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Ausgabe:

1878 Nr. 2

Spalte:

28-29

Autor/Hrsg.:

Schick, Aug. Herrm.

Titel/Untertitel:

Hebräisch-deutsches und deutsch-hebräisches Uebungsbuch mit einem Vocabularium, zum Gebrauch auf Gymnasien und Universitäten, sowie zum Selbstunterricht 1878

Rezensent:

Guthe, Hermann

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Theologifche Literaturzeitung. 1878. Nr. 2.

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oder indirecten Wegen ihm Vieles verdanken. Zudem
kam ihm das von Felix Lajard mit Hupendem Fleifse
Gefammelte zu Statten. Aber er hat in den mir im
Augenblick auch mit Bezug auf frühere Bearbeitungen
vollftändig überfichtlichen Partieen Manches felbftändig
beigefteuert, mit fleifsiger Benutzung auch der phönicifchen
Infchriftenwerke und der Münzfammlungen; letztere
fcheinen mir zu ftark benützt, es ift bei der Verwerthung
fcheinbarer Götterbilder auf Münzen grofse Vorficht geboten
, wenn nicht der Gottesname ausdrücklich beigefetzt
ift. Auch die Herbeiziehung der affyriologifchen
Funde hätten wir gern befchränkt gefehen. — In der
Darfteilung ift z. B. gut die Polemik gegen die Annahme
einer alten volksthümlichenUnterfcheidung zwifchen einer
jungfräulichen und einer unkeufchen Aphrodite (Aftarte)
S. 328 ff.

Gerade weil das vorliegende Buch als Materialfamm-
lung feine Verdienfte hat, beruhend auf umfaffender
Leetüre und -anerkennenswerthem Fleifse, feien noch
beifpielsweife einzelne Ausftellungen hier vorgetragen.
Auffallend ift der Mangel an Pietät, welchen der Verf.
Solchen gegenüber zeigt, von welchen er offenbar gelernt
hat. S. 245 wird in der Benhadad-Frage Barhadad,
Bifchof von Tela, genannt; ihn hat Nöldeke in den dem
Verf. bekannten ,Neuen Beiträgen' v. Gutfchmid's geltend
gemacht und damit der Frage eine neue Wendung
gegeben; gleichwohl wird N. nicht genannt. Etymologie
und Material zu '^4ofQvf.tog S. 251 finden fich ebenfo
bei Gefenius, Monutnenta S. 401, der nicht genannt wird.
Die S. 42 vorgetragene Etymologie von bco hat vor
kurzem und m. W. zuerft Euting aufgeftellt, deffen betreffende
Schrift bald darauf zu einem andern Punkte
citirt wird. — Auch findet fich nicht überall die nöthige
Akribie. Von einem Zsvg än6f.ivtog od. iuicc/qoq

S. 170) berichtet Plinius überhaupt nicht und Paufanias
nicht an der Stelle VIII, 26, 7. Nicht dafs Beroe Name
der Römer für Berytos war, fagt Nonnus (S. 293 fondern
umgekehrt: Berytos für Beroe. Zum Belege dafür,
dafs Dagon aufs er halb Philiftäa's verehrt wurde, werden
S. 239 zwei Ortsnamen genannt, welche dem phili-
ftäifchen Lande zugehören. Du-Schera bedeutet im
Arab. durchaus nicht ,Berg' (S 180), fondern ift nur
Gottesname; dagegen ift Schera Eigenname eines be-
ftimmten Gebirgszuges im alten Edomiterlande. Die
Lefungen tiby fsa und mrury n-:n auf phönicifchen In-
fchriften (S. 195. 261) find irrig. — Die Leichtgläubigkeit
des Verf. ift grofs; woher follte z. B. Suidas fichere
Kunde darüber gewonnen haben, dafs Kemofch Gott
der Tyrier war (S. 177)? Charakteriftifch ift, dafs S. 283 f.
Worte ,eines Puniers bei Plautus' citirt werden mit
dem Zufatz: ,in der allerdings unächten Stelle'. — Als
Beifpiel für Etymologieen: ^Annkhxiv = b?an (S. 138).
Elagabal kann unmöglich aus Ve< und b35 zufammenge-
fetzt fein (S. 143) ; woher dann das a? — Ich mufs hervorheben
, dafs ich an den bisher von mir nachgefchla-
genen Stellen Citatfehler nicht gefunden habe (nur unbedeutende
Irrungen: S. 99 1. Pf. 78, 60 f. ft. 68; S. 144:
Mionnet . . . n. 298 It. 297; S. 80 ,Hohel. 10, 11' Druckfehler
ft. Kohel.); auch da, wo der Verf. von Andern
Material herübernimmt, beweift zum Theil die Benutzung
anderer Ausgaben feine forgfältige Verificirung.

