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Ausgabe:

1879 Nr. 23

Spalte:

548-550

Titel/Untertitel:

Synaxarium das ist Heiligen-Kalender der coptischen Christen. II 1879

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Theologifche Literaturzeitung. 1879. Nr. 23.

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Hammond, Lecturer C. E., M. A., The Ancient Liturgy

of Antioch and other liturgical fragments, being an
appendix to ,Liturgies Eathern and Western'. Oxford
1879, Clarendon Press. London, Macmillan
& Co. (VI, 56 p. 8.) 1 sh. 6 d.

Seinem trefflichen Compendium der alten Liturgien
(f. Theol. Lit.-Ztg. 1878 Nr. 19) hat der Verfaffer einen
Appendix beigegeben. Derfelbe enthält vier Capitel.
In dem erften hat der Verf. die Liturgie der antiocheni-
fchen Kirche aus den Homilien des Chryfoftomus zu
reconftruiren verfucht. Schon Bingham hat in dem
18. Buche feiner Antiquitäten die liturgifch wichtigen
Stellen aus den Werken des Chryfoftomus gefammelt.
Hammond ift meines Wiffens der erfte, der fie geordnet
und in einen organifchen Zufammenhang gebracht hat.
Ein überrafchend günfliges Refultat hat die mühfame
Arbeit belohnt. Grofse Abfchnitte der zur Zeit des
Chryfoftomus gebrauchten Liturgie find mit wünfchens-
werther Genauigkeit wieder hergeftellt. Es ift diefes

Ergebnifs für die Chronologie der orientalifchen Litur- ! Giefsen. Ad. Harnack.

gien des Clemens, Jacobus, Marcus, Bafilius u. f. w., die

aufgeftellt, dafs die römifche Liturgie entweder nach
der des Marcus in etwas modificirt worden fei oder
einige gemeinfame Quellen mit ihr habe. — Das 3. Cap.
bringt ein Fragment aus einer oftfyrifchen, katholifchen
Anaphora aus dem Cod. 14669 des britifchen Mufeums
saec. VI (f. Bickell, Conspectus rei Syr. LH. p. 71 sq.).
Die Abfchrift hat der Herausgeber der Güte Bickell's
zu verdanken. Leider ift die Handfchrift zum Thcil
völlig unleferlich, das Mitgetheilte daher zur gröfseren
Hälfte zufammenhangslos und unbrauchbar. — Im letzten
Capitel giebt H. 3 Fragmente alter gallifcher Liturgien
, das eine aus einem Palimpfeft der Ambrofiana
saec. VII (nach A. Peyron, M. T. Ciceronis Oratt. Fragm.
inedita. Stuttgart 1824 p. 226 sq.; der Codex ift wahr-
fcheinlich identifch mit dem von Mai Script. Vet. Vat.
Coli. III, 2 p. 247 sq. benutzten , die anderen aus einem
St. Gallener Palimpfeft (Bunfen, Aualecta Ante-Nicacna
Vol. III, p. 263 sq.). Die drei Bruchftücke, von denen
das zweite einer Missa pro defunctis entnommen ift, enthalten
wenig von Belang.

uns in extenso überliefert find, von höchftem Werthe. I Synaxarium das ist Heiligen-Kalender der coptischen Christen.

Die Liturgie von Antiochia z Z. des Theodofius I und I Aus dem Arabifchen überfetzt von F. Wü ftenfeld. II.

Arcadius hält die Mitte zwifchen der älteren, clemen- - „ « A „ ,a ■ „,„

tinifchen (8. B. d. Conft. App.) und der des Jacobus. Gotha l879« **• A- Perthes. (S. 149-324- gr-8.) M. 3.-

Die erftere hat fich auch dem Verf. als ein mere literary Diefer zweite Theil des koptifchen Kalenders umfafst

ivork, zvhich never was actua/ly used in any church, er- die Monate Kihak, Tubeh und Amfchir (27. Nov. bis

wiefen ; die letztere aber ift nicht, wie man gemeint hat, ' 25. Febr.). Indem ich für das Allgemeine auf meine

die wirklich im Zeitalter des Chryfoftomus gebrauchte,
fondern fie ift bereits jünger. Zu bedauern ift es nur,
dafs der Verf. darauf verzichtet hat, den aus den in
Antiochien von Chryfoftomus gehaltenen Homilien geAnzeige
des erften Theiles in Nr. 19 des laufenden Jahrgangs
diefer Zeitfchrift verweife, hebe ich wiederum diejenigen
Abfchnitte hervor, welche für die ältefte Kirchen-
gefchichte irgend ein Intereffe haben.

