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Ausgabe:

1878

Spalte:

529-530

Autor/Hrsg.:

Krähe, Ed.

Titel/Untertitel:

Der Apostel Paulus. Ein Lebensbild 1878

Rezensent:

Weiß, Bernhard

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schürer in Giefsen.
Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. HLnrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 22. 26. October 1878. 3. Jahrgang.

Krähe, Der Apoftel Paulus (Weifs).
Düfterdieck, Der Apoftel Johannes und fein

Evangelium (Weifs).
Patrum apoftolicorum opera, fasc. I part. 2:
Barnabae epiftula, edd. Gebhardt et Har-
nack, ed. 2. (Overbeck).
Aube Hiftoire des persdcutions de Keglige. La
poldnique paienne a la fin du II. siecle. Fronton
, Lucien, Celse et Philoftrate (Overbeck).
Francke, Die Pfychologie und Erkenntnifslehre
des Arnobius (Möller).

armen Lebens Chrifti, herausg. von Seufe

Denifle (Möller).
Leffing's Werke, 14.—18. Thl. Hempel'fche

Ausgabe (Bertheau).
Witte, Italien [Baufteine zur Gefchichte des

Guftav-Adolph-Vereins, 2. Bd.] (Kahler).
Hafe, Handbuch der proteftantifchen Polemik.

4. Aufl. (Möller).
Gihr, Das heilige Mefsopfer dogmatifch, litur-

gifch und afeetifeh erklärt (Kattenbufch).

Das Buch von geiftlicher Armuth, bisher be- Harttmann, Licht und Recht, Evangelien-Pre

kannt als Johann Taul er's Nachfolgung des 1 digten (Wächtler). 2. Hft. (Koehler).

Fröhlich, Auswahl von Predigten über Texte

aus Lukas (Derf.).
Schwarz, Predigten (Derf.).
Körber, Ein Oelblatt des Friedens, Predigten

(Derf.).

Bertoldy, Evangelifche Zeugnifse. Ein Jahrgang
Predigten (Derf.).
Beck, Gedanken aus und nach der Schrift, Neue

Folge (Lindenberg).
Löfflad, Die Kirche im Mannesalter, Studien
und Kritiken zur Kirchen- und Culturfrage,

Krähe Schul-Infp. Dr. Ed., Der Apostel Paulus. Ein Le- | tragen und andere an fo abfurde Deutungen biblifcher

bensbild. Der evangelifchen Gemeinde nach den j Stellen geknüpft werden, wie die von 1 Cor. 4 9. 7, 31

n c- u -r 4 ro> r knftiirhen Tbz.rsloo-iA. ai" S. 9 oder Col. 2, 14 auf S. 30? Und was ift zuletzt

neueften Ergebnifsen der wiifenfchaitlicnen llieologie , ,, / . , , ,. r' f* , ,..g. s „ ....

& der Hauptinhalt diefes Lebensbildes: Schilderungen aus

dargeboten. Berlin 1878, Wohlgemuth. (139 S. gr. 8.) dem j eben der alten Welt, foweit Paulus diefelbe be-

M. 2. — | rührt hat, gehäffige Darftellungen der Parteikämpfe und

Zunächft bedarf es einer ernften Rüge, wenn auf j der kleinlichen, theilweife recht jämmerlich erfcheinen

dem Titel dies Lebensbild ,der evangelifchen Gemeinde
nach den neueften Ergebnifsen der wiffenfehaftlichen
Theologie dargeboten' wird. Der Verf. felbft fagt im

den Verhältnifse in den alterten chriftlichen Gemeinden,
bei denen man Alles eher begreift, als wie eine folche
Religiönsgemeinfchaft die Welt erobert hat. Dazwifchen

Vorwort, dafs er fich hauptfächlich an Hausrath an- I die Geftalt des Paulus, von deffen epileptifchen (nach
fchliefse, und in wie ausfchliefslichem Mafse dies der I dem Verf. dämonifchen) Zufällen wir zwar fehr viel, von

deffen innerem Leben, wie es fich in feinen Briefen fo
reich offenbart, wir herzlich wenig erfahren. Und je
weiter die Gefchichte kommt, defto trockener, defto
äufserlicher, defto ärmlicher wird rte, bis fie faft apho-
riftifch wie im Sande verrinnt. Wir glauben nicht, dafs
der evangelifchen Gemeinde mit diefem Lebensbilde ein
grofser Dienft geleiftet ift.

