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Ausgabe:

1878 Nr. 7

Spalte:

159-161

Autor/Hrsg.:

Saulcy, F. de

Titel/Untertitel:

Dictionnaire topographique abrégé de la Terre Sainte 1878

Rezensent:

Furrer, Konrad

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159 Theologifche Literaturzeitung. 1878. Nr. 7. 160

Saulcy, F. de, Diciionnaire topographique abrege de la
Terre Sainte. Paris 1877, Vieweg. (VIII, 324 S. 8.)
M. 6. —

Seit Jahrzehnten find franzöfifche Gelehrte für die
Paläftinakunde fehr thätig gewefen, • wir nennen aufser
de Saulcy Victor Guerin, Graf de Vogüe, Graf Riant,
Clermont-Ganneau. Wir dürfen daher aus einer über-
(ichtlichen Darfteilung des geographifchen Wiffens aus
diefem Kreife, wie fie vorliegende Schrift uns bietet,
manche Belehrung erwarten. Welentlich auf englifche
Forfchungen geftützt, hat Triftram fchon vor einigen
Jahren ein in rafchen Auflagen fleh verbreitendes ähnliches
Compendium gefchrieben. Für Deutfchland wird
die neue Auflage von Raumer's Paläftina, die, wie wir
hoffen, nächftes Jahr erfcheinen foll, eine möglichft voll-
ftändige Verarbeitung aller neueren Forfchungen enthalten
.

De Saulcy's handliches Buch belchränkt fleh wefent-
lich auf die biblifchen Ortsnamen, Mittelalter und Neuzeit
nur gelegentlich berührend. Die altteftamentlichen
Namen theilt er womöglich zugleich in hebräifcher Schrift
mit, die moderne arabifche Form der Ortfchaften, Land-
fchaften und Gewäffer nach confequenter Tranfcription.
Gerne erkennen wir den Fleifs und die Umficht des
Verfaffers an, womit er fleh bemüht, dem Bibelforfcher
und Paläftinareifenden ein möglichft vollftändiges wiffen-
fchaltlich tüchtiges Compendium an die Hand zu geben.
Die folgenden Bemerkungen geben theils abweichende
Anflehten, die nur gröfsere Wahrfcheinlichkeit als die
de Saulcy's beanfpruchen, theils wirkliche Zufätze und
Berichtigungen:

S. 9. Adami, Jof. 19, 33 Adami-Nekeb genannt. Da
wir auf der Ard el-Hamma weltlich vom See Gennefareth
noch jetzt die Namen Dame und Nakib treffen, fo
möchte wohl hier der alte Ort zu fuchen fein. Ein Ne-
kebu wird .fchon auf den Siegesinfchriften Thothmes III.
erwähnt. — S. 10. Adafa ift fchon von Finn und Hofmann
identificirt worden. — S. II. Adullam haben Clermont
-Ganneau und Conders mit vieler Wahrfcheinlichkeit
in Aidelmijeh wiedergefunden in der Schephela. —
S. 13. Ahelab ift wohl mit dem jetzigen Kalaweh in
Nordgaliläa identifch. — S. 17. Amaad im Stamme
Affer mag wohl das heutige Amad füdweftlich vom
galiläifchen Bethlehem fein. — S. 19. Amosa mit dem
Artikel Ammosa (hammosä) ift Emmaus, das fpätere
Kulonijeh. — S. 21. Ammah, Jof. 19, 31, das jetzige
Immeh im Herzen Galiläa's. — S. 22 f. Auch uns
fcheint Anaharath das jetzige En-Naurah an der Nordfeite
des Gebel Dahy zu fein. — S. 24. Nach unferer
Anficht ift von Schick, Finn u. Anderen überzeugend be-
wiefen worden, dafs Antipatris an der Stelle des jetzigen
Ras el-Ain ftand. — S. 26 ift Aphek in Judäa vergehen.
— Ar, das nach fo deutlichem Fingerzeig 4. Mof. 21,
12 fg. am Arnon liegt, hat de Saulcy mit Rabbat Moab
verwechfelt. — S. 28. Aram-Zoba umfafste das mittlere
Coelefyrien; denn Berothai, eine der Städte von Aram-Zoba,
ift das heutige Bereitan, einige Stunden füdlich von Baal-
bek. — S. 32. Mit van de Velde fuchen wir Arimathaea,
das Ramathaim oder Rama Samuels im heutigen Bet-
Rima. — S. 34. Afan nach Conders jetzt Afeileh. —
S. 35. Zu Rieht. 14, 19 pafst trefflich das von de Saulcy
nicht erwähnte Askalän bei Teil Zakarijeh. — S. 36.
Ezion-geber ift fonder Zweifel das heutige Ghadhiun
(letzteres arabifirte Form für Ezion). — S. 47. Bäalath,
dem von Salomo gegründeten Thamar benachbart, lag
wie diefes im Süden des Landes. Der Name fcheint
uns noch in Kubbet el Ba'ul erhalten. — S. 49. Bekanntlich
hat man vor Kurzem Bether, das bekannte
Centrum des Barkochbakricges, mit Sepphoris identi-
ficiren wollen (f. Theol. Litztg. 1877, col. 35 f.). Für
Identität aber mit dem jetzigen Bettir in Judäa fpricht
nach de Saulcy mit Recht der Umftand, dafs man an

letzterem Orte die meiften Münzen aus jenem Krieg gefunden
hat. — S. 53. Bene-Barak das jetzige Ibn-lbrak
bei Jaffa. — S. 54. Die Provinz Bafan ungenau beftimmt.

