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Ausgabe:

1878 Nr. 17

Spalte:

427-428

Autor/Hrsg.:

Schulze, Ludwig

Titel/Untertitel:

Anweisung zu einem planmässigen Lesen der heiligen Schrift in vier Lesetafeln zum Gebrauch für Schule und Haus 1878

Rezensent:

Lehmann, Ernst

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Seite 1

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427

Theologifche Literaturzeitung. 1878. Nr. 17.

428

wendung fich ihm jederzeit wie ungefucht ergeben, dafs
er bei der einfachften und fchmucklofeften Sprache der
Weihe und Erhabenheit feines Gegenftandes nichts ver-
giebt. Treten diefe Vorzüge feiner Schriftauslegung
auch nicht in allen feinen Bibelftunden gleichmäfsig hervor
, fo ift doch gewifs die Veröffentlichung derfelben
dankbar zu begrüfsen. Wenn auch zunächft für den
Gebrauch der Gemeinde beftimmt, können fie unbedenklich
auch Theologen und Predigern empfohlen werden.
Tür praktifche Verwendung des Schriftworts und er-
fchöpfende Ausnützung desfelben ift viel daraus zu lernen.

Taucha. Diac. Dr. Wetze 1.

Schulze, Prof. Dr. Ludwig, Anweisung zu einem plan-
mässigen Lesen der heiligen Schrift in vier Lefetafeln
zum Gebrauch für Schule und Haus. Leipzig 1875,
J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, (VI, 62 S. gr. 8.)
M. 1. —

Diefe Lefetafeln find auf Anregung des feiigen Schulrath
Dr. Heiland in Magdeburg entftanden und bilden
einen nach dem Kirchenjahr geordneten Bibelkalender.
Die vier verfchiedenen Lectionarien, welche darin enthalten
find, wurden von dem Verfaffer nach verfchiedenen
Gefichtspunkten entworfen. Bei dem erften nämlich
find die fonntäglichen Evangelien und bei dem
zweiten die fonntäglichen Epifteln mafsgebend für die
Auswahl der Schriftabfchnitte gewefen, während das
dritte Lectionar den Faden der heilsgefchichtlichen Ent-
wickelung göttlicher Offenbarung verfolgt, und das vierte
nach dem Gefichtspunkte der chriftlichen Heilslehre im
Anfchlufs an das Kirchenjahr und Luther's kleinen Katechismus
zufammengeftellt ift. Diefe vier Lectionarien
wollen nach den Vorbemerkungen des Verf.'s über Auswahl
und Gebrauch derfelben auf vier Jahre den plan-
mäfsig gefichteten Stoff zu den täglichen Morgenandachten
bieten. Will man danach auch Abendandachten
halten, fo wird empfohlen zu dem Evangelienjahr Nr. 1
am Morgen das Lehrjahr Nr. 4 am Abend und zu dem
Epifteljahr Nr. 2 am Morgen das Gefchichtsjahr Nr. 3
am Abend zu nehmen, fodafs Gefchichte und Lehre in
harmonifcher Weife nebeneinander ergänzend hergehen.
Der Verf. denkt fich die Andachten derart, dafs mit dem
Gefang einiger Liederverfe begonnen und danach der
betr. Schriftabfchnitt gelefen und kurz erklärt wird, fodafs
täglich der Zufammenhang des Gelefenen mit dem
die Woche beherrfchenden Grundgedanken hervorgehoben
und der Inhalt auf die befonderen Lebensverhält-
nifse angewendet wird, woran fich dann das Gebet
fchliefst. Als ganz unzuläffig bezeichnet es mit gutem
Recht der Verf., fofort an die Lection das Gebet in der
Art anzufchliefsen, dafs in demfelben zugleich die Erläuterung
des Schriftabfchnittes eingeflochten wird, wie
es in manchen Gebetbüchern gefchieht. Es widerfpricht
dies dem Wefen des Gebets, das keinen Nebenzweck in
der Erklärung des Gelefenen haben darf, vielmehr im
Anfchlufs an das Gelefene aus der andächtigen finnen-
den Betrachtung hervorwachfen foll. Als Dauer einer
folchen Andacht denkt fich der Verf. die Zeit von 8 —
10 Minuten.

Dafs eine Anleitung zum planmäfsigen Schriftlefen
für Schule und Haus nöthig und heilfam ift, liegt am
Tage. Nun giebt es freilich eine ganze Anzahl ähnlicher
Hilfsmittel, wie der treffliche Filder Bibelkalender von
Zahn und mannigfache Wegweifer und B'ibellefezettel
verfchiedener Bibelgefellfchaften. Für den Bedarf des
Haufes hat man auch zahlreiche Hausandachtsbücher,
welche zumeift eine planmäfsig geordnete Auswahl von
Schriftlectionen haben. Allein der Gefchmack und das
Verftändnifs ift verfchieden und ein Wechfel der Andachtsbücher
von Zeit zu Zeit erwünfeht, fodafs es eigentlich
kaum zu viel Hilfsmittel für Hausandachten geben

kann. Für die Schulen aber eignen fleh die gewöhnlichen
Andachtsbücher nicht, und auch die Bibelkalender
und Bibellefezettel find nicht für fie berechnet. In Schulen
und höheren Lehranftalten wird daher befonders Dr.
Schulze's Anweifung ein willkommener Wegweifer fein.
Wir halten diefelbe nicht nur für das reichhaltigfte, fondern
auch für das beftgeordnete Lectionarium und wün-
fchen demfelben die weitefte Verbreitung in Schule und
Haus.

