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Ausgabe:

1879 Nr. 2

Spalte:

44

Autor/Hrsg.:

Schneider, Bernh.

Titel/Untertitel:

Der Schichtsegen. Ein Gesang- und Gebetbuch für christliche Berg- und Hüttenleute 1879

Rezensent:

Hartung, Bruno

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung. 1879. Nr. 2.

44

Pfalm, der, fo fchön er ift und fo reiche Verwerthung [ Schneider, Part. em. Beruh., Der Schichtsegen. Ein Ge-
er in Hymnologie und Liturgik gefunden hat, doch fang- und Gebetbuch für chriftliche Berg-und Hütten-

weder befonäere Schwierigkeiten, noch einen irgendwie
eigenthümlichen Gedankenkreis aufzuweiten hat. Es wäre
intercffant, zu erfahren, was den Verf. beftimmt hat,
gerade ihn feinen Betrachtungen zu Grunde zu legen.
Denn nur fo wird man das Verhältnifs zwifchen der Schrift
und ihrem Text bezeichnen müffen. Es wird allerdings

leute. Plauen 1878, Hohmann. (X, 165 S. 8.) M. — 80.

Im Vorliegenden bietet der Verf. einer feiner früheren
Gemeinden im Erzgebirge, was er in ihrer Mitte
lebend gedacht und niedergefchrieben. Je mehr in den
letzten Jahren das Bergmannsleben von feinem früheren

Wort für Wort und Vers für Vers in 20 fortlaufenden Ruhme eingebüfst hat — find doch gerade die fächfifchen

Abfchnitten erklärt, aber durch die Erklärung werden Bergbaudiftricte ein dankbarer Boden für die Social-

wir in einen tiefer liegenden, erft im Evangelium er- demokratie —, umfomehr thut Einwirkung auf dasfelbe

füllten Gedankenkreis eingeführt, der feinen Mittel- noth; und fchon Matthefius hat gezeigt, wie die Berg

punkt in dem Worte findet: der Herr ift fromm.
Fromm (~>c?;) bedeutet foviel als gerecht; und Verf. er

mannsfprache fich zum Träger chriftlicher Gedanken
eignet. Iudefs fcheint gerade nach diefer Seite hin des

innert dabei befonders an das bekannte Wort Luther's: j Guten etwas zu viel gethan. Das Büchlein zerfällt in
Gottes Gerechtigkeit d. i. Gottes durch Chriftum über ! Lieder und Gebete. Die Lieder find theils alte, theils
uns ausgegoffene Gnade und Barmherzigkeit (p. 71). Er i felbfigedichtete, unter beiden recht paffende und an-
proteftirt fomit befonders gegen die in der altlutherifchen fprechende. Dagegen hätten die alten Kirchenlieder
Dogmatik und mehr noch in mancher populären Dar- ! lieber in ihrer Geftalt belaffcn werden follen, als dafs
ftellung derfelben ausgefprochene Entgegenfetzung von fie gleichfam in die Bergfprache überfetzt werden. GeGerechtigkeit
und Liebe, als ob diefelben zwei einander j wifs erbaut fich auch der Bergmann mehr am Original,
feindliche Mächte in Gott darftcllten. Gottes Gerechtig- I als wenn er z. B. mit dem Verf. fingen foll: ,Was hel-
keit ift vielmehr unfer Troft und die Bürgfchaft, dafs er fen uns die fchweren Sorgen? Damit gewinnen wirkein
unfere Sünden wegnehmen wird, wenn wir uns im Glau- Erz. Was hilft es, dafs wir alle Morgen ftets klagen
ben Dem hingeben, den er uns allein zur Vergebung der | über Blend' und Quärz'? Ein Stüfchcn Troft das Herz

erquickt, wenn Kreuz und Noth wie Berge drückt.'

Die Gebete gehen wohl zu cafuiftifch in die einzelnen
Verhältnifse ein, aber es find Gebete, warm und
tief empfunden. Dem gewöhnlichen Mann, für den Lie-

Sünden gefetzt hat. Diefer Gedanke, und der Hinweis
auf folche Frömmigkeit, die allem Thun Gottes zu
Grunde liegt, und auf die Herrlichkeit des Glaubens an
Chriftum, der Gnade und Vergebung hat, auch wenn er

fich deflen nicht bewufst ift, bildet das mannigfach variirte der und Gebete ja beftimmt find, find wohl manche BeThema
feiner Erörterungen, welches mit wohlthuender [ Ziehungen auf feinen Beruf, die uns Fernerftehenden geWärme
, mit ergreifendem Ernft, mit ftaunenswerther facht oder auch trivial eiTcheinen, gerade nach Wunfche,
Schriftkenntnifs und Schriftverwerthung durchgeführt , und als Gabe ihres alten Pfarrers werden fie deffen Gewird
. Ift die entgegenftehende Anfchauung bisweilen meinde gewifs zum Segen fein.