— S. 61. Befira oder der Brunnen Sira ift mit dem
jetzt noch Sira genannten Quell am nördlichen Eingang
des Hebronthales identifch. — S. 65. Beth-Aven fchon
von Finn richtig mit Deir d'Ewan verglichen. — S. 66.
Beth-Bafi haben wir wohl nach Jofeph. Archaeol. XIII,
1, 5 in Kasr Hagla zu fuchen. — S. 67. Diblathaim ift
nach unferer Anficht verftümmelt in Belateh erhalten.
Name eines Ortes an der Oftgrenze von Moab. — S. 72.
Bethleaphra weggeblieben, ebenfo S. 73 Bethleptepha.

— S. 75. Bethphage lag nach allen talmudifchen Stellen
diefsfeits am Oelberg im Angefleht Jerufalems und nicht
bei Bethanien. — Bethfaida foll mit Tel Hüm identifch
fein, während Capernaum nach der ,runden Quelle' in
der Ebene Gennefar verlegt wird. Nach Mark. 6, 45. 53
mufs man Bethfaida in letzterer Ebene fuchen. Dafs
weiter aber Teil Hüm das alte Capernaum, dafür fprechen,
wie wir glauben, unwiderlegliche Beweife. — S. 81. Das
Defile der Felfen Bofes und Sene hat Referent fchon 1863
aufgefunden, während es de Saulcy jetzt noch unbekannt
ift. — S. 82. Ob das RubenitifcheBosra mit dem bekannten
römifchen Bostra identifch ift, wie de Saulcy will, möchten
wirfehr bezweifeln. - S. 84. Cabul im Stamme Naphthali
hat der Verfaffer aufser Acht gelaffen. Ebenfo fcheint
ihm unbekannt, dafs das bekannte Kades in der Wüfte
von englifchen Reifenden entdeckt und wiederentdeckt
worden ift. — S. 108. Die Ruinen Kerazeh können für
die, welche Capernaum bei Khan Minijeh oder dem Ain
Madawarah fuchen, nicht die Chorazims fein trotz der grofsen
Lautähnlichkeit. De Saulcy meint, Kerazeh fei fchon
deshalb nicht das alte Chorazim, weil Jefus die gänzliche
Vernichtung der Ortfchaft vorausgesagt habe und bei
Kerazeh noch beträchtliche Ruinen fleh finden! — S. 108.
Kozeba ift von Conders gefunden. — S. 128. Es läfst fleh
entgegen de Saulcy zur Evidenz nachweifen, dafs fchon in
biblifcher Zeit das Kidronthal unter dem Thaljofaphat ver-
ftanden wurde. — S. 131. Das bekannte Amwas (Niko-
polis) kann nicht das Emmaus von Luk. 24, 13. 33.
fein. — S. 135. Die Rogelquelle ift mit dem heutigen
Hiobsbrunnen und nicht mit der Mariaquelle am Oftfufs
des Ophel identifch. S. 141 fg. Zwifchen Gibea, Geba,
Gibeon ift jedenfalls genau zu unterlcheiden. Gemäfs
Jef. 10, 29 verlegen wir mit Robinfon Gibea Sauls nach
Tuleil el-Ful. — S. 160. Nach und nach fcheint fleh
die von uns fchon vor Jahren geologifch und hiftorifch-
topographifch begründete Anficht, dafs Gichon mit der
Mariaquelle identifch fei, Bahn zu brechen. De Saulcy
fucht aber immer noch Gichon in dem Mamillahteich. —
S. 162. Golan darf man unfers Erachtens nimmer mit
dem jetzigen 'Aglun identificiren. — S. 162. Dafs es mit
der von de Saulcy immer wieder beliebten Identification
von Gomorrha mit Chirbet Oumrän nichts ift, hat
Clermont-Ganneau überzeugend nachgewiefen. — S. 216.
Migron das jetzige Makrün etwas nördlich von Mich-
mas. — S. 220. Misrephot-Maim richtig fchon von
Knobel im jetzigen Musheirifeh unmittelbar füdlich von
Ras en-Naküra gefehen. — S. 222. Mathana in Moab wird
wohl das jetzige Medeineh dafelbft fein am Wadi
Themed. — S. 226. Das todte Meer ift nicht über
20 Stunden lang, fondern nur 15. Seine gröfste Breite
beträgt 3 '/4 Stunden. Ganz füfses Waffer findet fich
weder beim Ain Feshka noch beim Ain Gidy. — S. 227.
Meroz das heutige Marüs füdweftlich vom Hülehfee. —
S. 230. Nur die nördliche Seite des See's Merom ift
wegen Sumpf und Röhricht nicht zugänglich. — S. 231.
Der Deutfche Sandreczky hat zuerft Modin in el- Medijeh
wieder entdeckt. Ob übrigens die dortigen Grabruinen
auf das Makkabäerdenkmal bezogen werden können, ift
nach Allem fehr fraglich. — S. 190. Ob Machärus am
Zerka Majin, oder an einem füdlicher gelegenen Wadi
liege, wie die Karte von Tristram in feinem Land of