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Ausgabe:

1878

Spalte:

409-410

Autor/Hrsg.:

Schäfer, Bernh.

Titel/Untertitel:

Die religiösen Alterthümer der Bibel. Leitfaden für akademische Vorlesungen und zum Selbstunterricht 1878

Rezensent:

Baudissin, Wolf Wilhelm

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schürer.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 17. 17. Auguft 1878. 3. Jahrgang.

Schäfer, Die religiöfen Alterthiimer der Bibel
(Baudiffin).

Stapfer, Les Idees religieuses en Palestine ä

l'epoque de J&us-Chrift (Schürer).
Gregorii Bar Ebhraya in Evangelinm Johannis

commentarius ed. Schwartz (Neftle).
Martin Luther als deutfcher Clafiiker in einer

Auswahl feiner kleineren Schriften, 2. Aufl.

(Pütt).

Druffel, Der Elfäfser Auguftinermönch Johannes
Hoffmeifter (Plitt).

Lempe, Mag. Wolfgang Eues (Kawerau).

Rühle, David Samuel Roller (Lindenberg). *

Schenkel, Die Grundlehren des Chriftcnthums
aus dem Bewufstfein des Glaubens im /Cu-
fammenhange dargeftellt (Gottfchick).

Mangold, Die Bibel und ihre Autorität für den
Glauben der chriftlichen Gemeinde (Kaftan).

Wiffenfchaftliche Vorträge über religibfe Fragen,
2. Sammlung (Kraufs).

Uhlhorn, Gnade und Wahrheit, 2. Bd. Epiftel-
predigten, 2. Thl. Die Trinitatiszeit (Meier).

Praktifche Auslegungen zum Matthäusevangelium
(Wetzel).

Schulze, Anweifung zu einem planmäfsigen
Lefen der heiligen Schrift (Lehmann).

Schäfer, Prof. Dr. Bernh., Die religiösen Alterthiimer der

Bibel. Leitfaden für akademifche Vorlefungen und
zum Selbftunterricht. Mit 1 (lith.) Fig.-Taf. Münfter
1878, Theiffing. (X, 208 S. gr. 8.) M. 3. —

Einen Commentar desfelben Verf. zum Hohcnliede
habe ich in Nr. 14 des Jahrgangs 1876 diefer Zeitung
befprochen. Ich freue mich, des Verf.'s neue Arbeit
mehr willkommen heifscn zu können als die frühere.
Er hat eine für den Handgebrauch Lernender nützliche
Zufammenftellung des biblifchen Materials geliefert.
Gefchichtliche Entwickelung wird nicht gegeben, fondern
eine Darfteilung auf ebener Fläche. In der Erklärung

die Meinung der Urftandsgefchichte. Befremdend ift,
dafs der ,altteftamentliche Jehova' (alfo der Gott des
Alten Teftamentes überhaupt) mit der zweiten Perfon der
Gottheit identifch fein foll (S. 28), während man doch,
trinitarifche Vorftellungen in das Alte Teftament übertragend
, mit mehr Wahrheitsfchein die Offenbarungsmittler
, wie den Engel Jahwe's, dafür erklärt hat. Selt-
famer Weife wird es S. 56 als möglich angenommen,
dafs das von Mofe bereitete Salböl bis auf Jofia erhalten
und ausreichend blieb. Die durch Stellenbelege erhärtete
Annahme, dafs das Orakel durch die Urim und Thummim
in einem ,lauten und vernehmbaren' Sprechen Gottes
beftanden habe (S. 66 f.), ift freilich confequenter als

der einzelnen Cultusutenfilien und Cultushandlungen 1 wenn man, wie gewöhnlich, das ,laute' Sprechen nur

kann ich vielfach dem Verf. nicht beiftimmen; aber j für einige beliebig ausgewählte andere Fälle refervirt.

feine Erläuterungen treten fehr befcheiden zurück hinter Durchaus falfch ift es, welche Opfertheorie man immer

der einfachen Sammlung der altteftamentlichen Ausfagen. I zu Grunde legen mag, den Hauptakt der Opferhandlung

Auch die Ankündigung, dafs nach des Verf.'s Meinung in der ,Zerftörung' der dargebrachten Gabe zu erkennen

die älteren Werke über denfclben Gegenftand ,die typi- (S. 72). Unhaltbar ift die Exegefe von Lev. 20, 24 ff.

