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Ausgabe:

1879

Spalte:

49-50

Autor/Hrsg.:

Bacher, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die Agada der babylonischen Amoräer. Ein Beitrag zur Geschichte der Agada und zur Einleitung in den babylonischen Talmud 1879

Rezensent:

Strack, Hermann L.

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schürer in Gicfsen.

Erfcheint . Preis

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 3. 1. Februar 1879. 4. Jahrgang.

Bacher, Die Agada der babylonifchen Amoraer
(Strack).

Commodiani Carmina recognovit Ludwig, Partie
, prior (Harnack).

Zezfchwitz, Der Kaifertiaum des Mittelalters
in feinen religiöTen Motiven (Nafemann).

Zezfchwitz, Vom römifchen Kaifertum deut-
fcher Nation. Ein mittelalterliches Drama
(Derf.).

Wedde, Das Drama vom römifche.i Reiche deut-
fcher Nation (Derf.).

Zezfchwitz, Das Drama vom Ende des römifchen
Kaifertums etc. (Derf.).
Dal ton, Johannes Gofsner. Ein Lebensbild.

2. Aufl. (Meier).
Gizycki, Die Ethik David Hume's in ihrer
gefchichtlichen Stellung (Kaftan)

Römheld, Das heilige Evangelium in Predigten
auf alle Sonn- und Fefttage des Kirchenjahres
, 1. Heft (Derf.).
Hofmeier, Die hedigen Sacramente. Predigten
. I, Abth.: Das Sacrament der heiligen
Taufe (Derf).

Chantepie de la Saussaye, Het belang van j Spengler, Pilgerftab. Morgen- und Abendan-
de Studie der godsdiensten voor de kennis dachten (Meier).

van het christendom (Kattenbufch). ; Handbuch der Bibelerklärung. Herausgegeben

Kögel, Aus dem Vorhof ins Heiligthum, I. Bd. j vom Calwer Verlagsverein. 2 Bde. 5. Aufl.
2. Aufl. (Lindenberg). (Neftle).

Bacher, Prof. Dr. Wilh., Die Agada der babylonischen

Amoräer. Ein Beitrag zur Gefchichte der Agada und
zur Einleitung in den babylonifchen Talmud. Strafsburg
1878, Trübner. (XVI, 151 S. gr. 8.) M. 4. —

Die ältere jüdifche Literaturgefchichte wird einge-
theilt in die vier Perioden der Thannai'ten (der befonders I nachchriftl. Jahrhunderts bis zum Ende des Alterthums

VI) Raba «an; VII) Raba's Zeitgenoffen und feine
Schüler; VIII) Afchi und feine Zeitgenoffen. Das Gebotene
ruht durchweg auf forgfältigen Studien; zahlreiche
Anmerkungen liefern die Belege für das im Text
Gefügte. Für Alle, welche fich mit der Literatur- und
Cultur-Gefchichte der Juden vom Beginn des dritten

in der Mifchna und Barajtha angeführten Lehrer), der
Amoräer (welche in den beiden Gemaren und vielen

befchäftigen wollen, ift Bacher's Schrift ein unentbehrliches
Hülfsmittel. Auch chriftliche Theologen finden

Midrafchen auftreten), der Saboräer (die im Wefentlichen in dem Buche manche Notiz, die für die altteftament-
nur das im Talmud niedergelegte Material fchriftlich der I liehe Exegefe oder andere Zwecke verwendbar ift. Die
Nachwelt überliefern) und der Gaonen (welche felbft vor- | Benutzung des reichen Inhalts würde noch leichter fein,
wiegend Rechtsgutachten abfafsten, in deren Zeit aber j wenn Regifter der Namen, Sachen u. f. w. beigegeben
auch die meiften Midrafchwerke gefammelt und fchon wären. Das ziemlich ausfuhrliche Inhaltsverzeichnifs
exegetifche Schriften verfafst wurden). Von keiner die- ! macht diefen Mangel nur weniger fühlbar. Zu bedauern

fer vier Perioden haben wir bisher wiffenfehaftlich voll
kommen genügende Darftellungcn. Dies erklärt fich
zum Theil aus der Befchaffenheit der Quellen. Verhält

ift es auch, dafs der Verf. über die Leiftungen feiner Vorgänger
fich nirgends ausfpricht. Da ,die Gottesdienft-
lichen Vorträge vier Juden' von Zunz, die Schriften von

nifsmäfsig am beften unterrichtet find wir über die erfte Frankel (Einl. in die Mifchna, Fink in den jeruf. Tal

