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Ausgabe:

1878 Nr. 22

Spalte:

531-532

Autor/Hrsg.:

Gebhardt, Oscar de

Titel/Untertitel:

Patrum apostolicorum opera. Textum ad fidem codicum et graecorum et latinorum adhibitis praestantissimis editionibus recensuerunt. Editio post Dresselianam alteram tertia. Fascic. I, pars 2 1878

Rezensent:

Overbeck, Franz

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53i

Theologifche Literaturzeitung. 1878. Nr. 22.

532

entnommene Bild mit den fynoptifchen Zügen in ein | zwifchen hat Gebhardt auch noch drei neue Zeugen des
harmonifches Ganzes zu verarbeiten. Der i meid über unvolldändigen, vor Auffindung des Sinaiticus alfein be-

vielfältig Befprochenes nicht hinausgehende Inhalt und
die ganz fchmucklofe, zuweilen felbft etwas trockene und
breite Darftellung, die für den nächften Zweck der Vortrage
gewifs durchaus genügte, legt die Frage nahe, obi
man wohlthut, durch den Druck folcher Vorträge An-
Iprüche zu erregen, die fie doch fchwcrlich erfüllen
können.

Berlin. Dr. Weifs.

Patrum apostolicorum opera. Textum ad fidem codicum
et graecorum et latinorum adhibitis praestantissimis
editionibus recensuerunt, commentario exegetico et
historico illustraverunt, apparatu critico. versione
latina passim correcta, prolegomenis, indicibus in-
struxerunt Oscar de Gebhardt, Adolfus Har-
nack, Theodorus Zahn. Editio post Dresselianam
alteram tertia. Fascic. 1. pars 2.

A. u. d. T.: Barnabae epistula graece et latine. Recensuerunt
atque illustraverunt, Papiae quae super-
sunt, Presbyterorum reliquias ab Irenaeo servatas,
vetusecclesiae romanae symbolum, epistulam adDio-
gnetum adjecerunt Oscar de Gebhardt et Adolfus
llarnack. Editio altera. Lipsiae 1878, Hinrichs.
(LXXIV, 272 S. gr. 8.) M. 5. —

Wie beim Clemenstext fo haben fich die Herausgeber
auch bei dem des Barnabas zu einer Revifion ihrer
eben erft vollendeten Arbeit an den apoftolifchen Vätern
zunächft durch die neuerdings aufgetauchte Handfchrift
von Conftantinopel veranlafst gefehen, deren Varianten
im Barnabas man nun aus der für Hilgenfeld verfertigten
Collation des Metropoliten Bryennios kennt. Die Schätzung
der neuen Handfchrift (C) insbefondere im Verhältnils
zum Sinaiticus (s) ift die aus der neuen Ausgabe des
Clemens fchon bekannte geblieben. Unter den, fo viel
Referent fieht, einigen 70 Stellen, an welchen der vorliegende
Text von der erften Ausgabe abweicht, ift nur
an einigen 20 gegen t* für C entfchieden. Sonft haben
die Herausgeber ihr Princip, «, und zwar deffen erfte
Hand, zu Grunde zu legen, nur noch ftrenger durchgeführt
, hierzu freilich an nicht wenigen Stellen durch den
jetzt hinzutretenden Zeugen C ermuthigt. Ref. fieht
keinen Grund ein, fich im Ganzen gegen diefes Verfahren
, welches auf eine fehr gemäfsigte Bevorzugung von
n hinausläuft, auszufprechen. An Stellen wie 4, 8. 12,
11 zeichnet fich C befonders evident aus. Aus den reichen
Zufammenftellungen Gebhardt's p. XXXI sqq. kann
man fich aber am rafcheften überzeugen, dafs die Aufgabe
des Herausgebers des Barnabas zur Zeit eine noch
lehr peinliche ift. Nicht einmal der Confenfus von tiC
kann ihn unbedingt leiten, gefchweige denn, dafs er fich
ohne Wanken auf einen einzelnen der augenblicklich

