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Ausgabe:

1879

Spalte:

375

Autor/Hrsg.:

Young, Edward J.

Titel/Untertitel:

The value of the study of Hebrew for a minister 1879

Rezensent:

Kautzsch, Emil

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375

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Exemplar) ftörend bemerklich S. 37 (wo — ft. — fleht)
und in den Paradigmen S. 208 f. (bei D ■er, ans u. a.).

Dorpat. Mühlau.

Young, Prof. Edward J., The value of the study of He-
brew for a minister. [Reprinted from ,The Unitarian
Review'.] Boston 1879, press of G. H. Ellis. (28 S.
gr. 8.)

In anfpruchslofer und eben darum anfprechender
Weife beleuchtet der Verf. die Einwendungen, die gegen
die Nothwendigkeit des Hebräifchen für den praktifchen
Geiftlichen vorgebracht zu werden pflegen, und führt
dann die bekannten Gegengründe ins Feld. Seine Darfteilung
zeugt nicht nur von einer felbftändigen Würdigung
des A. T., fondern auch von einer eingehenden
Bekanntfchaft mit der deutfchen Schriftforfchung. Ausgehend
von den mehr praktifchen oder doch äufser-
lichen Gefichtspunkten (u. a. Einbufse an Geltung und
Einflufs!) betont der Verf. im Weiteren das allgemein-
linguiftifche und culturhistorifche Intereffe, welches das
Hebräifche bietet und gelangt fo endlich p. 14 zu der
Hauptfache, der Unentbehrlichkeit des Hebräifchen für
das volle Verftändniss und die lehrhafte Auslegung des
A. Teftaments. Die Unzulänglichkeit einer jeglichen
Ueberfetzung, befonders der poetifchen Stücke, wird
p. 17h mit fchlagenden Beifpielen aus der officiellen englischen
Bibelüberfetzung illuftrirt. Von der in Arbeit befindlichen
Revifion diefer Ueberfetzung verfpricht fleh der
Verf. wenig Abhülfe, da das betreffende Comite (gleich dem
Hallifchcn) nur dann berichtigt, wenn der Aenderungs-
vorfchlag zwei Drittel fämmtlicher Stimmen für fleh gewinnt
. Schliefslich wird noch auf die Unentbehrlichkeit
des Hebräifchen für die Beurtheilung der krititifchen
Streitfragen, fowie für das volle Verftändnifs des N. T.
hingewiefen. Unter den Ausfprüchen hervorragender
Männer über die Wichtigkeit des Hebräifchen verdient
befonders der des Exkanzlers Lowe Erwähnung; der-
felbe beklagt es als einen grofsen Schaden, dafs das
Hebr. meift ganz vom Schulunterricht (!) in England
ausgefchloffen fei. Was er vermifste , war nach den
intereffanten Notizen unferes Verfaffers (p. 4 f.) in alter
Zeit am Harvard College reichlich zu haben. Da galt
Kenntnifs des Hebr. als ,nothwendig für den Theologen,
nützlich für den Gelehrten, ehrenvoll für den Gentleman
'. Hebr. Gebete und Reden waren an der Tagesordnung
; felbfl für die Erlangung des erften Grades
war genügende Kenntnifs des Hebräifchen zur Bedingung
gemacht. Jetzt fordert nur das General theolog.
seminary der Epifcopaliften in New York Bekanntfchaft
mit den Elementen des Hebräifchen bei der Aufnahme.

Bafel. E. Kautzfeh.

S. Aristidis, philosophi Atheniensis, Sermones duo. Ve-
netiis 1878, Libraria PP. Mechitaristarum in monasterio
S. Lazari. (33 S. 8.)

Nachdem fchon L. G(autier) in der zu Laufanne er-
fcheinenden Rev. de theol. et de pliilos. 1879 Jan. p. 78 f.
und foeben von Himpel in der Tüb. Theol. Quartalfchr.
1879 II S. 289 f. auf diefe wichtige Publication aufmerk-
fam gemacht haben, ift es hohe Zeit, dafs auch die
Theol. Lit- Zeitung ihre Lefer von ihr benachrichtige.*)

Aus einem armenifchen Pergamentcodex v. J. 981,
den der Herausgeber, M. Garabed Thoumajan, leider
nicht näher befchrieben hat, ift hier ein Fragment mit
einer lateinifchen Ueberfetzung veröffentlicht, welches
die Ueberfchrift trägt: ,Ariftides, der athenienfifche Phi-

*) Vgl. jetzt auch L. Massebieau ,De tauthenticiti du fragment
d'Arislide' in d. Rev. d. theol. et de philos. 1879 Mai p. 217—233.