Periode durch Weifs, Frankel, Brüll (vgl. Th. Litztg. 1877
Sp. 351), foweit die Entwicklung der Halacha, d. i. die
Feftftellung der religiöfen Satzung und Uebung in Betracht
kommt. Noch nichts voll Befriedigendes befitzen
wir dagegen über die Halacha der Amoräer und über

mud) und die ,Gefchichte derjuden' von Grätz genügend
bekannt find, glauben wir manchem Lefer einen Gefallen zu
erweifen, wenn wir die genauen Ueberfchriften der andern
vier Bücher, welche nur ein- bis zweimal und zwar mit
abgekürztem Titel citirt werden, hier mittheilen und

die Haggada oder Agada (Auslegung und Anwendung i hinzufügen, dafs alle vier noch jetzt nicht ohne Werth
der heil. Schrift, foweit dadurch nicht Satzungen und I find, befonders aber die beiden zuletzt erfchienenen Be-
Uebungen normirt werden) der beiden erften Perioden. ! achtung verdienen: 1) Jül. Fürft, Kultur-und Literatur-

Prof. W. Bacher (den Fachgenoffen fchon bekannt durch
feine fleifsige Arbeit .Abraham Ibn Esra's Einleitung zu
feinem Pentatcuch-Commentar, als Beitrag zur Gefchichte
der Bibelexegefe', Wien, C. Gerold's Sohn, 1876) hat
die Befeitigung des zweitgenannten Mangels begonnen
durch fein hier zu befprechendes Werk ,Die Agada der

Gefchichte der Juden in Afien, Leipz. 1849; 2) M« J-
Mühlfelder, Rabh, ein Lebensbild zur Gefchichte des
Talmud, Leipz. 1871; 3) D. Hoffmann, Mar Samuel,
Rector der jüdifchen Akademie zu Nehardea in Babylo-
nien, Leipz. 1873; 4) Neh. Brüll, die Fntftehungsge-
fchichte des babylonifchen Talmuds als Schriftwerkes,

babylonifchen Amoräer'; ,die Agada der Thannai'ten | Frankfurt a. M. 1876 (in desf. Jahrbücher für Jüdifche

und der paläftinifchen Amoräer' — welches Buch, wenn
man nur die Chronologie des Behandelten berückfichtigt,
eigentlich zuerft hätte erfcheinen müffen — hofft er fchon
in dem (eben begonnenen) Jahre 1879 publiciren zu
können. In acht Capiteln fchildert der Verf.: L Rab,
den berühmten Leiter der Schule zu Sura, welcher felbft

Gefchichte und Literatur, Bd. II, S. 1 —123).

Auf Einzelheiten können wir an diefer Stelle aus
Rückficht auf die Mehrzahl der Lefer nicht eingehen.
Wir corrigiren alfo nur zwei Zahlenfehler auf S. 150
(Z. 6, lies 299; Z. II lies 271), bemerken, dafs die Aus-
ftattung der in der kön. ungarifchen Univerfitäts-Buch-

noch lange den Unterricht des Mifchnaredacteurs Jehuda j druckerei gedruckten Schrift eine recht gute ift, und
genoffen hatte; II) die Zeitgenoffen Rab's, unter denen i fchliefsen mit dem Wunfche, dafs die für chriftliche Lefer
befonders fein Freund Samuel (in Nehardea) hervorragt; | wohl noch intereffantere Darftellung der Agada der

Thannai'ten und der paläftinifchen Amoräer wirklich
noch im J. 1879 erfcheinen möge.

Berlin. Hermann L. Strack.

III) Rab's und Samuel's Schüler; IV) Rabba bar bar
Ghana und Ulla b. Ismael, die Schüler des 279 geftor-
benen Paläftinenfers Jochanan, bei welcher Gelegenheit
die in jener Zeit fehr lebhaften Beziehungen zwifchen
Babylonien und Paläftina befprochen werden; V) dieSchule
von Pumbeditha (Rabba MI bar NachmaniJofeph.Abaji);

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