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Ausgabe:

1878 Nr. 15

Spalte:

363-365

Titel/Untertitel:

Gregorii Abulfaragii Bar Ebhraya in Actus Apostolorum et epistulas catholicas adnotationes, syriace e recognitione Martini Klamroth 1878

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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Theologifche Literaturzeitung. 1878. Nr. 15.

3Ö4

wie denn in der Canonentafel (II) als Parallele zu Mt. 355
und Lc. 338 richtig Mc. 233 angegeben ift. Zahllos
find, worauf der Hrsg. wohl hätte aufmerkfam machen
dürfen, die Fehler in den am Rande des Textes verzeichneten
Parallelen (fo fleht z. B. bei Jo. 141: Lc. 215
ft. Lc. 250, bei Jo. 146: Mt. 244 ft. Mt. 245 und Lc. 205
ft. Lc. 250 u. f. w.), und auch für die Canonentafel ergeben
fich fchon bei flüchtiger Prüfung mehrere Cor-
recturen (fo Can. I. Col. 1: 134 ft. 133, 167 bis ft. 147
bis, Col. 4 unter 77: 141 ft. 146 u. f. w.)

Der Druck des Textes felbft ift, foweit Ref. ihn
durchgegangen, correct. Von der Kennzeichnung einzelner
Schreib- und Sprachfehler durch beigefetztes [!]
wäre in einem Abdruck, der auf diplomatifche Genauigkeit
Anfpruch macht, ganz abzufehen gewefen.

Halle. O. Gebhardt.

Gregorii Abulfaragii Bar Ebhraya in Actus Apostolo-
rum et epistulas catholicas adnotationes, syriace e re-
cognitione Martini Klamroth. Dissertatio inaugu-
ralis. Göttingen 1878, Dieterich's Verl. (30 S. gr. 8.)
M. 1. -