fehr einfeitig aufgefafst, fo läfst doch die eigene Dar- j Leipzig. Hartunw
ftellung die evangelifche Nüchternheit nirgends vermiffen, |
und der Ton der Polemik ift an den wenigen Stellen,
die ihn hervortreten laffen, überaus mild. Indem der
Inhalt in 304 Paragraphen eingetheilt und bei jedem neu
eintretenden Gedanken fomit ein äufserlich erkennbarer
Abfchnitt gemacht wird , wird Klarheit und Ueberficht
befördert. Es werden fo einfache chriftliche Gedanken,
die uns fo vertraut find, dafs viele kaum mehr darüber
nachdenken, in ihrer Tiefe und ihrem inneren Zufammen-
hang dargeftellt. Hierin dürfte ein gut Theil der Anziehungskraft
des Buches, hierin auch ein Erkennungszeichen
dafür zu fuchen fein, auch wenn es nicht auf

Bibliographie

von Dr. Caspar Rene" Gregory.

JDcutfcbc öterotur.

Rigveda, Der, od. die heiligen Hymnen der Brähmana. Zum
erflen Male vollftandig ins Deutfche überf., mit Com-
mentar u. Einleitung v. Alfr. Ludwig. 3. Bd. A. u. d.
T.: Die Mantraliteratur u. das alte Indien, als Einleitg.
zur Ueberfetzg. d. Rigveda. Prag 1878, Tempsky. (XXXVI,
554 S. gr. 8.) 15. - (1—3: 43. —)

dem Titel ftünde, dafs wir es mit keinem deutfehen Er-^. Grotemeyer, J. H., Ueber die Verwandtfchaft der indoger-

zeugnifs zu thun haben, fo fliefsend die Ueberfetzung
fein mag. Wenn z. B. lange Auseinanderfetzungcn gegeben
werden, was das heifst: ,Gott ift unfer Vater,'

manifchen u. femitifchen Sprachen. Gymnafialprogramm.
Kempen 1877. (IV> 25 s- 4-)
Fifcher, E. L., Die Urgefchichte des Menfchen u. die Bibel.

oder ,feine Wege find eitel Güte und Wahrheit', fo ift j Nach der heutigen anthropologifchen Forfchung. Würz-
das für uns Deutfche zu einfach und fclbftverftändlich, bürg 1878, Woerl. (99 S. gr. 8.) I. 20.

als dafs wir viele Worte darüber verlieren möchten. ! Nöldechen, E., Semitifche Gloffen zu Fick u. Curtius.

Und doch beruht der Erfolg fowohl diefes, wie befon
ders manches englifchenPredigers und asketifchen Schrift -
ftellers darauf, dafs fie die fchlichtefte chriftliche, ja oft
allgemein religiöle Wahrheit fo klar und eindringlich zu
fagen wiffen. Es follen die befondern Vorzüge, welche
der deutfche Zweig diefer Literatur wieder vor jenen
voraus hat. keineswegs zurück geftellt werden. Aber
hier können wir lernen und kann auch vorliegende Schrift

iFortfetzg.] Gymnafialprogramm. Magdeburg 1877. (93 S. 4.)
Weilenberger, Jüdifche u. heidnifche Zeugnifse über Chri-
ftus u. das Chriftenthum. L Die Zeit der Erwartung
des Welterlöfers. Gymnafialprogramm. Hadamar 1877.
(20 S. 4.)

Bibelwerk f. die Gemeinde. In Verbindg. m. mehreren evan-
gel. Theologen bearb. u. hrsg. v. R. F. Grau. Neues
Teil. 7. Lfg. Bielefeld, Velhagen & Klafing. [2. Bd.

Anregung bieten, wenn ihr auch, eben weil uns jene S. 321—480. gr. 8.) 1. 60.

Schreibweife minder vertraut ift, eine ähnliche Verbreit- Dreher, T., Sancti Ignatii Ep. AntiocJi. de Christo doctrina,
ung in Deutfchland kaum wird vorhergefagt werden j Gymnafialprogramm. Hedingen 1877. 25 8. 4.)
können. Ueberdies ift ja'die Bewegung, welche fich r Rieck, Entftehung u. Berechtigung des Donatismus im Hinin
der fchwedifchen Theologie und Kirche an den Namen ; blick auf verwandte Erfcheinungen. Gymnafialprogramm.
Waldenftröm's geknüpft hat, hier wenig gekannt. Friedland 1877. (13 S. 4.)

t ..;,,,;,, Mar*Mtao Maafsen, F., Eine römifche Synode aus der Zeit von 871

bis 878. [Aus: ,Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiff.'] Wien
1878, Gerold's Sohn. (22 S. gr. 8.) — 40.

Gitlbauer, M., Die Ueberrefle griechifcher Tachygraphie
im Codex Vaticanus graecus 1809. 1. Fase. Mit 14