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Ausgabe:

1879 Nr. 14

Spalte:

335-336

Titel/Untertitel:

Mücke, Preussens landeskirchliche Unionsentwicklung von dem Könige Friedrich Wilhelm III. an bis zur Gegenwart 1879

Rezensent:

Köhler, Karl

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Seite 1

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335

Theologifche Literaturzeitung. 1879. Nr. 14.

336

hängerin Labadie's heifst S. 316 Emilie van der Haer, gemeinen dem, der fich auf dem behandelten Gefchichts-

S. 332 Maria. Der Kurfürft von Brandenburg ift S. 322 gebiete zu orientiren wünfcht, empfohlen werden; für

Vetter der Aebtiffin von Herford, S. 340 ihr Bruder. Ein , die wiffenfchaftliche Forfchung macht es das Studium

Berichterftatter über die Labadiftifche Gemeinde heifst ' der Quellenwerke pro und contra nicht überflüfüg.

S« 333 Hohenberg ftatt Hachenberg. S. 285 wird Menu
ret als Schüler Labadie's in Genf bezeichnet, während er
als ein Fremder in Heidelberg auf der Reife nach Holland
zu ihm kam. S. 165 wird ein niederländifcher Asketiker
Wittewrongel zwifchen lauter Engländern in holländifcher
Ueberfetzung angeführt. S. 113 und wiederholt wird
von einer Vorrede Voet's zu den gefammelten Werken

Friedberg. K. Koehler.

Bindemann, Dr. C., Rückblicke auf Leben und Amt. Halle
1878, Fricke. (314 S. gr. 8.) M. 4. —

In Nr. 3. diefes Jahrgangs der theolog. Literatur-
Zeitung findet fich ein Stofsfeufzer, der dem Ueber-
Teellinck's von 1631 geredet, welche 1631 fich auf eine I wuchern der Biographieen auf dem Gebiet der Kirchen-
einzelne hinterlaffene Schrift desfelben bezogen hat, und gefchichte gilt. Referent kann den dort geäufserten Be-
nur vor einer 1659 unternommenen Gefammtausgabe denken nicht unbedingt beipflichten, fo fehr er es auch
der Schriften Teellinck's wieder abgedruckt worden ift. — ; anerkennt, dafs durch eine fpecielle Darfteilung, vom
Ich bin zum Schluffe noch zu einer perfönlichen Aus- | Urahn ausgehend, untergeordnete Perfönlichkeiten leicht
einanderfetzung mit Herrn H. genöthigt. Derfelbe be- I >auf ein hohes Piedeftal geftellt werden, mit dem ihre
grüfst mich in der Vorrede mit folgender Anmerkung: | kleine Figur feltfam contraftirt'. Es kommt bei einer
,Nach diefen Ergebnifsen meiner Forfchungen konnte ; Biographie vor Allem auf den Zweck an, welchem fie
ich von der in Brieger's Zeitfchrift für Kirchengefchichte dienen will. Giebt es doch Männer, die, ohne in den

Band II abgedruckten Abhandlung ,Prolegomena zur Gefchichte
des Pietismus', in welcher die Wurzeln des
Pietismus in der Wiedertäuferei und weiterhin in den
Tertiariern des Franziscanerordens gefunden werden (!),
keinen Gebrauch machen'. Ich weifs nicht, aus welchem
Grunde Hr. H. meinen Namen als des Verfaffers der
genannten Abhandlung unterfchlagen hat, erkenne aber

Gang der grofsen Angelegenheiten in Kirche und Staat
handelnd einzugreifen, durch ihre Perfönlichkeit auf weite
Kreife einen füllen aber nachhaltigen Einflufs geübt
haben. Wenn durch eine fpecielle Darftellung das Bild
eines folchen Mannes dem Kreife, in dem er gewirkt,
erhalten bleibt, fo wird man derfelben vielleicht nur
eine befchränkte Bedeutung zuerkennen, ihr aber ihre

umfomehr in dem Ausrufungszeichen ein Zeichen quali- ; Berechtigung ficher nicht ftreitig machen können. Von

ficirter Nichtachtung, als jene Abhandlung fich gar
nicht mit der Ableitung des Pietismus oder der
Nachweifung feiner Wurzeln befchäftigt. Er
hat alfo diefelbe entweder nicht gelefen oder ohne die
fchuldige Aufmerkfamkeit. Wenn ich fo empfindlich
wäre, wie er fich in der Vorrede gegen den Recenfenten
feiner ,Gefchichte des Quietismus' in diefer Literaturzeitung
(1876. Nr. 22) zeigt, fo würde ich nach feinem
Vorgang über fein Uebelwollen klagen. Ich bin aber
ganz zufrieden damit, dafs er von jener Arbeit keinen
Gebrauch machen konnte. Ich bin ihm gegenüber durchaus
in der gleichen Lage.

