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Ausgabe:

1879

Spalte:

73-77

Autor/Hrsg.:

Ziegler, L.

Titel/Untertitel:

Die lateinischen Bibelübersetzungen vor Hieronymus und die Itala des Augustinus. Ein Beitrag zur Geschichte der heiligen Schrift 1879

Rezensent:

Gebhardt, Oscar

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schürer in Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. j. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 4. 15- Februar 1879. 4. Jahrgang.

Tau ler, Die Ehre des Herrn ift ewig; Erbau- Gottfchick, Kant's Beweis für das Dafein Got-

liche Stellen (Möller). tes (Kaftan).

Clark, Savonarola; his life and times (Moller). 1 Eucken, Gefchichte der philofophifchen Ter-
Luther's Sämmtliche Werke. 18. Bd.: Ver- ] ni^'>Mtr^T' (Kart»).

Ziegler, Die lateinifchen Bibelüberfetzungen vor
llieronvnuis und die Itala des Auguftinus
(Gebhardt).

Geis, Chrifli l'erfon und Werk nach Chrifli

Selbftzeugfrifs und den Zeugnifsen der Apoflel. ^"^fcjdj, Predigien''^'ßd'.^ Aufl."Vpiitt)"" 0hly, Pein Kind lebet:' Sammlung von Reden

2. Abth. 2. Hälfte (Weifs). , 6 ' J, . £ 7 an Kindergrabern (Wachtier).

Schenkel, Das Chriftusbild der Apoftel und ! Wolff, John Knox und Maria Stuart (H,t ). Hiine, Das innere Leben, Betrachtungen zur

der nachapoltolifchen Zeit (Weifs). ! Jentfch, Johann Franc* von Guben (Dibehus). Erbauung und Belehrung (Wächtler!.

Bright, Chapters of early English Cluirch His- j Mangold, Ernft Ludwig Theodor Henke, ein Wiefe, Ueber das Verhältnifs der Kunft zur

tory (Möller) j Gedenkblatt (Ritfehl). Religion (Lindenberg).

Ziegler, L., Die lateinischen Bibelübersetzungen vor Hie- fetzungen der Bibel aus dem Griechifchen gegeben habe,
ronymus und die Itala des Augustinus. Ihn Beitrag zur und zweitens, dafs eine diefer Ueberfetzungen von Augu-

„ L,.. , .... c . -rt i/i.;„^v,0n rftvr, t itt> ftmus (de doch: ckrtst. II, Kl nach ihrer Heimath ,Itala'
Gefchichte der heiligen Schrift. München io/9' Lite- v , . . j> . . .. . I»,,

vcrciciiiciiic uci iicinb . f. genannt und feit feiner Ruckkehr aus Italien nach Afrika

rarifch-artiftifcheAnftalt. (VIII, 135 S. gr. 4.) m. i3. — j (3g8) bei der Anführung von Bibelftcllen mit Vorliebe

Die vorliegende Untcrfuchung war, wie uns im Vor
wort mitgetheilt wird, urfprünglich dazu beftimmt, der
Veröffentlichung neuer Bruchftucke altlateinifcher Bibel-
verfionen als Einleitung voranzugehen. ,Unter der Hand

benutzt worden fei. Es handelt fich dabei wefentlich
um eine eingehendere Erörterung (mit theilweifer Wiederholung
) der vom Verf. in feiner Ausgabe der Freilinger
Italafragmente niedergelegten Ausführungen, über welche

