. Prof. D. Wolfg. Friedr., Christi Person lehre weder aus dem A. T., noch aus Philo oder den
und Werk nach Chrifti Selbftzeugnifs und den Zeug- Targumim entlehnt ift, wie ein ähnlicher fchon beim

nifc^i, a^^a^i „ a..i „ tjöia, a ,> A t • Hebraerbrief gezeigt hat, dafs diefer nicht von Philo oder

nusen dei Apoite . 2. Abth. 2. IIa Ite. A. u. a. 1.: , Amr u nr j • v. v ■ a r a. -n t /-

^ . ' . * ... T) r , l den AI liehen Pfeudepigraphcn beeinflufst ;ft. Im Ganzen

Das apoftohfehe Zeugnifs von Chnfti I erion und ; kann man fich des Eindrucks nicht erwehren, dafs der

Werk nach feiner gefchichtlichen Entwicklung dar- ; Verfaffer eineFülle exegetifcher, ifagogifcher und biblifch

geftellt. 2. Hälfte: Die apoftolifchen Zeugnifse aus theologifcher Einzelftudien mehr in Collectaneenform in

der Zeit nach Pauli grofsen Erfolgen unter den
Heiden. Bafel 1879, Bahnmaier. (VIII U. S. 385 —
663. gr. 8.) M. 5. —
Der Abfchlufs des zu ziemlichem Umfange heran-
gewachfenen Werkes von Gefs über die Neuteftament-
liche Chriftologie bringt die zweite Hälfte des ,apofto-

dem weitläufigen Buche niedergelegt hat, als dafs es
ihm gelungen wäre, diefelben bereits allfeitig abzu-
fchliefscn und zu verarbeiten.

Berlin. Dr. Weifs.

Schenkel, Dr. Daniel, Das Christusbild der Apostel und
der nachapostolischen Zeit. Aus den Quellen darge-
hfchen Zeugnisses«. Die Methode ift ganz d.efelbe, d,e | fte„t Ld . ^ Brockhaus. 'XXVI, 4.2 S. gr. 8..

...... A.... a~Prar. I—Tnlftp L'pnnpn lernten nur vi mir r ö ' t,'' vv

wir aus der erften Hälfte kennen lernten, nur will mir
fcheinen, als ob das Aphoriftifche der Behandlung, der
Mangel an jeder Zufammenfaffung der Ergebnifse, und
fomit doch eigentlich das Refultatlofe des Ganzen fich
hier noch greller fühlbar macht. Das vorliegende Buch
beginnt mit den petrinifchen Briefen, bei deren zweitem

M. 7. 50.

Der Verfaffer betrachtet die vorliegende Schrift als
die nothwendige Ergänzung feines ,Charakterbildes Jefu',
da diefes der Natur der Sache nach mehr die menfeh-
liche Seite Jefu habe zeichnen muffen, während die chrift-

ein kritifcher Excurs die unglückliche Hypothefe von liehe Gemeinde gegenwärtig mehr als jemals der Erkennt-
der Interpolation des Cap. 2 erneuert, eine Vermittlungs- , nifs eines in der Weltgefchichte und im Menfchenleben
aushülfe, die fich mit der blofsen Concordanz in der j lebendig fortwirkenden Chriftus bedürfe. Neben das Jefus-
Hand als unmöglich erweifen läfst. Für die Eigenart j bild der Gefchichte foll das Chriftusbild des Glaubens
des Hebräerbriefs hat der Verf. wenig Organ, feine ; treten, in welchem die religiöfe und fpeculative Erheb-
Auffaffung des Gcthfemanegebets als eines Opfers, das j ung des Geiftes über die vorübergehende gefchichtlichc
Jefus erft für fich felbft brachte und der Selbftdarftell- ' Erfcheinung ihren Ausdruck gefunden hat, wodurch das
ung Jefu im Himmel als eines dritten Opferactes, in dem ' Chriftcnthum die abfolute Weltreligion geworden. Dies
er Gott die Vollendung feines Werkes gelobt haben j Chriftusbild foll in der Eigenartigkeit und Verfchieden-
foll, find Künfteleien, die dem Wortlaut und Geift des I artigkeit feiner allmählichen lebendigen gefchichtlichen
Briefs gleich fremd find, feine durchgängige unklare Ver- Ausgeftaltung zur Darftellung gebracht werden bis zu
mifchung von Sündenvergebung und Lebenserneuerung 'dem Zeitpunkt, wo die kirchliche Dogmengefchichte es
ift hier, wo beides fo klar gefchieden, vollends auffallend. ; in fefte Formen giefst, weil die klaffifche Productions

