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Ausgabe:

1877 Nr. 4

Spalte:

79-80

Autor/Hrsg.:

Moschakes, Ignatios

Titel/Untertitel:

Meletai peri ton christianon Apologeton tou deuterou kai tritou aionos 1877

Rezensent:

Harnack, Adolf

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79

Theologifche Literaturzeitung. 1877. Nr. 4.

80

ftelgefchichten, Rheinifches Mufeum, NeueFolgeXIX.
(1863) S. 171 f.

5) Ein intereffanter Beitrag zur mittelalterlichen Ge-
fchichte der Abgarlegende erfchien 1853 in Kopenhagen:
Tven.de Old-engelske Digte med Oversaeltelser Og Tülaeg
ved G. Stephens. Trykt i det Schultziske Officht 159
55. 4. alt-englifche, alt-norwegifche, alt-fchwedifche,
mittelhochdeutfche, niederfächfifche und niederländifche
Gedichte oder Bruchftücke enthaltend. Ebendafelbft
S. 9 finde ich noch folgenden Titel einer mir unzugänglichen
Abhandlung: Mag. Enevaldi Dalliusii Colleg.
Medic. Ahmt, de Epistola quae vulgb Salvatori tribuitur,
responsoria ad Abgarum, Edessae principem, Dissertatio.
Hafniae ißgg. 40.

London. Dr. E. Neflle.

Tyvaziog Moaxaxrjg, Dr. phil., Mslizai nsql zibv %qi-
aziavcov lAnoXoyrjZwv zov öevzbqov xai zqizov alavog.
Ev Id&rjvcug 1876, Ix zov zvnoyqacfEiov N. F. ilaa-
oänrj. (XII, 347 S. 8.).

Die Ausgabe der Clemensbriefe von Bryennios
und die Einleitung in das N. T. von Damalas (Athen
1876. 732 S., als erfter Band eines Commentars zum N.
T.) legen ein erfreuliches Zeugnifs ab von dem Auf-
fchwung, in welchem die theologifchen Wiffenfchaften
bei den Griechen begriffen find. Nicht dasfclbe läfst
fich von der vorliegenden Schrift des Dr. Moschakis
fagen: man mufs vielmehr wünfchen, fie wäre ungedruckt
geblieben. Es mag fein, dafs der Verf. viel gelefen hat:
fo ziemlich alle wichtigen neuern Arbeiten auf dem Gebiete
der alten Kirchengefchichte und Apologetik werden
citirt, felbft die Monographien von Guericke, Semifch,
Thomafius, Redepenning, Daniel, Overbeck findet man
angemerkt und die gröfseren Arbeiten von Ritter, Gibbon
, Laurent, Friedländer, Boiffier, Ebert u. f. w. neben
Montesqieu, Voltaire, Leibnitz und Goethe fehlen nicht;
aber die Citate find oft fo fonderbar unpaffend angebracht
, dafs ihre bunte Vielheit die Solidität der Arbeit
mehr in Frage zu ftellen, als zu verbürgen geeignet er-
fcheint. In 5 Abfchnitte hat der Verf. feine Unter-
fuchungen eingetheilt. I: 'Hnqdg xbv yoiGziaviaiTov oyjoig
twv Xoyiwv, zojv dqyovxoiv xai zov letov, als Einleitung.
II: 2vvzo,uog iGzooia xqg dnooyr>xixig xazcc zov ß' xai
y aiüva. Koivdg xrjg a7Cohoyrjxixrjg zavzqg vaQaxzirjQ.
Jia'iQiGig zibv unoXoyrpivMv anodEitgzav. Diefe Gefchichte
der Apologetik ift nicht nur überaus kurz, fondern auch
überaus mangelhaft und ungenügend. Hätte der Verf.
auch nur einen kleinen Theil der Arbeiten, die er citirt,
wirklich ftudirt, fo hätte er eine ganze Reihe von Fehlern
vermeiden müffen. Nicht nur die landläufigen Unrichtigkeiten
nämlich findet man hier treulich alle repetirt —
fo über Juftin's Apologien, über die Zeit der fpäteren
Apologeten — fondern auch folch' erftaunlich neue Auf-
fchlüffe werden geboten, wie der S. 38: Tertullian fei
ein bekehrter Jude gewefen; davon zu fchweigen, dafs
z. B. für den Satz, den Diognetbrief verfetzten einige
Theologen in das apoftolifche Zeitalter, Overbeck
neben Hefele in der Note S. 31 als Gewährsmann genannt
wird. In dem 3. und 4. Abfchnitt (S. 59—327. III:
'Arcoöei^sLg yevixat. A: laxooixai vneo zov yqiGziaviaiiov
iacoösi^eig. B: rjtrixai vtvbq z. yqiGz. dztod. IV: 'Atc.0-
de'tlgstg siduaf) folgt nun die theoretifche Darlegung der
altchriftlichen Apologetik. Die Eintheilung im Grofsen
und Einzelnen ift nicht fo übel; Ref. gefleht aber, dafs
er die Abfchnitte nicht zu Ende gelefen, da in dem, was
er gelefen, den deutfehen Arbeiten, die gerade hier doch
auch noch genug zu wünfchen übrig laffen, nichts hinzugefügt
ift, und die ganze Ausführung fich in den ausgetretenen
Gleifen bewegt. Im Schlufsabfchnitt wird die
Frage, welchen Nutzen die heutige Apologetik aus der
älteren fchöpfen kann, erörtert.

