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Ausgabe:

1878

Spalte:

433-436

Autor/Hrsg.:

Gesenius, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Hebräisches und chaldäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. 8., neu bearb. Aufl. von F. Mühlau und W. Volck 1878

Rezensent:

Kautzsch, Emil

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schür er.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 18. 31. Auguft 1878. 3. Jahrgang.

Gefenius, Hebräifches und Chaldäifches Handwörterbuch
über das A. T., 8. Aufl., bearb.
v. Mühlau u. Volck (Kautzfeh).

Birks, Essay on the right estimation of Manu-
script Evidence in the Text of the N. T.
(Gebhardt).

Böhl, Die altteftamentlichen Citate im Neuen
Teftament (Schürer).

Schüller, Girolamo Savonarola, Arnold von

Brescia, 2 Vorträge (Plitt).
Argumenta Buceri pro et contra. Original-Mfcr.

Bucers, die Gründe für und gegen die Doppelehe
des Landgr. Philipp des Grofsm. (Plitt).

Dobel, Memmingen im Reformationszeitalter,
4. u. 5. Thl. (Plitt).

Erichfon, Die evangel. Gemeinde zu Benfeld
in alter und neuer Zeit (Zoepffel).

Erichfon, Matthäus Zell, der erfte elfäfsifche
Reformator (Derf.).

Die Gedächtnifsfeier für Claus Harms an feinem
hundertften Geburtstag (Carftens).

Behrmann, Claus Harms (Derf.).

Schäffle, Bau und Leben des focialen Körpers,
2. Thl. (Oettingenl.

Oosterzee, Praktifche Theologie, i.Thl. (Fay).

Mader, Die Liebe Gottes, homilet.-apologet.
Betrachtungen (Sachsse).

Beck. Das Leben Abrahams in dreifsig Betrachtungen
(Derf).

Behrmann, Bibelftunden, 2. Thl.: Die Gleich-
nifse unfers Herrn Jefu Chrifli (Derf.).

Rönnecke, Feftpredigten aus der Diafpora in
Italien (Derf.).

Hildebrandt, Fellpredigten (Derf.).

Leipzig 1878, F. C. W. Vogel. (XL, 979 S. gr. 8.)
M. 15. -

Seit der erften Ausgabe diefes .Handwörterbuchs'
find nunmehr nicht weniger als 63 Jahre verfloffen; dreimal
(zuletzt 1834) wurde es von Gefenius felbft, dreimal
(zuletzt 1868) von Dietrich neu aufgelegt. Bei einem
Buche, welches fleh fo lange als eines der wichtigften
Hülfsmittel für den Bibelforfcher zu behaupten gewufst
hat, ift es begreiflicher Weife eine wichtige Frage, welchen
Händen die Fortfctzung des von Gefenius angebahnten
Werkes anvertraut wurde. Um fo mehr freuen
wir uns, von vornherein conftatiren zu können, dafs die
Verlagshandlung eine Wahl getroffen hat, wie fie fchwer-
lich erfpriefslicher ausfallen konnte. Diefem Urtheil
werden wenigftens alle diejenigen beipflichten, welche
— wie Referent — von der principiellen Richtigkeit der
Flcifcher-Dclitzfch'fchen Methode auf dem Gebiete des
Lexikalifchen überzeugt find, mögen auch die Anflehten
über das Detail noch fo weit auseinandergehen. Dabei
ift allerdings zuzugeftehen, dafs es (abgefehen von den um-
flehtig und nach dem jetzigen Stande der Forfchung umgearbeiteten
Realien in Gefchichte, Geographie u. f. w.)
zum gröfsten Theile eben der Ertrag der etymologifchen
Forfchungen Fleifcher's und Delitzfch's ift, den die neuen
Herausgeber in diefer 8. Auflage verarbeitet haben. Natürlich
ift dadurch nicht ausgefchloffen, dafs fie vielfach
auch felbftändig die von Fleifcher und Delitzfch gegebenen
Anftöfse weiter verfolgt, gelegentliche Bemerkungen
derfelben dem Syftem eingeordnet, fowie die Re-
fultate anderer Forfcher herangezogen haben. Jedenfalls
war es fchon ein Verdienft, dafs hier zum erften Male
das überaus reiche Material der Schule, wie es zerftreut
in den Commentaren von Delitzfch, in Fleifcher's .Beiträgen
' und anderen Schriften vorlag, gefammelt und
zu bequemer Benutzung zufammcngeftellt wurde. Es
konnte dabei nicht fehlen (zumal die Herausgeber laut
Vorwort durch gewichtige äufsere Gründe zu fchlcuniger
Fertigftellung genöthigt waren), dafs die Methode des
Etymologifirens und der Dialektvergleichung etwas un-
glcichmäffig gehandhabt wurde. Die Herausgeber haben
dies offenbar felbft gefühlt und daher Seite 3 des Vorworts
die Befürchtung ausgefprochen, man werde ihnen
vielleicht den Vorwurf machen ,in diefer Hinficht zu viel
gethan und namentlich dem Arabifchen einen zu grofsen