Selbft dem Judasbrief ift ein kleiner Abfchnitt gewid
met. Seltfam ift der Weg, den der Verf. bei den johan-
neifchen Schriften einfehlägt. Erft werden fehr eingehend
die Briefe befprochen, bei denen mit einer Un-
terfuchung über die bekämpften Irrlehrer und einer wenig
fruchtbaren Analyfc des Briefs begonnen wird. Im Einzelnen
ift mir die Beziehung von 1, 5, 6 auf die chrift-
liche Taufe und den Verlöhnungstod, die ich nur für
eine exegetifche Vt rirrung halten kann, das Auffallendfte
gewefen, auffallend auch, dafs ein Elxeget auf dem Standpunkte
von Gefs die gangbaren Vorurtheile in Betreff
der Stelle von I, 5, 20 theilt. Die, irre ich nicht, von
Ewald aufgebrachte Gefellmacklofigkeit, n Inyoc, ,der

kraft des urchriftlichen Geiftes erlifcht, d. h. nach dem
Verf. bis zur Mitte des zweiten Jahrh.'s hin.

Die Schrift zerfällt in zwei faft gleiche Theile, von
denen der erfte den gefchichtlichen Hintergrund zeichnen
will, auf welchem das apoftolifche und nachapoftolifche
Chriftusbild, wie-es der zweite bringt, fich erhebt. Das
hier gegebene Gefchichtsbild beginnt mit der Apoftel-
flucht nach Galiläa und dem durch die Chriftuserfchein-
ungen bewirkten Umfchwung in den Jüngern, um dann
die Gefchichte der Urgemcinde und des Petrus, fowie
des Paulus und feiner heidenapoftolifchen Wirkfamkeit
zu bringen. Wenn fchon hier der erfte Petrusbrief und einzelne
paulinifche Briefe gelegentlich eine kurze Charak-

Wort' zu überfetzen, hätte Gefs gern diefem Liebhaber J teriftik gefunden haben, fo verläuft die Gefchichte von
barocker Einfälle überlaffen können, an den übrigens I dem Ende des Paulus an wefentlich in der Skizzirung
auch fonft manchmal feine, etwas gefucht den griechi- | des theologifchen Standpunkts der einzelnen canonifchen
fchen Wortlaut nachbildende Ueberfetzung erinnert, und aufsercanonifchen Schriften, die der Verf. für nach-
Dann erft kommen die Ausfprüche des Johannes im Evan- apoftolifch hält und in deren Reihenfolge er die geiftige

gelium, die forgfältig von den Hcrrenwortcn gefchieden

Bewegung der Zeit fich vollziehen fieht bis zu dem fpe-

werden, an die Reihe. Seine Erklärung des Prologs culativen Unionschriftenthum des vierten Evangeliums

hin. Da nun das im zweiten Theile dargeftclltc Chrift

us-

zeigt nur, dafs die Verfuche des Referenten, eine etwas

weniger willkürliche Behandlung der johanneifchen Grund- j bild keineswegs blofs die Vorftellungcn von der Perfon
begriffe anzubahnen, für den Verf. vergeblich gewefen j Chrifti im engeren Sinne umfafst, fondern auch die Lehre
find. Erft tertio loco kommt die Apokalypfe, die fpäter ! von dem Werke Chrifti, die wefcntlichften Punkte der