Dafs auch der Verf. auf die Conjectur Hadar-Ram-
man für Hadad-Rimmon (Sach. 12, Ii) gekommen ift

S.247), welche ich in einer (dem Verf. freilich anderweitig
bekannten) Abhandlung vorgelegt, mufs mir wohl zum
Trofte dafür gereichen, dafs ich fie jetzt für durchaus
verfehlt halte. Da übrigens auch der Verf. ,Hadadrim-
mon' als Ortsnamen mit einem heutigen Rummane (bei
Ledfchun) identificirt (S. 244), fo fei beiläufig bemerkt, j
dafs ich nicht verftehe, mit welcher Berechtigung kürzlich
diefem Dorfe die Exiftenz abgefprochen worden ift
(von Wellhaufen); ein glaubwürdiger Mann, Guerin, fagt
aus, diefen Ort befucht zu haben (Socin war nicht an !

der Stelle). — S. 435 ff. find einigen polemifchen Bemerkungen
gegen meine Abhandlung: ,Anfchauung des
A. T. von den Göttern des Heidenthums' gewidmet.
Hinfichtlich II Chron. 28, 23 mag der Verf. mit dem
fchon von anderer Seite Bemerkten Recht haben; dagegen
trage ich zu den Spuren einer urfprünglichen
Auffaffung Jahwe's als Familien- und Volksgott, welche
übrigens auf der Hand liegt und die ich keineswegs,
wie der Verf. anzunehmen icheint, als etwas Neues vortragen
wollte, noch nach Gen. 16, 13, wo Hagar ihre
Verwunderung ausfpricht, Gott (El) auch in der Wüfte
(aufserhalb des Patriarchenhaufes) nachgeblickt zu haben.
Auf Gen. 4, 16; 46, 4 hat unlängft noch Wellhaufen ver-
wiefen.

Wir können das Buch nicht für geeignet erklären,
als Lehrbuch benützt zu werden; Keiner aber, der fich
mit den hier behandelten religionsgefchichtlichen Partieen
felbftändig befchäftigt, wird diefe reiche Fundgrube
ignoriren dürfen und jeder fie mit Vorficht Gebrauchende
ihr zu Dank verpflichtet bleiben.

Strafsburg i. E. Wolf Ba udiffi n.

Schick, Stadtpfr. Dr. Aug. Herrm., Hebräisch-deutsches
und deutsch-hebräisches Uebungsbuch mit einem Voca-
bularium, zum Gebrauch auf Gymnafien und Univer-
fitäten, fowie zum Selbftunterricht. Im Anfchlufs an
Dr. Nägelsbach's hebräifche Grammatik. 2. Thl. Die
Syntax. 1. Hälfte. Syntax des Nomen. Leipzig 1876,
Teubner. (IV, 168 S. gr. 8.) M. 2. 40.

Der Verfaffer bezeichnet in der Vorrede feine Arbeit
— foviel dem Referenten bekannt ift — mit Recht als
das erfte Uebungsbuch über die hebräifche Syntax. Es
ilt gewifs nur zu loben, dafs man die Lernenden nicht
allein durch die nackten Regeln, fondern auch durch die
Anwendung derfelben in mündlichen oder fchriftlichen
Uebungen mit dem Satzbau der hebräifchen Sprache-
bekannt zu machen fucht. Deshalb mufs man es dem
Verfaffer Dank wiffen, wenn er Letzteres durch feine
mühevolle Arbeit ermöglicht hat — vorausgefetzt dafs
die dem hebräifchen Unterricht auf Schulen zugemeffene
Zeit es geftattet, aufser dem erften Theil des Uebungs-
buch.es (61 S.- und 107 S. ohne Vocabellectioncn) auch
noch den zweiten Theil (bis jetzt 114S. ohne Vocabel-
lectionen) zu benutzen. Die Arbeit ift forgfältig angefertigt
. Die immerhin feltenen Druckfehler, namentlich
in der Punctation, find wohl nur zum geringften Theil
dem Verfaffer zur Laft zu legen.

In diefem Hefte feines Uebungsbuches hat der Verf.,
foviel ich beobachtet habe, nur folche Sätze als Beifpiele
gegeben, welche in den Schriften des A. T. felbft fich
finden. Satzbruchltücke, wie z. B auf p. 101, nehme
ich aus. Er hat diefes Verfahren an anderer Stelle
(I, 2, p. VIII f.) damit gerechtfertigt, dafs ,wir aus keim 111
anderen Werke die urkräftige Originalität der hebräifchen
Sprache fo genau erfehen wie aus dem A. T.' Der
Satz ift ja ohne Frage richtig, aber der Verfaffer hat ihn
für die Zwecke feines Uebungsbuches falfch angewandt
. Der Fehler befteht darin, dafs er Beifpiele
aus der hebräifchen Profa und Beifpiele aus der
hebräifchen Poefie in bunter Mifchung nebeneinander
geftellt hat. Letzterer find aber bekanntlich viele Freiheiten
und Unregelmäfsigkeiten auch in fyntaktifcher
Hinficht eigenthümlich. Soll der Schüler fich diefe nun
durch Beifpiele einüben, fo verlieren fie für ihn den
Charakter des Ungewöhnlichen. Es kommt hingegen
darauf an, dafs der Schüler aus der guten hebräifchen
Profa die Syntax der Sprache kennen lerne und dadurch
in den Stand gefetzt werde, die Freiheiten und Unregelmäfsigkeiten
der Poefie überall, wo fie vorkomminen,
fofort zu fühlen. Hebräifche Poefie nachbilden zu laffen
ilt nicht das rechte Mittel für den Zweck, hebräifche