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Ausgabe:

1878

Spalte:

25-28

Autor/Hrsg.:

Scholz, Paul

Titel/Untertitel:

Götzendienst und Zauberwesen bei den alten Hebräern und den benachbarten Völkern 1878

Rezensent:

Baudissin, Wolf Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schür er.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. HLnrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 2. 19- Januar 1878. 3. Jahrgang.

Scholz, Götzendienft und Zauberwefen bei den
alten Hebräern und den benachbarten Völkern
(Baudifiin).

Schick, Hebräifch-deutfches und deutfch-
hebräifches Uebungsbuch, 2. Tbl. I. Hälfte:
Syntax des Nomen (Guthe).

Macan, The Resurrection of Jesus Christ (Weifs).

Thomafius, Die chriftliche Dogmengefchichte
als Entwicklungs-Gefchichte des kirchlichen
I.ehrbegriffs dargeftellt, 2 Bde. (Kaltenbufch).

Grundlehner, Johannes Damascenus (Herrmann
).

Pellikan, Chronikon, hrsg. durch Riggenbach
(Plitt).

Bauer, Einflufs des englifchen Quäkerthums auf
die deutfche Cultur und auf das englifch-
ruffifche Project einer Weltkirche (Plitt).

Hunnius, Die ev.-luth. Kirche Rufslands (Plitt).

Chrifllich-vaterländifcheWeiheflunden. Predigten,
Anfprachen und Reden, gehalten von Trommel
, Kögel, Müllenfiefen, Stahn, Stöcker u. A.
I. Sammlung I. Heft (Sachfse).

Evers, , Siehe ich verkündige euch grofse
Freude', Predigten (Derf.).

Holft, Eins ifl Noth. Eine Evangelienpoftille
für alle Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres
, 2. Aufl. (Derf.).

Goltz, Tempelbilder aus dem Leben des Herrn
Jefu, fünf Predigten (Derf.).

Die gel, Predigten für Trauernde, Leidende
und Kämpfende (Derf.).

Ahlfeld, Der chriftliche Hausfjand, eine Hochzeitsgabe
in Predigten, 5. verm. Aufl. (Derf.).

Meier, Wir fahen feine Herrlichkeit. Predigten,
I. Sammlung, 2. Aufl. (Lehmann).

Scholz, Prof. Dr. Paul, Götzendienst und Zauberwesen
bei den alten Hebräern und den benachbarten Völkern.

Mit 5 Steintafeln. Regensburg 1877, Manz. (X, 482 S.
gr. 8.) M. 9. —

Diefes Buch könnte leicht das Mifsgefchick haben,
dafs ein nicht fehr geduldiger Lefer durch die haarfträu-
bende Gefchichtsforfchung , welche auf feinen erften

fchen der Beka-Bäume entnahm, dafs bei Befprechung
der Lilith (S. 84) ihre Erwähnung im B. Jefaja nicht angeführt
wird. Auch weiterhin S. 167 läfst der Verf. bei
Befprechung des einfachen brs als ifraelitifcherEigenname
die mit '3 zufammengefetzten Eigennamen, woraus '3
als Gottesname der Ifraeliten fich ergiebt, einfach weg.

Das zweite Capitel diefes zweiten Abfchnittes be-
fpricht den eigentlichen Götzendienft' 'S. 127 — 431)

Blättern niedergelegt ift, vom Lefen der fehr brauch- j Es werden einzelne Gottheiten befprochen ; nach welchem
baren fpäteren Partieen abgefchreckt würde. Der erfte j Princip fie ausgewählt find, ift nicht recht erfichtlich.
Abfchnitt handelt vom ,Götzendienft im Allgemeinen u. | Augenfcheinlich hat der Verf. zunächft die Abficht ge-
dem Zauberwefen' (S. 1—96. Es kommt zunächft zur j habt, alle im A. Teft. genannten heidnifchen Gottheiten
Befprechung der ,Urfprung des Götzendienftes'(S. I —17). zu behandeln; von ihnen fehlt keine; aber gar nicht ift
Die Frage wird aufgeworfen: wann entftand der Götzen- einzufehen, was in diefem Zufammenhang die fehr aus

