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Ausgabe:

1878 Nr. 4

Spalte:

88-89

Autor/Hrsg.:

Plitt, Gust.

Titel/Untertitel:

Die Albrechtsleute oder die evangelische Gemeinschaft. Ein Wort zur Belehrung und Warnung 1878

Rezensent:

Kern, R.

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Theologifche Literaturzeitung. 1878. Nr. 4.

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die Landauer in ZDMG XXIX mit Ueberfetzung und
Anmerkungen mittheilt. Wenigflens hätte in einem Nachtrag
zu S. 132 A. 39, zugleich für S. 243 A. 240 geltend,
hierauf Rückficht genommen werden müffen; fo auch
S. 204 A. 181 oben (mit befonderer Verweifung auf
ZDMG /. c. 364—5); 314 A. 164 wäre durch Landauer
/. c. 412 A. 3. correcter geworden (p. 350 hat Kfm. felbft
richtig: Befchreibung); 322 A. 182 vollftändiger durch Land.
387 A. 1—2. Dafs man unter den Autoren, deren Lehren
dargeftellt werden, Abraham ibn Efra nicht findet,
was Kfm. in der Vorrede zu rechtfertigen fucht, wird
für viele eine Enttäufchung fein, und ich glaube nicht,
dafs Kfm. Recht hatte, vor einer folchen Schwierigkeit
zurückzuweichen.

Es ift felbftverftändlich, dafs in einem 30Bogen ftarken
Buche manche Einzelheiten zu beanftanden wären; und ich
zweifle nicht, dafs Kfm., wenn er fein ganzes Manufcript
einer gründlichen Revifion unterworfen hätte, ehe er es
in die Druckerei fchickte, vieles von dem, was uns auf-
geftofsen ift, verbeffert haben würde. Da diefes Blatt
nicht für Aufnahme vieler folcher Einzelheiten geeignet
ift, wollen wir nur, um unfere Behauptung zu beweifen,
etwas aus dem erften Abfchnitte anführen. Pag. 13 ob.
Saadja lagt, um feine Behauptung, dafs der Begriff von
Gott fehr abftract fei, zu ftützen, dafs andere ja diefen
Begriff aufserordentlich fubtil gefafst haben, und dafs
er felber eine fo fehwierige Sache demonftrirt habe, wie
die, dafs Etwas aus Nichts werden könne. Und wenn
der Begriff der Schöpfung aus Nichts fein fei, leuchtet es
ein, das der viel höhere Begriff von Gott noch viel feiner
fein müffe. irnbiT und n-N un:» ift parallel. Kfm.'s
Zufatz: ohne einen Schöpfer, ift unberechtigt. — Pag. 14
A. 25. Ninrs ift nur unverftändlich, wenn man N5r:n lieft.
Behält man aber die (wenigflens in der mir vorliegenden
cd. Slucky) alte Lesart ":::r, ift alles klar. — Pag. 18 A. 35
hätte Kfm. fein: vielleicht etc. auslaffen follen, da das
Mifsverftändnifs nicht einem Copiften, fondern Makrizi zu
Schulden kommen würde. — Pag. 24 fällt ein Anachronismus
auf; auch in einer freien Wiedergabe von Saadja darf
man nicht von ,der Art des hebräifchen Parallelismus' als
etwas allgemein bekanntem fprechen. — Pag. 39 A. 72.
Der Vergleich Saadja's wäre nach diefer Auffaffung hinkend
und fchlecht ausgedrückt. Das Bcifpiel ift auf die
Gegner anzuwenden. Die Chriften fagen nach Saadja,
dafs Gott kein Körper fei, nehmen aber doch Verfchie-
denheit in Gott an. Dasjenige, worin Verfchiedenheit
ftattfindet, ift ohne Zweifel ein Körper. In Wirklichkeit
nehmen alfo die Chriften eine Körperlichkeit Gottes an,
nur dafs fie diefem Ausdruck ausweichen. Ebenfo wie
ein Feueranbeter, welcher fagt, dafs er nicht das Feuer
anbete, fondern ein Brennendes, Leuchtendes, aufwärts
Steigendes — in Wirklichkeit alfo doch das Feuer, wenn er
auch den Namen vermeidet. Daran fchliefst fich nun
genau die directe Beweisführung des Saadja. Der Zwi-
fchenfatz, der von ihm felber handelt, belagt nur, dafs
er durch die Eigenfchaften keine Verfcniedenheit in Gott
annimmt, da nur die Sprache, nicht der Gedanke an
diefer Mehrheit Schuld ift. So gefafst, ift auch das
Beifpiel demjenigen genau analog , das er in ähnlicher
Verbindung (p. 41 Slucky unten) verwendet hat. —
Pag. 42 A. 78. Die Anmerkung ift überflüffig, da Scha-
rastäni ja felber fagt, ,das Wiffen' habe den Körper angezogen
. Die Correctur ift ganz unnöthig, da Schar, ja
keine mathematifche Gleichung vorträgt. Warum er,
wie ja auch Mokammez in der von Kfm. angeführten
Stelle, ,das Leben' dem Wiffen voranftellt, ift leicht zu
finden. — Pag 60 A. 109 hätte Kfm. ficher ausgelaffen,
wenn er an S. 36 A. 66 gedacht hätte. Ich habe die
Kleinigkeit nur deshalb erwähnt, weil Aehnliches öfter
vorkommt. — Druck und Ausftattung find für ein deut-
fches wiffenfehaftliches Buch ungewöhnlich fchön. Wenn
im Druck einander ähnliche hebräifche Buchftaben auch
oft verwechfelt worden find, wird diefes doch keinen