Berlin. Dr. Weifs.

P'all ift, erkennt jeder Kundige leicht. Hausrath in allen
Ehren, aber feine zum Theil recht fubjectiven kritifchen
Vorausfetzungen und gefchichtlichen Anfchauungen, die
von rechts und links vielfach fehr mit Recht beanftandet
werden, find doch keineswegs die ,Ergebnifse der wiffenfehaftlichen
Theologie' als folche. Hausrath felbft wird das
ficher durchaus nicht beanfpruchen; aber die evangelifche
Gemeinde' weifs das eben nicht und wird fomit
einfach hinters Licht geführt. Bei der Abhängigkeit des
Verf.'s von Hausrath können wir natürlich die wiffen-
fchaftliche Grundlage feiner Darftellung, für die ein An- Diisterdieck, Ob.-Confiftorialr. Dr. Friedr., Der Apostel
derer verantwortlich ift, hier nicht kritifiren. Allein fchwer- Johannes und sein Evangelium. Vorträge im cvangeli-
lich wird fein Gewährsmann es zu verantworten haben, fchen Verein zu Hannover. Hannover 1878 Heiwenn
S. 10 Anm. das römifche Bürgerrecht des Paulus j • [66 g g ) M ;
fehr apodiktuch in Frage geftellt und nachher in der 1 0

Darftellung doch ganz naiv als zweifellos vorausgefetzt Die hier in eine fortlaufende Darftellung zufammen-

wird (S.62. 128. 133), wenn S. 8 f. in höchft übertreiben- gefafsten Vorträge wollen nach eingehender Befprechung
der Weife der Einflufs der geiftigen Atmofphäre von Tarfus j des Prologs nach den Hauptgefichtspunkten desfelben
auf den Apoftel gefchildert und gleich darauf S. 10 den Inhalt und die Anlage des Evangeliums charak-
feine ftreng theokratifche Erziehung hervorgehoben wird, terifiren. Der Verf. fucht dann aus dem Evangelium

die ihn natürlich von all jenen Einflüffen völlig ab-

felbft Momente für die Echtheit desfelben zu gewinnen,

fchlofs. Solche Unklarheiten und Widerfprüche der wobei feine Selbftändigkeit den fynoptifchen Evangelien
Darftellung finden fich übrigens nicht ganz feiten, und i gegenüber , die auf Augen- und Ohrenzeugenfchaft
folche Naivitäten, wie die Anm. über die Gnoftiker j deutenden Detailangaben und die Andeutungen des
auf S. 132, follte man doch von einem, der ein theo- . Evangeliums über die Perfon des Verf.'s befprochen wer-
logifches Buch fchreibt, nicht erwarten. Was aber | den. Es wird dann kurz das Zeugnifs des 21. Capi-

tels und der altkirchlichen Tradition erörtert, um im
zweiten Theil zu dem Lebens- und Charakterbild des
Apoftels überzugehen, wobei der Verf. von der Apoka-
lypfe, die er nicht für apoftolifch hält, Umgang nimmt,
und mit einem Blick auf die Bedeutung des Johannes
für die Kirche zu fchliefsen. Manches, wie die Anlage
und Compofition des Evangeliums, feine Eigenart im
Verhältnifs zu den fynoptifchen, fcheint mir etwas dürftig
behandelt, und in dem Charakterbilde ift es dem Verf.
kaum ganz gelungen, das zunächft aus dem Evangelium

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foll die ,evangelifche Gemeinde' denken, wenn ohne jede
eingehendere principielle Rechtfertigung, alfo fcheinbar
mit völliger Willkür, bald die genaueften Details der
Apoftelgefchichte aeeeptirt, bald zahllofe andere mit
Stillfchweigen übergangen oder in einer kurzen Anmerkung
als erdichtet bezeichnet werden, wenn einzelne pau-
linifche Briefe ohne jede Begründung völlig ignorirt und
dann auch wieder aus ihnen (z. B. dem 2. Tim.) mancherlei
Data benutzt werden, wenn die fragwürdigften
Combinationen als völlig geficherte Thatfachen vorge-