Hätte der Verf., ftatt eine Gefammtdarftellung der altchriftlichen
Apologetik zu geben, fich doch entfchloffen,
irgend eine der Apologieen genau und gründlich zu unter-
fuchen. Seinen griechifchen Landsleuten und Subfcri-
benten hätte er dadurch einen grösseren Dienft erwiefen.

Leipzig. Ad. Harnack.

Wattenbach, Wilh., Geschichte des römischen Papstthums.

Vorträge. Berlin 1876, Hertz. (VII, 318 S. gr. 8.)
M. 7. —

Die Grundlage der Schrift bilden Vorträge, in welchen
der Verfaffer ,wiederholt in kleinerem Kreife die Gefchichte
des römifchen Papftthums anfehaulich zu machen
gefucht hat, wie fie fich feiner Auffaffung und feinen
Forfchungen entfprechend geftaltet hat'. Er wollte dabei
gemeinverftändlich fein, und darum find auch gelehrte
Anmerkungen weggeblieben, die, wenn fie genügend fein
follten, einen grofsen Umfang hätten gewinnen müffen.
So hat er fich befchränkt, im Texte felbft hin und wieder
auf ,Werke von hervorragender Bedeutung' hinzuweifen,
den Fachgenoffen im übrigen überlaffend zu erkennen,
aus welchen Werken er gefchöpft habe. Namentlich
angeführt mit befonderer Anerkennung hat er im Vorworte
das Werk Baxmanns: Die Politik der Päpfte von
Gregor I bis Gregor VII. Der Titel ift infofern ufh-
faffender, als die Ausführung, als diefe fich wefentlich
nur mit dem Mittelalter befchäftigt, kürzer mit dem
Alterthum, die neue Zeit unter Verweifung auf Ranke's
Päpfte in ein Schlufscapitel überfichtlich zufammenfaffend.
Die Rechtfertigung liegt aber auch nach der Anficht des
Verf. darin, dafs die weltgefchichtliche Stellung und Bedeutung
des Papftthums fich auf den behandelten Zeitraum
befchränkt.

Wir dürfen vorausfetzen, dafs die vorzugsweife Befähigung
des Verf. zu einer folchen Darftellung für Jedermann
zum Voraus aufser Zweifel fteht. Was er über
die Benutzung anderer fagt, ift ein Ausdruck der Be-
fcheidenheit. Der Fachgelehrte lernt felbftverftändlich
von den wirklichen Fachgenoffen. Diefe hinwiederum
werden am beften erkennen, dafs er dabei auf eigenen
Füfsen fteht, und die gemeinverftändliche Arbeit überall
von der Sicherheit des Forfchens getragen ift. Auch
eben in der Auswahl aus den Mitarbeitern, der befon-
deren Anführungen neuerer Forfchungen zeigt fich dies
überall. Da ift nun eben das Hocherfreuliche diefer Darfteilung
, dafs ein Forfcher von diefer hervorragenden
Stellung eine folche gemeinverftändliche Ueberficht
fchreibt, und die in Deutfchland bis jetzt im allgemeinen
nicht überwundene Kluft zwifchen der gelehrten Unter-
fuchung und der Schrift für alle überbrückt. Ich glaube
fagen zu dürfen, dafs diefes in feltenem Mafse hier gelungen
ift. Denn ich darf bezeugen, dafs derjenige, der
mit diefen Dingen berufsmäfsig befchäftigt ift, die ganze
Darftellung mit der gröfsten Befriedigung lieft, und ich
bin überzeugt, dafs jeder andere fie mit gleichbleibender
Spannung und allfeitigem Nutzen lefen wird. Es ift
natürlich bei diefem mäfsigen Umfange über den weitläufigen
Gegenftand nicht alles gefagt, was gefagt werden
könnte. Aber es ift in gröfster Kürze ausserordentlich
viel gefagt. Und diefe Reichhaltigkeit des Stoffes hat
der Durchfichtigkeit und Ucberfichtlichkeit nirgends ge-
fchadet, wie das fo leicht zu gefchehen pflegt. Die Darfteilung
ift knapp und anfpruchslos, ohne die in der
neueren Gefchichtfchreibung nur zu häufige Manier der
Wichtigthuerei, und dabei überall frifch, das Räfonnement
ift fehr mäfsig, aber die nöthige Erläuterung fehlt nicht,
und wo fie nicht in ausdrücklichen Winken gegeben
wird, da liegt fie eben in der Gruppirung der Thatfachen
felbft. Es wäre zu wünfchen, dafs von den deutfehen
Gelehrten öfter in diefer Weife für das deutfehe Volk
gefchrieben würde.