fammclten Stoff von dem, welcher den conftantinopoli- I Zum 4. und 21. Tubeh wird des Johannes und P10-
tanifchen entnommen ift, zu fcheiden. Ref. ift felbft chorus gedacht; die Acta Prockori find fomit auch in die
nicht im Stande anzugeben, ob diefe Scheidung be- j koptifche Ueberlieferung gedrungen. Von Bedeutung ift
achtenswerthe Ergebnifse zur Folge gehabt hätte; aber I hier nichts, auch nichts in dem, was zum 21. Kihak von
fie war methodifch angezeigt und man wird deshalb den Barnabas erzählt wird. Der Brief des Barnabas, aber
Verfuch nicht fcheuen dürfen. Immerhin aber haben j auch die Translocation feiner Gebeine von Cypern wird
wir in der Arbeit des Verf.'s den erften Anfang einer j nicht erwähnt. Zum 27. Tubeh ift der Erzengel Suriel
fyftematifchen Durchforfchung der Väter des 4. Jahr- (d. h. Uriel) verzeichnet mit der Bemerkung: ,Diefer ift
hunderts für die Gefchichtc der Liturgie dankbar zu be- i es, welcher bei dem gerechten Esra war und ihn die
grüfsen. Ob die Zufammenftellung des Verf.'s voll- j verborgenen Gehcimnifse lehrte' (Esra-Apokalypfe). Der
Sündig und überall richtig getroffen ift, vermag Ref. ! diocletianifchen Verfolgung find wiederum eine Reihe
nicht zu beurtheilen. Die drei folgenden Capitel enthal- 1 von Schauer-Martyrien zugewiefen. Gewöhnlich beginnt
ten Fragmente alter Liturgien. Cap. 2 bringt zwei einer | der Procefs damit, dafs der Heilige ,den Kaifcr und feine
alten coptifchen Liturgie aus dem von dem Auguftiner- ' Götzen mit Schmähungen überhäuft'. ,Der Kaifer war
mönch Giorgi i. J. 1789 publicirten, von Bickell (,Ka- j betroffen über feine Dreiftigkeit' u. f. w. (f. z. II. Tubeh).
tholik' 1873 S. 575 f.) für die Gefchichte der Liturgie : Vom h. Nicolaus (z. 10. Kihak) weifs auch der Kopte
zum erften Male berückfichtigten griechifch-coptifchen 1 zu berichten, dafs er fich gleich nach der Geburt aufCodex
Borgianus saec. V (Fragm. d. Johannes-Ev.: Ms j recht in die Mitte geftcllt habe, ,um feine Standhaftig-
Ta). Das erfte, welches nur coptifch erhalten ift, wird j keit in der Tugend zu beweifen. Wenn er die Bruft
nach der von Giorgi angefertigten, von Rev. S. C. Ma- nahm, trank er nie anders als aus der rechten Bruft, um
lan revidirten lateinifchen Ueberfetzung mitgetheilt, das ; zu zeigen, dafs er fein Leben lang nicht anders als aus
andere ift zugleich griechifch erhalten. Jenes ift ein 1 dem Quell der rechten Werke trinken werde'. Auch
Bruchftück einer Anaphora, diefes fcheint einer An- j beobachtete er als Säugling fchon pünktlich die Faften-
weifung für die Diakonen entnommen zu fein. Doch ift ' geböte. Ein Martyrium unter Hadrian ift zum 30. Tubeh
dies nicht ficher. Die Liturgie, der fie angehören, ift 1 angemerkt. Der Kaifer erblindet und wird felbftveiftänd-
zweifellos jünger als das 4. Jahrh., aber auch die An- lieh von Würmern aufgefreffen. Der Soldat Aufigonius,
nähme, dafs fie älter fei als das Concil von Chalcedon i welcher dem Kaifer Conftantin das Zeichen am Himmel
(Giorgi) unterliegt, wie H. zeigt, mindeftens beträcht- j erklärt hat, wird unter Julian (5. Tubeh) Märtyrer. Der
liehen Schwierigkeiten. Die Fragmente bieten manches j h. Juftus, der Sohn des Kaifers Numerius (10. Amfchir;
Intereffante, namentlich in ihrem Verhältnifs zur byzan- f. 12. Tubeh) ift der einzige Kaiferverwandte, der in der

tinifchen Liturgie. Sie tragen aufserdem Züge, welche
fich fonft vornehmlich nur in occidentalifchen Liturgien
finden. Hierher gehören auch die futurifchen Formen

vorconftantinifchen Zeit in diefem Abfchnitt genannt wird.
Nicht ganz ungefchickt ift, was zum 12. Kihak über ein
römifches Concil gegen den Presbyter Bonatus (natürlich

bei den Einfetzungsworten ( tradetur, dabitur, effundetur), ' Novatus) bemerkt ift. Das Concil wird datirt auf das
welche in den alten abendländifchen Liturgien die Regel ! erfte Jahr des Decius unter dem Patriarchat des Corne-
find, in orientalifchen aber bisher nur dreimal (in lius, Papft von Rom, des Vaters Dionyfius, Papft von
einer coptifchen und zwei äthiopifchen) nachgewiesen Alexandria, des Flavianus (Fabius), Patriarch von Antio-
wurden. Schon Freeman (Priuciples of Divine Ser- j chien und des Germanus (d. i. Mazabanes; f. Euseb., Ii.
vice IIp. 369 f., 395 f., 407) hat übrigens, wie H. mit- , e. VI, 39, 3. VII, 5, 1. VII, 14), Bifchofs von Jerufalem.
theilt, auf Grund anderer Beobachtungen die Hypothefe I Hier ift Alles in Ordnung. Der Kopte weifs auch, dafs