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Ausgabe:

1879 Nr. 20

Spalte:

473-475

Autor/Hrsg.:

Scrivener, F. H. A.

Titel/Untertitel:

Novum Testamentum textus Stephanici A. D. 1550 1879

Rezensent:

Gregory, Caspar René

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Theologifche Literaturzeitung. 1879. Nr. 20.

474

Urfchrift S. 148), einen Differenzpunkt zwifchen Saddu-
cäern und Pharifäern gebildet hat. Note 2 giebt die
Zeugnifse für die buchftäbliche Auffaffung von Exod.
21, 29 ,und auch fein Herr foll getödtet werden'. Note
3 fordert, dafs in Deut. 34, 20 eav de /<?) Xvtqwgtj avrd
Tifiiv öo'wtiQ das Pronomen avzb zu r. ö. gezogen werde
(,da'nn follft du es felbft als Strafe geben').

Von fleifsiger Benutzung der einfehlägigen neueren
Schriften, gründlichem Studium des Philo und guter
Kenntnifs der talmudifchen Literatur legt die Arbeit des
Hrn. Dr. Ritter vielfaltiges Zeugnifs ab. Ein weiterer
Vorzug ift die durchgängige Berückfichtigung der Anflehten
des Jofephus. TJeber die Abhängigkeit diefes
Autors von Philo vgl.S.28.41. (44 Anm. 2?) 53 (Anm. 2 u.
•2) 131. — Von Einzelheiten fei Folgendes hervorgehoben
. Philo nimmt fpecielle Rücklicht auf Alexandrien
, bezw. hält das zu feiner Zeit Uebliche für Gefetz,
f. S. 28. 63. 70 (Anm. 2). 90. 93. 96. in ff. 122; war
mit den Opfergeboten nicht genau vertraut, S. 109
Anm. 2; bezieht fich nicht auf den Oniastempel, daf.;
weicht von der LXX-Ueberfctzung ab S. 45 Anm. 3.
48 Anm. 2. 78 Anm. 2. — Das Inhaltsverzeichnifs reicht
nicht aus zur Auffindung mancher brauchbaren Einzelheiten
, z. B. Ausfetzen S. 36, Götzendienft S. 46, Pfänden
S. 54 Anm. 2, nahe Verwandtfchaft als Ehehindernifs
S. 69 Anm. 4, Scheidungsgrund S. 70 Anm. 1. — In
feiner Datftellung des Verhältnifses Philo's zur Halacha
hat der Verf. Einiges überfehen, fo die Beftimmungen
über das Sabbaths- (Erlafs-) Jahr. — Von Druckfehlern
mögen erwähnt werden: S. 36 ift im Texte die Stelle,
zu der Anm. 2 gehört, nicht bezeichnet; $ 34, Z. 1 lies
,der' ftatt ,die'; S. 107 Anm. Z. 7 lies ,nach' ftatt ,noch';
daf. vorl. Zeile ,Winer' ftatt ,Wiener'; S. 128 Z. 20 lies
,kam einft' ftatt ,kam nicht'; S. 129, Z. 2 lies SrtoQTa.

Für diejenigen, welche das Judenthum zur Zeit Jefu
kennen lernen wollen oder fich mit der Auslegung der
pentateuchifchen Gefetze befchäftigen, ift (Philo und die
Halacha' ein fehätzenswerthes Hülfsmittel, deffen Benutzung
durch ein Verzeichnifs der behandelten Bibelftellen
(S. 130. 131) erleichtert wird.

Berlin. Hermann L. Strack.

Scrivener, F. H. A., A. M., D. C. L., LL. D., Novum
Testamentum textus Stephanici A. D. 1550. Accedunt
variae lectiones editionum Bezae, Elzeviri, Lach-
manni, Tischendorfii, Tregellefii. Editio auetior et
emendatior. Cantabrigiae 1877, Deighton, Bell et
soc. (VIII, 598 p. 9.5x15.5 centim.) cloth, 4 s. 6 d.;
edition with wide margins, 12 s.

Herr Dr. Scrivener, hat, obwohl er als Rector (erfter
Geiftlicher) von St. Gerrans, Cornwall, durch einen prak-
tifchen Lebensberuf in Anfpruch genommen war und fich
fern von den grofsen britifchen Bibliotheken befand,
doch fchon wiederholt Ausgezeichnetes für die Textkritik
des Neuen Teftamentes geleiftet. Wir erinnern
an feine Ausgabe des Codex F der paulinifchen Briefe
(Codex Augiensis), Cambridge 1859; des Codex D der
Evangelien und der Apoftelgefchichte {Codex Bezae),
Cambridge 1864, befonders aber an feine claffifche: Piain
introduetion to the criticism of tlie New Testament, Cambridge
1861; 2. Aufl. 1874.

