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Ausgabe:

1877 Nr. 6

Spalte:

137-139

Autor/Hrsg.:

Berliner, A.

Titel/Untertitel:

Die Massorah zum Targum Onkelos enthaltend Massorah magna und Massorah parva 1877

Rezensent:

Kautzsch, Emil

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13/ Theologifche Literaturzeitung. 1877. Nr. 6. 138

deren viele fehr fchöne aufzuvveifen wären, namentlich in
der Gefchichte Jakob's, der egyptifchen Plagen u. f. W.
Freilich wird niemand das Buch lefen können, ohne dafs

gen mafor. Noten zum Targum von der Fland des Ne-
tanel Trabott, endlich die Mittheilungen von Strack aus
Cod. babyl. 132 und B. ///(vom Jahre 916) der Peters-

fich bei ihm Bedenken einftellen. Wer aber im allge- 1 burger Sammlung. — Was das Alter der Targummaforah
meinen den Standpunkt des Verfaffcrs theilen kann, wie { betrifft, fo wird diefelbe von Berliner übereinftimmend
er ausgedrückt ift in zwei früher von ihm verfafsten Re- j mit Geiger in das 9. bis 10. Jahrh. und zwar nach Baby-
den über beivondering hct bcginsel der wäre kennis und | lonien verlegt, alfo in eine Zeit, wo man nach dem Ab-
über bamthaftigheid hct bcginsel der wäre kracht, wer
diefe Bewunderung und diefe Barmherzigkeit aus der
Schrift lernt und überall in der Schrift findet — der

fchlufs der Textmaforah nun auch an die Fixirun^ des
Targumtextes denken konnte, vielleicht auf Grund von
Handfchriften der Schulen von Sura und Nehardea. Dafs
wird auch diefe Studien nicht ohne mannigfaltige geiftige i damals noch, wie Geiger und Berliner annehmen, das
Förderung lefen. lebendige ,Gefühl einer aramäifchen Mutterfprache' mitgewirkt
habe, fcheint uns mindeftens noch eine offene
Frage zu fein. Auch Berliner mufs einräumen, dafs diefe
Maforah nicht aus einem Guffe hervorgegangen fei, fon-
| dem dafs fich, wie Barth es ausdrückt, an einen älteren
_ , ■ „■ ■ ■ . t n , . ! Grundftock weitere Schöfslinge angefetzt haben. Selbft-

Berhner, Dr. A., Die Massorah zum Targum Onkelos ent- 5 verftändlich hat die Textmaforah ,nach Zweck, Form

Hemmen bei Wageningen

P. D. Chantepie de la Saüffaye Dz.

haltend Massorah magna und Massorah parva. Nach
Handfchriften und unter Benutzung von feltenen Ausgaben
zum erften Male edirt und commentirt. Leipzig
1877, Hinrichs. (VIII, XXIV u. 143 S. 8.) M. 4. —

Mit Vergnügen berichten wir den Fachgenoffen über
diefe Ausgabe, die bei fcheinbar geringem Umfang eine
Fülle von intereffantem Stoff enthält, und zwar von einem
Stoff, der nur nach mühfamer und felbftverlcugnender
Arbeit in fo handlicher und überfichtlicher Form geboten
werden konnte. Der Verf. giebt in der Einleitung
voran eine Gefchichte des allmählichen Bekanntwerdens
der Onkelosmaforah. Darnach wurde fie zuerft in dem
Targumcommentar Pathfchegen von einem unbekannten
Schriftfteller des 13. Jahrh. erwähnt, fodann von Elias
Levita in der Masoreth hamniasoreth (1538). Erft 1830
berichtete dann S. D. Luzzatto-im Ohcb ger über die Rand-
maforah zur Targumausgabe von Sabionetta (1557), die
fich indefs auf 88 Randnoten bis Gen. 25, 23 befchränkt.
Weiter veröffentlichte Luzzatto einen Theil der betreffenden
Maforah aus einer feitdem vcrfchollenen Handfchrift,
die er bereits 1839 kennen gelernt hatte, im 4. Bd. des
Ozar nechniad (Wien 1863 . Auf diefe Veröffentlichung
bezieht fich die Befprechung von Geiger in der deutfeh-
morgenländifchen Zeitfchrift Bd. 18,8.649ff.; dasfelbeErag-
ment wurde mit den Bemerkungen Luzzatto's auch in
Adler's Pentateuchausgabe (Wilna 1874) abgedruckt. Seitdem
gelang es jedoch Dr. Berliner in Cod. No. 7 der
Nazionale in Parma eine vollffändige Maforah zu dem
Targum in den kleinen Beifchriften zu diefem Codex zu
entdecken und er veröffentlichte die erfte Abtheilung in
dem Jahresbericht des Rabbiner-Seminars zu Berlin von
1875 (Vergl. die Befprechung von Dr. Barth in der Zeitfchr.
der deutfeh- morgenl. Gefellfchaft, Bd. 30. S. 188 ff).
Eine Unterffützung der preufsifchen Regierung bot endlich
die Mittel zu nochmaliger Vergleichung des Codex
und zu der vorliegenden Ausgabe, in der fich nur pg.
1—65 mit der früheren Veröffentlichung deckt. Der
Codex von Parma ift von einem gewiffen Jakob Diena
gefchrieben, d. h. die Confonanten; die Vocale und Ac-
cente, der Commentar Rafchi's und des Nachmaniden,
fowie die Maforah zum Text und Targum wurden von
Netanel b. Levi, mit dem Beinamen Trabott, hinzugefügt
(beendet am 2. Tebet 5236 = 1476 p. Chr.). Der Verf.
hält dafür, dafs der Codex von Parma nur eine mehrfach
gloffirte Copie der Maforah enthalte, da fich der
Schreiber wiederholt- auf das Original (rpin) beruft.
Gröfsere Originalität komme dem (gleichfalls benutzten)
fehr alten Cod. Angel. A. IV 10 in Rom zu, der einen
grofsen Theil der Maforah zu Gen. 13, 10 — Ex. 34,
28 enthält. Aufserdem wurde benutzt die Ausg. von
Sabionetta (1557), Cod. Casanatensis H. V 20, ein fehr
correct vocalifirter Targumtext (bei Berliner Cod. 1) und
Cod. Casan. H. III 9 [Cod. II), ein 1293 beendigter Targumtext
; fodann Cod. Ambros. 35 in Mailand mit eini-

