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Ausgabe:

1878

Spalte:

21-22

Autor/Hrsg.:

Schürer, Emil

Titel/Untertitel:

Ein chaldäischer Text des Buches Tobit 1878

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Confirmandenftunde, namentlich in ihrem gegenfeitigen
Verhältnifse' (Hannover 1877, Meyer. 30 S. 8. M. — 40).
Der Vortrag felbft, welcher die Heranbildung des Kin- j
des zum Bekenntnifs der Kirche entfehieden betont, |
leidet augenfeheinlich unter der Fülle von Material,
welches auf engem Raum zufammengedrängt werden
mufste, und kann nur andeutend, nirgends ausführend
verfahren. Evangelifchcn Confirmanden und Confirmir-
ten gilt ein Leitfaden von C. Bickel ,die chriftliche j
Lehre' (Wiesbaden 1877, Rodrian. 108 S. 8. M. 1. 25; ]
cart. M. 1. 50). Er handelt in vier Abfchnitten zuerft
von Gott, dem Herrn des Reiches; fodann von dem
Menfchen, dem Bürger des Reiches; ferner von Jefus j
Chriftus, dem Stifter des Reiches, und zuletzt von dem
chriftlichen Leben, der Verwirklichung des Reiches.
Seine Ausführung hat diefer Plan in 87 kurzen Paragraphen
gefunden, deren jedem eine Reihe Schriftfprüche,
Liederverfe, fowie einzelne Bemerkungen beigegeben find.
Schon diefe Anordnung zeigt zur Genüge, dafs die
Neigung zu fyftematifiren in der kleinen Schrift ftark
zu Tage tritt. Dem gegenüber geht A. F. O. Münch- j
meyer ,Gedenkbuch für Confirmanden' (II. Aufl. Han- j
nover 1877, Meyer.. 16b S. 8. M. — 60) einfach auf
Luther's kleinen Katechismus zurück. Die weit verbrei- 1
tete Schrift bedarf der Charakteriftik nicht. Erwähnt fei
nur, dafs der Erklärung des Katechismus noch zwölf
Bekcnntnifslieder, das Nicänifche und Athanafianifchc
Bekenntnifs, auch der erfte Theil der Augsburg'fchen
Confeffion folgen. — Noch gedenken wir in diefem Zu-
fammenhange einer gehaltvollen Arbeit von J. G. Zeg-
1 i n ,Hülfsbuch für den evangel. Religionsunterricht in
Präparanden-Anftalten' (Gütersloh 1877, Bertelsmann.
VII, 220 S. 8. M. 2. —). Bibel, Katechismus und Gefang- j
buch als die drei koftbaren Bücher bezeichnend, welche
als Grundlage des Religionsunterrichtes in unferen Schulen
anzufehen feien, wünfeht er durch feine Schrift die
Zöglinge der Präparanden-Anftalten zumal mit diefen
drei Kleinodien der Kirche und Schule vertraut zu
machen. Um fie gruppirt er deshalb auch, was in feinem
,Wiederholungsbuch für die Schüler' gegeben wird. Das
Nachdenken und die Selbftthätigkeit diefer Letzteren
anzuregen, find am Schlufs noch aus Kchr's ,pädagogi-
fchen Blättern' 253 Wiederholungsfragen des Seminarlehrers
Jänicke mitgetheilt.

In unterem letzten Referate (1877 Nr. 12) hatten wir
hervorzuheben, wie vornehmlich der kirchenhiftorifche
Unterricht auf höheren Lehranftalten beachtet wird. Den
dort genannten Schriften tritt jetzt noch D. Bernhard 1
Spiegel's ,Gefchichte der chriftlichen Kirche in den
Hauptzügen ihrer Entwickelung dargeftcllt' (2. Aufl.
Zürich 1877, Schmidt. IV, 239 S. 8. M. 3. —) zur Seite.
Doch haben wir untere Lefer mit dem Sinne und Geift j
diefer Schrift nicht erft bekannt zu machen. —

Leipzig. Wold. Schmidt.

Ein chaldäischer Text des Buches Tobit.

Ans der Vorrede des Hieronymus zu feiner Ueber-
fetzung des Buches Tobit weifs man, dafs ihm ein chaldäi-
fcher Text diefes Buches vorgelegen hat. Er fagt hier
(Opp. ed. Vallarsi X, 1 sq.): Exigitis, ut librum Chaldaeo
Sermone conscriptum ad Latinum stilum traham, librum
utique Tobiae . . . Fee* satis desiderio vestro . . . Et quia j
vietna est Chaldacorum lingua sermoni Hebraico, utriusque
linguae peritissimum loquaecm reperiens unius diei laborem
urripui, et quidquid ille mihi Hebraicis verbis expressit,
hoc ego accito notario sermonibus Latinis exposui. — Seit
Hieronymus hat Niemand mehr etwas von diefem chaldäi-
fchen Texte gefehen. Es fcheint aber faft, als ob er jetzt
mit einemmale an's Tageslicht käme. Das englifche Athe-
uaeitm vom 17. Nov. 1877 p- 630 u°d die Academy von
demfelben Datum 17. Nov. 1877 p. 468 enthalten nämlich
die Mittheilung, dafs Dr. Neubauer in einer erft kürzlich