dienft? Dafs Abraham wahrend feines Aufenthaltes in
Mcfopotamicn nicht Götzendiener war, wird nicht nur
durch Neh. 9, 7 f., fondern fogar durch Berufung auf
Judith 5, 7 f. widerlegt (S. 5). Dafür, dafs die Aegypter
die erften Götzendiener waren, werden neben Herodot
angeführt Eufebius Cäf. und Hippolyt (S. 12). Dafs der
Götzendienft aufkam vor Nimrod, ergiebt fich aus den
Clementinifchen Recognitionen, dafs er aufkam vor
Noah, aus den noachi fchen Geboten (S. 13). ,Durch
die Sintfluth wurde der Polytheismus zwar befeitigt, er-
ftand jedoch wenige Generationen nach Noah . . . von
Neuem' (S. 17). — Der Kritik dürfen wir uns hier ent

führlich befprochene phrygifche ,Göttermutter' (5. 26)
zu thun hatte. Wollte der Verf. alleGottheiten der den Ifraeliten
verwandten (.benachbarten') Völker behandeln oder
gar noch die anderwärts von den Semiten entlehnten (was
doch allein für die Göttermutter in Betracht kommen
kann), fo fehlt wieder fehr Vieles. Specififch femitifche
Religionsvorftellungen, auch einen befonderen religiöfen
Vorftellungskreis der Phönicier, der Affyrer u. f. w.
fcheint der Verf. übrigens gar nicht anzunehmen. - Irgendwelche
allgemeine Anfchauung von den Religionen,
welchen die hier befprochenen Gottheiten angehören,
erhalten wir nirgends; für jede einzelne Göttergeftalt

halten und von den übrigen ungefähr auf gleichem Niveau l werden mögliche und unmögliche Deutungen aller Zeiten
flehenden Paragraphen diefes erften allgemeinen Ab- j angeführt, mit der ausführlichften Berückfichtigung fogar

fchnittes fchweigen.

Vortheilhaft fticht dagegen trotz vieler Mängel der
zweite Abfchnitt ab: ,Der Götzendienft der Ifraeliten
und der benachbarten Völker im Befonderen' (S. 97-

des Euemerismus — worauf dann der Verf. irgend eine
diefer Deutungen auswählt, ohne dafs man von ihrem
Erfordertfein oder auch nur ihrer Möglichkeit in dem betreffenden
Religionszufammenhang Etwas erfährt. Nur

431). Am wenigften befriedigt hier wieder das erfte j S. 243 findet fich die Bemerkung, die männlichen Götter
Capitel: ,Der Bilder- und Höhencult' (S. 97—-127); j Babylons und Syriens überhaupt feien Sonnengötter;
denn in den hier behandelten Cultcn (Ephod, eherne j dennoch wird dies S. 382 ff. für den Hauptgott Babel's,
Schlange, Stierdienft, Bama-Cult) gehen Ifraelitismus und ! Bei, in Abrede geftellt.

Heidenthum ineinander über; der Verf. will aber fo gut ! Was trotz alledem dies Buch brauchbar macht, ift die
wie nichts Gemeinfames anerkennen, mufs fich alfo fehr Fülle von Material, welche hier zufammengetragen ift. Wir
behutfam bewegen. Berührungspunkte giebt er nur in- lefen S.IV: .Aufserden ägyptifchen u.affyr.-babylonifchen
fofern zu, als ,einerfeits einzelne Cultusformen der heid- Quellen habe ich die Kirchen- u. Profanfchriftfteller in bei
nifchcn Religionen aus dem gemeinfamen Vaterhaufe { Weitem umfangreicheren Maafse benützt, als es bisher
der Uroffenbarung flammen, andererfeits gewiffe Cultus- 1 von Andern gefchehen ift, und dürfte in diefer Beziehung
formen, wie Gebet, Opfer . . . fich von felbft aus dem j mancherlei Neues zu Tage gefördert fein'. Es wäre
Wefen . . . der äufseren Gottesverehrung ergeben, fo ; nur wohl an diefer Stelle angezeigt gewefen, dafs

dafs fie in der Cultusfphäre faft keines Volkes fehlen'
(S. X). Dem Verf. bedenklich erfcheinende Anklänge
des A. T. an Heidnifches zieht er daher vor zu ver-
fchweigen; es ift z. B. doch wohl nicht zufällig, dafs in
dem Paragraphen .Zauberei und Wahrfagerei' nicht die
Rede ift von dem Orakel, welches David aus dem Rau-

der Verf. das reiche, fchon von Seiden zuverläffig
und von Movers, allerdings unzuverläffig, herbeige-
fchaffte Material erwähnt hätte; nicht mit Unrecht ift
über Seiden gefagt worden, dafs ,die Dohlen mit den
Federn diefes Pfauen geputzt gehen'; auch der Verf.,
welcher ihn und Movers zuweilen citirt, mufs auf directen

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