Lefer irre führen und mit der Entfernung des Autors
vom Druckort entfchuldigt werden. — Wir können unfere
Anzeige nicht fchliefsen, ohne den Lefern diefes
Blattes, die an der Hand eines kundigen Führers in der
jüdifch-arabifchen Religionsphilofophie fich umfehen
wollen, das Werk beftens zu empfehlen; den Verfaffcr
aber daran zu erinnern, was der griechifche Weife lehrt,
dafs die perfönliche Freundfchaft dem Streben nach der
Wahrheit nicht in den Weg treten darf.

Breslau. D. Simonfen.

PresseI, Fr., Das Evangelium in Spanien. [A. u. d. T.:

Baufteine zur Gefchichtc des Guftav-Adolph-Vereins,
hrsg. von Wilh. Preffcl. 1. Bd.] Freienwalde 1877,
Draefeke. (280 S. 8.) M. 3. —

Diefer Band eröffnet eine Reihe von Schriften, welche
die Arbeitsgebiete des Guftav-Adolph-Vereins fchildern
und über die Arbeit felbft gefchichtliche Auskunft geben
follen, ein ganz verdienftliches Unternehmen. Es wird
I dabei ziemlich weit ausgeholt; wenigflens ift in dem vor-
, liegenden Bande über die Hälfte des Raumes der früheren
kirchlichen Gefchichte Spaniens gewidmet; vgl.
die Abfchnitte: Spanien bis zur Zeit der Reformation;
die Muhammedaner und Juden in Spanien; Las Cafas,
der Befchützer der Indianer; die Ertödtung der Reformation
. Darin ift zu viel gefchehen. Es ift richtig, dafs
die Vorgefchichte gezeichnet werden mufs, um die Gegenwart
und die von ihr geftellten Aufgaben begreiflich
zu machen. Aber das hat doch immer nur als Einleitung
zu gelten und ift darum auch als folche kurz zu
behandeln. Sodann follte man auch in populären
Schriften nicht mit fo derben, groben Farben malen,
wie z. Th. hier gefchehen ift; der Charakter der fpanifchen
Inquifition z. B. ift durchaus nicht fo dargeftellt, wie es
hätte gefchehen müffen; die von derfelben Verurthcilten
ohne Weiteres als Märtyrer zu bezeichnen, S. 77, ift unrichtig
; die Albigenfer evangelifche Chriften zu nennen,
S. 39, nicht erlaubt. Auch wer für die grofsen Kreife
des evangelifchen Chriftenvolkes fchreiben will, mufs
fich ein vorhergängiges ernftes Studium zur Pflicht
machen. Das am Schluffe angehängte Verzeichnifs der
,benutzten Quellen' zeigt, dafs der Verf. diefer Schrift
es damit wohl etwas zu leicht genommen hat. — Das
Anzichendfte find in diefem Bande die drei letzten Abfchnitte
über die neueren Evangelifationsverfuche, doch
hätte auch hier dem Style eine etwas gröfsere Sorgfalt
gewidmet werden dürfen. — Möchten diefe durch den
erften Band nothwendig gemachten Bemerkungen bei der
Weiterführung des wie gefagt verdienftvollen Unternehmens
beherzigt werden! Der Sache, der es dienen will,
würde dann ein um fo gröfserer Gewinn erwachfen.

Erlangen. G. Pütt.

Plitt, Prof. Dr. Guft., Die Albrechtsleute oder die evangelifche
Gemeinfchaft. Ein Wort zur Belehrung und
Warnung. Erlangen 1877, Deichert. (53 S. gr. 8.)
M. — 60.

Wenn man feinen Grund und Boden auf allen Seiten
von feindlichen Mächten bedroht und umftürmt fieht, fo
hat man alle Urfache, jede in Treuen dargereichte Beihilfe
zur Abwehr mit dankbarer Anerkennung zu ergreifen
und zu verwerthen. In diefem Sinne wiffen wir die genannte
kleine Schrift aufs dankbarfte zu würdigen. Der
gründlich gelehrte Kenner der Reformation und ihrer
Literatur tritt hier als treuer Sohn der evangelifch-
lutherifchen Kirche anfpruchslos in die Reihe der Ver-
theidiger, deren fie in jetziger Zeit gegen Feinde der
verfchiedenften Färbungen fo dringend bedarf. Er
wendet fich gegen eine jener aufdringlichen Denomina-
| tionen, die mit transatlantifchcr Unbefcheidenheit das