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Ausgabe:

1878

Spalte:

607-609

Titel/Untertitel:

Monumenta Syriaca ex Romanis codicibus collecta. Praefatus est Pius Zingerle, S. Benedicti. Volumen I 1878

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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6oy Theologifche Literaturzeitung. 1878. Nr. 25. 608

einräumen. Damit ift aber die ganze Chronologie des den von ihm copirten und bisher unedirten fyrifchen

Verf.'s unzuverläffig geworden. Die Stärke des Buches Texte zur Veröffentlichung kommen; möge das bald

liegt überhaupt nicht dort, wo der Verf. fie fucht, fon- und von der berufenen Hand Bickell's gefchehen. —

dern vor allem in dem zweiten Buche, an deffen Aus- Der Inhalt der bis jetzt erfchienenen zwei Bände diefer

führungen man wenig wird tadeln können. In dem Monumenta ift zwar faft ausfchlicfslich theologifcher Art,

dritten Buche, in welchem der Verf. den Einflufs des doch ziemlich gemifchtcr Natur; neben Ueberfetzungen

Montanismus auf die Kirche unterfucht und 21 Erichein- aus dem Gricchifchcn erhalten wir fyrifche Originalftücke,

ungen in der Kirchengefchichte bis zu den Menoniten neben fehr profaifchen dogmatifchen Abhandlungen

und Mormonen herab mit dem Montanismus vergleicht, flehen kürzere oder längere Gedichte, neben Predigten

vermifst man eine tiefergehende und principielle Betracht- ein myftifcher Commentar über das Hohelied. Das ein-

ungsweife. Zwar ift es dem Verf. nicht entgangen, dafs die zige nicht theologifche Stück, im zweiten Band S. 63—

Priefterkirche vom 3. Jahrhundert ab fich mit Attributen 75, die Martyriumsgefchichte der Stadt Carca bei Seh u-

ausgeftattet hat, die gegen allen Enthufiasmus gerichtet, cia, ift vielleicht das intereffantefte der ganzen Samm-

doch felbft enthufiaftifche find, aber er hat diefer Be- lung. Dafs die Herausgeber andern Stoffen gröfseren

obachtung keine gehörige Folge gegeben. Werth zufchrieben, namentlich dem Testimonium Felicis

Leipzig. Adolf Harnack. ßa/>ae (l, 2), den Fragmenten von dogmatifchen Schrei-

_______. ben der Paplte Julius und Damafus, den kleinen Stucken

Monumenta Syriaca ex Romanis codieibus collecta. Prae- aus Pfeudojuftin's de fide ortkodoxa und des Irenaeus

fatus est P. Pius Zingerle, Ordin. S. Benedicti. g^».(drittes Ridi).,^ l-^) ift begreiflich; diefe

Tr . • T „ . . nr- ur trT Stucke haben lie daher auch ins Lateinifche uberfetzt.

Volumen L Oeniponti 1869, Wagner. (VI, 44 u. 132 Bei den Fragrnentcn aus Irenaeus ift zweimal (II, 10.

S. fyr. Text. gr. 8.) M. 6. — I n) ein fchlimmcr Fehler mituntcrlaufen, indem Mö-

— edita a Dr. Georgio Möfinger. Volumen II. üeni- finger die Worte der Ueberfchrift fo las und verftand,

ponti 1878, Wagner. (XV, 26 u. 174 S. gr. 8. nebft i dafs .fie fm neues Z^"ifs fÜr .das r^^che
at t » v u Tj-u at o um des Irenaeus enthalten, wahrend he in Wirklichkeit