Selten wird wohl eine Erftlingsfchrift fo fehlerlos
vor die Gelehrtenwelt getreten fein, wie die vorliegende;
feiten dürfte aber auch jemand in fo glücklicher Lage
gewefen fein , wie Martin Klamroth , der in Göttingen
mit derfelben doctorirt hat. Gregorii Abulfaragii
Bar Ebhräjä in actus apostolorum et epistulas
catholicas adnotationes ut ederem, — fo berichtet
er uns auf der letzten Seite — auctor mihi fuit Paulus
de Lagarde, praeceptor carissimus. idem quum itinere susci-
piendo et muitia subeunda impedirer, quominus ipse rei
operam navarem, plagulas in eiuu quem vides ordinem re-
degit, et typographi errores correxit: quae de suo addidit,
uncis quadratis inclusa sunt. Wenn ich noch beifüge,
dafs ein weiterer lateinifcher Satz uns mittheilt, für den
Text fei eine Berliner und eine Göttinger Handfchrift
benützt, eine zugleich mit demfelben der Facultät eingereichte
lateinifche Ueberfetzung, fowie eine Collation
der citirten Bibelftellen mit den Ausgaben von Lee und
White fei nicht mit abgedruckt worden, weiter dafs die
Zufätze Lagarde's fich im wefentlichen auf die Beifügung
von Verweifungen auf Fufebius, Juftin, Socin's Bädeker
für Paläftina und Lagarde's eigene Veröffentlichungen be-
fchränken, fo ift damit alles genannt, was ein des Syri-
fchen unkundiger Theologe aus diefer Arbeit entnehmen
kann, eben damit aber auch das wenigfte, was für einen
folchen Intereffe haben würde. Von viel gröfserem In-
tereffe mufs es doch offenbar fein, zu wiffen, ob in die-
fen aus dem 13. Jahrhundert von Syrien kommenden
Anmerkungen zu Neuteftamentlichen Schriften fich nicht
einiges finden, was für die Gefchichte der Exegefe und
die Kritik des Neuteftamentlichen Textes von Werth
wäre; und folches findet fich denn hier, namentlich was
die traditionelle Exegefe betrifft, in reichlichem Mafse.
Uder ift es nicht bemerkenswerth zu finden, dafs Bar-
hebräus zu Act. 18, 2 die Judenvertreibung unter Kaifer
Klaudius mit der Doctrina Addaei auf feine Gemahlin
»p^OTiE (Protonice?) zurückführt, bei der Erwähnung
des Magiers Simon 8, 7 aus Eufebius (h. e. II, 13, 3)
deffen Bildfäule mit der Infchrift Nis-ip tsnbw" liwö und
die Notiz anführt, dafs er den Juden als Vater, den Sa-
maritanern als Sohn, den Heiden als Geht erfchienen fei?
oder die Notiz zu 5, 41 dafs damals dem Petrus fein
Kopf kranzförmig, dem Johannes der feinige vollfcändig
abgefchoren worden fei, und dafs darum die Kleriker
der Franken ihre Köpfe kranzförmig, die Mönche und
der Erzbifchof der Jakobiten die ihrigen vollftändig ge-
fchoren tragen? Zu 6, 9 werden die Libertiner für Juden
erklärt, welche in der Schule des Philofophen Libertinus
griechifche Bildung annehmen; dafs der Diakon Philippus
tauft, wird zu 8, 38 mit Berufung auf die apofto-
I lifchen Canones (Lagarde, reliquiae graece 18, 9) gerechtfertigt
; der fcheinbare Widerfpruch zwifchen 9, 7 und
22, 5 f. wird, wie noch heutzutage von manchen Apologeten
, damit gelöft, dafs an der einen Stelle von der
Stimme einer Perfon und einem allgemeinen Lichtglanz,
an der andern von einem Laut überhaupt und dem
i Sehen einer beftimmten Perfon die Rede fei; zu 9, 11
ift die Notiz zu beachten, dafs die .gerade' Strafse zu
des Barhebräus Zeiten die ,Lange' Strafse genannt worden
fei (Bädeker, Paläftina 485, 500). Der Ausdruck 12,
12 ,Haus der Maria, der Mutter des Marcus genannten
Johannes' und nicht Haus ,feiner Frau Maria' erkläre fich
daher, dafs Petrus feit feiner Jüngerfchaft nicht mehr mit
feiner Frau — das war eben diefe Maria —■ in ehelicher
Gemeinfchaft gelebt habe ; aber Marcus fei fein Sohn,
die eben da erwähnte Rhode feine Tochter gewefen;
zu I Pe. 5, 13 bemerkt Bh. übrigens, kein Menfch
wiffe mehr gewifs, ob Marcus der leibliche oder geiftlichc
Sohn des Petrus gewefen fei. Zu 25, 13 wird die Behauptung
des Daniel von Salah, Berenike fei die Schwerter
Aprippa's gewefen, mit der Bemerkung zurückge-
wiefen, nur die Frauen, nicht die Schwertern der Könige
haben neben diefen fitzen dürfen. Den Schlufs der
Apoftelgefchichte erklärt Barhebräus daher, dafs Lukas
damals von Paulus gefchieden fei; letzterer habe Rom
wieder verlaffen, habe noch an verfchiedenen Orten (Namen
giebt er keine) gepredigt, fei zum zweiten Mal nach
Rom gekommen und habe nach 2ijähriger Predigtwirk -
famkeit dafelbft die Märtyrerkrone erlangt. Den katho-
lifchen Briefen wird die Bemerkung vorausgefchickt, dafs
anfangs nur die 3 des Jakobus, Petrus und Johannes ins
Syrifche überfetzt worden feien, dafs einige Leute fogar
an der Authenticität diefer gezweifelt haben, wegen der
Verfchiedenheit des Stils und weil fie nicht an eine be-
ftimmte Perfon oder Nation gerichtet feien (in den Anmerkungen
zu I Pe. 5, 1 wird fpeciell der Ausdruck
,Mitältefter' ftatt: Haupt der Apoftel als Verdachtsgrund
gegen diefen Brief hervorgehoben); fpäterhin feien noch
ein Brief des Petrus, zwei des Johannes, von denen der
zweite einen Kirchenvorfteher DTUDBVH wegen Nichtaufnahme
der Fremden tadle, einer des Judas bar Jofeph
überfetzt worden; letzterer fei gegen die Annahme eines
) guten und eines böfen Urwefens und gegen die fleifch-
j liehen Lüfte gerichtet. Die angebliche Differenz zwifchen
Jakobus und Paulus wird zu Jac. 2, 17 dadurch
gelöft, dafs Jakobus von dem Glauben nach, Paulus von
I dem vor der Taufe rede, wie das der heilige Severus
gezeigt habe; es berufe fich ja Paulus auf den
Glauben Abrahams vor der Befchneidung, Jakobus auf
I die Opferung Ifaks nach»derfelben, die Befchneidung fei
aber anerkanntermafsen Typus der Taufe. Jac. 5, 16
findet B. eine Einfchärfung der Beichte, ebenfo (I) Job.

1, 9. Babel 1 Pe. 5 , 13 bezeichne entweder das Oberzimmer
Act. 2, weil dort die Zungen zertheilt wurden,
oder Rom, und die Kirche dafelbft feine Frau oder feine
Tochter Rhode. — Von den für die Kritik des überlieferten
Textes bedeutfamen Bemerkungen hebe ich nur einige
heraus, welche fich auf Stellen beziehen, welche in Ti-
fchendorf's editio octava angeführt werden. Act. 27, 8
vocalifirt Barh. die Pefchito Lasea, 14 Uraclidon, V. 16
lieft er tmbp (Klavda) mit der Bemerkung, dafs einige
Handfchriften tmsp (Kavda) lefen; Schaaf's Kura, das

I Tifchendorf anführt, beruht einfach auf der Verwechslung
von 1 und -; zu 7, 43 fagt Bh., der Grieche
d. i. die harklenfifche Ueberfetzung vocalifire oapur,
während nach White im Text und mit griechifchen ßueh-

I ftaben auf den Rand oerpav gefchrieben ift; wenn er

2, 24 ftatt «ban (Schmerzen) Nbnn (Stricke) gelefen
haben will, fo ift das eigene gelehrte, aber verfehlte
Verbefferung, die auf keinen verfchiedenen griechifchen
Text hin weift; ebenfo wenig ift es ficher, ob die harklenfifche
Ueberfetzung (Act. 1, 5) einen verfchiedenen Text,