fche Bedeutung der altteftamentlichen Inftitutioncn nicht zur Erläuterung der Unterfcheidung von reinen und un-

ins gehörige Licht ftellcn' und dafs er ,diefe realen reinen Thieren: wie Jahwe Ifrael aus den Heiden aus-

Weiffagungen' insbefondere zur Geltung bringen wolle gefondert hat, fo hat er für Ifrael zur Erinnerung daran

(S. V), klingt erfchreckender als fich die Ausführung reine Thiere ausgefondert aus den die götzendienerifchen

nachher erweist. Die Parallelen zwifchen altteftament- Völker bildlich darfteilenden (!) unreinen (S. 125). —- S. 6,

lichem und katholifchem Cultus, welche der Verf. na- wo ,Diodor, Siculus' wie zwei Perfoncn erwähnt werden,
mentlich hervorhebt, find unleugbar und die Hinweifung

auf diefelben ift verdienftlich, wenn auch das einfach auf
Nachahmung beruhende Verhältnifs andersartig ift als
der Verf. es angefehen wiffen möchte.

Der Verf. handelt nach einleitenden Bemerkungen
von den Cultftätten (Stiftshütte, Salomonifcher Tempel,
zweiter Tempel), den Cultperfonen, den Culthandlungen
(Opfer, Reinigungen, andere religiöfe Handlungen: Be-
fchneidung u. f. w. und den Cultzeiten. Ein Anhang
befpricht religiöfe Secten und religiöfe Verirrungen.

Viel mehr als eine gute Gruppirung des biblifchen
Materials findet man, wie gefagt, nicht. An Literatur j infofern von Intereffe, als fie uns ein Zeugnifs giebt von
werden aufser den Hauptwerken über die altteftament- dem Stande der theologifchen Studien an diefer zum Erhöhe
Archäologie nur fehr fporadifch einige Special- J fatz für das verlorene Strafsburg gegründeten Anftalt.
Schriften genannt. Der Verf. ift aber bewanderter in Nach dem Vorwort (p. XVII) foll die Schrift nur den
den einfchlagenden Leiftungen als feine Citate es ver- 1 erften Theil eines grösseren Werkes sur les origines pa-
rathen. Auch die Darftellung der ,religiöfen Verirrungen' | lestiniennes du christianisme bilden. Ein zweiter Theil
(d. h. des Götzendienftes) ift im Ganzen richtiger, als {La Vie religieuse et sociale en Palestine h l'epoque de
man es fonft in derartigen kurzzufammenfaffenden Ueber- Jesus-Christ) ift nach einer Ankündigung auf dem Titelift
natürlich Druckfehler.

Strafsburg i. E. Wolf Baudiffi n.

Stapf er, Dr. Edm., Les Idees religieuses en Palestine ä

l'epoque de Jesus-Christ. Deuxieme edition. Paris
1878, Sandoz et Fifchbacher. (XX, 230 S. 8.)

Der Verfaffer der obigen, in anfpruchslofem Gewände
auftretenden Schrift ift gegenwärtig Maitre de
Conferences an der neugegründeten proteftantifch-theologifchen
Facultät zu Paris. Seine Schrift ift darum auch

fichten zu finden pflegt; es fcheint dem Verf. dabei das
gelegentlich von ihm genannte gelehrte Werk von P.
Scholz über den Götzcndienft der Hebräer als Führer
gedient zu haben.

An Bemerkungen zu Einzelheiten befchränke ich

umfchlagc bereits in Vorbereitung.

Nach einem kurzen einleitenden Capitel über die
Quellen giebt der Verf. eine fyftematifche Üeberficht über
die religiöfen Ideen in Paläftina zur Zeit Chrifti unter folgenden
Rubriken: Capp. L Die Idee Gottes, II. Das Wort

mich auf Weniges. Die Annahme, dafs Adam und Eva Gottes (d. h. der Logos), III. Die Engel, IV. Die Dämonen,
im Paradiefe geopfert hätten (S. 9), ift entfehieden gegen V. Der Menfch, VI. Das Gefetz und die Propheten, VII.
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