Gesenius, Wilh., Hebräisches und Chaldäisches Handwör- J Raum verftattet zuhaben'. In der That kann auch Ref.,
terbuch über das Alte Testament. 8. Auflage neu be- I wie fchon andere Beurtheiler aus der Schule Fleifcher's,

.... , i, rr -n- M-«t,io., >,r,ri W VnDk ' das Bedenken nicht unterdrücken, dafs in einzelnen Anarbeitet
von den Froff. F. Muhlau und W. Voick. ., , . ,r„,i;ro , . ' u , ,. ,

tikeln im Vernaltnils zu der knappen Behandlung anderer

weitaus zu viel gefchehen ift, namentlich für den Rahmen
des Handwörterbuchs. Dies wird zwar S. 3 des Vorworts
damit entfchuldigt, dafs es gegolten habe, nicht
blofs Behauptungen aufzuftellen, fondern diefelben auch
zu beweifen. Bedurfte es aber z. B. zum Beweis, dafs
die Wurzel *ia (S, 509 •*>) den Grundbegriff stringere habe,
der Aufzählung von 14 hebräifchen und 24 arabifchen
Stämmen? Dazukommt, dafs die durchweg angeftrebte
Zurückführung der triliteralen Stämme auf biliterale
Wurzeln doch bisweilen zu etymologifchen Gewaltfam-
keiten geführt hat. Die Herausgeber gehen (S. 2 des
Vorworts) von der ficher richtigen Vorausfetzung aus,
dafs fich der Wurzelbegriff am reinften in den Redupli-
cationsftämmen erhalten habe. Dagegen fehlt im Vorwort
eine Erörterung der Grundfätze, nach welchen fie
die fonftigen Erweiterungen des Biliterale betrachtet
haben. Ueberall tritt zwar dem Lefer der richtige Grund-
fatz entgegen, dafs nur finnliche Grundbedeutungen fta-
tuirt werden können, aus denen die abftrakten Begriffe
erft vermitteln; Apperception abgeleitet find; was wir
aber vermiffen, ift eine nähere Unterfcheidung in Bezug
auf den Grad der Sicherheit, den die einzelnen Etymologien
je nach dem Charakter des Zufatzbuchftabens für
fich in Anfpruch nehmen können. So ficher auch neben
den Stämmen y"y die Erweiterungen durch fchwache
Buchftaben (obenan die Halbvokale, dann die Liquidae,
in weiterer Reihe auch die Gutturalen und Zifchlaute)
als blofse Modificationen des Wurzelbegriffs betrachtet
werden dürfen, fo grofse Zurückhaltung ift doch
geboten, fo bald es fich um anderweitige fefte Zu-
fatzbuchftaben handelt. Wohl ift es denkbar, dafs es
künftiger Forfchung gelingen wird, auch hier fefte Gefetze
der Stammbildung zu entdecken: bei dem jetzigen
Stand der Forfchung aber wird man fich in den meiften
Fällen diefer Art befcheiden müffen, höchftens einen entfernteren
Zufammenhang mit der vermuthlichen Wurzel
anzunehmen. Denn felbft die Möglichkeit ift nicht ausgefchloffen
, dafs in gewiffen Stämmen mit drei feften
Confonanten eine Verfchweifsung zweier Wurzelbegriffe
vorliegt, und es war fomit in der That ein nimiutn,
wenn die Herausgeber in zahlreichen Fällen folcheStämme
ohne weiteres einer beftimmten Rubrik zugezählt haben.
Ein anderes Defiderium, das wir dabei noch zu äufsern
haben, betrifft die Gefetze des Lautwechfels. Es verfteht

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