A. d. R.

lofoph, an den Imperator Cäfar Hadrianus'. Das Fragment
umfafst c. 2 l/2 eng gedruckte Octavfeiten (S. 5 — 13).
Beigegeben ift aus einem anderen Codex des 2. Jahrhunderts
(S. 14—23) ein Tractat ,de latronis clamore et
Crucifixi responsione' unter dem Titel ,des athenienflfehen
Philofophen Ariftäus'. Der Herausgeber, der kurzer
Hand ,Ariftäus' in ,Ariftides' corrigiren zu dürfen glaubt,
vindicirt auch diefe Abhandlung dem Verf. der Apologie
und theiltfie ebenfalls zugleich in lateinifcherUeberfetzung
mit.Commentirt hat der Herausgeber die beiden Fragmente
nicht. Von der leider nur armenifch gefchriebenen Einleitung
fagt v. Himpel (a. a. O. S. 293): ,Die ftilvolle
und gelehrte Anfprache des verdienftvollen aramenifchen
Herausgebers an die ,Liebhaber der Wiffenfchaft' unter
der armenifchen Nation .... erörtert die Periode und
Stellung der aus dem Heidenthum gewonnenen Apologeten
in der chriftlich-kirchlichen Literatur, die Urfachen
des baldigen Untergangs der meiften Schriften jener
Art, das Alter der beiden genannten armenifchen Per-
gamenthandfehriften (Mehreres über deren Befchaffenheit
wäre wünfehenswerth gewefen)', u. f. w. Die Publication
ift dem jüngft verdorbenen Bifchof Dupanloup gewidmet
.— Das Alter der beiden Ueberfetzungen wird von
dem Herausgeber auf das goldene Zeitalter der armenifchen
Literatur datirt, d. h. auf das 5. Jahrhundert
und v. Himpel tritt dem bei. Leider aber hat der
Herausgeber nichts darüber bemerkt, ob die Ueberfetzungen
aus dem Syrifchen oder aus dem Griechifchen
geflohen find.

Stammt die armenifche Ueberfetzung wirklich aus
dem 5. Jahrhundert, fo kann von hier aus kein Bedenken
gegen die Echtheit des Fragmentes erhoben werden.
Bekanntlich fagt Eufebius (h. e. IV, 3, 3) von der Apologie
des Ariftides, aus der er leider nicht einen Satz
citirt hat: zai Ldgiaretdrjg de niaxog avrq tfjg xaif ^[läg
OMimftevög etaeßeiag xo> Kodgaxtp nagatilrjcitag vneg xfg
niaxecog anoXoyiav enteptovrjaaglddgiuvti) zuxat.tkoine.
— oiCexa 1 de ye elg oevgo naget nXeiaxot g zai fj
tovtov ygaqnrj. Diefe Stelle reicht aus, um es nicht
auffallend zu finden, dafs im 5. Jahrh. die Schrift von
den Armeniern überfetzt worden ift. Man kann deshalb
auch zunächft die Frage bei Seite laffen, ob die Zeug-
nifse des Hieronymus de vir ill. 20, ep. 70 184) ad Mag-
nutn auf eigener Anficht beruhen oder Plagiate find.
Ebenfo mag es dahin geftellt bleiben, was es mit den
im Vet. Roman. Martyrol. aufgezeichneten Nachrichten
über die Apologie auf fich hat (f. Otto, Corp. Apolog.
T. IX p. 343—347)-

In dem überlieferten Fragment wird der Kaifer
Hadrian in der That gleich im Eingang (als ßaailevg)
angeredet und es ift nicht unwahrfcheinlich, dafs es, auf
den Anfang gefehen, kein Bruchftück ift. Weiter: in

! der Chronik (ad ann. Abr. 2140 = 124 Chr., cf.
Hieron. ad ann. Abr. 2142 = 125 />. Chr.) unterfcheidet
Eufebius den Quadratus und Ariftides fo, dafs er jenen

; ,apostolortim attditor', diefen ,nostri dogmatis (nostrae rei)
pl/ilosophus Atheniensis1 nennt. Hieronymus [de vir. ill.
20) führt dies aus, refp. ergänzt diefe Bezeichnung durch
die Worte ,philosophtts eloquentissimus et sub pristino
kabitu diseipulus Christi, fpricht von einem ,volumen
nostri dogmatis rationem continens contextum philosopho-
rum sententiis' und behauptet, Juftin habe nachmals den
Ariftides nachgeahmt (ep. 70). So wichtig es nun zur

I Beurtheilung des entdeckten Bruchftückes wäre, zu wiffen,
ob das Werk des Ariftides wirklich ein Volumen contextum
sententiis' philosophorum gewefen ift, oder ob
Hieronymus hier nur den Eufebius ausgefponnen hat,
fo wenig läfst fleh diefe Frage ficher beantworten. Aber
foviel darf nach dem Zeugnifs des Eufebius als gewifs

I gelten, dafs die Apologie des Ariftides die Arbeit eines
chriftianifirten Philofophen gewefen ift, dafs ihr Verf.
mithin in den theologifchen Grundanfchauungen mit
Juftin, Athenagoras u. f. w. fo ziemlich eines Sinnes ge-