Eine fehr dankenswerthe I.eiftung ift auch feine obige
Handausgabe des neuteftamentlich.cn Textes nach Ste-
phanus 1550, mit Angabe der Abweichungen, angeblich
des Beza-Text vom Jahre 1565 und des Elzevir-Text
vom Jahre 1624 (des fogenannten Texttis reeeptus), nebft
den auf überwiegender handfehriftlicher Bezeugung begründeten
Varianten bei Lachmann, Tifchendorf und I
Tregelles; — fic erfchien zuerft im Jahre 1860, wenn
wir nicht irren; das erfte Vorwort trägt die Jahreszahl
1859. Die vorliegende neue Ausgabe ift von dem Ver- 1

faffer in einer Zeit beforgt worden, in welcher er fein
Rectorat in dem entlegenen St. Gerrans mit dem Rec-
torat von Hendon nahe bei London zu vertaufchen hatte,
wo ihm die Verwaltung einer der gröfsten Parochien in
England obliegt. Vielleicht hat es in den Störungen
diefes Wohnungswechsels feinen Grund, dafs die. neue
Ausgabe keine fo durchgreifend revidirte ift, wie man
wünfehen möchte.

Unaufgehellt geblieben ift die Beziehung der Ausgabe
zu dem Texte Beza's. Er fagt S. VI, dafs er
die Ausgabe Beza's vom Jahre 1565 mit dem Stepha-
nus-Texte verglichen habe. Aber Profeffor Ezra Ab-
bot, in Cambridge, Maffachufetts, hat in einem Briefe
vom 23. Sept. 1872 (gedruckt bei Schaff: ,Revisiou of
the English version', New York, 1873; 3. Aufl. 1877, S.
XXIX) gezeigt, dafs die Collation Scrivener's weder mit
j der grofsen noch mit der kleinen Ausgabe Beza's vom
Jahre 1565 übereinftimmt. In der 2. Auflage der Piain
introduetion, S. 390 Anm., erwiedert Scrivener, dafs es
| eine in London 1565 erfchienene Ausgabe Beza's fei,
1 welche feiner Collation zu Grunde liege. Diefe Ausgabe,
welche fich unferer Kenntnifs entzieht, ift keinenfalls eine
1 authentifche (ift fie vielleicht ein Londoner Abdruck der
editio Barbirii vom Jahre 1559, in welcher die lateinifche
Verfion Beza's abgedruckt wurde?), und auch in der vorliegenden
neuen Handausgabe verlautet nichts, dafs die
Collation des letzteren nun nach einer der authentifchen
Ausgaben Beza's vom Jahre 1565 veranltaltet worden
fei. Scrivener erwähnt als zweite Auflage Beza's eine
vom Jahre 1576. Auch diefe Angabe ift, wie Profeffor
Abbot (a. a. O. S. XXVIII Anm.) bemerkt hat, irrig,
und Scrivener felbft hat bereits in feiner Piain introduetion
, 1874, S. 390 und Anm., feinen Irrthum anerkannt
, ohne dafs diefer Irrthum in der Vorrede obiger
Handausgabe corrigirt ift. Desgleichen ift es irrig, wenn
auf eben genannter S. 390 Beza's erfte Ausgabe vom
i Jahre 1559 datirt wird, denn diefe ift die oben erwähnte
editio Barbirii. In der That giebt es nur vier gröfsere
griechifche Textausgaben Beza's: I. 1565 (die er in Bezug
auf feine lateinifche Textausgabe von 1557 die
zweite nennt); 2. 1582; 3. 1588 (auch mit Jahreszahl 1589);
4. 1598; flehe darüber Reufs, ,Bibliotlicca N. T.Graeci1,
Brunsvigae 1872, S. 84—90, wo auch die Ausgabe vom
Jahre 1576 mit Recht Beza abgefprochen wird.

Erwähnenswerth ift es, dafs Scrivener, flehe S. VI,
in feiner Collation des Stephanus-Textes mit dem Elzevir-
Text 286 Abweichungen gefunden hat, während Tifchendorf
(1859) nur 150 notirte.

In einem Zufatze zur Vorrede dankt Scrivener dem
Profeffor Ezra Abbot und Dr. Oscar von Gebhardt für
ihre Mittheilungen über Druck- und Collationsfehler.
Freilich werden wenige Lefer aus den Worten ,Abbas
Transatlanticus, Gebhardtius Bistonus', diefe Herren herausfinden
. Auch wir felbft könnten Herrn Dr. Scrivener
mit mehr als hundert Verbefferungen zu Dienften flehen,
ohne dafs wir deshalb die Gewiffenhaftigkeit und Sorgfalt
feiner mühfamen Arbeit verkennen. Vielleicht
empföhle es fich, in einer fpäteren neuen Ausgabe die
von verfchiedenen Seiten zufammengebrachten Verbefferungen
, wenigftens in einem Anhange zu regiftriren, damit
der Lefer das mit der Feder verbeffere, was in
den Stereotypplatten zu verbeffern unthunlich war.

Einige Raumerfparnifs würde erreicht, wenn Randlesarten
mit mg ftatt marg notirt wären. Unverftändlich
und beirrend ift das dreimalige [T] auf S. 132.

Bei dem Allen bleibt diefe Handausgabe ein bequemes
und gcfchmackvoll eingerichtetes, überaus inftruetives
Hilfsmittel, um fich über den textus reeeptus in feinem
Verhältnifs zu dem von den bedeutendften Kritikern
der Gegenwart vertretenen Texte zu orientiren. Aehn-
liches leiftet die Gebhardt'fche Bearbeitung der bei Bernhard
Tauchnitz erfchienenen Theile'fchen Ausgabe. Aber
der Text diefer Ausgabe ift das Werk Theile's und alfo