kannten griechifchen Textes des Briefs kennen gelernt.
Darunter hat fich namentlich ein Leydener Codex, wenn
auch weiter nichts als die für If. Vofs-gefertigte und mit
Zufatzen anderer Herkunft vermehrte Abfchrift eines
fchon bekannten Florentinifchen, als wichtig er.wiefen
für die kritifche Schätzung der Ausgabe des Tf. Vofs
und ihres Verhältnifses zur unmittelbar vorhergegangenen
Editio princeps des Menardus. Indem aber auch für diefe
von Gebhardt die Quellen nachgewiefen werden, ebenfo
wie für'die Vorarbeiten des Ufferius, welche der Oxforder
Ausgabe von 1685 zu Grunde liegen, und diefen
Ausgaben allen der Anfpruch auf einen über die uns
noch vorliegende handfchriftliche Ueberlieferung hinausgehenden
Werth abgefprochen ift, erhält man zuerff
eine genaue und überlichtliche Gefchichte des gedruckten
Textes des Barnabasbriefes. Hierdurch befonders ift
der Gebhardt'fche Antheil an den Prolegomenen in die-
fer Ausgabe auf mehr als das Doppelte feines früheren
Umfangsangewachfen. Auch der unter den Text gefetzte,
offenbar mit der peinlichften Sorgfalt verfertigte 'kritifche
Apparat übertrifft alle bisherigen auch in feinen Mittheilungen
aus dem unvollftändigen Text des Briefs an Voll-
ftändigkeit und Genauigkeit. Zu Oruegov hfiiqa 15, 4
vermifst Referent Berückfichtigung von Otto's Nach-
weifungen in Hilgenfeld's Zeitfchrift 1877 S. 526. Auch
llarnack hat in dem ihm zugefallenen Abfchnitt der
Prolegomenen und im Commentar fleifsig nachgearbeitet.
In jenen hat befonders der Paragraph über das tradi-
tionelleAnfehen des Barnabasbriefs, gröfstentheils auf
Grund der Braunsberger'fchen Arbeit, Erweiterungen und
Verbefferungen erfahren. Auffallend ift, dafs in den
Bemerkungen über die Stelle aus Hieron. denom.hebr.
p. LI. nicht fofort auf das Fragment p. LH n. 27 hinge-
wiefen worden ift, durch welches die Vermuthung der
Abhängigkeit des Hieronymus von einer griechifchen
Quelle ja unmittelbare Begründung erhält. Mit Recht
ilt übrigens noch ftrenger als früher p. XLV sq. der
Satz durchgeführt, dafs es vor Clemens von AI. kein
ficheres Zeugnifs für den Barnabasbrief giebt. Im Anhang
war befonders die Sammlung der Fragmente des
Papias zu revidiren. Dabei kann Ref. den Commentar
zu Fragm. XVIII nicht für nur verbeffert halten, wenig-
ftens das Intereffe, welches II. nun an Lightfoot's 1!<
handlung diefes Fragments nimmt, auch jetzt durchaus
nicht theilcn. Dafs ftatt in extremis zu lefen ift in cx-
ternis möchte wohl evident fein; doch auch dann bleibt
möglich, dafs dem exotericis ein urfprüngliches exegeticis
zu Grunde liegt, womit aber das Fragment immer noch
lange nicht folcher Experimente würdig wird. Eine
höchft fehätzenswerthe Zugabe im Anhang ift die an
das ältefte Symbol der Römifchen Kirche geknüpfte
Sammlung von Zeugnifsen zur älteften Geftalt des Tauf-
fymbols. Die Wolke von Zeugnifsen, die aus Tertul-
lian, Irenäus, Jüdin und Ignatius ausgezogen id, erfcheint
auf den erden Blick undurchfichtig. Ihr eigentlicher

Bafel. Franz Overbeck.

allein zugänglichen Zeugen verladen dürfte. Und leider Werth ergiebt fich aber aus der ungemein fleifsigen und
eröffnet die Gefchichte des Anfehens des Briefs, welches lehrreichen terminologifchen Zufammendellung zu den
charakteridifcher Weife feit dem 4. Jahrhundert zu feiner j einzelnen Sätzen des Tauffymbols S. 133 ff.
Bedeutung in feiner Zeit in umgekehrtem Verhältnifs
deht, wenig trödliche Ausfichten auf Verbefferung un-
ferer Information. Dagegen will die Hoffnung auf weitere
Ueberrafchungen, wie die eben durch den Fund
des Bryennios bereitete, wenig befagen. Unter diefen
Umdänden deht es mit manchen Stellen des Barnabasbriefs
verzweifelt. Den Verfuch das vnbQg/un tjqsv 5, 8
z. B. durch Hinweis auf Luc. 19, 41 Matth. 23, 37 zu erklären
fähe Ref. gern unterlaffen, und erfcheint ihm
Gebhardt's Conjectur v7T.eQrjndir]Oav mindedens als War

Aube, B., Histoire des persecutigns de l'eglise. La polerhi-
que päienne ä la fin du He siecle. Fronton, Luden,
Celse et Philodrate. Paris 1878, Didier et Cie.
(XV, 516 p. gr. 8.)

Diefes Buch reiht fich als Fortfetzung an ein Werk,
1 das den Lefern diefer Zeitfchrift fchon angezeigt wurde
nungszeichen für den Le'fer um fo dankenswerther. . (1876 Nr. 17), würdig an. Der Vorwurf fo gut wie

Uebrigens befchränkt fich dieUmarbeitung diefer Ausgabe i gänzlicher Unkcnntnifs deutfeher Literatur darf diefes
durchaus nicht auf das durch Cod. C Veranlafste. In- ! Mal fogar zurückgenommen werden. Ein anderer all-