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Ausgabe:

1879 Nr. 20

Spalte:

482-483

Autor/Hrsg.:

Pank, O.

Titel/Untertitel:

Das zeitliche Leben im Lichte des ewigen Wortes. Predigten. I - X 1879

Rezensent:

Wächtler, August

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481 Theologifche Literaturzeitung. 1879. Nr. 20. 482

gel aus Materie und Form zufammengefetzt feien (S. 54),
fowie gegen die andere, dafs die Subftanz, welche Trä- J
gerin der Kategorien ift, die unterfte in der Reihe der
intelligiblen Subftanzen fei (S. 37 f.). — Sodann fcheint
mir fehr zweifelhaft, ob G. Recht hat, wenn er S. 120
bei feinem Denker neben dem kosmologifchen Beweifc
und im Zufammenhange mit ihm bereits den eigentlichen
ontologifchen Beweis nachweifen zu können glaubt. Die
Argumentation geht da wohl nicht wefentlich über den
Gedanken hinaus, dafs die kosmologifche Betrachtung
uns nöthige, ein nothwendig exiftirendes Wefen zu poftu-
liren. Kaufmann, mit deffen Attributenlehre (S. 341 —
360) der Verf. hier auf gemeinfames Gebiet kommt, und
deffen Darfteilung er wenigftens theilweife in den Anmerkungen
noch berückfichtigen konnte, fcheint mir1
diefe Auffaffung zu beftätigen.

Kiel. W. Möller.

Lombard, Alexandre, Pauliciens, Bulgares et Bons-Hom-
mes en Orient et en Occident. Etüde sur quelques
sectes du moyen äge. (Accompagnee d'une page pho-
tographiee de la Nobla Leyczon.) Gencve et B:le
1879, Georg. (XXIV, 319 pp. 8.) M. 4- —

Die lange Reihe von mittelalterlichen Sectenerfchein-
ungen läfst der Verf., anhebend von den Paulicianern,
am Lefer vorüberziehen, wobei die Chriftianifirung der
Balkanländer , die Slaven- und Bulgareninvafion, die
Wirkfamkeit des Methodius und Conftantin mithineingezogen
wird; weiterhin wird mit den abendländifchen
Secten zugleich ihre Verfolgung durch die Kirche berührt
. Die Auffaffung des Verf.'s ift diejenige, wie wir
fie bei dem bibelgläubigen Proteftantismus auf romani-
fehem Boden mit feinen waldenfifch.cn Erinnerungen und |
feiner gefchichtlich vollkommen begründeten fchroffen
Oppofition gegen die hierarchifche Kirche und ihren
finnlich-abergläubifchen Cultus oft finden; einfeitig und
nicht gerade befonders befähigt zu einer objectiven Be-
urtheilung der gefchichtlichen Entwickelung des mittelalterlichen
Katholicismus, aber erfüllt von der grofsen
Sache religiöfer Freiheit, voll Zuverficht auf die Macht
des freigelaffenen Evangeliums und voll warmer Sympathie
für alle diejenigen, welche ,das Banner der Ge- |
wiffensfreiheit und eines geiftigen Chriftenthums' {de la
spiritualite cliretiaive) erhoben haben, wäre es auch unter
Verkümmerung oder Verzerrung chriftlicher Ideen. Der
Verfaffer will hinweifen auf den engen Zufammenhang
zwifchen den ,reformatorifchen Bewegungen' der Pau
licianer, Bogomilen und Katharer und den verfchiedenen
Verfuchen der Abfchüttelung des päpftlichen Jochs,
welche während des Mittelalters das Abendland in Bewegung
gefetzt haben, will aufweifen ,die ununterbrochene
Reihe von Zeugen, welche von einem Jahrhundert zum 1
andern jenes Banner der religiöfcn Freiheit hochgehalten
haben'. Man kann fchon hieraus vermuthen, dafs
eine unbefangene gefchichtliche Würdigung der vom
Verf. berührten Erfcheinungen fich noch nach andern
gefchichtlichen Erläuterungen umfehen mufs, als fie hier
geboten werden. Zudem verräth das Buch überall den
Dilettanten, der übrigens auch fich felbft wie feinen j
Lefern darüber, dafs er dies fei, keine Illufionen macht.
Die recht ausgebreitete Bclefenheit des Verf.'s vermag
doch in keiner Weife den Mangel an Kritik und Methode
und den Nachtheil des Schöpfens oft aus fehr abgeleiteten
Quellen, wie fie ihm gerade in den Wurf gekommen
find, zu erfetzen.

Kiel. W. Möller.

Predigtliteratur.