Mohngers hth. Bild.) M. 8. — nur befagen, dafs Lugdunum bei den Römern den Zu-

Vorliegende Sammlung verdankt ihre erfte Entlieh- I fatz Gallorum führe; Nöldeke hat dies bemerkt und zur
ung dem gerechten Unmuth darüber, dafs feit den Tagen Verbreitung weiteren Mifsverftändnifses im Lit. C.-Blatt
der drei Affemani von Rom aus eigentlich fo gut wie I (78, 29) mit Recht hervorgehoben. Die im Eingang des
nichts gefchehen fei zur Bekanntmachung und Ver- erften Bandes mitgetheilten Sätze aus Ignatius und Po-
werthung der reichen Schätze fyrifcher Handfchriften, lycarp find fchon von Zahn bei der neuen Ausgabe der
welche grofscntheils durch Jofeph Simon, den gröfsten apoftolifchen Väter II, 373 ff. verwerthet worden; ich
unter den dreien, dorthin gebracht worden waren, unterlaffe es daher, hierüber und über die weiteren aus
Deutfche, englifche, belgifche Gelehrte wetteiferten mit dem Griechifchen überfetzten Stücke aus Gregor von
einander, die Schätze fyrifcher Handfchriften, die aus der Nyffa und Chryfoftomus etwas zu bemerken; die fyri-
nitrifchen Wüfte in unferem Jahrhundert nach London fchen Originalfchriftfleller, die in der Sammlung bis
gekommen waren, allgemein zugänglich zu machen; die jetzt Vertretung fanden, find Ephram (I, 4—12. II, 33 — 51
der römifchen Bibliothek, die ihrem beften Theile nach wovon übrigens manches fchon gedruckt und nicht we-
aus derfelben Quelle flammten, lagen indeffen fere ne- niges dem Ephram abzufprechen ift), Ifaak der Grofse
glecti et quasi sepulti per tanti temporis spatium. So ver- f 460 (I, 13—20), vor allem Jakob von Sarug f 521
banden fich denn drei gelehrte Söhne der römifchen (I, 21 — 96. II, 52—63 Gedicht über den Märtyrer Sarbel;
Kirche, aber keine Römer, fondern Deutfche, die mit eine lateinifche Ueberfetzung desfelben hat Möfinger,
einander längere Zeit in Rom zubrachten, die Profeffo- , Acta SS. Martyr. etc. S. 20 ff. gegeben; 76—166 deffen
ren der Theologie Georg Möfinger von Salzburg, Jofeph erftes und berühmteftes Gedicht über das Wagengeficht
Zingerle von Trient, und des letzteren bekannterer On- Ezechiels, 1400 Strophen lang, mit gegenübergedruckter
kel Pius Zingerle, um wenigftens einige der römifchen arabifcher Ueberfetzung), Ifaak von Niniveh (I, 97—101),
Handfchriften der Vergeffenheit zu entreifsen und damit Johann Sabas (,dcr Alte' I, 103 f.), Johann von Dara (I,
zur Beförderung des fyrifchen und des theologifchenStudi- 105 ff.), der Neftorianer Chamis (aus dem 13. Jahrhun-
ums einiges beizutragen. Vor 10 Jahren erfchien, von den dert mit 2 Gedichten auf die Auferftehung und die Jungdrei
genannten gemeinfam bearbeitet, von Pius Zingerle ' frau Maria II, 168 — 174), der Metropolit Maruthas
bevorwortet, der erfte Band diefer Sammlung; der zweite (II, 32 mit 2 Scholien über Exod. 15,25 und Mt. 26, 6—14)
unlängft erfchienene flammt ganz von Möfinger, der die und der anonyme, jedenfalls vor dem 9. Jahrhundert
Vollendung desfelben aber nicht mehr erlebte, indem er fchreibende myftifchc Commcntator des Hohenlieds
am Epiphanienfeft diefes Jahrs, erft 47 Jahre alt, ftarb, J (II, 9—31). Einige der genannten Sachen verdienten
nachdem er feit 66 Profeffor des Alten Teftaments und durch eine deutfche Ueberfetzung allgemein bekannt
der orientalifchen Sprachen in Salzburg gewefen war. ■ gemacht zu werden (etwa in der Kemptener Sammlung
Der um die fyrifche Literatur hochverdiente G. Bickell hat j der Kirchenväter), bei andern ift der Verluft nicht g'rofs,
das faft fertige Buch mit einer biographifchen Skizze wenn fie nur wenigen zugänglich bleiben. Jakobs Wagen-
Möfinger's und vielen Verbefferungen eingeleitet. Aus gedieht, über deffen Entftehung noch Barhcbräus im
der erftern hebe ich hervor, dafs unter den von Mö- j 13. Jahrhundert eine legendenhafte Nachricht mittheilt,
finger verfafsten, von der Wagner'fchen Buchhandlung (Chron. Eccl. I, 189 f.) foll nach II, 15 bald in einer
in Innsbruck zu beziehenden Schriften neben dem be- , befondern Ausgabe mit lateinifcher Ueberfetzung verkannten
Supplementum Corporis Ignatiani (1872) und den öffentlicht werden; zu bedauern ift, dafs für diefes bei
als echt vertheidigten Acta SS. Martyrum Sarbelii et ' den Syrern einft hoch berühmte, darum auch noch in
Barsimaei (1874) noch genannt werden: Evangelii con- I vielen Handfchriften erhaltene Gedicht nur eine aus dem
cordantis expositio facta a S. Ephi'aemo Syro in Latinum Ii. Jahrhundert (lammende zu Grund gelegt wurde; im

translata a J. B. Au eher Mechitarista, cujus versionem
c mendavit, annotationibus illustravit et edidit Dr. H. Mö-
singer. Venetiis in libris Mechitaristarum, 1876, Ephräm's

Britifchcn Mufeum findet es fich mehrfach, unter anderm
in einer Hdf. des 7. Jahrh. Ein kleiner Theil des
Gedichts ift auch fchon 1875 in Rom gedruckt worden

Commentar über Tatian's Diateffaron! und Vita et Mar- (f. Gabriel Cardahi Liber Thesauri de arte poetica

tyrium S. Barth olomaei Apostoli, ex sinceris fontibus Ar- Syrorum S. 12 ff.); eben dafelbft finden fich S. 59 ff.

meniacis in linguam latinam conversa (Sa/isburgi 1877). auch einige Lieder von einem Neftorianer Chamis el-

Aus dem Nachlaffe Möfinger's follen noch die wichtig- Cardahi, der mir mit dem oben genannten identifch zu