Göttingen. A. Ritfchl.

diefer Art ift die vorliegende Selbftbiographie. Der am
29. Juni 1878 verftorbene Superintendent zu Grimmen,
Dr. C. Bindemann, in weiteren Kreifen bekannt durch
fein Werk über Auguftin, hat dieMufse feiner letzten Jahre
dazu benutzt, um unter obigem Titel feinen Lebensgang
und feine amtliche Thätigkeit darzuftellen. Dafs diefe
Aufzeichnungen, vom Verf. felbft noch für die Oeffent-
lichkcit beftimmt, nach feinem Tode herausgegeben
würden, erforderte fchon die Pietät. Sie werden auch
ficher dem grofsen Kreife vonFreunden und Verehrern des
Verftorbenen eine willkommene Gabe fein und dazu
dienen, das Andenken des im Segen thätig gewefenen
Geiftlichen und Seelforgers zu erhalten. Ob fie da, wo
der Verf. nicht perfönlich oder doch nur durch feine
kirchenhiftorifche Arbeit bekannt war, weiteren Eingang
Mücke, Lic, Preussens landeskirchliche Unionsentwicklung | finden werden, mufs freilich dahingeftellt bleiben. Denn
von dem Könige Friedrich Wilhelm III. an bis zur fo anfehaulich und lebendig namentlich im Anfang die

Gegenwart. Brandenburg 1879, Wiefike. (IX, 369 S.
gr. 8.) M. 5. 50.

Darfteilung ift, fo treffend und richtig die eingeftreuten
Bemerkungen, fo find doch die behandelten Gegenftände
vielfach nicht bedeutend genug, um ohne perfönlichen

In gut lesbarer Darfteilung giebt der Verfaffer einen Anthcil das Intereffe auf die Dauer feffeln zu können.
Ueberblick der Unions- und Verfaffungsgefchichte der ! Befonders gilt dies von dem letzten Theil des Buches,
preufsifchen Landeskirche vom Regierungsantritt Friedrich J der bei dem Mangel an hervorragenden erwähnenswer-
Wilhelm's III. bis zu derBerlinerOctoberverfammlung 1871 ! then Ereignifsen bald in allgemeine Betrachtungen fich
und dem letzten Kirchentag 1872, alfo nicht eigentlich, ; verliert, bald nebenfächliche Dinge, wie z. B. das ein-
wie der Titel verheifst, bis zur Gegenwart. Das Ganze ! förmige Leben eines Badeaufenthaltes ungebührlich breit
ift eine fchwungvoll durchgeführte Apologie deffen, was j behandelt. Auch im erften Theil, der nach einer aus

gefchehen ift. Sie ift im Allgemeinen gelungen; doch
würde fie es noch mehr fein, wenn der panegyrifche
Ton, der durch das Buch hindurchgeht, auch bei bedenklichen
Partien, — dahin gehört die kirchliche Cabi-
netsregierung Friedrich Wilhelm's III., der halbe Rückzug
durch die Cabinetsordre von 1834 u. A. — zu
Gunften gröfserer gefchichtlicher Objectivität etwas er-
mäfsigt wäre. Man vermifst den Nachweis des Zufam-
menhangs zwifchen der Kirchenpolitik Altenftein's und der
damals bekanntlich als confervativ angefehenen Hegeli-
fchen Staatsphilofophie, fowie andererfeits der Mitverantwortlichkeit
, welche die vom Verf. im Allgemeinen
fehr günftig beurtheilte ,gläubige' Vermittelungstheologie
an dem Aufkommen des lutherifchen Confeffionalismus
trägt. Und bei dem tragifchen Verlauf der Regierung
Friedrich Wilhelm's IV. hätte auch die tragifche Schuld
des edlen und doch fo unglücklichen Monarchen nicht
aufser Anfchlag bleiben follen. Das Buch kann im All-

führlichen Befchreibung der Heimathsftadt Barth, der
elterlichen und der grofselterlichen Häufer den Entwicklungsgang
des Verf.'s bis zu feiner Habilitirung in Greifswald
fchildert, ift Manches für den ferner Stehenden zu
breit ausgeführt. Die an fich fehr feffelnden Auszüge
aus dem Tagebuch des Grofsvaters väterlicherfeits, des
fchwedifchen Regimentsgeiftlichen Werner, der den
fchwedifch-ruffifchen Krieg 1788 mitgemacht, hätten fall
eine Biographie für fich bilden können. Wer aber fei
es ein perfönliches oder auch ein locales Intereffe mitbringt
, der wird fich durch die warme, von aufrichtiger
Frömmigkeit getragene Darfteilung diefes Lebensbildes
angezogen fühlen.

Nuffe. H. Lindenberg.