zu gröfserem Umfange angewachsen, als im Anfange zu | im I. Jahrg. der Lit.-Ztg. S. 373 ff. Bericht erftattet wor-
erwarten ftand, fchien fie einer gefonderten Ausgabe , den ift. Nach einer kurzen Einleitung (S. 1—4) werden
nicht unwerth zu fein'. Wir nehmen von diefer Erklär- j im erften Hauptabfchnitf noch einmal die Zeugnifse der
ung um fo lieber Kenntnifs, als der Entfchlufs, ohne ge- kirchlichen Schriftfteller von Tertullian an für das Vergebenen
Anlafs über ,die lateinifchen Bibelüberfetzungen handenfein mehrerer vorhieronymianifcher Bibelüber-
vor Hieronymus und die Itala des Augustinus' zu handeln, | fetzungen zufammengeftellt und gegen die Vertreter der
bei dem gegenwartigen Stande der Forfchung befrem- Einheits- oder Recenfioncn-Hypothefe verfochten (S. 4—
den könnte. Dafs an eine erfchöpfende Durcharbeitung 18). Ausführlich wird fodann über das Zurechtbeftehen
und Behandlung des gewaltigen Stoffes wegen Mangels des Namens (für die Form Ftahts werden S. 19 drei
an den dazu unumgänglichen Vorarbeiten zur Zeit noch neue Belege aus den Schriften Auguftin's beigebracht)
nicht gedacht werden kann, weifs der Verf. felbft am und über die Heimath der Itala des Auguftinus gehan-
beften (S. 3), und dafs die hier zur Entfcheidung kom- delt (S. 18-28), das Verhältnifs derfclben zu den von
menden Fragen auf Grund des zugänglichen Materials j Tertullian, Cyprian und den Italienern benützten Texten
nachgerade fchon zum Ueberdrufs hin und her discutirt an einer Reihe von Beifpielen anfehaulich gemacht (S.
worden find, ohne dafs die Sache felbft dadurch wefent- ! 28 —6b) und für ihre wenigftens theilweife Erhaltung
lieh gefördert worden wäre, konnte ihm ebenfalls nicht : in den Citaten des Auguftinus (mit Sabatier gegen Rönfch
entgehen. Unter folchen Umftänden möchte man wün- und Fritzfche) und in den Freifinger Fragmenten plaidirt
fchen, dafs es dem Verf. gefallen hätte, nicht auf allen (S.60-90). Der letzte Abfchnitt endlich fucht die behaup-
Punkten eine Sicherheit zur Schau zu tragen, wie fie tete Mehrzahl vorhieronymianifcher Verfionen durch eine
heute beim beften Willen noch nicht erzielt werden kann, ; Blumenlcfe aus den patriftifchen Citaten und handfehrift-
und dafs er namentlich bei der Beurtheilung abweichen- liehen Texten vollends ficher zu (teilen und die grofse
der Auffaffungen mit etwas mehr Behutfamkeit zu Werke Verwandtfchaft, welche die verfchiedenen Texte trotz
gegangen wäre. Zwar der .kleinlichen und unbilligen t ihrer Mannigfaltigkeit doch in fprachlicher Beziehung
Hyperkritik einer beleidigten Gelehrteneitelkeit' Worw.) j aufweifen, erklärlich zu machen (S 90—131). Den Schlufs
mochte immerhin gelegentlich mit Entfchiedenheit ent- | bilden ein Verzeichnifs der Vorfchläge zu Textesände-
gegengetreten werden; angefichts der erprobten ,Zähig- j rungen und Bemerkungen zur Textkritik und ein fprach-
keit der Gegner' (S. 91) aber wäre es vielleicht nicht : liches Regifter.

undienlich gewefen, den Grund fo hartnäckigen Wider- Zur Klärung der erften Hauptfrage hätte es ficherlich

ftandes gegen die Anerkennung der angeblich fonnen- ; beigetragen, wenn der Verf. den Schein vermieden hätte,
klaren Wahrheit nicht fovvönl in unbegreiflicher Ver- als erblicke er hinter jedem Texte mit eigenthümlichen
blendung der .überklugen und oft übermüthigen Gelehr- Lesarten gleich eine eigene Ueberfetzung des gefammten
famkeit unterer Zeit' zu fuchen (S. 18, vgl. S. 13, S. 26 ! Alten und Neuen Teftaments. Es gefchieht dies aber
u. f.), als vielmehr in der •unvermeidlichen Lückenhaftig- fo wenig, dafs man mit dem Eindruck von dem Buche
keit des Bcweifes für die eigene Sache und in der ver- fcheiden könnte, als fei dem Verf. der Gedanke an die
wirrenden Mannigfaltigkeit und Mehrdeutigkeit der gröfs- , Exiftenz von Ueberfetzungen einzelner Bücher überhaupt
ten Theils noch jeglicher Sichtung entbehrenden Zeug- j fremd geblieben, wenn nicht noch auf der letzten Seite
nifse und Erfcheinungen, mit welchen hier zu rechnen ift. (131) unverfehens auch auf eine folche Eventualität hin-
Die beiden Hauptpunkte, auf welche es dem Verf. ; gedeutet würde. Die Tragweite diefer Unterlaffung liegt
vor allem ankommt, lind erftens der Nachweis, dafs es am Tage. Die dadurch erzeugte Vorltellung von dem
vor Hieronymus fowohl in Afrika als auch in Italien Ueberfetzungseifer der erften Jahrhunderte des Chriften-
verfchiedene, unabhängig von einander entftandeneUeber- thums ift eine zu ungeheuerliche, als dafs fie nicht ent-

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