von der Bodlejana zu Oxford erworbenen Handfchrift einen
chaldäifchen Text des Buches Tobit entdeckt habe, welcher
allem Anfcheine nach derjenige fei, welcher dem Hieronymus
vorgelegen habe. Wir entnehmen darüber der ausführlicheren
Mittheilung im Athenäum folgendes Nähere.

Der Text ift vollftändiger als der des Hieronymus und
ftimmt meiftens mit dem griechifchen Texte der Septuaginta
überein. [n einem Hauptpunkte jedoch geht er ganz mit
Hieronymus gegen die Septuaginta. Während nämlich diefe,
und überhaupt alle Texte aufser Hieronymus den Tobit bis
zum Anfang des 3. Capitels in der erften Perfon fprechen
laffen, erzählt der Chaldäer wie Hieronymus von Anfang an
von ihm in der dritten Perfon. — Die einfache und unge-
künftelte Sprache des chaldäifchen Textes läfst die Annahme
nicht zu [??], dafs er eine Ueberfetzung aus dem Griechifchen
oder Lateinifchen fei, wie es mit den beiden hebräifchen
Texten der Fall ift (nämlich dem von Fagius 1542 und dem
von Seb. Münfter 1342 herausgegebenen). Manche zweifelhafte
Worte, welche die Kritiker in Verlegenheit gefetzt haben,
werden durch ihn erklärt. Der Schlufs des Buches ift hier
kürzer und fehr abweichend von den andern Texten. Die
drei letzten Capitel fehlen ganz. Der Hund (§, 16. II, 3)
ift nicht erwähnt im chaldäifchen Text. — Das ganze Buch
wird in der Handfchrift bezeichnet als entnommen aus Midrafch
Rabba zu Genefis 28, 22 (,Ich will Dir den Zehnten geben').

Wir fügen dem nur noch hinzu, dafs es uns doch mehr
als zweifelhaft erfcheint, ob hiermit wirklich die Urfchrift
des Tobit entdeckt fei. Im griechifchen Text ift nämlich
der Uebergang aus der I. in die 3. Perfon dadurch herbeigeführt
, dafs der Erzähler im 3. Capitel bei Einführung der
Sara zunächft genöthigt ift, die I. Perfon zu verlaffen, infolge
deffen aber bei der 3 Perfon auch dann verbleibt, als Tobit
wieder auftritt. Dies ift ficher das Urfprüngliche; und die
confequente Durchführung der 3. Perfon nur eine nachträgliche
Conformirung, durch die alfo der Chaldäer fich als
fekundär erweift. Immerhin ift feine Auffindung infofern
werthvoll, als wir damit allem Anfcheine nach die Vorlage
des Hieronymus und damit ein Mittel zur Controle feines
Verfahrens gewonnen haben. Die Verftümmelung des Schiliftes
wird wohl auf Rechnung deffen zu fetzen fein, der die Erzählung
in das Sammelwerk des Midrafch Rabba eingefügt hat.

Leipzig, 20. Nov. 1877. E. Schür er.

Bibliographie

von Dr. Caspar Rene" Gregory.

[Wegen früherer Atisgabe diefer Nummer kann nur die Bibliographie vom
19. Iiis 21. Nov. 1877 gegeben werden.]

jDewtfrbe IHtcratur.

Veith, J. E., Koheleth u. Hoheslred überfetzt u. erklärt.
Aus deffen hinterlaffenen Handfchriften hrsg. Wien 1878,
Braumüller. (XII, 481 S. 8.) 5. —

Ferch, M. F., Die Kirche Chrifti in ihrem Wefen, ihren
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ftenthums, wie fie fein foll. Wien 1877, Braumüller. (VII,
211 S. gr. 8.) 3. —

Kreyenbühl, J., Religion u. Chriftenthum. Luzern 1877.
(Zürich, Schmidt.) (148 S. 8.) 2. 40.

Bienengräber, A., Die Liebe ift d. Gefetzes Erfüllung.
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Ueltzen, W., Unter dem Kreuze. Letzte Predigten üb. die
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Baur, W., Das deutfehe evangelifche Pfarrhaus. Seine
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Hitcvatuv oer* Iftiedamhce.

Drummond, J., The Jewish Messiah: a critical history of the"Messianic
idea among the Jews from the rise of the Maccabees to the closing
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Schaff, P., The Harmony of the Refonned ('onfessions. As Related to