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Ausgabe:

1879

Spalte:

217-218

Titel/Untertitel:

La Bible annotée par une société de théologiens et de pasteurs. Fasc. 1 1879

Rezensent:

Diestel, Ludwig

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schür er in Giefsen.
Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 10. 10. Mai 1879. 4. Jahrgang.

La Bible annotee par une socilte de thColo-
giens et de pasteurs, fasc. I (Oieltel).

Köftlin, Jefaia und Jeremia, ihr Leben und
Wirken aus ihren Schriften dargeftellt (Dieftel).

Caffel, Das Büch Efther. Ein Beitrag zur Ge-
fchichte des Morgenlandes. I. Abth. (Kamphaufen
).

Proteftanten-Bibel Neuen Teftamentes, herausg.
von Schmidt und Holtzendorff, -3. Aufl.
(Thönes).

Grimm, Lexicon Graeco-Latinum in Libros Novi
Testamenti. Editio secunda (Schurer).

Wie fei er, Zur Gefchichte der kleinafiatifchen
Galater und des deutfchen Volks in der Urzeit
(Schürer).

Herzog, Abrifs der gefammten Kirchenge-
fchichte, I. u. 2. Tbl. (Dibelius).

Melzer, Johannes Baptifta Baltzers Leben, Wirken
und wiffenfchaftliche Bedeutung (Lay).

Erinnerungen an Amalie von Lafaulx,

Schweiler Auguftine (G. Baur)
Schulze, Philipp Wackernagel nach feinem

Leben und Wirken (Lauxmann).
Marius, Die Perfönlichkeit Jefu Chrifti mit

befonderer Rückficht auf die Mythologien und

Myfterien der alten Völker (Thönes).
Leathes, Die Gründe der chriftlichen Hoffnung,

eine Skizze der Beweife für das Chriftenthum

(Thönes).

La Bible annotee par une sodete" de theologiens et de
pasteurs. Fasc. 1. [Ancien Testament. LesProphetes i.j
Neuchätel 1878, Sandoz. (V, 88 S. mit Holzfchn. u.
1 Karte. Lex.-8.) Subfcr.-Pr. M.—. 80; Ladenpr. M. 1. 20.

Eine Gefellfchaft von Theologen und Geiftlichen
will eine Bibel mit erklärenden Anmerkungen und verzieht
et de ses institutions (pag. 4) gewefen feien, treten fie
felbft am wenigften ein. Dafs Jefajas 39, 5—7 nicht nur
eine Wegführung der Schätze und der Söhne des
Hiskias droht, fondern auch l'exil (doch wohl des
ganzen Volkes) a Babylone, verräth nicht gerade respect
absolu du sens des textes. Dafs derfelbe 1, 10 ff. la fide-
lite dans le culte fchildere, giebt feine Meinung doch

befferter Ueberfetzung für die Länder franzöfifcher Zunge nicht treu wieder. Das Zebaoth I, 9 wird nur auf Ge
herausgeben. Namen find an keiner Stelle genannt. Mit j ftirne und Engel bezogen. Der 4, 5 f. verheifsene Schutz