Eythra. E. Lehmann.

Erklärung.

Die Bemerkungen des Herrn Prof. Schürer in Nr. 16 der
Literaturzeitung, betreffend die logenannte ,zweite Auflage'
meines Buches: ,Die Religion, ihr Wefen und ihre Gefchichte'
veranlaffen mich, den wahren Sachverhalt in Folgendem klar
zu ftellen. Die unveränderte Neuausgabe des vor 10 Jahren
erftmals erfchienenen Buches ift ohne jegliche Betheiligung
von meiner Seite, fei es aktiver oder paffiver
Art, ausfchliefslich von der Verlagshandlung veranflaltet
worden, wie ich denn bis zur Stunde noch keine Zeile diefer
,neuen Auflage' zu Geficht bekommen, fondern nur durch
Andere von ihrem Erfchienenfein gehört habe. Ich hatte
auch fchon vor Jahresfrift die Verlagshandlung davon benachrichtigt
, dafs ich die beftimmte Abficht habe, den Gegenftand
jenes Buches in einem neuen Werk zu bearbeiten, welches
vorausfichtlich im Laufe des Jahres 1878 erfcheinen werde.
Wollte aber die Verlagshandlung gleichwohl auf ihrem formalen
Rechte beliehen und eine Neuausgabe des Buches ver-
anftalten, fo hatte ich, wie mir von fachverftändiger Autorität
verfichert wurde, keinerlei Möglichkeit, fie daran zu verhindern
, fo unlieb mir auch felbftverftändlich die Conkurrenz
des alten Buches mit dem neuen fein mufste. Wenn aber
vollends durch die Form, in welcher fich der unveränderte
Abdruck als ,zweite Auflage' einführte, eine Irreleitung des
Publikums bewirkt wurde, fo kann diefs Niemandem bedauerlicher
fein als mir, aber eine Schuld kann hierbei mir in
keiner Weife zur Lad gelegt werden.

Schliefslich bemerke ich noch, dafs das neue Buch unter
dem Titel: ,Religionsphilofophie auf gefchichtlicher Grundlage
' binnen wenigen Wochen bei G. Reimer in Berlin erfcheinen
wird. Aus der Vorrede desfelben wird man den
Grund erfehen, der mich beftimmte, an die Stelle einer veränderten
zweiten Auflage ein ganz neues Werk zu fetzen.

Berlin, 6. Aug. 1878. Prof. Pfleiderer.

Erklärung.

In der Vorrede zur II. Auflage feiner Apologetik wirft
Ebrard mir ,ehrlofe Lüge' vor, die ich begangen, indem ich
in meiner Anzeige feines Werkes in der Theol. Literaturzeitung
feinen fprachvergleichenden Studien zweijährige Dauer zuge-
fchrieben. Mir kann es ja nur erwünfeht fein, wenn er ein
von mir begangnes, meinethalben unverzeihliches Mifsveriländ-
nifs corrigirt, eine Lüge wird ja aufser ihm felbft Niemand
vorausfetzen. Doch halte ich es für geboten, Umfang und
Anlafs deffelben klar zu ftellen. Der betreffende Satz in
meiner Anzeige lautet: ,Für die Gefchichtlichkeit des bibli-
fchen Berichtes von der Sprachverwirrung liefert den Beweis
auch eine forgfältige und umfaffende Sprachvergleichung —
nämlich die von E. auf Grund zweijähriger Studien angeftellte.
Die Urverwandtfchaft der malaiifchen, ugrifchen, mongolifchen
Urfprache mit der der Jafetiden erweift E. in diefem Buche.'
Diefer Zufammenhang begrenzt als das Objekt jener Studien
die nicht-arifchen und nicht-femitifchen Sprachen; für die
Verwandtfchaft der femitifchen Sprachen nämlich mit den
arifchen aeeeptirt E. Raumer's Refultat. Nun fagt E. in der
Vorrede zum II. Theil, dafs dcrfelbe zu weit gröfserem Umfange
herangewachfen, als er urfprünglich vermuthet, weil ihm
während des Studiums und der Ausarbeitung ein feine eigne
Erwartung weit übertreffender Reichthum werthvoller That-
fachen und Ergebniffe fich dargeboten habe, und fpricht dann