1. Zabel, Pfr. H., In der Welt, nicht von der Welt. Predigten
. Annaberg 1878, Grafer. (70 S. gr. 8.) M. 1. 20.

2. Diez, Pfr. E. F. Jul., Von hoher Warte. Predigten auf
alle Sonn- und Fefttage des Kirchenjahres, bevor-
wortet von Prälät Dr. Karl von Gerok. Wiesbaden
1878, Niedner. (VIII, 624 S. gr. 8.) M. 9. —

3. Pank, Superint. Patt. C1., Das zeitliche Leben im Lichte
des ewigen Wortes. Predigten. I—X. Berlin 1879,
Fr. Schulze. (122 S. gr. 8.) M. 2. 50.

Unter dem umfaffenden Titel ,in der Welt, nicht
von der Welt' hat Zabel 11 Predigten zufammengeflellt,
welche einzelne Punkte diefes weiten Gebiets behandeln
. Den Eingang zur erften Predigt, unter der
Ueberfchrift eines Eingangsvotums, bildet fonderbarcr
Weife das Vorwort, in welchem das Schriftchen fein
Erfcheinen rechtfertigen, ja gewiffermafsen entfchuldigen
will ; dafs dasfelbe .weder einem längftgefühlten Be-
dürfnifse abhelfen, noch eine neue Idee oder Meinung
als Zündftoff in die Mcnfchenmaffe werfen' folltc,
wird man dem Verfaffer gerne glauben. Indeffen hat
die rredigtweife des Verfaffers ihren eigenthümlichen
Werth; er verfleht die geiftigen Zeitmächte und kennt
die focialen Schäden; er fcheut fich auch nicht, die Sachen
beim rechten Namen zu nennen, nur wäre zu wün-
fchen, dafs die Sprache im Ausdruck und Stil forgfäl-
tiger geftaltet (— dafs die mageren und fetten Kühe im
Traume Pharao's am Jordan follen gefunden haben, ift
wohl nur eine übereilte Annahme) und dafs die Ausführung
der Gedanken nicht gar zu aphoriftifch wäre.
Gerade bei ihrer paränetifchen Art würden diefe Predigten
durch eine eingehendere Berückfichtigung der
wirklichen Lebensverhältnifse, welche diefelben in noch
mehr realiftifcher Weife erfafste und der Gemeinde den
Spiegel länger vorhielte, wefentlich gewinnen. Den
Schlufs bilden zwei Sedanpredigten. Ob es für diefen
Tag gerade angezeigt ift, nur die Schäden aufzudecken
und zu ftrafen, und nicht vielmehr auch das Gegenbild
eines gefunden, durch Gottes Wort geheilten Volkslebens
lockend und erwecklich daneben zu ftellen, möchten
wir ernftlich in Frage ziehen.

Die Predigtfanimlung von Diez ift auf den Wunfeh
des Presbyteriums feiner früheren Gemeinde auf der Ram-
fau —am füdlichenAbhange desDachftcingebirges gelegen,
daher der Titel ,von hoher Warte', — einen Jahrgang
Predigten zum Andenken zu befitzen, veröffentlicht worden.
Wenn diefelben nun auch für weitere Kreife durch das Vorwort
Gerok's empfohlen find, welcher anerkennt, dafs er in
der Predigtweife des Verf.'s etwas wie Fieifch von feinem
ITeifch und Bein von feinem Bein finde, fo bedarf es
unfercr Empfehlung nicht. Die 70 Predigten reichen für alle
Sonn- und Fefttage des Kirchenjahres aus und find unter
der Bezeichnung derfelben geordnet; auffallend ift es
dabei nur, dafs der Verf. im Jahre 1878 am 25. Sonntage
nach Trinitatis, im Jahre 1876 fogar am 6. nach
Epiphanias und am 26. nach Trinitatis gepredigt haben
will. Durch die Vollftändigkeit ift der Gemeinde eine
Poftille geboten, welche als eine bleibende Schatzkammer
für Belehrung und Erbauung dienen will, auch die vortreffliche
Ausftattung macht diefelbe zu einem werthvollen
Familienbuch geeignet. Aber es ift uns zweifelhaft
, ob die Auswahl der Texte aus verfchiedenen Peri-
kopenfammlungcn diefem Zwecke genügt; namentlich
fcheint das Gebiet der letzten Dinge uns nicht zu feinem
Rechte zu kommen.

Eine ausgezeichnete Gabe bilden die Predigten von
Pank. Derfelbe hat eine Reihe von Predigten in der Abficht
unternommen, das gefammte Leben, von der Wiege bis
zum Grabe, im Lichte des göttlichen Wortes zu betrachten
, und das vorliegende Heft bringt die zehn erften