den Propheten beginne man, weil das Verftändnifs der
felben ohne erläuternde Bemerkungen unmöglich fei. Der
Umfang der letzteren mag dem in den Werken von
Gerlach und Bunfen gleichkommen. Als die beiden Prin-
eipien für Erfüllung jenes Zweckes werden genannt:
,Tiefe Achtung für die Bibel als das Gotteswort, an die
Menfchheit gerichtet, um fie zu erlöfen. Vollkommene
Achtung für die Wahrheit und den Textfinn'. Dafs die
Gefchichte der Bibelexegefe faft nur Kampf und Scheinfrieden
zwifchen diefen Principien aufweift, fo lange der
zweite Gefichtspunkt nicht an die Spitze tritt, diefe Einficht
läfst fich nicht wahrnehmen. — Die Einleitung über
die Prophetie, ihr Wefen, ihre Formen, ihren Inhalt,
ihre Gefchichte verräth eine fehr kundige Hand. Nur
die Entwickelung der Meffiasidee gemahnt an das Gleich-
nifs vom alten Lappen auf dem neuen Kleide. Es fehlt
der (von Delitzfch ftets fo nachdrücklich hervorgehobene
) Grundgedanke, dafs nicht der Meflias, fondern
Jahve felbfl die herrliche Ileilszcit herbeiführt. Diefer
ift (pag. 19) le ridempteur de t humanite, nicht der Davids-
fohn. In dem i»N"i Pf. 110, 6 la tete de l'ennemi de Dieu
et de riiuvianite zu fehen, geht doch nicht an. Die fon-
ftige Vorficht, wo es fich um ftark beftrittene Deutungen
handelt, und die an vielen Stellen fehr vortheilhaft fich
zeigt, fetzt völlig aus, wenn p. 31 der Meffias charak-
terifirt wird als roi sacrifieateur siinmolant pour le piche
du monde, eine Combination aus Pf. HO und Jef. 52> l3>
die nicht einmal correct ifl. Hat der Verf. richtig erkannt
, dafs der Kern der prophetifchen Heilsweiffagung
die HerBellung des neuen Gottesreiches ift, nicht aber
die Befchreibung der Perfon des Meffias, fo müffen
auch viele Deutungen fallen, die nur der Wirkung diefes
Irrthums ihre Entftehung verdanken. Die Idee, dafs Israel
Cinstrument, lepeuple du salut fei, kann fich höchftens auf
eine Deutung des Eved Jahve ltützen (Jef. 42 ff.), die
der Verf. nicht zu theilen fcheint. Die Dimenfion, in
welcher jene Idee nicht feiten verwerthet wird, ift nicht
biblifch, fondern jüdifch. Die Sicherheit, mit welcher
Obadja (wie er heute vorliegt) um 880 angefetzt wird,
entfpricht dem Stande der Forfchung nicht. Und dafür,
dafs die Propheten covservateurs quant aux formes de la

Zions foll fich spirituellement in der Ausbreitung des
Evangeliums realifiren. Cherubim und Seraphim find
beide Repräfentanten der göttlichen Heiligkeit, jene des
Zornes, diefe der Sündentilgung. Zu 7, 14: die Geburt
des Immanuel foll zwar in ferner Zukunft erfolgen, fei
aber fo gewifs, dafs fie fchon jetzt eine Bürgfchaft abgebe
für die Erhaltung der Theokratie. Die Alma ift
zwar nicht gleich b'tula, aber doch ein unverheirathetes
Mädchen — trotz Cant. 1, 3; 6, 8; — 7, iö harmonirt
freilich recht fchlecht zu der Deutung vom künftigen
Meffias; daher hat hier vielleicht der Prophet feinen Sohn
Schearjaschub gemeint. Ja, der Verf. meint, es feien hier
nur die PVagmente der urfprünglichen Weiffagung neben
einander geftellt, nicht ohne Auslaffungen. 9, 5 foll El
Gibbor den ftreng monotheiftifchen Vollbegriff ,Gott'
haben. Dann ift der Meffias aber identifch mit Jahve
und es geht nicht an, diefe Identität zu einer re/ation
particuliere et viysterieuse zu verdünnen. 9, 14 wird als
Gloffe anerkannt, und dafs der Paffus von den 65 Jahren
7, 5 fpätcr eingefchaltet fei, erfcheint dem Verf. wenig-
ftens assez vraisemblable. — Sonft zeigen die Anmerkungen
einen recht bewanderten, exegetifch geübten
Verfaffer. Namentlich ift der Styl von einer grofsen Bündigkeit
, Klarheit und Beltimmtheit. Die Ergebnifse der
Affyriologie find weniger verwerthet als berührt. Mag
man auch wünfehen, dafs hie und da mit der alten
Ueberliefcrung weniger fchonend umgegangen wäre, fo
zeigt doch die ganze Behandlung eine merkliche Annäherung
an die heutige wiffenfchaftliche Forfchung.
Wir wünfehen dem Unternehmen einen gedeihlichen
Fortgang.

Tübingen. L. Dieftel.

Köstlin, Eriedr., Jesaia und Jeremia. Ihr Leben und
Wirken aus ihren Schriften dargeftellt. Mit einer
(lith.) Karte von Südpaläftina. Berlin 1879, G. Reimer
. (VIII, 184 S. gr. 8.) M. 3. —

Unter den Laien erblicken noch gar Viele in den
Propheten gottbegeifterte Männer, welche faft ausfchliefs-
lich die zukünftige Zeit, namentlich das Chriftenthum,
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