und Conftruction' als Mufter gedient. Die meiften Bemerkungen
verfolgen den Zweck, die Ueberfetzung im
Hinblick auf den hebr. Text zu motiviren. Sehr häufig
wird deshalb aufmerkfam gemacht, dafs für den (collec-
tiven) Singular des Originals im Targum der Plural, für
ein beftimmtes Genus des Pronomens u. f. w. ein anderes
, für die hebr. Präpofition eine fcheinbar abweichende
aramäische oder gar keine gefetzt worden fei. Die ma-
forethifche Zählung erftreckt fich meift auf Angabe der
Fälle, wo ein Wort des Originals mit demfelben aramäifchen
Ausdruck wiedergegeben ift, natürlich ein befonders
wichtiges Hülfsmittel für die Correctur unferer entfetz-
lich verwahrloften Targumausgaben. Nicht minder wird
auf die targumifche Umfchreibung von Anthropomor-
phismen und die Beibehaltung des hebr. Wortes (oft
in aram. Form) aufmerkfam gemacht. Durch die Verkennung
des letztgenannten Umftandes ift das aramäi-
fche Lexikon mit Vielem bereichert worden, was nie
aramäifches Sprachgut war und fich nun an der Hand
diefer Bemerkungen leichter ausfeheiden läfst. Sehr
häufig ift endlich die Anmerkung, • dafs man bei be-
ftimmten Formen leicht irren könne und vielfach geirrt
habe. In folchen Fällen findet fich dann faft immer in
unferen Ausgaben das Irrthümlichc, ebenfo in den Fällen,
wo die Maforah eine Lesart als die einzig correcte bezeichnet
; dies gefchicht oft auch in Bezug auf eine ganze
Kategorie von Formen. Dafs damals noch gute Hülfsmittel
zur Fixirung des Textes zu Gebote ftanden, zeigt
z. B. die Berufung auf ein correctes Exemplar in der
Maforah zu Gen. 17, 19 (S. 75), die beftändige Angabe
der Varianten in den Schulen von Sura und
Nehardea, fowie einiger ,Irakifcher' Lesarten, die nach
Berliner laut Barhebräus auf einem dortigen Vulgärdialekt
beruhen, endlich die öftere Berufung auf ein
targum zaqen (fo erklärt Berliner jedenfalls richtig die
Abkürzung r"r). Die Maforah felbft ift in aram. Sprache
abgefafst und bietet faft durchweg die bekannten tormini
der Schriftmaforah und zwar der fpäteren Theile
derfelben, denn es erfcheinen faft fämmtlichc uns geläufige
Vocalbezeichnungen (aufser chäläm für cholem) nebft
den Ausdrücken chateph, mappiq, dagesch und raphe.
Der Verf. giebt zuerft die Noten des oberen und unteren
Randes als grofse Maforah nach der Reihenfolge
der Stellen, indem er die oft äufserft kurzen Angaben
mit einer erläuternden Ueberfetzung, Angabe der in den
Stichworten gemeinten Stellen und Mittheilung anderer
Lesarten begleitet; wo die betr. Note erft bei einer fpäteren
Stelle auftaucht, erfcheint fie in der Ausgabe an
der erften der vorkommenden Stellen. Die kleineren
Noten an der Seite find dann für fich als massorah
parva zufammengeftellt, eine Trennung, die durch den
Inhalt nicht ganz gerechtfertigt wird; denn obwohl fich
fehr viele diefer Noten auf die Vocalifation beziehen, fo
erfcheint doch auch vieles, was den Noten der erften
Kategorie entfpricht. Sprachlich wichtig ift die öftere Her-

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